[Namibia] Giselher W. Hoffmann – Die Erstgeborenen

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    Inhalt: Der alte Ecksteen betreibt ein Kramladen in der Kleinststadt Gochas. Sein „Mitarbeiter“ Benjamin, ein Halb-Nama, berichtet ihm eines Tages, daß ein Buschmann ihm von einem Berg in der Kalahari erzählt habe. Aus den Beschreibungen wird Ecksteen klar, daß es dort Diamanten geben muß. So verkauft er kurzerhand seinen Laden, erwirbt die Ansprüche auf das Land, in dem sich dieser Berg wahrscheinlich befinden muß und errichtet dort mit Frau und Sohn zur Tarnung eine Farm. Die Suche bleibt erfolglos, so kommt der Zusammenstoß mit einer Gwi-Sippe gerade recht, denn Ecksteen geht davon aus, daß ihn diese zu dem ominösen Berg führen können. Zwar gelingt es Vater und Sohn Ecksteen, einen der Gwi gefangenzunehmen, aber der alte Ecksteen bekommt bei dieser Gelegenheit einen vergifteten Pfeil ab. Bis man wieder auf der Farm ist, ist er tot.


    Johan Ecksteen will nun unbedingt das Vermächtnis seines Vaters erfüllen, nach dem Berg suchen (der auch eine Quelle beherbergen soll und daher als Wasserreservoir interessant wäre) und sich dabei des gefangenen Buschmanns, den man kurzerhand Nossob nennt, obwohl er Katuma heißt, bedienen. Für die Mutter ist der Tod des Alten die willkommene Gelegenheit, die ungeliebte Farm zu verlassen. Sie verkauft die Hälfte und läßt sich in der Stadt nieder. Zur Unterstützung bekommt Johan eine Haushälterin, die junge Deutsche Syria Landtberg, die ihre Kleiderfabrik hinter sich gelassen hat, um in Südwestafrika zu Entscheidungen über ihr weiteres Leben zu finden. Eine Gwi-Sippe, unter anderem Katumas Bruder Hagao, kommt auf ihrer Suche nach Nahrung auf das Gebiet von Ecksteens Farm und angesichts der leicht zu jagenden Tiere (Ecksteen hält Rinder und Schafe) halten sie es für ein gutes Jagdgebiet. So ist der nächste Zusammenstoß vorprogrammiert ...



    Meine Meinung: Aus wechselnden Perspekiven erzählt Hoffmann seine Geschichte, wobei er sich meist eines auktorialen Erzählers bedient, für Katuma eines Ich-Erzählers. Das ermöglicht recht interessante Einblicke in das Beziehungsgeflecht der verschiedenen Gruppen, zwischen denen Katuma das Bindeglied darstellt, und die zwangsläufigen Quellen der (tödlichen) Mißverständnisse. Da Hoffmann als Berufsjäger lange mit einem Gwi unterwegs war, gehe ich auch davon aus, daß seine Beschreibungen des perfekt an die schwierigen äußeren Bedingungen angepaßten Lebens der San richtig sind, und insbesondere diese haben mich auch vor allem fasziniert.


    Die Geschichte selbst ist demgegenüber fast zu vernachlässigen und folgt durchaus einigen Stereotypen wie man sie vor allem aus der Abenteuerliteratur kennt. Dankenswerterweise verläuft aber die Zuordnung gut-böse nicht einfach stur anhand der Hautfarbe. Gleichwohl sollte man keine tiefschürfenden Charakterstudien erwarten und von einer Entwicklung der Protagonisten kann auch nur bedingt die Rede sein. Am ehesten trifft sie zwangsweise noch Katuma, aber inwieweit sie dort äußerlich als pure Anpassung (auch aus Bequemlichkeit) bleibt oder auch aus inneren Antrieben erfolgt, ist zumindest diskutabel.


    Hoffmann, Enkel deutscher Einwanderer in Namibia, ist nicht unumstritten. In der deutschstämmigen Gemeinde des Landes hat man ihm wohl vor allem seinen Roman Die verlorenen Jahre übelgenommen, allerdings kann man ihm zugute halten, daß er in seinen Romanen den verschiedenen Volksgruppen (San, Nama, Himba) eine Stimme zu geben versucht. Manfred Loimeier hat diesen Zwiespalt wie folgt beschrieben:


    Zitat

    Indem Hoffmann Elemente der Unterhaltungsliteratur verwendet – unmögliche Liebesbeziehungen, exotische Kulissen –, bleibt er aber den Prinzipien der Kolonialliteratur verhaftet. Wenngleich sein Werk gekennzeichnet ist vom Bemühen, der Multinationalität in Namibia gerecht zu werden, so zeigt sich doch, dass gerade der Historizismus seiner Romane dazu beiträgt, die Gegenwart Namibias auszublenden und gleichsam mit kolonialem Blick auf Namibia zu schauen. Insofern verkörpert Hoffmanns Werk den Widerspruch, sich von europäischer/deutscher Literatur über Namibia abgrenzen zu wollen, indes nicht den europäischen Blick auf Namibia ablegen zu können.


    Quelle: Mont Cameroun, Band 4.


    Diesen Kontext sollte man beim Lesen ein bißchen im Hinterkopf behalten, dann kann man es durchaus als spannende Geschichte lesen, ohne die Sichtweise des Autors unbewußt mitaufzunehmen.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()