Heinrich Heine - Memoiren

  • Heinrich Heine – Memoiren (Illustriert von Volker Kriegel)


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    Obwohl ich Heinrich Heine verehre, bin ich bei weitem kein Heine-Kenner. Ich besitze eine Gesamtausgabe seiner Gedichte, in die ich ab und zu hineinschnuppere. Außerdem befindet sich (zu einem Drittel gelesen) das Buch „...und grüßen Sie mir die Welt“ Ein Leben in Briefen auf meinem SuB. Das bringt mich gleich zum ersten Zitat aus den Memoiren. Auf der ersten Seite steht:


    [...]es ist eine unerlaubte und unsittliche Handlung, auch nur eine Zeile von einem Schriftsteller zu veröffentlichen, die er nicht selber für das große Publikum bestimmt hat. Dieses gilt ganz besonders von Briefen, die an Privatpersonen gerichtet sind. Wer sie drucken lässt oder verlegt, macht sich einer Felonie schuldig, die Verachtung verdient.


    Dies ist auch eine Erklärung für den quantitativ recht mageren Ausfall der Memoiren (85 Seiten inkl. Illustrationen). Er hatte ursprünglich viel mehr geschrieben, dann aber einiges vernichtet […]teils aus leidigen Familienrücksichten, teils auch wegen religiöser Skrupeln.


    In dem Buch plaudert Heine aus dem Nähkästchen und schreibt eigentlich erstaunlich wenig über sich selbst, sondern über seine Mutter, seinen Oheim und Großoheim, seinen Vater und auch andere Personen, wie zum Beispiel am Ende über eine „Hexe“, die ihn in ihr „Handwerk“ eingeweiht hat, als er 16 Jahre alt war. Wer sich eine richtige Autobiografie erwartet, wird vermutlich enttäuscht sein. Wer nichts gegen ein paar amüsante Anekdoten einzuwenden hat, dargeboten in wunderbarer Heinescher Prosa mit einem Schuss Ironie, einer Prise Witz und der einen oder anderen spitzzüngigen Bemerkung, der ist mit der Lektüre dieses Büchleins wunderbar beraten.


    Ich habe mir einige Textteile markiert und möchte jetzt einfach nur den Autor für sich sprechen lassen.


    Ich kenne nichts Abgeschmackteres als das metrische System der französischen Poesie [...] Ihre Metrik hat gewiss Prokrustes erfunden; sie ist eine wahre Zwangsjacke für Gedanken [...] Der französische Hexameter, dieses gereimte Rülpsen, ist mir wahrhaft ein Abscheu.


    Hierbei ging es darum, dass sein Französisch Lehrer Heine zwang, ebensolche französische Hexameter zu reimen und ihm beinahe die Poesie gänzlich vergrault hätte. Gottlob ist ihm das nicht geglückt und gottlob sind die Pläne seiner Mutter auch nicht aufgegangen, deren große Angst darin lag, dass ihr Sohn womöglich Dichter werden möchte . Na, da hat die Welt gerade noch die Kurve gekratzt.


    Es ist freilich wahr, dass in dessen ([size=7pt]Anm.: es geht um Goethe)[/size] Memoiren sehr oft von dem Großvater von väterlicher Seite […] die Rede ist, während der Großvater von mütterlicher Seite, der als ehrsames Flickschneiderlein auf der Bockenheimer Gasse auf dem Werktische hockte und die alten Hosen der Republik ausbesserte, mit keinem Worte erwähnt wird.


    Im nächsten Zitat geht es um seinen Vater und dessen Zeit als kommandierender Offizier bei der Düsseldorfer Hauptwache.


    Was die Sicherheit der Stadt Düsseldorf betrifft, so mag es sehr bedenklich damit ausgesehen haben in den Nächten, wo mein Vater auf der Hauptwache kommandierte. Er trug zwar Sorge, Patrouillen auszuschicken, die singend und klirrend in verschiedenen Richtungen die Stadt durchstreiften. Es geschah einst, dass zwei solcher Patrouillen sich begegneten und in der Dunkelheit die einen die anderen als Trunkenbolde und Ruhestörer arretieren wollten. Zum Glück sind meine Landsleute ein harmlos fröhliches Völkchen, sie sind im Rausche gutmütig, „ils ont le vin bon“, und es geschah kein Malheur; sie übergaben sich wechselseitig.
    (Anm.: Erst ein Blick auf die dazugehörige Illustration hat mich davon überzeugt, dass „übergaben“ hier tatsächlich „kotzen“ bedeutet :breitgrins:)


    Er (Anm: sein Vater) witterte mit seinen geistigen Fühlhörnern, was die Klugen erst langsam durch Reflektion begriffen. Er dachte weniger mit dem Kopfe als mit dem Herzen und hatte das liebenswürdigste Herz, das man sich denken kann. Das Lächeln, das manchmal um seine Lippen spielte […] war der süße Widerschein seiner Seelengüte.

    Im nächsten Zitat geht es um Bierwirte, die mit Hilfe oben erwähnter Hexe, die doppelte Menge Bier aus ihren Fässern zapfen wollen.


    Aufgeklärte Bierwirte pflegen ein rationaleres Mittel anzuwenden, um das Bier zu vermehren, aber es verliert dadurch an Stärke.


    Zuletzt Heine zum Thema „Liebe“:


    In der Liebe gibt es ebenfalls, wie in der römisch-katholischen Religion, ein provisorisches Fegefeuer, in welchem man sich erst an das Gebratenwerden gewöhnen soll, ehe man in die wirkliche ewige Hölle gerät. […] Aufrichtig gesagt: Welche schreckliche Krankheit ist die Frauenliebe!

    Und weil das ein gutes Schlusswort ist, bleibt mir nur noch die Bewertung.
    Natürlich 5ratten

    Ich bezeige, nach Hertzens-Aufrichtigkeit, dass ich mich glücklich schätze, mich mit Verehrung nennen zu dürfen und ersterbe,<br />Roulade<br /><br />[url=http://www.literaturschock.de/autoren/interviews/119-intervie

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