[Sudan] Tajjib Salich – Sains Hochzeit

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt: Das Dorf an der Nilbiegung ist in heller Aufregung: Sain wird heiraten! Es ist wirklich unglaublich. Sain ist nämlich ein Außenseiter, wenn auch nicht unbeliebt. Er ist eher häßlich, immer hungrig, aber dafür mit einem herzhaften Lachen gesegnet. Daß er sich alle Naselang verliebt und damit vor allem die jungen Männer auf die hübschesten Mädchen im Umkreis aufmerksam macht, nutzen die Mütter allerdings gerne, um ihre Töchter gut zu verheiraten. Und Sain hat einen besonderen Freund, den alten Asketen Hanîn, der von Sain als „Gesegnetem“ spricht. Eine Auseinadersetzung mit Saifaldîn, ein Säufer und Tunichtgut, der Sain bei der Hochzeit seiner Schwester eins mit Axt überzog, endet für Saifaldîn fast tödlich, wäre Hanîn nicht eingeschritten. An diesem Abend prophezeihte Hanîn auch, Sain würde das beste Mädchen im Dorf heiraten und im ganzen folgenden Jahr können sich die Dörfler über die Wunder, die ihnen passieren, von der Ernte bis zur Beachtung durch die Regierung, nicht genug wundern. Und nun gibt es tatsächlich auch noch Sains Hochzeit ...



    Meine Meinung: Auch dieser Roman ist im Kosmos des sudanesischen Dorfes an der Nilbiegung angesiedelt, das in Salichs anderen Romanen und Erzählungen den Rahmen bildet. Wer diese kennt, trifft eine ganze Anzahl alter Bekannter wieder. Trotzdem unterscheidet sich dieser Roman grundlegend von Zeit der Nordwanderung und erst recht von Bandarschâh, denn der Erzählton ist ausgesprochen locker, über allem schwebt eine heitere Stimmung, die nicht einmal der strenge Imam zu verderben vermag.


    Sains Hochzeit teilt aber mit den anderen Romanen auch etwas, nämlich Salichs Thema der Begegnung von Tradition und Moderne, von sudanesischem Dorf und westlicher Zivilisation. Und wie zu erwarten hat beides Licht- und Schattenseiten. Der westliche Lebensstil macht aus Saifaldîn den Säufer, der zu Prostituierten läuft und das Geld seines verstorbenen Vaters zum Fenster hinauswirft, der sich damit selbst außerhalb seiner Gemeinschaft stellt, bis zu seinem Schlüsselerlebnis der Beinahe-Ermordung durch Sain und die Rettung durch Hanîn. Danach wendet er sich einem gottesfürchtigen Leben zu und schafft damit die Reintegration in die Dorfgemeinschaft. Bei Sain ist es eher umgekehrt. Sein Äußeres, sein etwas irres Verhalten machen ihn zu einem Außenseiter, und er pflegt auch vor allem Kontakt mit den übrigen Benachteiligten, seien sie nun taub oder lahm. Als Dorforiginal gehört er zwar irgendwie dazu, aber im Vergleich zu den anderen Männern nicht so richtig. Das ändert sich zumindest teilweise, als er nach Saifaldîns Axthieb aus dem Krankenhaus zurückkommt, wo man ihm zusätzlich zur eigentlichen Behandlung gleich noch ein neues, strahlendes Gebiß verpaßt hat, das ihn gleich viel attraktiver macht als seine Zahnstummel.


    Die Verbindung beider Welten erfährt in der Versöhnung zwischen Sain und Saifaldîn, dem folgenden guten Jahr fürs Dorf und Sains Hochzeitsfest einen Höhepunkt. Und nur Sain bemerkt dabei, daß seine Hochzeit eigentlich Hanîns Fest ist.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()