Stanislaw Lem - Nacht und Schimmel

  • Titel: Nacht und Schimmel


    Autor: Stanislaw Lem


    Klappentext: Nacht und Schimmel bietet einen Querschnitt durch Lems Schaffen der letzten 15 Jahre und durch die Vielfalt seiner Ideen und Stilmodalitäten. Das Spektrum reicht von frühen Grotesken wie "Gibt es Sie, Mister Johns?" bis zur "Neuen Kosmogonie", einer originellen Anwendung der Spieltheorie auf kosmogonische Probleme.


    Sonstige Informationen: Insel Verlag, Frankfurt am Main, 1971, Hardcover, 300 Seiten


    Informationen zum Autor: Stanislaw Lem wurde 1921 in Lemberg (Polen) geboren und lebte dort bis zu seinem Tod im Jahre 2006. Er studierte Medizin, arbeitete jedoch nie in diesem Beruf, sondern war zuerst als Übersetzer tätig, bis er sich selber dem Schreiben von Büchern zuwandte. Er schrieb viele Science-Fiction Romane, aber auch Abhandlungen über Kybernetik, Literaturtheorie und Futurologie. Seine Werke galten aufgrund vieler Wortneuschöpfungen als schwer übersetzbar. Das Hauptthema seiner Bücher sind philosophische und ethische Aspekte bei der technischen Entwicklung. Er gilt als einer der am häufigsten gelesenen Autoren Polens.


    Inhalt: „Nacht und Schimmel“ ist eine Sammlung von 10 Kurzgeschichten, die sich in ihrer Erzählstruktur deutlich unterscheiden. Kurze spannende Geschichten, fiktive Tagebuchaufzeichnungen, Vorträge, Dialoge, Monologe, Protokolle.
    Beispielhaft seien hier drei unterschiedliche Erzählungen kurz vorgestellt:
    „Der Freund“ ist die längste Geschichte in diesem Buch. Die Hauptfigur arbeitet ehrenamtlich in einem Funkerclub. Ein merkwürdiger Mann taucht auch und bittet um etwas Draht. Nach dieser Wunscherfüllung taucht er noch einige weitere Male auf und bittet um technische Unterstützung bei der Zusammenstellung eines Schaltsystems. Der Hauptfigur wird dieser Sonderling mit der Zeit immer sympathischer aber gleichzeitig hegt er den Verdacht, dass etwas nicht stimmt und sein neuer Freund von etwas anderem beeinflusst werden könnte. Diesem Verdacht versucht er nachzugehen.
    „Der Hammer“ beschreibt ein Raumfahrtszenario, in dem ein Mann und eine Würfel mit einer künstlichen Intelligenz gemeinsam jahrzehntelang eine Mission durchführen. Diese Mission bringt öffnet die Fragen nach Wünschen und Sehnsüchten auf beiden (!) Seiten. Seelische Abgründe und Instabilitäten werden ebenso erforscht.
    In „Gibt es Sie, Mister Johns?“ werden wir Zeuge einer Gerichtsverhandlung. Der Richter soll entscheiden, ob eine Firma das Recht zugesprochen bekommt Prothesen zurückzufordern, die von dem Angeklagten angefordert und ihm operativ eingepflanzt wurden, die er allerdings nicht vollständig bezahlen konnte. Problematisch dabei ist, dass Mister Johns mittlerweile über kein einziges biologisch echtes Körperteil mehr verfügt, sondern alle (!) seine Körperteile im Laufe der Zeit ersetzt wurden. Was macht einen Menschen also aus? Ab wann ist er kein Mensch mehr? Und was passiert, wenn er sich daran erinnert einmal einer gewesen zu sein. Die Erzählung ist komplett in Dialogform gehalten, ohne erklärende oder einleitende Sätze.


    Meine Meinung: Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, da ich Lems Gedankenspiele und philosophischen Exkurs sehr mag. Als schwierig empfinde ich es immer, wenn die technischen Details so detailliert beschrieben werden, dass ich den Bezug zur eigentlichen Rahmenhandlung verliere – besonders weil mein technisches Wissen eher schlecht ist. Großartig und abwechselungsreich geschrieben.