Gabriele Marie Cristen - Sisi: Ein Traum von Liebe

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    Es beginnt wie ein märchenhafter Traum: die fünfzehnjährige Prinzessin von Bayern verliebt sich auf den ersten Blick in den österreichischen Jungkaiser Franz Joseph, der eigentlich ihre ältere Schwester heiraten sollte. Nur wenig später stehen die beiden vor dem Traualtar, doch schon sehr bald weicht die erste Verliebtheit der ernüchternden Erkenntnis, dass sie die "ehelichen Pflichten" nicht mag und vor allem den goldenen Käfig hasst, in dem sie als Kaiserin lebt - das steife Hofprotokoll, das hohle Salongeplauder, die Kleidervorschriften, den Klatsch und Tratsch unter den Hofdamen wie beim Volk. Ständig will man sie in irgendeiner Weise erziehen und bereden, allen voran die Mutter des Kaisers, die ihr sogar ihre Kinder entfremdet, weil sie ihnen eine "standesgemäße" Erziehung angedeihen lassen will. Ihr Interesse an Politik ist nicht erwünscht.


    Mit den wechselnden Affären ihres Mannes arrangiert sich Sisi irgendwann und widmet sich auf fast schon fanatische Weise ihrer Leidenschaft für körperliche Betätigung und ihren Tieren, bis sie auf einer Reise nach Ungarn ihr Herz für Land und Leute entdeckt, insbesondere für den schneidigen Grafen Andrássy - was erneut für Unruhe sorgt.


    Der Roman ist aus Sisis Perspektive geschrieben, vom ersten Zusammentreffen mit Franz Joseph bis zu einem ihrer letzten Lebenstage. In lockerem Plauderton und mit viel Gefühl erzählt die legendäre Kaiserin von ihrer vermeintlichen Traumehe, in der ihre wirkliche Person jedoch nie eine echte Rolle spielen durfte und immer in ein Korsett aus gesellschaftlichen und protokollarischen Zwängen eingeschnürt war. Was so traumhaft beginnt, entpuppt sich immer mehr als Alptraum, bis sie sich, von immer neuen Schicksalsschlägen und Enttäuschungen heimgesucht, am Ende fast völlig in sich zurückzieht, obwohl sie doch eigentlich eine starke, eigenwillige Persönlichkeit ist.


    Ohne den schwülstigen Zuckerguss der Filme begleiten wir den Lebensweg einer Frau, die mit ihrem Freiheitsdrang und dem Wunsch nach Unabhängigkeit einfach nicht in ihre Zeit und ihre Position zu passen scheint. Wie gut das Buch tatsächlich recherchiert ist, kann ich nicht beurteilen, aber ich kann mir zumindest nach der Lektüre gut vorstellen, dass vieles sich so zugetragen haben könnte.


    Ein wenig vermisst habe ich in dem ansonsten sehr netten Historienschmöker allerdings ein Nachwort, das die Anteile von Fakten und Fiktion im Buch erläutert.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen