Inhalt:
Ein nicht mehr junger Pfandleiher heiratet eine sehr junge (16), ruhige, freundliche (sanfte) Frau, die sich in einer persönlichen und finanziellen Notlage befindet in der Absicht, sie erst zu erziehen und an sich anzupassen, sie auf seine Vorstellungen und Lebensansicht "einzustellen", sozusagen geradezubiegen, um mit ihr dann ein "gute" Ehe zu führen. Die Geschichte wird aus der Gedankenwelt des Pfandleihers erzählt als alles vorüber ist. Was in der Frau vorgeht, muß man eher erahnen bzw. aus seinen Vorstellungen darüber entnehmen.
In dem dünnen Büchlein von 86 Seiten steckt eine große, traurige Geschichte, über eine junge, innerlich kämpferische, intelligente und sensible Frau mit idealistischen Grundsätzen, die von ihrem Mann, den sie als Retter in der Not kennenlernte, im Grunde demoralisiert und systematisch zerstört wird. Dabei ärgert beim Lesen am Meisten die anfängliche ungaubliche Selbstgerechtigkeit des Mannes, wie unfassbar "zufrieden" er während des Zerstörungsprozesses aus Schweigen, "erwachsener" Überlegenheit und nach außen dargstellter Gefühlskälte ist. Welche Genugtuung ihm seine Machtposition und seine "Überlegenheit" verschafft. Gleichzeit erkennt man (und auch er selbst) welch gescheiterter Mensch er selbst im Inneren ist.
Erst zum Schluß erkennt er, was er getan hat, welcher Fehler in seinem wahnwitzigen Gedankengang war und will alles rückgängig machen, plötzlich will er seine Liebe zeigen und seine Frau auf Händen tragen und erkennt in seinem Überschwang aber nicht, daß er seine Frau innerlich derart zugrundegerichtet hat, daß sie ihm nichts mehr entgegenbringen kann.... sie hat jede Fähigkeit und jedes Interesse zu Freude und Zuneigung ihm gegenüber verloren, einzig übrig geblieben ist ein klein wenig Stolz und Wille zur inneren Unabhängigkeit und sie entzieht sich dann auch auf endgültige, selbstzerstörerische Weise dieser Ehe.
Meinung:
Selten ein Buch gelesen in dem die Gefühle und Gedanken so atemlos, aus innerster Gedankenwelt heraus, mal aus seiner, mal aus mutmaßlich ihrer Sicht (was letztlich auch immer nur seine Sicht ist) erzählt werden, eben genauso ungeordnet, emotional wie sie in der Ausnahmesituation in der sich dieser Mann in dem Moment befindet gedacht werden ....
Ebenfalls noch nicht oft konnte ich dieses "Schweigen" das es zwischen Menschen gibt, die verschiedenen Arten des Schweigens so gut, fast spürbar beschrieben lesen. Insgesamt wirklich sehr lesenswert !
Für mich war es ein Einstieg in die Welt von Dostjewski's Literatur. Bevor ich mir eins der ganz großen (und langen! ) Werke vornehme , wollte ich erstmal sehen ob mir der Stil zusagt und ich werde sicher bald wieder etwas von dem Autor lesen, mich hat diese kleine große, psychologisch interessante Geschichte wirklich beeindruckt. Der Autor erzählt über das Wesentliche der Menschen, nämlich das was in den Köpfen und Herzen vorgeht ..... Was die wirklichen, inneren Beweggründe für Handlungen sind.
EDIT: Habe die vielen Leerzeilen am Ende des Beitrags gelöscht. LG, Saltanah