Erster Teil: Kapitel 1 bis 5

Es gibt 26 Antworten in diesem Thema, welches 6.340 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Annabas.

  • So geht's mir gerade. Ich könnte sie mir relativ keck vorstellen, vor allem, weil sie im dritten Kapitel so frech das Likör aus dem Glas leckt - in Gegenwart eines Mannes. :zwinker:


    Ja, ich habe mir auch überlegt, aus welchem Buch sie das abgeschaut hat. :zwinker:

  • Oh Juggalette, meine Leidensgenossin! :breitgrins: Ich bin auch Nachzüglerin, weil ich das Buch erst zu spät bekommen habe und jetzt auch noch anderes Zeug für die Uni lesen muss.. jaja..


    Ich bin im Moment mit dem 3. Kapitel fertig und hoffe heute endlich mal zur Hochzeitsfeierlichkeit zu kommen, mal sehen...


    Ich muss zugeben, dass mir Charles nicht extrem sympathisch ist, bis jetzt. Er tut mir eher leid, weil er so ein schwacher Mensch zu sein scheint. Die Beschreibungen in der Schule waren fies, da kann ich verstehen, dass sich da ein Junge vom Land nicht so gut wehren kann und fleißig war er ja, aber spätestens bei seiner Studienzeit in der Stadt (wo er ja doch auch ein bisschen was erlebt haben dürfte in der Zeit, wo es mit dem Studium nicht grad rosig gelaufen ist), hätte er mMn irgendwie zum Mann reifen müssen und nicht zu so einem Weichei ohne Rückgrat. *g* Schließlich war er da in der Stadt auch nicht dem negativen Einfluss seiner Eltern (der Vater überstreng, die Mutter verhätschelnd) ausgesetzt. Ich glaube Charles ist v.a. auch bequem, schließlich ist es doch auch ganz angenehm gar nicht selbst über sein Leben nachdenken zu müssen, sondern sich alles von der Mutter und später von der ersten Frau diktieren zu lassen.


    Als sie stirbt, ist er auch nicht richtig traurig, weil er sie geliebt hat, sondern - wie Flaubert schreibt - weil sie IHN geliebt hat, also weil er halt in bester Manier seiner eigenen Mutter auch von der Ehefrau verhätschelt und gescholten wurde. Auch nach dem Tod nutzt der die Gelegenheit nicht für eine richtige Befreiung, sondern lässt sich im Grunde von Rouault wieder "mitreißen". Charles braucht einfach immer jemanden, der ihm sagt, was er zu tun hat - in dem Fall verpasst ihm Rouault dann halt seine "Trauertherapie".


    Auch der "Antrag" bzw. das Anhalten um Emmas Hand passiert in dieser Tradition. Bis zum Schluss schafft es Charles nicht von der Intention zur Aktion, er ist völlig passiv, den Heiratswunsch legt ihm eigentlich Vater Rouault in den Mund, mit Emma selbst hat er gar nichts besprochen (die bekommt das vom Vater mitgeteilt).


    Worauf sie sich einzustellen hat, das merkt man dann ja auch am letzten Absatz vom dritten Kapitel: Emma scheint ein bisschen Allüren zu haben und ausgerechnet um Mitternacht bei Fackelschein heiraten zu wollen - ihr Vater ist dagegen. Wenn Charles ein aus Liebe entflammter Mann mit Durchsetzungskraft wäre, dann würde er mit dem Vater bei den Besuchen zur Hochzeitsvorbereitung wenigstens verhandeln um seiner Emma diesen Wunsch zu erfüllen oder aber vielleicht einen eigenen Vorschlag einbringen. Aber in bester Charles-Manier fügt er sich natürlich dem Vater und Emma dadurch auch.


    Und ich esse ja sehr, sehr gerne, aber 16 Stunden bei Tisch... :entsetzt: Wie furchtbar...


