J.M. Coetzee – Elizabeth Costello

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    Der südafrikanische Schriftsteller J.M. Coetzee ist zweimaliger Träger des Booker-Preises sowie Nobelpreisträger des Jahres 2003.


    „Elizabeth Costello“ gehört nicht zu den prämierten Titeln, der Roman stammt aus dem Jahr 2004. Erzählt wird die Geschichte einer alternden australischen Schriftstellerin anhand einiger Episoden aus ihrem zumeist öffentlichen Leben. Zunächst begleiten wir sie zu einer Preisverleihung, wo sie eine Dankesrede hält, dann auf eine Kreuzfahrt, auf der bekannte Persönlichkeiten aus dem Geistesleben umsonst mitreisen, wenn sie dafür für das bildungsbürgerliche Publikum einen Vortrag oder einen Workshop abhalten. Wir begleiten sie zu ihrem Sohn und der Schwiegertochter, zu der sie ein gespanntes Verhältnis hat, was sich bei dem Vortrag, den sie an der Universität hält, an der Sohn und Schwiegertochter beschäftigt sind, deutlich zeigt. Es zeigt sich, dass Elizabeth Costello eine engagierte Tierrechtlerin ist, die auch nicht vor Vergleichen zwischen Massentierhaltung und KZs zurückschreckt. Diese Thematik wird in einer späteren Episode in Amsterdam noch einmal aufgenommen. Zwischendrin reisen wir mit Elizabeth Costello noch zu ihrer Schwester, einer Nonne, die in Afrika humanitäre Dienste leistet, und dafür mit einem Preis ausgezeichnet werden soll. Auch um das Verhältnis der beiden Schwestern ist es nicht zum Besten bestellt. Schließlich steht am Ende des Buches eine kafkaeske Episode, in der Elizabeth Costello (vor dem Himmelstor? Die Episode ist mit „Vor dem Tor“ überschrieben) über ihr Leben Rechenschaft ablegen soll. Doch sie weigert sich Ziele und klare Positionen ihres Lebens zu formulieren, besteht auf ihrer Rolle als unparteiische Chronistin. Das Buch endet mit einer Variation über den Hofmannsthalschen Chandos-Brief, einem berühmten Dokument der klassischen Moderne zur Unzulänglichkeit der Sprache.


    Insgesamt eine durchaus interessante Lektüre, die nicht so sehr auf zusammenhängende Handlung, denn auf genaue Charakterstudie setzt. Dabei ist die tiefe Resignation der Hauptfigur, die ihre besten Zeiten, in denen sie durch ihr Buch über Molly Bloom einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, hinter sich hat. Eine Frau, nicht geliebt, nicht bewundert, durchaus von einigem Geist, aber nicht brillant und ohne wirkliche Lust am Dialog. Eher eine Person, die die Neugier verloren hat und auf ihren zum Teil abseitigen Positionen beharrt. Im Gegensatz zu ihrer – auch nicht unbedingt sympathisch gezeichneten – Schwester eine Frau ohne tiefe Überzeugungen. Die Tierrechtsdebatte erscheint eher wie ein trotziges Festhalten an irgendetwas, das eben auch etwas anderes sein könnte.
    Kein verstörender, aber ein gedämpfter, hoffnungsloser Text, der zugleich in seiner Abkehr von jedem echten Dialog etwas Müdes und Resigniertes aus jeder Zeile ausstrahlt. Ein Dokument der Enttäuschung und der Selbstaufgabe, das dabei durchaus gut lesbar bleibt.



    [size=1]Betreff etwas übersichtlicher gestaltet und amazon-Link an den Anfang gesetzt. LG, Aldawen[/size]

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()