[Argentinien] José Mármol – Amalia

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    Inhalt: Im Mai 1840 wollen fünf Männer Argentinien verlassen, weil sie sich unter dem Regime von Juan Manuel de Rosas nicht sicher fühlen. Ihre Flucht wurde aber verraten und nur der junge Eduardo Belgrano überlebt den Angriff von Rosas' Schergen schwer verletzt, weil ihm überraschend sein Freund Daniel Bello zu Hilfe kommt. Dieser bringt den Freund bei seiner Cousine, der jungen Witwe Amalia unter. Unvermeidlicherweise verlieben sich Amalia und Eduardo während dessen Rekonvaleszenz ineinander. Währenddessen spielt Daniel ein gefährliches Doppelspiel. Nach außen gibt er sich als regierungstreuer Föderalist, während er heimlich die unitarisch gesinnte argentinische Exilgemeinde in Uruguay über Entwicklungen im Land auf dem Laufenden hält. So ist auch Daniel derjenige, der mit dem sich ausbreitenden Terror des Rosas-Regimes gegen tatsächliche oder vemeintliche Unitaristen die Flucht seiner Verlobten Florencia und deren Mutter nach Uruguay arrangiert, sondern ähnliches auch für Amalia und Eduardo plant. Amalias Haus wird aber von regimetreuen Schlägern gestürmt, Eduardo und Daniel setzen sich zur Wehr, aber als Daniels Vater ankommt und mit einem Machtwort dem Blutvergießen ein Ende bereit, hat Amalia mit Eduardo bereits ihren zweiten Ehemann verloren, ob Daniel seine Verwundung überlebt (hat), bleibt offen.



    Meine Meinung: Abgesehen von ein paar Schleifen in der Handlung, die vor allem mit Daniels Intrigen und Intrigen auf der Gegenseite zu tun haben, ist das auch schon die gesamte Handlung der knapp 700 großformatigen und keineswegs großzügig bedruckten Seiten, und damit ist das Werk entschieden zu lang geraten. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Zum einen wurde der Roman zunächst als Fortsetzungsroman veröffentlicht, als Mármol selbst in Montevideo im Exil lebte. Zudem erschienen die ersten Teile während Rosas noch an der Macht war, es ist nicht ausgeschlossen, daß Mármol, obwohl er sich im wesentlichen auf die Ereignisse zehn Jahre zuvor bezieht, auch auf die Tagesereignisse der Heimat reagierte und dadurch ein paar zusätzliche Schleifen drehte. Aus der Form des Fortsetzungsromans ergeben sich auch einfach schon eine Reihe von Wiederholungen, weil Aspekte, die der Leser möglicherweise inzwischen vergessen hat, noch einmal erwähnt werden müssen, und dazu kommen direkte Ansprachen an den Leser, die bei einem als durchgehender Roman vorliegenden Buch eigentlich nicht nötig wären. Dieser formale Aspekt hat mich zwar nicht gerade begeistert, aber damit konnte ich noch umgehen. Zum anderen, und weitaus entscheidender für mein Mißvergnügen mit der Lektüre, war etwas anderes, was aber gleichfalls der Entstehungszeit geschuldet ist.


    Amalia hat mir immer dann gefallen, wenn Mármol die politische und allgemeine gesellschaftliche Ebene beleuchtete. Diese ist natürlich, das kann bei einem selbst von einem solchen Regime betroffenen Exilanten gar nicht anders sein, stark gefärbt, aber dafür habe ich eben einiges als Übertreibung einfach abgezogen. Viel nervtötender für mich war, daß Mármol hier definitiv ein Werk abgeliefert hat, das der ausgehenden Romantik noch fest verhaftet ist und das nach heutigen Maßstäben mehr als einmal die Grenze zum Kitsch überschreitet, vor allem, wenn Eduardo und Amalia sich gegenseitig anhimmeln. Ich kann mit diesem Gesülze einfach nichts anfangen. Und auch seitenlange Beschreibungen der Garderobe und Inneneinrichtung hätte ich nicht unbedingt lesen müssen. Gälte Amalia nicht als einer der bedeutendsten und als erster argentinischer Roman – ich wäre vermutlich nicht bis zum Ende dabei geblieben. Immerhin hat diese Ausgabe der Oxford University Press aus der Reihe Library of Latin America (eine Sammlung von lateinamerikanischen Texten des 19. Jahrhunderts, die bislang nicht oder nur in unzureichender Fassung auf Englisch vorlagen) noch ein umfangreiches Vorwort zur Einordnung und einen gleichfalls aufschlußreichen Anmerkungsapparat. Aber da für mein Empfinden die mich fesselnden Passagen leider viel weniger waren als die mich langweilenden gibt es trotzdem nur


    2ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen