Andreas Sommer - Der Drache am Himmel

  • Hi!


    Ich möchte heute ein Buch eines Schweizer Autoren vorstellen, das ich eigentlich nur gelesen habe, weil er ein Nachbar meiner Chefin ist. Ich hatte keine grossen Erwartungen (moderne Schweizer Autoren schreiben meiner Erfahrung nach oft Bücher, die ich langweilig finde) und wurde positiv überrascht.


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    Inhalt:
    Der Teufel hat genug davon, dass die Schuld am Unglück der Menschen immer auf ihn geschoben wird. Deshalb nimmt er die Gestalt des Verlegers Henry Lauterbach an und lässt sich in einem kleinen Städtchen am Bodensee nieder, um den Menschen dort Gutes zu tun und damit zu beweisen, dass der Teufel gar kein Teufel ist.


    Meine Meinung:
    Wie viel Schuld oder Verantwortung trägt jeder Mensch für sein Schicksal? Ist der Teufel nur eine billige Ausrede, wenn wir Dinge tun, von denen wir genau wissen, dass sie falsch sind? Wer entscheidet, ob wir den moralisch richtigen, dafür unbequemen Weg einschlagen, wenn es darum geht, eigene Fehler einzugestehen? Wer stösst uns immer wieder auf den moralisch falschen, aber sehr viel komfortableren Weg des Leugnens und des Schweigens, auf dem wir nur von unserem eigenen schlechten Gewissen belästigt werden und nicht auch noch von Familie, Freunden, Bekannten, Arbeitgeber oder Polizei?


    Um diese und ähnliche Fragen dreht sich «Der Drache am Himmel» und das Buch kann einen wirklich zum Nachdenken bringen – unabhängig davon, ob man selber an den Teufel glaubt oder nicht; es gibt schliesslich genug Leute da draussen, die genau das in der einen oder anderen Form tun und es ist ein zutiefst menschlicher Zug, die Schuld für Verfehlungen nicht zuerst bei sich selber zu suchen. Und genau darum geht es in dem Buch: Wann ist ein Mensch allein verantwortlich für sein Handeln? Natürlich wird die Frage nicht beantwortet und es ist jedem selber überlassen, seine Schlüsse aus der Geschichte zu ziehen.


    Auch wenn es in «Der Drache am Himmel» um schwerwiegene Fragen und menschliche Abgründe geht, so ist es doch ein heiterer Roman, der sich leicht lesen lässt und bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt. Die Charaktere sind alle leicht überzeichnet und auf ihre Art verschroben, sie stehen jedoch alle für gewisse Typen. Von der verwöhnten Unternehmersgattin über den verunsicherten Pfarrer bis zum mächtigen Vorstand des Segelclubs, der das wahre Sagen im Dorfe hat, gibts in dem Buch so ziemlich alles, was man in einer beliebigen Kleinstadt antreffen kann.


    Entsprechend beginnt die Geschichte auch ziemlich normal, um nicht zu sagen behäbig und fast langweilig. Nach knapp der Hälfte machte ich mir schon Sorgen, dass es wieder eins von den Bücher sein würde, die zwar ganz nett sind, bei denen man sich aber unweigerlich fragt, ob man die Zeit nicht produktiver mit Nasebohren verbracht hätte. Es kam dann glücklicherweise anders heraus. Es gab nämlich plötzlich einen Plot à la Verwechslungskomödie (nur auf einem ernsteren Niveau) und verschiedene Bemühungen verschiedener Protagonisten, alles wieder gerade zu biegen – was natürlich nicht immer zum gewünschten Resultat führt. Es war eine durchaus unterhaltsame, manchmal sogar dramatische Lektüre.


    Fazit:
    Leichte und clevere Unterhaltung zu einem schweren Thema.


    7 von 10 Punkten

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.