Christopher Ruocchio - Das Imperium der Stille

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    Das Imperium der Stille ist der Debutroman des amerikanischen Autors Christopher Ruocchio und offenbar der erste Band einer mehrteiligen Reihe. Den von vielen Rezensenten im englischsprachigen Bereich genannten Vergleich mit Frank Herberts Dune und Patrick Rothfuss‘ Der Name des Windes würde ich bestätigen, auch wenn ich letzteres nur aus Erzählungen kenne.


    Wie bei Dune begegnen wir einer absolut fantastischen Welt. Planeten und Aliens gepaart mit Familiendynastien, Schlössern und Adelstiteln. Das Worldbuilding in Das Imperium der Stilleist gigantisch gut. Die feindlichen Aliens, die Cielcin fand ich genauso interessant wie es er Erzähler, Hadrian Marlowe, tat. Ruocchio hat hier wirklich saubere Arbeit geleistet. Im Anhang findet man eine ausführliche Auflistung der Dramatis Personae und der Planeten sowie ein Lexikon der fremden Begriffe. Dabei ist alles im Sprachstil des Buches gehalten.


    Aber und das muss ich leider sagen, das Buch zu lesen war harte Arbeit. Wir folgen Hadrians Erzählungen über sein Leben beginnend mit seiner Kindheit. Hadrian selbst ist dabei eine Figur, bei der man nicht weiß, ob man einfach nur kopfschüttelnd danebenstehen oder ihr eine runterhauen sollte. Er wirkt extrem entrückt und müsste ich es auf jugendliches Neudeutsch herunterbrechen, dann wäre seine Erzählung über sich selbst ein klassisches first world problems-Mimimi, das mir als Leserin einfach nur mächtig auf die Nerven ging.

    Hadrian ist privilegiert, wird aber doch nicht der Erbe des Uraniumimperiums seines Vaters und will eigentlich nur alles über die Cielcin und andere Aliens lernen. Daran ist in der Regel nichts verkehrt. Aber Hadrian wirkt in allen Situationen weltfremd, arrogant und einfach nur dumm. Er macht aus Mücken Elefanten, straft sich mit schweren Entscheidungen, nur um am Ende doch einfach nur eine dumme Entscheidung nach der anderen zu machen.


    Die Figuren in der zweiten Reihe sind dabei aber sehr viel interessanter und auch die Beziehungen der Figuren sind kein bisschen langweilig. Einzig die Art, wie Hadrian darüber berichtet, macht das ganze zu einem dahinplätschernden Monolog, bei dem man als Zuhörer abschalten würde.


    Es ist auch nicht sehr hilfreich, dass die verwendete Sprache extrem selbstverliebt wirkt und im Englischen durchaus mit self-indulgent betitelt werden könnte. Hinzukommt, dass dem Leser viele Dinge erzählt werden, die aber im Laufe des Buches gar nicht so wirken. Es gibt keine echte Bedrohung. Keinen Gegenspieler. Irgendwie nichts.


    Alles in allem also sehr schade, denn das Worldbuilding war interessant und hat mich neugierig auf mehr gemacht. Aber es dauerte um die 200 Seiten, bis überhaupt mal eine Handlung in Erscheinung trat und auch sonst wäre das Buch gut und gerne mit der Hälfte der Seitenzahl ausgekommen. Es hätte der extremen Details, die dem Leser ständig und wiederholt präsentiert werden, einfach nicht bedarft. Spannung baute sich dadurch jedenfalls keine auf.

    Fazit

    Ich bin sehr hin- und hergerissen. Das Worldbuilding ist, wie gesagt, herausragend und Ruocchio kann seine Sprache. Aber, Spannung sucht man in diesem Buch einfach vergebens. Und während das für mich in der Regel kein ausschlaggebender Punkt sein muss, so hatte ich doch ein riesiges Problem damit, weil auch sonst einfach nichts wirklich passiert, das mich als Leser begeistert hätte. Das Worldbuilding allein kann diese Geschichte leider nicht tragen. Ich denke, empfehlen kann man dieses Buch all jenen, die Dune mit Begeisterung gelesen haben. Aber wie Dune konnte es mich persönlich nicht vollständig überzeugen.


    2ratten

    ~~ noli timere messorem ~~