Carl Aderhold - Fische kennen keinen Ehebruch

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    Eine fantasievolle und charmante Geschichte über den Kult um den schönen Schein


    Für Valérie hat der Termin bei einer Typ-Beraterin ungeahnte Folgen: Ihr Gatte ist sauer, denn er hätte lieber seine unscheinbare Frau behalten. Und sie selbst zweifelt: Ist sie nun wirklich schön und elegant, vielleicht gar wie ihre Filmheldin Julia Roberts? Auf dem Weg zur Bushaltestelle macht ein fremder Mann ihr Komplimente; sie ist völlig perplex. Wie in Trance fährt sie zum Bahnhof statt zur Arbeit, steigt in einen Zug – und reist ab. Unterwegs lernt sie die unterschiedlichsten Menschen kennen, darunter einen viel versprechenden Mann … Vor allem aber erlebt sie sich selbst auf neue Weise: eine ganz normale Durchschnittsfrau, der die Welt offensteht – wenn sie es nur will.


    Und Colette, eine unanständige fünfundsiebzigjährige Mitreisende, hat recht: „Es gibt keinen Grund, auf die kleinen Glücksmomente des Lebens zu verzichten, und auch nicht auf die Liebe. Man sollte sich die Liebe rückhaltlos gönnen, so wie man eine süße, saftige Frucht genießt.“




    Meine Meinung:


    Valerie bekommt ein besonderes Geschenk von ihren Freundinnen, sie darf zur Typberatung gehen. Sie ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis, doch ihr Ehemann reagiert überhaupt nicht so, wie sie sich das wünscht. Langsam reicht es Valerie, sie trifft eine Entscheidung und setzt sich in den nächsten Zug und verschwindet für ein paar Tage. Doch was wird ihre Familie dazu sagen?


    Puh ich habe mich den ganzen Nachmittag durch das Buch gequält. Es fängt wirklich super an, aber dann geht es immer weiter bergab. Valerie finde ich nur anstrengend und der Geschichte konnte ich auch nicht wirklich folgen, denn es ist alles sehr sehr sprunghaft. Das Buch ist nicht leicht zu lesen, durch die immer wieder wechselnden Gedankengänge der Personen, die sich im Zug befinden, kommt man beim lesen wirklich sehr schnell durcheinander und weiß manchmal gar nicht von welcher Person momentan die Rede ist. Mich hat diese Geschichte sehr angestrengt.


    Ich persönlich hätte auch gleich am Anfang gerne erfahren wie alt Valeries Tochter ist. Man kann sich nur denken das sie im Teenageralter ist aber mehr auch nicht.


    Die Protagonisten haben mir nicht so sehr gut gefallen, außer Colette eine ältere Dame, die natürlich viel vom Leben weiß und das auch weitergibt. Sie ist mir sehr sympathisch und ich hätte gerne selber mit ihr gesprochen.


    2ratten

  • Der Roman ist nicht ganz so lustig-leicht, wie ich angesichts des Titels, der Covergestaltung oder der Inhaltsangabe vermutete. Er handelt von einer Frau, die ausbricht, um sich selbst zu finden. Die Wahrheiten ins Auge blickt, die sie bisher tunlichst übersehen hat. Aderhold erzählt die Geschichte von Valerie, deren festgefahren scheinendes Leben nach einer Typberatung eine ungeahnte Wendung nimmt. Obwohl sie danach à la Julia Roberts ihr Umfeld verzaubert, nimmt zuhause niemand angemessen Notiz von ihrem veränderten Äußeren. Aus einer Laune heraus fährt Valerie am nächsten Morgen nicht wie gewohnt zur Arbeit. Stattdessen überrascht sie sich selbst damit, in den Zug nach Toulouse zu steigen. Der ist der Haupthandlungsort des Romangeschehens.


    Ihre Mitreisenden bestehen aus zwei Paaren und einer älteren Frau. Der Autor wechselt immer wieder die Perspektive und lässt seine LeserInnen mal aus der Sicht der einen oder des anderen einen Blick auf das Geschehen werfen. Valerie fühlt sich begehrenswert, zumal sie nach einem Artikel, der anlässlich ihrer Typberatung in einer Frauenzeitschrift erscheint, von Wildfremden angesprochen wird. Nicht nur die beiden Männer im Abteil flirten mit ihr. Deren Frauen sind davon weniger begeistert. Die alte Frau wiederum ist auf dem Weg zu ihrem Liebhaber, während ein Kontrolleur in seinem Beruf aufgeht und gleichzeitig ein verhinderter Revoluzzer ist. Es gibt noch weitere Figuren, die mehr oder weniger große Rollen spielen.


    Während Aderhold von Liebe und Lebenskrisen schreibt, bedient er sich diverser Klischees, die er teils zu sehr aufplustert. Dabei lässt er Männer und Frauen (gedanklich und verbal) aufeinander losgehen. An und für sich normal wirkende Lebensfassaden beginnen zu bröckeln. Zarte neue (Liebes-)Hoffnungen keimen, Fragen und Zweifel machen deutlich, dass (nicht nur) Valerie am jahrelangen Ausharren bisheriger Situationen und Beziehungen zu ersticken droht. Die Reisenden lachen zusammen, weinen, betrügen und belügen sich und andere, träumen und erwachen, sammeln spontan für einen Schwarzfahrer, feiern miteinander. Die Charaktere sind leicht neurotisch, teils extravagant, bizarr. Mehr oder weniger liebenswert wirken sie nicht konsequent real, aber auch nicht vollkommen unecht. Was ich sehr schön finde, ist die Zugreise als Symbol für Veränderungen, die im Leben aller in einem steten Fluss stattfinden. Für Begegnungen mit Neuem und Abschied von Altem.


    Trotz der an sich guten Grundidee konnte mich das Buch nicht richtig fesseln. In typisch französischer Manier beschreibt der Autor viele Details und schafft es dennoch, recht oberflächlich zu bleiben. Er springt bei seinem Geschehen zwischen den Charakteren hin und her, und erschwerte es mir so, mich mit diesen anzufreunden. Was mich persönlich jedoch am meisten störte, war, dass Aderholds Figuren zwar genau beobachten und alles zu ergründen suchen, trotz einiger Aktionen aber nicht so richtig handeln. Dass lebendige Dialoge fehlen und die wenigen Gesprächsansätze durch indirekte Reden förmlich erschlagen werden, tut ein Übriges. Obwohl Aderhold einen typischen französischen Schreibstil pflegt, fehlt seiner Schreibe in diesem Roman die lebendige Leichtigkeit, die ich mit anderen französischen Autoren in Verbindung bringe. Der Roman plätschert unaufgeregt vor sich hin und zieht sich trotz der kurz gehaltenen Kapitel stellenweise.


    Fazit: 2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Keine ganz alltägliche Geschichte. Dafür eine, die LeserInnen Durchhaltevermögen abverlangt, weder vollkommen oberflächlich noch hochgeistig ist. Kein Buch, das man nebenbei lesen sollte, da dadurch eventuell Passagen entgehen, die daran erinnern, dass man selbst allzu häufig über bestimmte Dinge hinwegsieht.


    2013 Antje Jürgens (AJ)

    Man sagt, dass die Welt ohne Fantasie ein trostloser Ort wäre.<br />Doch was wäre die Fantasie ohne Worte? Sie sind die Flügel, auf denen Fantasien in die ganze Welt gelangen können.