Francis Selormey – The Narrow Path

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt: Der Ich-Erzähler Kofi berichtet von seiner Kindheit und Jugend im spätkolonialen Ghana. Die Eltern hatten gegen den Wunsch der jeweiligen Familien geheiratet, Kofis Mutter Edzi gibt ihren Lehrerberuf mit der Ehe bzw. der Geburt ihres ältesten Sohns (des Erzählers) auf. Der Vater Nani ist auch Lehrer und die Familie muß häufig umziehen, wenn er von den katholischen Missionsoberen mal wieder an eine andere Schule versetzt wird. Die Notwendigkeit, jeweils eine Unterkunft zu finanzieren, zehrt die mühsam zusammengetragenen Ersparnisse auf. Zusätzlich zu Nanis und Edzis eigenen Kindern haben sie auch noch ein paar entfernte jüngere Verwandte im Haus, die als Gegenleistung für ihre Hilfe in Haus und Hof anständige Kleidung und eine Ausbildung bekommen. Dummerweise gibt es zwischen den Kindern im Haus aber immer wieder mal Reibereien, die häufig in Züchtigungen seitens Nanis enden. Sein ältester Sohn Kofi ist ein besonders beliebtes Opfer, sein Vater hält ihn für unzuverlässig, und Kofi scheint das immer wieder zu bestätigen. Es ist gar nicht so leicht, auf dem „schmalen Pfad“ der Tugendhaftigkeit zu wandeln, auch wenn am Ende ein Fahrrad winkt. Mit zwölf wird Kofi seinerseits zu einem master geschickt. Auch hier verläuft nicht alles so leicht, wie gewünscht und Kofi gerät – durchaus nicht unverschuldet – in manch dumme Situation, von der das verspielte Schulgeld eine der problematischsten ist. Die letzte Versetzung des Vater droht die Famile endgültig zu zerbrechen und Kofis Wunsch, Lehrer zu werden, in weite Ferne zu rücken.



    Meine Meinung: Vor allem vermittelt das Büchlein einen Eindruck vom Aufwachsen in einem strengen Elternhaus. Die spezifischen Verhältnisse in der Kolonie um die Mitte des 20. Jahrhunderts dienen vor allem dem Rahmen. So bekommt man zwar etwas über die Organisation der verschiedenen Haushalte mit, über die sozialen Strukturen und Beziehungen, aber das steht nicht im Mittelpunkt. Das ist sehr schade, denn hier hätte vieles aus der Kultur Eingang finden können. Europäer tauchen übrigens kaum auf, höchstens mal als Priester und eher im Hintergrund als diejenigen, die über den Einsatzort des Vaters entscheiden.


    Kofi versteht lange nicht, warum sein Vater ihn offensichtlich weniger liebt als die jüngeren Geschwister und warum er in solchem Maße Strafen bekommt. Erst spät dämmert ihm, was sein Vater als Erziehungsziel gesehen und durch Kofis „Unzuverlässigkeit“ in Gefahr sah. Daß die von Nani angewandten Methoden ausgesprochen zweifelhaft, die Ansprüche an ein Kind zu hoch sind und sowieso zuviel geprügelt wird (wenn auch manches Mal sicher aus Hilflosigkeit Nanis), ist dabei ein ganz anderes Thema. Vor allem der ständige Rohrstock wirkt heutzutage natürlich deplaziert, aber angesichts des Zeitpunktes des Handlung muß man sich darüber nicht wundern, schließlich sind auch hierzulande körperliche Züchtigungen in den Schulen erst in den 1970er Jahren verschwunden. So gewinnt die Erzählung zwar vermutlich einige Allgemeingültigkeit, weil sich in Kofi sicher viele Leser wiederfinden können, die selbst zu dieser Zeit groß geworden sind, aber ein paar Seiten mehr, um Land, Leute und Kultur besser in die Geschichte zu integrieren, hätten dem Büchlein gut getan.


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen