Camille de Toledo / Alexander Pavlenko - Herzl
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Theodor Herzl gilt als einer der Begründer des Zionismus, er engagierte sich bis zur Erschöpfung für die Gründung eines eigenen Staats. Sein Biograph in diesem Comic ist Ilya Brodsky, als Kind vor den Pogromen aus Europas Osten in die großen Städte des Westens geflohen. Die Handlung erstreckt sich von den 1880er Jahren bis zum Beginn der 1930er Jahre. Das sozialistische Umfeld Ilyas bildet hier ein Gegengewicht zum großbürgerlichen Herzl.
Es wird in diesem Comic unter anderem darüber diskutiert, was eigentlich ein Volk ausmacht, seine Sprache und Kultur oder benötigt es ein Land, eine Nation? Die Befürworter des Staates Israel waren, so scheint mir, der zweiten Meinung, auch weil viele von ihnen das jiddische als minderwertig gegenüber der westeuropäischen (deutschen, französischen) Kultur empfanden. Die Gründung Israels, so finde ich, wird hier deutlich, ist in erster Linie aber auch einfach nur ein imperialistischer Akt gewesen. Man kauft Land von den „Eingeborenen“, nennt es Protektorat oder Kolonie und interessiert sich nicht dafür, was die ursprünglichen Bewohner wollen. In diesem Fall ist Palästina als Ziel zusätzlich religiös aufgeladen, ansonsten hätte es auch Zypern oder der Sinai oder Uganda werden können - aber mit historisch-religiösem Hintergrund bekommt man auch leichter eine Mehrheit und das notwendige Geld zusammen.
Mir fehlt mit Sicherheit Hintergrundwissen, um ein Urteil darüber zu fällen, wie ich das damals gesehen hätte und in der Betrachtung des aktuellen Konfliktstaus Palästina/Israel hilft mir diese historische Perspektive auch kein bisschen weiter, es bleibt unendlich schwierig. Aber ein bisschen informierter fühle ich mich schon, es gibt noch mehr Aspekte zu beachten als mir bisher bewusst war.
Ich fand „Herzl“ insgesamt durchaus interessant, auch wenn es an einigen Stellen zu textlastig und sperrig für meinen Comic-Geschmack war. Das sepiabeige der Zeichnungen passte jedenfalls gut zur Handlungszeit und die künstlerische Umsetzung gefiel mir prinzipiell ebenfalls.