[Mali] La geste de Fanta Maa

  • La geste de Fanta Maa. Archétype du chasseur dans la culture des Bozo
    récits de Myeru Baa & Mahamadu Lamini Sunbunu
    traduits et édités par Shekh Tijaan Hayidara


    Der Band enthält zwei Erzählungen über den „Ahnherrn“ aller Jäger des Bozo-Volkes, Fanta Maa, die einige Ähnlichkeiten aufweisen, sich aber in grundlegenden Punkten auch unterscheiden, was bei mündlicher Überlieferung ja auch nicht ungewöhnlich ist.


    In der Erzählung von Myeru Baa ist Fanta Maa der Sohn eines einbeinigen Djinn und einer Menschenfrau, die bis dahin unfruchtbar war. Der Junge wächst verblüffend schnell heran und entwickelt sich zu einem geschickten Jäger. Die Tiere des Umlandes sind allerdings wenig begeistert davon, nach und nach ausgerottet zu werden. Schließlich verwandelt sich eine Gazelle in ein schönes Mädchen und geht zu Fanta Maa, um in Erfahrung zu bringen, wie Fanta Maa einer Bedrohung seines Lebens im Angesicht einer Tierhorde entgehen würde. Sie entlockt ihm mehrere Stufen seiner Verwandlung, erfährt aber das Ende nicht, weil Fanta Maas Mutter einschreitet und ihren Sohn warnt, einer Frau nicht alles anzuvertrauen. Am nächsten Tag will das Mädchen fort und Fanta Maa beschließt, sie zu begleiten. Auf dem Weg gerät Fanta Maa in die für ihn vorbereitete Falle, und dank der Hinweise der Gazelle wird er von den wütenden Tieren in allen Verwandlungen gefunden, bis die Informationen der Gazelle zu Ende sind und Fanta Maa schließlich doch flüchten kann. Sein Ruf bringt ihm noch einige ruhmvolle Aufgaben gegen bösartige Kreaturen ein, so z. B. gegen ein menschenfressendes Krokodil, das natürlich kein gewöhnliches Krokodil ist, sondern ein böser Zauberer, den Fanta Maa besiegt.


    Die Erzählung von Mahamadu Lamini Sunbunu weicht in wesentlichen Punkten ab. Hier ist Fanta Maa kein Djinnsohn, hat aber einen tödlichen Effekt auf seine Mutter und deren jüngere Schwestern, die sich allesamt nur je drei Tage um ihn kümmern können. Erst die jüngste der ingesamt sieben Schwestern wird ihm zur „richtigen“ Mutter. Eines Tages, als Fanta Maa sich schon einen Ruf als Jäger gemacht hat, kommen Abgesandte eines Dorfes und bitten ihn, ein bösartiges, menschenfressendes Krokodil zu töten. Fanta Maa macht sich mit seinem Halbbruder auf den Weg, aber so leicht ist dem Krokodil nicht beizukommen, auch die beiden Jäger entgehen ihm nur knapp. Aber Fanta Maa verfolgt unbeirrt seine Zauber, unterstützt von seiner Mutter, und in einem aufsehenerregenden Kampf auf dem Fluß unter den Augen des ganzen Dorfes wird das Krokodil schließlich doch besiegt. Der Dorfhäuptling will Fanta Maa aber um seinen Lohn betrügen, und Fanta Maas Rache dafür verwüstet nahezu das ganze Dorf bis auf das Viertel der Bozo, Fanta Maas „Verwandte“.


    Myeru Baas Form ist immer noch sehr stark von Mündlichkeit geprägt, tatsächlich hat er den Text auch auf Band gesprochen, von dem dann die Verschriftlichung und Übersetzung erfolgte. Diese Erzählform ist durchgängig zu spüren. So werden wichtige Punkte häufig wiederholt, damit sie sich den Zuhörern besser einprägen, und auch die ganze innere Struktur der Erzählung ist recht geradlinig. Im Gegensatz dazu bettet Subunu seine Erzählung in eine Rahmenhandlung über sich und seinen Bruder ein, denen ein anderer Bozo seine eigene Lebensgeschichte und schließlich die Geschichte von Fanta Maa erzählt. Dabei arbeitet er durchaus mit verschiedenen Zeitbezügen und leider mit ziemlich vielen „er“, von denen mir im Kontext nicht immer und keinesfalls sofort klar war, wer das nun gerade wieder war. Ich weiß nicht, ob das Soninke, die eigentliche Erzählsprache, dafür genauere Unterscheidungen kennt, die sich im Französischen nicht abbilden lassen, aber dann hätte man die „er“ trotzdem anders auflösen können.


    Die erste Fassung hat mir eindeutig besser gefallen, nicht nur, weil in ihr tatsächlich Fanta Maa im Mittelpunkt steht und nicht noch ein Haufen anderes Zeug drumherum erzählt wird, sondern vor allem, weil es mir als traditionelle Erzählung glaubwürdiger erscheint. Glaubwürdig natürlich nicht im Hinblick auf den wörtlichen Inhalt, sondern in seiner Form als Legende und Erklärung für die Jagdkünste der Bozo. Als Kontrast und Vergleich war die zweite Fassung mit ihren völlig anderen Schwerpunkten aber durchaus interessant.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß
    Aldawen