[Nigeria] Amos Tutuola – Der Palmweintrinker

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    Inhalt: Der namenlose Ich-Erzähler bekennt direkt am Anfang, daß er seit seinem zehnten Lebensjahr eigentlich nichts anderes getan hat, als täglich fässerweise Palmwein zu trinken. Als sein Palmweinzapfer eines Tages bei einem Sturz von einer Palme ums Leben kommt, bleibt der Nachschub und vor allem auch die Freunde, die als regelmäßige Besucher zu Gast waren, aus. Der Erzähler macht sich daher auf den Weg, seinen toten Palmweinzapfer zurückzuholen. Die Reise wird viele Jahre dauern und ihn in eine Vielzahl von gefährlichen Begegnungen mit Geistwesen und Unholden aller Art stürzen. Er gewinnt auf dem Weg auch eine Frau, die er aus ihrer Gefangenschaft befreit. Sie hatte sich auf dem Markt in einen gutaussehenden Mann verliebt und war diesem in den Busch gefolgt. Aber auf dem Weg gibt dieser Stück für Stück seinen zusammengeborgten Körper wieder ab und am Ende bleibt nur ein Schädel übrig. Nach vielen Abenteuern und Gefahren erreichen der Erzähler und seine Frau endlich die Totenstadt, aber den Zapfer können sie nicht mehr mit zurücknehmen. Sie kehren nach Hause zurück, wo eine große Hungersnot herrscht, die der Erzähler eine Weile mit einem besonderen Ei zu bekämpfen vermag, bis dieses zerstört wird. Aber ein besonderes Opfer beendet dann auch die Hungersnot.



    Meine Meinung: Dieses Buch ist Amos Tutuolas ersters Werk, geschrieben 1946, erstmals erschienen 1952, und es fand recht gemischte Aufnahme. Vor allem in Nigeria selbst wurde es wegen seines schlechten Englisch und der Vermischung von traditionellen Erzählmotiven mit modernen Inhalten, die die Rückständigkeit der Afrikaner zu belegen schienen, stark kritisiert. Tutuola erhielt nur sechs Jahre Schulbildung, und seine Erzählweise ist noch sehr stark von Mündlichkeit geprägt, einen typischen Roman nach europäischen Maßstäben mit ausgefeiltem Spannungsbogen bekommt man hier nicht. Dennoch hat er eine ganze Reihe von afrikanischen, speziell nigerianischen Autoren beeinflußt und gehört deshalb wohl auch mit Recht auf die Liste der Africa's 100 Best Books of the 20th Century.


    Die Geschichte selbst entfaltet sich als eine Folge von kleineren, in sich jeweils abgeschlossenen Geschichten oder Episoden, die durch den Erzähler und seine Reise zur Stadt der Toten ihren Zusammenhang erhalten. In den vielen gefährlichen Wesen, die den Weg säumen, zeigen sich nicht nur die ganz handgreiflichen Gefahren des Busches, wenn auch in mythischer Verbrämung, sondern vor allem auch solche moralischer Art. Sie zeigen aber auch, wie man sich durch Gewitzheit und, passend zur phantastischen Umwelt, durch geeignetes Juju (Zauberkraft) aus vielen Situationen befreien und sie manchmal sogar zum Vorteil wenden kann.


    Interessant, wenn auch im ersten Moment vielleicht irritierend, ist die Art und Weise, wie die Moderne in die traditionellen Erzählungen Eingang gefunden hat. Das zeigt sich z. B. an ausgesprochen präzisen Angaben von Uhrzeiten, an Geldbeträgen, die nicht mehr in Kaurimuscheln o. ä., sondern in Pfund und Schilling ausgedrückt werden, oder auch an Gerätschaften, die in die moderne Welt gehören. In dieser Vermischung wird ein wesentliches Element mündlicher Erzähltraditionen deutlich, denn erzählte Geschichten wandeln sich je nach Erzähler, Zuhörer und spezifischem Umfeld und passen sich den jeweiligen Gegebenheiten an. Daß Tutuola dies nun in eine schriftliche Form übertragen hat, ändert daran nichts, sondern weist ihn vor allem als geborenen Erzähler aus. Der Stil ist durch eher einfache Sätze charakterisiert, die manches Mal auch gar nicht zu einem rechten Ende geführt werden, sondern eher langsam auszulaufen scheinen. Aber auch das kann man sich gut als Ergebnis einer mündlich vorgetragenen Erzählung vorstellen. Störend fand ich beim Lesen aber, daß Personalpronomen häufig erläutert wurden, indem in Klammern dahinter gesetzt wurde, wer denn dort gemeint war, obwohl das in der Regel aus dem Zusammenhang eindeutig zu beantworten war, daran habe ich mich auch bis zum Schluß nicht recht gewöhnen können.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß
    Aldawen