Sergio Ramírez – Chronik des Spitals San Juan de Dios

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    Der vollständige Titel, der die Länge des Betreffeldes sprengt, lautet Chronik des Spitals San Juan de Dios, aufgezeichnet von der Schwester María Teresa und ist damit fast länger als das Buch selbst :breitgrins:


    Inhalt: Ich muß hier mal etwas tun, was ich sonst vermeide, nämlich den Beschreibungstext vorne aus dem Buch zu übernehmen, aber ich könnte keine sinnvollere Zusammenfassung liefern.
    „Dies ist die Geschichte des Spitals San Juan de Dios, das von einem Erdbeben halb zerstört wurde; die Geschichte von Doña Adoración Villalta, die von einer amerikanischen Seitenlinie der Jungfrau María abstammte und eine geheime Sünde mit sich herumtrug; vom General Rosendo Mendiola, der eines Nachts im Krieg nach Hause kam, um seiner Frau zu vergeben, obwohl er vielleicht schon beim Übergang über den Fluß gefallen war; von Don Glauco María Mendiola, der im Bordell von Pacífico Columbrera einen Fremden tötete und der, weil man das Wort »Wassermelone« nicht von ihm fernhielt, im Mai spurlos verschwand; von Aurora Contreras, die ihrem Mann zuerst jahrelang das Haus sperrte und später jahrelang nach ihm suchen ließ; von José Rosendo Mendiola und Andrés Rosales, die im Meer ertranken; und von Casilda de las Mercedes Contreras, die José Rosendos Tod vorausahnte.“



    Meine Meinung: Diese Kurzbeschreibung klang für mich durchaus witzig, etwas absurd, aber das wundert mich bei lateinamerikanischen Büchern nicht mehr so sehr, weil ich dergleichen schon häufiger hatte. Dieser Roman krankt allerdings daran, daß er doch etwas zu wirr geraten ist, sowohl was die Personen als auch die Chronologie als auch die Erzählsituation angeht.


    Für die Personen hätte man einen Stammbaum malen müssen, auf dem vor lauter sich überkreuzenden Linien aber vermutlich nicht mehr viel zu erkennen gewesen wäre. Jedenfalls sind in diesem Dorf im wesentlichen zwei Familien ansässig, die Mendiolas und die Contreras, die sich dauernd untereinander heiraten und reproduzieren, so daß eine inzestbedingte Schwachsinnigkeit bei einigen Charakteren durchaus festzustellen ist. Bei den Erzählsituationen bin ich mir auch nicht ganz sicher. Überwiegend berichtet ein auktorialer Erzähler, immer wieder unterbrochen von einem Ich-Erzähler. Ich glaube, daß dies der in der Zusammenfassung genannte Andrés Rosales ist, der als Fremder und angehender Arzt an das Spital kommt. Jedenfalls war es wohl meistens, ich würde nicht beschwören, daß er es immer war.


    Die Chronologie der Erzählung springt lustig zwischen den Generationen hin und her. Da der Stil recht episodenhaft ausfällt, ist mir nicht immer sofort klar gewesen, in welchem zeitlichen Bezug die aktuell geschilderten Ereignissen zu zuvor erzählten stehen. Das hätte sich in Teilen mit dem oben bereits vermißten Stammbaum beheben lassen, aber bei Sprüngen innerhalb des Lebens einer Figur hätte dieser auch nichts genutzt. Für einzelne gute und gut erzählte Episoden gibt's aber doch nur


    2ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen