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Mitten in Amerika (That Old Ace in the Hole, 2002)
E. Annie Proulx
Mitten in Amerika, das ist in E. Annie Proulx Roman dort, wo die Bundesstaaten Texas und Oklahoma aneinandergrenzen. Wie viele Gebiete in den USA die auch nur annähernd die Form eines Griffs oder Stiel haben, werden sie Panhandle (Pfannengriff) genannt. Dieser Landstrich ist der eigentliche Held des Romans. Vor der Besiedelung durch die Einwanderer war dies ein Jagdgebiet der Indianer, die von den riesigen Büffelherden lebten, die wiederum in dem Grasland ideale Lebensbedingungen hatten. Für Landwirtschaft war das Gebiet nicht besonders geeignet. Nach der Ausrottung der Bisons ließen sich dennoch Farmer nieder. Im Laufe der Zeit wurden die Böden durch Erosion und Trockenheit immer weiter zerstört. Auch ein kurzzeitiger Boom durch Ölfunde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts konnte den Niedergang der Region nicht aufhalten.
In diese überhaupt nicht idyllische Gegend verschlägt es einen jungen Mann mit dem bezeichnenden Namen Bob Dollar. Bob wurde als Kind von seinen verschollenen Eltern bei seinem kauzigen Onkel Tambourine – kurz Tam- einem Trödelladenbesitzer, abgeliefert und wuchs in dessen Haushalt auf. Nach Abschluss von Schul- und Hochschulausbildung, die ihm auch zu keinem „guten Job“ verhelfen konnte, heuert er deshalb als Grundstücksscout bei einem der größten Schweinemastbetriebe an. Diese Schweinezuchten sind keine Farmen mehr, sondern Fleischfabriken, die mit ihren Ausdünstungen Umwelt und Menschen vergiften. Kein Wunder, dass die meisten Leute nicht erpicht darauf sind, diese Betriebe in der Nachbarschaft zu haben. Bobs Aufgabe ist es daher, inkognito Grundstücksbesitzer ausfindig zu machen, die zu einem Verkauf bereit sind,.
Die eigentliche Handlung ist damit auch schon erzählt. Sie bietet vor allem den Rahmen für die Geschichte der Region und die Geschichten ihrer Bewohner. Annie Proulx erzählt von Siedlern und Indianern, von Farmern, Cowboys und Windradbauern, von Ölmillionären, die unermesslich reich werden und von Ölmillionären, die alles wieder verlieren. Und sie erzählt ganz viel von der Landschaft und dem Wetter. Trockene endlose Ebenen unter denen ein Aquifer (hatte ich noch nie was von gehört) entlang führt, Gluthitze, sintflutartige Regenfälle, Tornados und Gewitter . Bob stolpert gutmütig und naiv von einer Begegnung zur nächsten, lässt dabei kaum eine Katastrophe aus und erinnert mehr an eine Märchenfigur als an einen Westernhelden und dennoch führt er den Leser wie ein Pionier auf Entdeckungsreise in eine unbekannte Welt. Land und Menschen werden präzise und anschaulich geschildert, die Autorin begleitet ihre Figuren mit Anteilnahme aber auch sanftem Spott.
In diesem Roman wird ein ganz anderes Amerika gezeigt, als in den meisten Romanen und Filmen. Ein ländliches, verfallenes Amerika, das auf einem anderen Kontinent zu liegen scheint als die urbane Glitzerwelt mit den riesigen modernen Millionenstädten. Aber auch das Bild des „Wilden Westens“ wird korrigiert. Dabei ist das Buch überhaupt keine Lehrstunde sondern im Gegenteil unterhaltsam und mit einer Menge Humor versehen.
Viele Grüße
christie