Donatella Di Pietrantonio - Arminuta

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    "Mit zwei lebenden Müttern wurde ich zum Waisenkind."



    13 Jahre ist das Mädchen alt, als es von seinem bisherigen Vater zu ihren ersten Eltern zurückgebracht wird. Dort erwartet sie eine ganz andere, unbekannte Welt. Die Leute im Dorf nennen sie von da an Arminuta, die Zurückgekommene.


    Aufgewachsen ist sie bis dahin als Einzelkind bei Eltern, die genügend Geld hatten. Sie bekam Ballettunterricht, lebte in einem Haus am Meer und kannte keine Sorgen.

    Bis zu dem Tag, als ihre Mutter sich zurückzog, das Bett hütete und am Ende stand vor einer Mutter, die sie nicht kannte. War plötzlich eine unter vielen. Nicht einmal ein eigenes Bett hatte sie mehr. Das musste sie sich mit ihrer jüngeren Schwester teilen, die noch jede Nacht einnässte.

    Ihr Vater, der Carabinieri, hat ihr gesagt, dass ihre richtige Familie sie zurück wollte, aber so wie man sie dort aufnahm, konnte das nicht sein. Warum also hat ihre zweite Mutter sie zurück an ihre erste Mutter geschickt?


    So stellt sich die Ausgangssituation der Geschichte um die Arminuta dar. Ein Mädchen, das ohne richtige Erkärung entwurzelt wird. Das sich von einer wohlbehüteten Kindheit verabschieden musste, um Teil einer anderen Familie zu werden, die sie teils gar nicht haben wollte. Ein Stadtmädchen, das nun eine einem ärmlichen Dorf in den Abruzzen leben muss, ohne die Annehmlichkeiten, die es kannte und die ihm selbstverständlich waren.


    Ihre 10 jährige Schwester, Adriana, und das Baby Guiseppe sind für sie bald Halt und Mittelpunkt ihres Lebens. Vincenzo, der 18 jährige Bruder, der sich zu sehr zu seiner neuen Schwester hingezogen fühlt, als es für einen Bruder gehört, löst in dem Mädchen ambivalente Gefühle aus. Die anderen Brüder sehen in ihr einen Eindringling.

    Der Kontakt zu ihren anderen Eltern ist sehr spärlich und läuft fast nur über die erste Mutter. Warum wurde sie zurückgegeben? Das ist die Frage, die sie ständig umtreibt. Auf die Antwort muss sie lange warten.



    Die Geschichte wird aus der Sicht dieses jungen Mädchens im Rückblick geschildert. Sie wird linear erzählt, auch wenn es immer mal wieder kurze Einschübe aus das zukünftige Leben der Personen gibt.

    Von einigen Familienmitgliedern erfährt man nicht einmal den Namen, unter anderem von der Erzählerin selber.


    Die Arminuta macht eine schwere Zeit durch, dieser krasse Wechsel von einer Familie in die andere, von betuchten Verhältnissen in die dörfliche Armut, von Einzelkind zu einer unter vielen und die ständige Ungewissheit, wie es dazu kam. Während sie zu Beginn noch eher zurückhaltend ist, lernt sie besonders von Adriana sich durchzusetzen. Ob nun gegen die Anfeindungen oder beim Kampf um das tägliche Essen. Die Verbindung zwischen diesen beiden ist etwas besonders. Mit Ausnahme von Vincenzo halten ihre Brüder sie für eingebildet und verwöhnt und lehnen sie ab, besonders nachdem sie sehr gute schulische Leistungen zeigt.


    Ihre zweite Mutter lässt ihr finanzielle Unterstützung zukommen, aber verweigert ein Treffen. Ihre erste Mutter erzieht öfter mit brachialer Gewalt. Aber ist sie deshalb lieblos? Der erste Vater arbeitet in einer Ziegelei und kümmert sich kaum um die Kinder. Und doch bringt er ihnen Süßigkeiten vom kargen Lohn mit.

    Es ist ein vielschichtiger Roman. Ob es nun darum geht, in welchen Verhältnissen man geboren wird oder was Mutterliebe ausmacht. Es ist eine Suche nach den eigenen Wurzel, nach der eigenen Identität.


    Gerne hätte ich noch etwas mehr aus dem weitern Leben der Arminuta und ihrer Schwester erfahren. Mir persönlich fehlte hier am Ende noch etwas. Im Original wird, wie ich gelesen habe, ein Dialekt verwendet, der in der Übersetzung nicht übernommen wurde. Das hätte die Gegensätzlichkeit sicher noch unterstrichen.



    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Sie hat ein ziemlich behütetes Leben geführt, sie hatte Ballettunterricht, die Eltern hatten einen Schirm am Strand in Dauermiete, es ging ihr gut. Nur dass die Menschen, die sie Eltern nannte, nicht ihre Eltern sind. Sie ist dreizehn, als sie zurückgeschickt wird in ihre Ursprungsfamilie, die in Armut in einem Bergdorf leben.


    Genannt wird sie dort „Arminuta“, das heißt „die Zurückgekommene“, doch wirklich willkommen ist die zusätzliche Esserin nicht. Man ist zwar etwas stolz auf ihren schulischen Erfolg, aber dafür kann man sich nichts kaufen und die alltäglichen Kenntnisse, die in der Familie gefragt sind, beherrscht sie nicht.


    Das Buch umfasst etwas über ein Jahr, eine Zeit, in der sie ankommt und für sich selbst beginnt`, ihren Platz im Leben zu finden - zwar nicht vollständig in einer der Familien, aber doch mit Gefühlen für ihre neuen Verwandten und einer Zukunft.


    Manches passierte mir zu schnell, manchmal hatte ich aber auch das Gefühl, dass die Geschichte auf der Stelle tritt, ich fühlte mich zeitlich unorientiert und war am Ende verwundert, dass erst ein Jahr vergangen war, mir kam es deutlich mehr vor.


    Ich hätte gerne mehr gelesen, wüsste gerne, wie es weitergeht mit ihr - und so werde ich die Fortsetzung „Borgo Sud“ vermutlich irgendwann noch lesen, auch wenn diese einige Jahre später spielt.


    4ratten