Gerhart Hauptmann - Vor Sonnenaufgang

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 3.593 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Aurelia.

  • Alfred Loth besucht seinen früheren Studienfreund Hoffmann in Witzendorf, um sich dort volkswirtschaftlichen Milieustudien zu widmen. Hoffmann lebt gerade mit seiner Frau Martha am Hof von Marthas Eltern, der reichen Bauernfamilie Krause. Er freut sich, Loth nach all den Jahren wieder zu sehen und versucht besonders in den ersten Stunden, Loth mit seinem Reichtum zu beeindrucken. Schnell wird klar, dass sich die beiden in den letzten zehn Jahren weit auseinander entwickelt haben. Loth vertritt sozialistische Ansichten und träumt davon, in Amerika in einer idealistischen Konklave zu leben. Hoffmann dagegen ist Kapitalist durch und durch und hat keine Probleme skrupellos vorzugehen, wenn es der Erfüllung seiner Ziele dient.
    Gleichzeitig wird offensichtlich, dass innerhalb der Familie Krause einiges im Argen liegt. Bauer Krause, durch den Kohlenabbau steinreich geworden, ist schwerster Alkoholiker und belästigt seine Tochter Helene sexuell. Seine zweite Frau spricht dem Alkohol ebenfalls ordentlich zu und hat eine Affäre mit ihrem Neffen und gleichzeitig Helenes Verlobten, dem Nachbarsbauern Wilhelm Kahl. Hoffmanns schwangere Frau Martha kann ebenfalls nicht vom Branntwein lassen.

  • Da das Stück nicht sehr lang ist (und Mr. Dodo sich um klein Dodo kümmert), bin ich auch schon wieder durch damit. Mich hat es sehr nachdenklich gemacht, "Vor Sonnenaufgang" ist definitiv nichts, was man liest und gleich wieder vergisst.

  • dodo: Ich meine, wir haben dieses Stück vor Jahren mal in der Schule gelesen, als wir die Literaturepoche Naturalismus behandelt haben.
    Gibt es da nicht eine Szene ganz am Schluss,

  • @Aurelia: So ähnlich.


    Bei der Szene ist mir übrigens sehr kalt aufgelaufen.

    Einmal editiert, zuletzt von dodo ()

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    Gerhart Hauptmanns naturalistisches Drama wurde am 20. Oktober 1889 in Berlin uraufgeführt. Es behandelt 24 Stunden im Leben der Bauernfamilie Krause im schlesischen Witzdorf. Das Schauspiel zeigt die Degeneration der durch Kohlenabbau reich gewordenen Familie auf. Altbauer Krause verbringt seine Tage nur noch im Wirtshaus mit dem Schnaps trinken, seine Tochter Martha hält auch eine Schwangerschaft und ein aufgrund von Alkoholsucht verstorbenes Kleinkind nicht vom Branntwein ab. Einzig Helene, die zweite Tochter des Hauses, hebt sich von der restlichen Familie hinsichtlich Bildung und Benehmen ab. Aber auch sie geht letztendlich am Alkohol zu Grunde. Alfred Loth, der seinen mit Martha verheirateten Studienfreund Hoffmann im Haus der Krauses besucht, erscheint ihr als Ausweg aus ihrer hoffnungslosen Situation. Sie verliebt sich unsterblich in Loth, der ihre Gefühle auch erwidert. Als er jedoch die Familienverhältnisse endgültig durchschaut, verlässt Loth sie kaltblütig, aus Angst, Helene könnte die Trunksucht an ihre möglichen gemeinsamen Kinder vererben. Das treibt Helene in den Suizid.
    Gerhart Hauptmanns Charaktere sind eindringlich geschildert. Er beschönigt nichts, sondern zeigt seine handelnden Personen genau so wie sie sind. Wirklich sympathisch ist keiner seiner Hauptfiguren, einzig mit Helene muss man zwangsläufig Mitleid empfinden. Alfred Loth, der sich selbst besonders im Vergleich mit seinem früheren Freund Hoffmann als guten Menschen betrachtet, ist doch nur ein glühender Fanatiker, der keine Rücksicht auf die Gefühle anderer nimmt. Nicht der Umstand, dass er Helene aufgrund seiner eigenen Überzeugungen verlässt, macht ihn zum Unmenschen, sondern die gefühllose Art und Weise, wie er mit ihr bricht.
    Der wirklichkeitsnahe Anspruch wird durch den schlesischen Dialekt, in dem die Bauernfamilie und ihre Dienerschaft spricht, unterstrichen. Sie unterscheiden sich dadurch auch hörbar unter anderem von Loth, Hoffmann und Helene, die die gebildete oder zumindest zum Teil gebildete Klasse ihrer Zeit veranschaulichen sollen.
    Dieses Schauspiel regt zum Nachdenken an und ist sicher nichts, was man nach dem Lesen so schnell wieder vergessen kann.


    5ratten

  • dodo:


    Und zu deinen zweiten Spoiler:Ja, diese Szene hat mir auch eiskalte Schauer über den Rücken laufen lassen.