[Nigeria] Jude Dibia – Unbridled

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    Inhalt: Ngozi lebt in Lagos mit Princess und Uloma, die einen Schönheitssalon betreiben, und hilft den beiden auch bei der Arbeit. Seit einiger Zeit hat sie übers Internet Kontakt mit einem Engländer, der sie unbedingt zu sich holen möchte, um sie zu heiraten. Die Aussicht auf ein ganz anderes, und wie Ngozi hofft: besseres, Leben läßt sie schließlich ihre Sachen packen. Aber sehr schnell stellt sich heraus, daß James eine Fassade entworfen hatte, an seinem familiären Hintergrund stimmt nichts. Außerdem teilt er seine Wohnung mit dem Nigerianer Providence und Thomas, der aus der Karibik stammt. Ngozi ist anfänglich irritiert, ergibt sich dann aber mehr ode weniger in ihr Schicksal, auch als sie feststellt, daß James offensichtlich nicht nur Geld genommen hat, sondern auch ihren Reisepaß versteckt. Erst als sie sich mit ihrer Nachbarin Bessie, die aus Ghana kommt, anfreundet, lebt sie wieder auf, weshalb James ihr auch prompt den Umgang mit Bessie verbietet. Darüber setzt sich Ngozi allerdings hinweg. Es dauert ein Jahr, bis James endlich das Versprechen einlöst, sie zu heiraten. Als sie dann ihren neuen britischen Paß bekommt, versteckt sie diesen vor James, um die Chance zu haben, sich irgendwann von ihm zu lösen. Schließlich hat ihr Providence, als James ihn aus der Wohnung geworfen hat, seine Telefonnummer gegeben. Und immer wieder kreisen Ngozis Gedanken um ihre Lebensgeschichte und das, was sie in Nigeria zurücklassen wollte ...



    Meine Meinung: Dibia erzählt mit vielen Rückblenden und keinesfalls chronologisch. Das hält sich auch nicht Kapitelgrenzen, ist aber durch entsprechende Abschnittstrennungen trotzdem gut nachzuvollziehen, ich wußte immer, wo in Ngozis Geschichte ich mich gerade befinde. Und auf Grund dieser Erzählstruktur war ich mir frühzeitig sicher, worin Ngozis großes Geheimnis besteht, was dieses Trauma sein muß, das sie in Nigeria zurücklassen wollte, auch wenn es erst recht spät tatsächlich aufgelöst wird. Die Hinweise darauf waren einfach sehr eindeutig: der abgebrochene Kontakt zu den Eltern und Geschwistern, der Widerwille, mit dem ihr Onkel und vor allem ihre Tante in Lagos sie schon aufgenommen haben, die Leichtigkeit, mit der ihre Tante sie aus dem Haus wirft, als sie erfährt, daß sie mit dem reichen Nachbarsjungen schläft. Daß Ngozi in dieser ersten Nacht nach dem Rauswurf ausgerechnet an Princess und Uloma gerät, ist ihr großes Glück. Vor allem Princess' Lebensgeschichte ist auch nicht frei von Demütigungen und Niederlagen, so daß Ngozi dort offene Ohren und Arme findet. Das ging auch alles in Ordnung.


    Auf Grund ihrer Erfahrungen hätte Ngozi vermutlich die gleichen Probleme, die in England und ihrer Beziehung mit James auf sie einstürzen, auch andernorts gehabt. Im Grunde hat sie noch einen „einfachen“ Weg gewählt, denn in England ist ihr zumindest die Sprache nicht fremd. Daher war ich auch etwas irritiert über ihre Zögerlichkeit. Es wäre schließlich nicht so gewesen, daß sie nicht zu Behörden etc. hätte gehen können, um sich über Dinge zu erkundigen, oder sich verständlich zu machen, als James anfängt, sie zu prügeln. Dazu hat sie einen Freund in Providence, auch wenn sie daran lange nicht glaubt. Diesen Zweifel habe ich aber durchaus nachvollziehen können, und das nicht nur, und vielleicht nicht einmal vorrangig, wegen Ngozis verständlichem Mißtrauen, sondern weil Providence kurz vor'm Heiligenschein steht. Das war mir zu dick aufgetragen. Die interessanteste Frage war daher für mich, wie Ngozi sich von James löst, denn daß sie dies tut, wird zu Beginn eindeutig gesagt. Insgesamt war das dann aber doch ein bißchen zu wenig für einen wirklich guten Roman.


    3ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen