Ulrich Schädler (Hg.): Spiele der Menschheit. 5000 Jahre Kulturgeschichte der Gesellschaftsspiele. Primus Verlag 2008, 224 Seiten. (auch als vergünstigte Ausgabe bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft).
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Dieses Buch behandelt die Geschichte der Gesellschaftsspiele, wobei vor allem Ausstellungstücke des Schweizerischen Spielmuseums in La Tour-de-Peilz als Grundlage für die von verschiedenen Fachautoren verfassten Artikel genommen werden. Die einzelnen etwa 10 - 15 Seiten langen Kapitel sind reichlich und in hoher Qualität bebildert.
In den Kapiteln werden die folgenden Themen behandelt (ich gebe nicht die längeren Originalüberschriften wieder):
1. Würfel
2. Spiele in Ägypten und dem vorderen Orient
3. Backgammon
4. Mancala-Spiele
5. Spiele in Ostasien und Japan
6. Schachspiele
7. Spielkarten und Kartenspiele
8. Pachisi
9. Kegeln, Trou-Madame und Bagatelle
10. Lotterie und Lotto
11. 1778 - 1818
12. Deutsche Spieleproduktion 1850 - 1950
13. Spiel "Reise durch die Schweiz"
14. Brettspiele der Belle Epoque
15. Amerikanische Brettspiele
16. Die "Kleinen Pferde" - ein Casinospiel der Belle Epoque
17. Geldspielautomaten
18. Schweizerische Spiele
19. Spielende Frauen
Auswahlbibliographie und Index
Die Kapitel setzen sich mit der Geschichte und der Entwicklung der jeweils betrachteten Spielegattung auseinander. Spielregeln findet man nur oberflächlich erwähnt, dazu müsste man zum sehr guten Buch von Glonnegger: Das Spiele-Buch von 1999 (gibt es noch antiquarisch) greifen. Im Buch von Glonnegger kommt dann aber die Geschichte der Spiele etwas zu kurz, so dass sich beide Werke gut ergänzen, auch wenn bei Schädler wie aus dem Inhaltsverzeichnis ersichtlich nur ein Bruchteil der heutzutage gespielten Gesellschaftsspiele behandelt wird. Da würde man sich durchaus einige Zusatzkapitel zum Beispiel zu Memory wünschen.
Im Pachisi-Kapitel, eine Form von "Mensch-ärgere-dich-nicht", erfährt man die Ursprünge im 16 Jh.. Der indische Herrscher Akbar spielte im Hof seines Palastes dieses Spiel, wobei er "unzweifelhaft schöne Mädchen als Spielsteine" benutzte und diese sich durch die Farben ihrer Kleider unterschieden. Ebenfalls interessant sind die Kapitel, in denen heute ausgestorbene Spiele wie die Tischkegelspiele oder das französische "Kleine Pferde"-Spiel beschrieben werden. Über die eigenen Lieblingsspiele hätte man natürlich gerne mehr erfahren, manchmal hätte ich mir auch etwas mehr Empathie der Autoren gewünscht. So ist die Geschichte der Spiele etwas zu nüchtern, man kann diese Sachlichkeit dem Buch aber auch positiv anrechnen.
Gruß, Thomas