[Simbabwe] Shimmer Chinodya – Harvest of Thorns

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    Inhalt: In den 1960er Jahren, als Simbabwe noch Rhodesien heißt, heiraten Clopas und Shamiso. Clopas arbeitet als Laufbursche bei der Verwaltung, Shamisos Familie lebt außerhalb in den sog. reserves. Das Leben ist mit Clopas' Gehalt nicht leicht, aber da sich vorerst keine Kinder einstellen, kommen sie zurecht. Diesem Mangel soll aber unbedingt abgeholfen werden. Ärzte, Hausmittel und traditionelle Heiler werden konsultiert, nichts hilft. Eines Tages tauchen zwei Mitglieder einer Pfingstkirche auf, und nachdem sie sich zu dieser Glaubengemeinschaft bekehrt haben, stellt sich auch prompt der Nachwuchs ein. Die drei Kinder, Tochter Esther und die Söhne Benjamin und Peter, wachsen nicht nur in einem rassistisch organisierten Staat, sondern auch noch in einem restriktiven, extrem-religiösen Elternhaus auf. Die größte Blamage für Clopas ist es, als Benjamin wegen der Beteiligung am Niederbrennen einer Kneipe verhaftet wird. Als Benjamin, inzwischen in einer boarding school, anfängt, sich an Demonstrationen gegen das Regime zu beteiligen, gerät er schnell erneut ins Visier der Sicherheitsorgane und schlägt sich mit mehr Glück als Verstand über die Grenze nach Mosambik durch, um der Guerilla beizutreten. Die Ausbildung dort ist hart und er lernt dort auch die Unbarmherzigkeit des Kampfes bereits drastisch kennen. Nach seiner Ausbildung wird er einem Trupp zugeordnet, der verschiedenste Aktionen gegen Farmer, Verwaltung, Polizei und Militär durchführt. 1980 wird das Land als Simbabwe unabhängig und die ehemaligen Kämpfer werden demobilisiert. Benjamin kehrt nach Hause zurück ...



    Meine Meinung: Chinodya beginnt seine Erzählung mit Benjamins Heimkehr, den Problemen und dem vorsichtigen Wiederaneinanderherantasten der Familie, wobei viele Fragen offen bleiben. Von dort springt er zurück und erzählt chronologisch vom Kennenlernen Clopas' und Shamisos an, bis er im letzten Abschnitt auch noch die letzten Antworten auf die Fragen vom Anfang präsentiert, vieles erschließt sich aber auch schon vorher Stück für Stück. Die Stärke des Romans liegt vor allem in der Beschreibung der Ausbildung, weil hier die Ideale der Kämpfer deutlich werden, und des Buschkampfes, in dem von diesen Idealen nicht mehr allzu viel zu spüren ist. Dieser Gegensatz zeigt sehr gut, daß es in solchen Auseinandersetzungen immer eine Menge „Dreckarbeit“ gibt, in der viele wenn nicht ihr Leben, so doch ihre Seele verlieren. Benjamin hat Glück und bleibt körperlich relativ unbeschadet, über andere Aspekte mag man zweifeln. Damit ist er aber ein nicht untypischer Vertreter jener letzten Generation von Guerillas, die nicht ihr ganzes Leben, aber doch ein paar entscheidende Jahre im Kampf zugebracht haben. Insgesamt bekommt man hier ein recht gutes Bild von den Bedingungen in Rhodesien in den 1960er und 1970er Jahren und dem Kampf gegen das Regime. Das erklärt (rechtfertigt allerdings nicht) vieles von dem, was im Namen dieser Kämpfer vom Mugabe-Regime bis heute als Politik betrieben wird.


    Auffällig ist vor allem, daß der Roman mit einem sehr hoffnungsvollen Tonfall endet. Das resultiert sicher zum entscheidenden Teil aus seinem Veröffentlichungsjahr. 1989 lag die Erringung der Unabhängigkeit erst neun Jahre zurück und die Wandlung des Mugabe-Regimes zum Schlimmsten, die man seit inzwischen zwei Dekaden beobachten kann, liegt noch in der Zukunft. Nur drei, vier Jahre später hätte Chinodya seinen Roman sicher nicht mehr so geschrieben. Apropos geschrieben: Anfänglich hatte ich einige Probleme mit der Sprache, aber nicht, weil sie besonders kompliziert wäre. Ich hatte eher im Gegenteil den Eindruck, daß die ganze Erzählung auf eine recht einfache, vielleicht sogar simple Art daherkäme. Das verlor sich aber mit dem zweiten Abschnitt, also der Rückblende, recht schnell, ich hätte mich sonst auch durchaus gefragt, wie der Roman Regionalsieger Afrika beim Commonwealth Writers' Prize 1990 geworden ist.


    4ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen