[Nigeria] Naan Pocen – The Songs in Her Soul

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    Es handelt sich um eine Sammlung von 19 Kurzgeschichten, die fast alle in Nigeria spielen (einige allerdings auch in Italien, da die Autorin dort lebt, eine sogar in der Karibik), und gemeinsam ist ihnen, daß sie aus der Sicht von Frauen erzählen, entweder über andere Frauen oder als Ich-Erzählerinnen über sich selbst. Und vielfach geht es dabei um Ehe, Beziehungen, Geschlechterverhältnis.


    Dabei werden vor allem die Restriktionen, denen diese Frauen unterworfen sind, deutlich. Diese ergeben sich aus traditionellem Rollenbild und -anspruch, die Frauen in der nigerianischen Gesellschaft immer noch zu erfüllen haben. Wer dagegen aufbegehrt, muß sich darauf einstellen, gründlich niedergebügelt zu werden, und das Aufstehen danach ist ziemlich schwer, wenn es überhaupt gelingt. Es kann nämlich genauso gut zu einer Stigmatisierung als „Hexe“ führen oder zur Prostitution. Eine Frau, die von ihrem Mann aus dem Haus geworfen wird, wird z. B. auch keinen Anwalt finden, der ihre Sache vor Gericht bringt, selbst wenn sie im Recht wäre. Und auch ihre Kinder wird man ihr vorenthalten, was zwar gegen das Gesetz ist, aber von der Gesellschaft trotzdem toleriert wird, weil Kinder eben dem Mann „gehören“. Nicht einmal der Gang ins Ausland oder die Ehe mit einem Europäer vermag an der schwierigen Rolle etwas grundsätzliches zu ändern, was zum einen daran liegt, daß die Frauen sich auch nicht so ohne weiteres über ihre Erziehung hinwegsetzen können, zum anderen daran, daß genau ein solcher Typus von den beschriebenen Männern auch gesucht wird.


    Insgesamt ist daher nicht verwunderlich, daß ein ausgesprochen düsterer und fast schon hoffnungsloser Tonfall durch diese Geschichten zieht, auch wenn es Lichtblicke gibt. Aber aufmunternde Lektüre war es nicht gerade. Bedauerlicherweise bleibt durch das Format der Kurzgeschichten eine tiefere Einsicht in die Psychologie die Frauen auf der Strecke. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen werden zwar so weit einbezogen, wie es unbedingt erforderlich ist, aber dazu hätte ich mir an vielen Stellen mehr Tiefe und Ausführlichkeit gewünscht. Und zu guter Letzt fehlt völlig die männliche Perspektive, die zumindest mit ein, zwei Geschichten hätte vertreten sein sollen, um das Bild abzurunden.


    3ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen