Max Dax - Dreißig Gespräche

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    Max Dax (geb. 1969)[br]Dreißig Gespräche[br]Erstveröffentlichung: 2008[br]Verlag: Suhrkamp[br]Taschenbuch[br]330 Seiten[br]11 Euro


    Max Dax, Journalist, Musikliebhaber und u.a. von 2007 bis 2010 Chefredakteur der Musikzeitschrift Spex, legt mit "Dreißig Gespräche" eine Zusammenstellung von Interviews vor, die er in den Jahren 1996 bis 2008 in erster Linie mit Musikern, aber auch Malern, Schriftstellern und Schauspielern geführt hat.


    Er zieht mit seinen Interviewpartnern, die zum größten Teil aus dem Musikgeschäft kommen, einen weiten Bogen von französischen Chansonniers (Juliette Gréco) über Jazzmusiker (Herbie Hancock), mir bislang unbekannte brasilianische Bossa-Nova-Größen (Caetano Veloso) bis hin zu Anhängern musikalischen Krachs und praktischer Architekturkritik (Blixa Bargeld). Darüber hinaus, nur um mal ein wenig Namedropping zu betreiben, enthält das Buch u.a. Gespräche mit Mark E. Smith, Iggy Pop, Dennis Hopper, Jörg Immendorf, Roger Waters und Nana Mouskouri. Ein breites Spektrum an unterschiedlichsten, aber niemals langweiligen Menschen!


    Dies ist nicht nur eine unter vielen Sammlungen von Nullachtfuffzehn-Interviews, sondern jedes Interview ist in meinen Augen etwas Besonderes. Dax versteht es, den Leuten Dinge zu entlocken, die man nicht unbedingt von ihnen erwartet hätte. Dax erklärt in einem Gespräch mit Klaus Theweleit, das den Interviews anstelle eines Vorworts vorangestellt ist, seine besondere Interviewtechnik, die u.a darin begründet ist, dass er sich akribisch auf seine Interviewpartner vorbereitet und auch Informationen sucht und findet, die nicht unbedingt naheliegend sind. Und wenn Dax solch eine unerwartete Information einstreut, reagieren seine Gesprächspartner überrascht, meist erfreut, und so kann Dax das Gespräch auf Themen abseits des Erwarteten lenken und entlockt seinen Interviewpartnern Dinge, die der Leser eben noch nicht in zig Interviews zuvor erfahren hat.


    Gleichzeitig verwendet Dax Anekdoten seiner Gesprächspartner weiter und bringt sie, wenn's passt, in späteren Gesprächen an und provoziert auch auf diese Weise so manche unerwartete Reaktion. So spricht zum Beispiel Juliette Gréco über ihre Liebelei mit dem großen Jazzmusiker Miles Davis im Paris der Vierziger-/Fünfziger-Jahre. Im Interview mit Herbie Hancock wiederum erwähnt Dax, dass die Gréco von Miles Davis' Kochkünsten schwärmte, woraufhin Hancock - der einige Zeit in der Band von Miles Davis gespielt hat - seinerseits sofort darauf anspringt und begeistert davon berichtet, wie er und seine Frau seinerzeit von Miles Davis bekocht wurden. Hier merkt man, wie sehr sich die Gesprächspartner Max Dax gegenüber öffnen können, wenn er die richtigen Knöpfe drückt.


    Es macht Spaß, das Buch zu lesen. Ich bin jetzt zur Hälfte durch, habe erfahren, auf welchen Konzerten sich Blixa Bargeld seine Narben zugezogen hat, was Bernard Sumner (Joy Division, New Oder) und Johnny Marr (The Smiths) verbindet, weiß nun, dass David Bowie begeisterter Sammler alter Krautrockplatten ist (natürlich Vinyl) und Lemmy Kilmister nicht nur Nazi-Memorabilia sammelt, sondern auch - wie angeblich alle Briten - ein Anhänger Kants ist, schon alleine wegen seines Nachnamens. :zwinker:


    Alles in allem ein kurzweiliges Buch für jeden Musikinteressierten, der einen Blick auf die Menschen hinter der Musik werfen möchte.


    Eine lohnende Lektüre, und ich kann schon jetzt getrost mindestens vier Ratten vergeben.
    4ratten