[Nigeria] Aliyu Abdullahi Jibia – The Hunt Begins

  • (keine ISBN)


    Inhalt: Saidu ist die Hoffnung seines Onkels, der ihn großgezogen hat: Wenn er demnächst endlich die Schule abschließt, wird der Junge bestimmt einen guten Job bekommen und seinen Onkel und dessen Familie unterstützen. Allerdings hat Saidu umgekehrt wenig Interesse daran, dieser Erwartungshaltung zu entsprechen und bemüht sich auch nicht sonderlich um seinen Abschluß, stattdessen hängt er mit Freunden ab. Nicht einmal zur Beerdigung seines Onkels fährt er nach Hause. Jahre später, als ein alter Schulfreund ihn wieder aufsucht, ist dieser erstaunt, Saidu völlig verändert zu finden. Saidu hat „Karriere“ bei der Zollverwaltung gemacht, und seine Einkünfte spiegeln das wieder. Deshalb glaubt Saidu auch, andere Menschen, die auf eine Arbeit angewiesen sind, benutzen zu dürfen, besonders, wenn es sich um hübsche, junge Frauen handelt. Es braucht mehr als einen Anstoß seines Freundes und vor allem eine drohende Untersuchung von Unregelmäßigkeiten, um Saidu mit seiner Jugendliebe Mariam zusammenzubringen.



    Meine Meinung: Diese Inhaltsangabe kann leider nicht wiedergeben, wie schlecht das Buch selbst war. Ganz abgesehen davon, daß die Story ohnehin schon recht dünn war, war sie auch noch miserabel erzählt. Etliche Dialoge zwischen den Studenten klangen eher wie aus einem Ökonomie- oder Soziologiebuch abgeschrieben, selbst zu meinen eigenen aktiven Politikzeiten habe ich niemanden erlebt, der so diskutiert hätte (und ich habe einige (Möchtegern-)Theoretiker erlebt :rollen: ). Ein Teil der Unverständlichkeiten lag aber auch (und das ist vielleicht eher ein Problem des Verlags als des Autors) in der äußeren Gestaltung. In Dialogen begann nicht mit einem Sprecherwechsel eine neue Zeile, nein, da konnten auch drei oder vier Leute in einem Absatz reden, wer es jeweils war, erfuhr man immer erst am Ende des Satzes. Da zudem wohl die Anführungszeichen rationiert waren, konnte man auch nicht immer erkennen, wo nun die wörtliche Rede gerade anfing oder aufhörte. Auch darüber hinaus wimmelte es vor Druckfehlern, aber selbst Syntax- und schlichte Wortfehler waren häufig und störten beim Lesen ziemlich.


    Die innere Logik der Geschichte wies einige Sonderlichkeiten auf. Nicht nur, daß die zeitliche Zuordnung und der Ablauf ausgesprochen zweifelhaft war, auch sachliche Unmöglichkeiten kamen vor. Das drastischste Beispiel dafür sei kurz angeführt. Saidus Onkel hat mit seiner Frau vier kleine Kinder. Nach dem Tod des Onkels fährt die Frau mit diesen zu Verwandten in die nächste Stadt. Eines Tages, als sie mit allen vier Kindern, zwei an jeder Hand, eine Straße überquert, werden zwei der Kinder überfahren. Offensichtlich verfügt das Leichenschauhaus, in das die toten Kinder gebracht wurden, aber über geradezu übernatürliche Mittel, denn nur eine halbe Seite weiter wird berichtet, daß sich alle vier Kinder nach ihrem Aufwachsen im Waisenhaus bis ins Erwachsenenalter hinein regelmäßig treffen. Also 4 minus 2 gleich 4. Interessante Mathematik.


    Bei knapp 100 Seiten konnte ich mich dann gerade noch dazu überreden, diesen Unfug nicht abzubrechen, bei einem längeren Text hätte ich das sicher getan. Die eine Ratte bleibt dann nur noch stehen, weil Jibia wenigstens ansatzweise zu zeigen vermag, wie Korruption und Seilschaften sich durch alle Lebensbereiche ziehen.


    1ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen