Howard Zinn - Eine Geschichte des amerikanischen Volkes

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    Originaltitel: A People's History of the United States


    „Eine Geschichte des amerikanischen Volkes“ ist 1980 das erste Mal erschienen und danach mehrfach neu aufgelegt und um neue Kapitel, die das aktuelle Zeitgeschehen betreffen, ergänzt worden. Das erklärt auch ein wenig das Übergewicht, welches die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts in meiner (der letzten) Ausgabe von (im Original) 2003 einnimmt. Mir persönlich ist der Unterschied zwischen den Kapiteln erst beim letzten massiv aufgefallen, „Die Wahl 2000 und der ‚Krieg gegen den Terrorismus‘“ kam mir vergleichsweise lieblos und oberflächlich daher geschrieben vor, vielleicht fehlte ihm aber nur die wiederholte Überarbeitung oder der Blick auf die Geschehnisse aus größerem Abstand inklusive der zwischenzeitlich aufgedeckten Skandale.


    Skandalös fand ich die amerikanische Geschichte bei der Lektüre dieses Buches so manches Mal. Sicherlich, einige Dinge sind allgemein bekannt, wie z.B. der Umgang mit den Indianern, aber die vielen gebrochenen Verträge und falsche Versprechungen erschüttern einen in der Ballung und mit den Details dann doch erneut. Ebenso die Armut und Ausbeutung der Arbeiter um die Jahrhundertwende, die bisher für mich meist nur Kulisse in irgendwelchen Filmen waren. Dazu kamen einige Dinge, über die zumindest ich nicht wirklich genau etwas wusste, wie die Verwicklungen der USA in die kubanische Unabhängigkeit oder den Panamakanal oder das „Engagement“ auf den Philippinen. Dabei ist die große Politik gar nicht das Hauptthema des Buches, es geht eher darum, wie sich die Geschehnisse für „das Volk“ darstellen, wie sein Leben dadurch zufällig oder auch ganz bewusst (Kriege lenken wunderbar von innenpolitischen Problemen ab) beeinflusst wird. „Das Volk“ ist für Zinn die Masse all jener, in deren Namen gehandelt wird und die doch keinen Einfluss nehmen und so konzentriert er sich auf Indianer, Schwarze und Einwanderer, Frauen, Arbeiter, Kleinbauern, einfache Soldaten, … Dabei macht er Muster der Ausbeutung und Unterdrückung deutlich, die sich durch die Jahrhunderte ziehen und übt scharfe Kritik am Establishment. Und wenn man sein Wissen zu einem der historischeren Themen vertiefen möchte, bietet das Buch noch rund 15 Seiten Zusatzliteratur.


    Bei allem Detailreichtum ist das Buch aber weder überladen noch langweilig, es war gut zu lesen – „angenehm“ wollte ich erst schreiben, aber angesichts der Tatsache, dass ich mich mindestens einmal pro Kapitel fürchterlich über die beschriebenen Ungerechtigkeiten aufgeregt habe, passt das Wort nun wirklich nicht. „Eine Geschichte des amerikanischen Volkes“ hat mir durch die Darstellung der Vergangenheit auch ein wenig den Blick in Bezug auf aktuellere Themen der US-amerikanischen Politik geschärft.


    4ratten