Anne Hertz: Flitterwochen

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    Verlag: KNAUR
    ISBN-13: 9783426213513
    ISBN-10: 3426213516
    Chick-Lit
    Ausgabe 03/2013
    Taschenbuch, 320 Seiten
    Neupreis [D] 14,99 €


    Verlagsseite http://www.droemer-knaur.de
    Autorenseite http://www.anne-hertz.de


    Nonsens hoch drei? Gut der Titel klingt natürlich nicht so schön wie Flitterwochen. Doch im Grunde genommen könnte das Buch so heißen, denn damit erhielte man auch einen guten Hinweis auf den Inhalt. Das Schwestern-Autoren-Duo hat sich wieder einmal selbst übertroffen und eine Geschichte verfasst, die etwas an den Haaren herbeigezogen wirkt.


    Allerdings: Lesen lohnt sich durchaus, sofern man wie ich eine amüsante und unterhaltsam-entspannende Lektüre an einem stürmisch-schneereichen Märzabend sucht. Für den Strand, den Zug, das Flugzeug, den Bus oder die Badewanne eignet sich das Buch aber natürlich auch.


    Der flüssige Schreibstil der Autorinnen treibt einen nicht konsequent durch die Seiten, wiegt aber das eine oder andere Manko auf.


    Gleich eingangs wird man von schräg-liebenswerten Charakteren begrüßt. Da gibt es die Grundschullehrerin Tine, die es kaum noch erwarten kann, mit ihrem Traummann Alexander auf die Seychellen zu fliegen. Nicht nur, um dort die Osterfeiertage zu verbringen, viel mehr um zu heiraten und gleich die Flitterwochen dranzuhängen. Eigentlich muss sie nur noch ihr Brautkleid abholen und danach noch schnell auf die Bank. Dummerweise wird sie dort jedoch von einer alten Dame quasi als Bankräuberin und Entführerin missbraucht, deren sehnlichster Wunsch es ist, die Asche ihres verstorbenen Mannes in die Ostsee zu streuen. Tines weiches Herz, gepaart mit überraschter Panik, sorgt dafür, dass sie auf den Wunsch der alten Dame eingeht. Kurz darauf findet sie sich mit ihr und ihrem harmoniesüchtigen Aufpasser Jan auf einer Reise, die ihr weiteres Leben kurzerhand auf den Kopf stellt. Weil die Ostsee nicht nur an Deutschlands Küsten schwappt und kleinere Flunkereien vor katholischen Großfamilien in faustdicke Lügen ausarten können, entwickelt sich eine Eigendynamik, die sich von schreibt und immer wieder zum Schmunzeln animiert.


    Eine gewisse Vorhersehbarkeit kann alle LeserInnen stören, die überraschende Wendungen bevorzugen. Und wer auch bei amüsanten Geschichten durchweg reale Bezüge und Gedankenspielereien erwartet, sollte definitiv die Finger vom Buch lassen. Einiges (bereits und nicht nur Bankgeschichte an sich) wirkt wie bereits angedeutet, völlig an den Haaren herbeigezogen. Mehr als ein Klischee (beispielsweise die Trinkfreudigkeit) wirkt hoffnungslos überzogen. Manches (nicht nur auf den Glauben bezogen) ist allerdings denkbar und die Gastfreundschaft sowie die Osterbräuche sind stimmig wiedergegeben. Tines Leben gerät aus den Fugen und der Roman gestaltet sich turbulent bis zum Schluss. Ob ihr Traummann nach dem Aufwachen hält, was er verspricht, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Tines Hochzeit und die Flitterwochen gestalten sich jedenfalls vollkommen anders als geplant, während sie von einem Fettnäpfchen ins andere stolpert, das Unglück anzieht wie ein Magnet Eisenspäne und Vorurteile die Sache noch erschweren.


    Fazit: 3ratten


    Trotz der einen oder anderen zu überzogenen Klamaukeinlage unterhaltsam. Die Handlungsorte sind so gut beschrieben, dass man förmlich neben den Figuren herschlendern kann. Da jedoch manche Idee zu sehr und vor allem zu lange ausgebreitet wird, gibt es einen Punkteabzug, sodass ich nur starke drei von fünf Punkten für Flitterwochen vergeben möchte.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

    Man sagt, dass die Welt ohne Fantasie ein trostloser Ort wäre.<br />Doch was wäre die Fantasie ohne Worte? Sie sind die Flügel, auf denen Fantasien in die ganze Welt gelangen können.

  • Tine steckt mitten in den Vorbereitungen zu ihrer Hochzeit. Schnell den Unterricht an der Grundschule beenden, die Osterferien locken, ihr Hochzeitskleid abholen, Geld umtauschen und dann ab nach Hause und packen. So der Plan. Doch dann kommt alles ganz anders ...


    In der Schule muss sie sich mit aufmüpfigen Kindern herumschlagen und dann muss sie Jan-Ole auch noch regelrecht entwaffnen. Zwar ist es nur eine Spielzeugwasserpistole, aber dennoch. Es geht hier schließlich ums Prinzip!