    Ansonsten muss ich aber sagen, dass mir Flauberts Schreibstil bis jetzt überraschend gut gefällt (ich hab ja mit dem Schlimmsten gerechnet), jedenfalls ist es jetzt schon besser als die Effi Briest, ich hoffe der Kerl macht diesen Eindruck in den nächsten Kapiteln nicht noch zunichte. :breitgrins:


    Überrascht hat mich auch der subtile (und ziemlich bösartige) Humor, der stellenweise eingeflochten ist, wie zB die Sache mit dem unfähigen Arzt Charles oder dass sein Patient mit dem gebrochenen Bein in Schmerzen ausharren muss, weil die erste Frau Bovary so Angst um ihr Herzibinki hat, wenn er in der Nacht reitet. Oder auch wie die erste Frau Bovary stirbt:

    Zitat von S.27

    Acht Tage danach, als sie in ihrem Hof Wäsche zum Trocknen ausbreitete, erlitt sie einen Blutsturz, und am nächsten Abend, als Charles ihr den Rücken zukehrte, um den Fenstervorhang zu schließe, sagte sie "Ah! Mein Gott!", stieß einen Seufzer aus und fiel in Ohnmacht. Sie war tot! Welch Überraschung!


    :lol: Das kommt einfach mit so einem Sarkasmus daher, finde ich...

    ... this is nat language at any sinse of the world.<br />:lesen: Gustave Flaubert: Madame Bovary&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; :buecherstapel: [url=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/16631

    Einmal editiert, zuletzt von Isadora ()


  • Sehr gut gefallen hat mir die Beschreibung der Hochzeit von Emma und Charles, ich habe geglaubt, dabei zu sein. Die fröhliche und ausgelassene Sommerstimmung kam sehr gut bei mir an. Überhaupt sind die Beschreibungen in diesem Buch sehr, sehr schön - auch im nächsten Kapitel, in dem das Haus in Tostes beschrieben wird, man sieht alles vor sich. Toll gemacht!


    Dem kann ich nur beipflichten! Ich bin absolut begeistert wie sich das Buch lesen lässt und wie sich diese wundervollen Beschreibungen in meinem Kopf zu einem wunderbaren Gesamtbild zusammenknüpfen! :herz:


    Charles ist mir weiterhin sympathisch. Lachen musste ich, als er am Ende der Hochzeitsfeier doch noch ein wenig aufgetaut ist und sein Weibchen stolz präsentiert hat. :breitgrins:


    Ich habe gestern weitergelesen und am Ende des 5. Kapitels weiß man im Endeffekt immer noch nicht viel über diese Emma. Doch der letzte Absatz des Kapitels gibt doch schon einen kleinen Einblick in ihren wahren Charakter. Ein bisschen zu verträumt und naiv vielleicht...


    Lg, Juggalette :blume:

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys

  • Huhu,


    hier kommt die letzte Nachzüglerin :redface: - ich wollte erst mein anderes angefangenes Buch beenden.


    Tja, auch ich habe nun den ersten Teil gelesen und kann die meisten Eindrücke hier bestätigen. Der gute Charles (oder Karl) ist ein Mann, den ich in meinem Leben so gar nicht brauchen könnte :rollen: . Dass eine Frau in damaliger Zeit keine oder wenig Möglichkeiten hatte ein selbstbestimmtes Leben zu führen kann ich ja noch verstehen, aber er hätte doch die Vorteile seines Geschlechts nutzen können. Da er das nicht tut liegt der Verdacht nahe, dass er einfach bequem ist :five:  Isadora .


    Die Beschreibung der Hochzeitsfeierlichkeiten hat mir auch sehr gut gefallen, so eine Hochzeit an einem schönen Sommertag hat schon einen ganz eigenen Zauber und der kam hier sehr gut rüber. Die Hochzeitstorte wurde hier schon erwähnt und ist mir natürlich auch aufgefallen. Obwohl ich überhaupt kein Kuchen- und Tortenesser bin hätte ich hier echt gerne zugegriffen :breitgrins: .


    Über Emma kann ich noch nichts sagen, sie hat noch keine Wirkung auf mich hinterlassen.


    Jetzt schaue ich mal wie es weitergeht :lesen: .

  • Ich sehe gerade etwas, das glaube ich auch noch in diesen Teil gehört: Dass ein komplettes Medizinisches Lexikon noch unaufgeschnitten bei Karl im Sprechzimmer steht spricht ja wirklich Bände :rollen: - der Mann wird mir nicht sympathischer (und als Arzt möchte ich ihn gar nicht haben).

  • Genau - er war ja schließlich ein "Studierter", also hat er immer recht ... :rollen:
    Übrigens frage ich mich auch heute noch, wie manche Leute ihren Ärzten absolut blind vertrauen und niemals kritisch hinterfragen.


    Grüße von Annabas :winken: