Theodor Fontane - Grete Minde

  • Theodor Fontane – Grete Minde


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    Ich habe diese kurze Novelle, sie umfasst in der hier vorliegenden Druckfassung ganze 118 Seiten, in der Großen Brandenburger Ausgabe gelesen. Dadurch hat man einen etwa 100seitigen Anhang mit Entstehungsgeschichte, Wirkungsweise, Quellenlagen und dem so wichtigen Stellenkommentar.


    Fontane ist kein einfach zu lesender Autor, auch nach dem x-ten Buch, zählt er für mich zu den altmodischsten Erzählern des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Sein Stil erfordert hohe Aufmerksamkeit und so mancher Begriff ist heute nicht mehr geläufig. Das Buch war bei Erscheinen im Jahre 1880 kein Verkaufserfolg, andere Novellenautoren, die heute vergessen sind, fanden ein größeres Publikumsinteresse und erst nach acht Jahren war die erste Auflage verkauft.


    Die Geschichte der Grete Minde ist historisch begründet und viele Details wie die Namen und Orte werden von Fontane beibehalten. Es geht in der Geschichte um Schuld und Sühne, es ist ein Drama, das sich bis zum Ende hin immer mehr zuspitzt.


    Fontane versteht es auf diesen wenigen Seiten ein lebendiges Bild des Lebens in Tangermünde zu zeichnen. Ihm gelingt das durch die Verwendung von Liedern, Sagen und Dialekten. Die Protagonisten, insbesondere Grete, ihr Geliebter Valtin sowie die Stiefmutter Trud reden dabei jedoch eher wie im Theater, einzelne Kapitel könnte man direkt auf die Bühne stellen. Ob man dieses „dicke“ Auftragen in Romanen heute noch so schätzt, sei dahingestellt, bei der Kürze der Geschichte verleiht dieser Stil der Novelle viel Kraft und hinterlässt ein bleibendes Bild. Grete Minde geht ebenso in die Literaturgeschichte ein und wird vielmehr sogar zu Allgemeingut wie Kleists Michael Kohlhaas.


    Ebenso auffällig die zahlreich vorkommende Metaphorik in den 20 Kapiteln. “ Bei Fontane findet man immer bereits alles im 1. Kapitel“, so klärt uns das Nachwort auf. Und die dann folgende Interpretation ist beeindruckend, doch ich bin nicht sicher, ob solcherart von „Zaubertricks“, insbesondere wenn man deren Auflösung kennt, noch auf die Gegenliebe der heutigen Leser stoßen.


    Insgesamt eine schöne Lektüre für ein oder zwei Abende.


    4ratten


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()