Kim Stanley Robinson - Roter Mond

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Muss ich eigentlich noch erwähnen, dass zwischen mir und KSRs Büchern ein sehr angespanntes Verhältnis herrscht? Ich glaube, nein. Es verwundert mich einfach immer wieder, wie mich ein Buch von ihm total begeistern kann während das nächste eher enttäuschend ist. Wenn ich erklären könnte, woran das liegt, wäre ich schon weiter.


    New York 2140 war für mich ja weder gut noch schlecht. Ich habe normalerweise keine Probleme mit Infodumps und ich finde wissenschaftliche, politische und soziale Themen und Fragestellungen toll. Aber bei Roter Mond frage ich mich allen ernstes, ob Robinson dieses Buch überhaupt selbst geschrieben hat. Trotz all dem subjektiven Gefallen/Nicht-Gefallen, konnte man von Kim Stanley Robinson immer behaupten, dass er handwerklich gut ist und einen tollen Schreibstil hat.


    Roter Mond war aber bis jetzt das holprigste Buch, das ich je von ihm gelesen habe. Er wiederholte sich wirklich ständig und der Satzbau war eine einzige Katastrophe. Und dann gab es da so Perlen wie diese hier:


    Zitat

    Oder vielleicht auch nur um ein Primatenhaus, denn in seiner Mitte gab es einen großen Glaskasten voller Trapeze, hängender Fässer und in Schlaufen hängender Seile – und Gibbons.

    Genau genommen handelte es sich um ein reines Gibbon-Gehege.
    »Gibbons!«, rief Ta Shu.


    Ich meine, die erste und die zweite Erwähnung machten es dem Leser ja noch nicht deutlich genug, dass da Gibbons sind. Nein, Ta Shu muss es auch nochmal extra erwähnen, damit man sich auch wirklich sicher sein kann. Dass Gibbons dann gleich nochmal zwei Sätze weiter auftaucht….Le Augenverdreh.


    Und irgendwie war das ganze Buch so geschrieben. Auf diese Art. Ich kam mir vor, als wäre jede Leichtigkeit des Erzählens irgendwo in der Luftschleuse verloren gegangen.


    Ja, wir sind auf dem Mond. Ja, dort ist es nicht so einfach, sich fortzubewegen. Nein, ich muss das nicht jedes Mal extra erzählt bekommen, dass Figur A, B, C sich vorsichtig fortbewegt, weil die Anziehungskraft auf dem Mond eine andere ist.


    Ehrlich mal, was ist hier los? Würde nicht Kim Stanley Robinsons Name auf dem Cover stehen, ich würde es nie glauben, dass er dieses Buch geschrieben haben soll.


    Wäre es der erste Roman, den ich von ihm lese, dann würde ich danach nie mehr eines seiner Bücher anfassen. Das kann er doch eigentlich soviel besser. Jetzt mal so ganz abgesehen vom Inhalt. Ganz abgesehen von den seitenlangen Infodumps über Quantenphysik, Feng Shui und chinesische Kultur und Politik. Es kann doch nicht sein, dass diese Infodumps das interessantes am ganzen Buch waren.


    Und die Figuren? Ein sehr überschaubarer Cast, wenn man seine anderen Werke kennt. Aber keine davon stand heraus. Keine war so gut gezeichnet, dass ich in irgendeiner Form auch nur Interesse an ihr gehabt hätte. Wenn überhaupt, war Ta Shu noch am ehesten das, was ich einen Sympathieträger nennen würde, weil seine kindliche Begeisterung für soviele Dinge echt cool war. Aber sonst.


    Vielleicht übersteigt es auch einfach meinen Horizont. Vielleicht ist das Buch so sehr seiner Zeit voraus, dass ich es einfach nicht verstehen kann. Who knows. Ich glaube, bei den nächsten KSR-Romanen werde ich der Versuchung widerstehen, sie zu lesen und erstmal abwarten, was andere dazu zu sagen haben.


    Fazit:

    Roter Mond von Kim Stanley Robinson war für mich der erste Robinson, der mir nicht nur nicht gefiel, sondern den ich tatsächlich für echt schlecht halte. Der Erzählstil ist so ganz untypisch KSR und rein vom Handwerk her hat er mich auch echt nicht aus den Latschen geworfen. Sorry, keine Leseempfehlung dafür von mir.


    1ratten

    ~~ noli timere messorem ~~