    Völlig abgehetzt kommt Tine dann in der Bank an. Ihr Verlobter drängelt schon wieder und die Oma am Schalter vor ihr kommt einfach nicht in die Gänge. Als ihr Handy zum x-ten Mal an diesem Tag klingelt, natürlich ist es der Klingelton ihres Verlobten, zückt sie statt des Nervtöters die Pistole von Jan-Ole. Völlig verdutzt hält der Bankmensch sie für eine Bankräuberin und Oma Strelow entpuppt sich als willige und übereifrige Geisel.


    Ehe Tine es sich versieht, sitzt sie in ihrem Micra zusammen mit Oma Strelow und ist auf der Flucht. Aber damit nicht genug. Oma Strelow erpresst Tine und setzt ihr buchstäblich die Pistole auf die Brust. Entweder Tine bringt sie nach Kolberg, damit sie dort die Asche ihres verstorbenen Mannes verstreuen kann oder sie sagt bei der Polizei zu Ungunsten Tines aus. Was bleibt Tine also anderes übrig, als mal schnell nach Kolberg zu fahren und so ihre bevorstehende Hochzeit zu retten?


    Doch nicht nur Opa Strelow wird eingepackt, auch Jan, der Pfleger von Oma Strelow kommt mit. Und damit beginnen die Turbolenzen, denn Tine ist nicht nur auf der Flucht vor der Polizei...


    Der mittlerweile achte Roman von Anne Hertz entführt die Leser dieses Mal nicht nur in die Welt der Liebe, sondern auch nach Polen. Die Protagonistin Tine glaubt zwar, dass es nur ein kurzer Abstecher nach Kolberg werden wird, doch dann bleibt sie gezwungenermaßen länger in Polen und lernt dabei Land und Leute kennen.


    Auch die Leser erfahren viel Wissenswertes über Polen, das Land, die Sitten und Gebräuche, die Lebensart und die Mentalität.


    Die Autorinnen haben hier sehr gut und viel recherchiert, was man dem Buch anmerkt. Manche Passagen wurden sogar in Polnisch geschrieben, aber dankenswerterweise gleich übersetzt. Die Ortsbeschreibungen sind so bildlich, dass man das Gefühl hat, die Autorinnen auf einer Ortsführung zu begleiten. Man konnte sich die Gegebenheiten sehr gut vorstellen und es wurde der Wunsch erweckt, sich das mal in real anzusehen.


    Auch das Leben, die Sitten und Gebräuche werden wunderbar vermittelt. So wundert sich Tine zusammen mit dem Leser über manche Dinge (z.B. verhängte Spiegel), die dann im Anschluss erklärt werden.


    Tine ist eine sehr sympathische Hauptfigur, aber auch Oma Strelow und Jan wachsen dem Leser im Laufe des Buches ans Herz.


    Erzählt wird die Geschichte von Tine persönlich in der Ich-Form. Man nimmt damit als Leser automatisch an Tines Gedankengängen teil und weiß so manches Mal nicht, ob man nun Lachen oder die Hände überm Kopf zusammen schlagen soll.


    Die Geschichte ist in sich abgeschlossen und es gibt keinen Bezug zu den anderen Büchern von Anne Hertz. Das Ende jedoch lässt Spekulationen über eine Fortsetzung zu.


    Das Buch beginnt mit einem Prolog, in dem Tine schon auf der Flucht ist. Natürlich möchte man als Leser wissen, wie kam es zu dieser Situation?
    Tine hat es wirklich nicht leicht in dem Buch. Sie schlittert von einem Desaster in das nächste, bewahrt sich aber ihren Witz und wird dem Leser dadurch immer symaptischer.


    Der Spannungsbogen baut sich immer stärker auf, wird dann durch die Stadtrundgänge gehalten und weiter verstärkt, je mehr Zeit Tine durch die Finger rinnt. Schließlich will sie ja ihre eigene Hochzeit nicht verpassen.


    Mit einigen Überraschungen und Wendungen bleibt die Geschichte spannend. Es ist schwer, das Buch beiseite zu legen. Neben viel Witz und Lebensfreude, steckt auch ein Hauch von Frühling zwischen den beiden Buchdeckeln. Gerade in Zeiten, wo der reale Frühling auf sich warten lässt, sind solche Bücher Gold wert und die Autorinnen schaffen es, den Leser zu entführen und ihn mit Frühlingsgefühlen wieder zurückkommen zu lassen.


    Sprachlich ist das Buch in der heutigen Sprachgebung geschrieben und daher einfach und leicht lesbar. Eine Vorkenntnis der vorangegangenen Bände ist nicht notwendig, da es alles eigenständige Geschichten sind.


    Fazit:
    Eine spannende Entführung nach Polen, die einem nicht nur das Land und die Leute, sondern auch den Frühling näher bringt.

    LG, Ariadne