Heike Abidi - Bevor wir alles verlieren (ab 16 J.)

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    Heike Abidi: Bevor wir alles verlieren (ab 16 J.), Hamburg 2021, Moon Notes im Verlag Friedrich Oetinger, ISBN 978-3-96976-022-2, Klappenbroschur, 302 Seiten (einschließlich der 19 Seiten Leseprobe eines weiteren Romans der Autorin), Format: 13,7 x 2,8 x 20,8 cm, Buch: EUR 15,00 (D), EUR 15,50 (A), Kindle: EUR 9,99.


    Genug Zeit, mich bei Paps zu melden. [...] Wenn es gerade nicht passt, weil er mitten in einem Vortrag ist, kann er mich ja später zurückrufen. Aber er drückt mich nicht weg, sondern geht sofort ran. „Hallo, meine Große. Alles okay bei dir? Ist was passiert?“ – Ja, ich habe einen Hirntumor. Und eine Schwester. Ich bin verwirrt. Und habe Angst. (Seite 171)


    Nach einem Sportunfall landet Victoria Sander, 18, im Krankenhaus. Mist, denkt sie, bestimmt eine Gehirnerschütterung und womöglich noch ein Beinbruch – das war’s jetzt erst mal mit Training!


    Zufallsbefund Hirntumor

    Die Wahrheit ist viel schlimmer. Bei den Untersuchungen stellt sich heraus, dass Victoria einen Hirntumor hat. Der war auch für ihren Aussetzer beim Hochsprung verantwortlich und damit für ihren Sturz. Zwar ist der Tumor gutartig, aber er wird sie langsam töten, wenn er nicht umgehend entfernt wird.


    Leider ist niemand da, der ihr in dieser Situation beisteht. Zu ihrer Mutter, die die Familie vor rund zehn Jahren verlassen hat, hat sie seit damals keinen Kontakt mehr. Ihr Vater, ein vielbeschäftigter und leicht verpeilter Wissenschaftler, ist ständig unterwegs. Ihr fällt nicht einmal jemand ein, der ihr Wechselkleidung und Waschzeug von zuhause in die Klinik bringen könnte.


    Ein wahrer Freund

    Irgendjemand muss ihr aber helfen, und so ruft sie schließlich ihren Mathe-Nachhilfelehrer Theo an. Der ist ein bisschen nerdig aber umsichtig und zuverlässig.


    Auch als es um die Frage geht, wie Victoria am besten in die Spezialklinik ins 500 Kilometer entfernte Berlin kommt, hat Theo die rettende Idee: Er fährt sie hin. Und sie starten sofort. Dann haben sie sechs Tage Zeit, um es unterwegs noch einmal richtig krachen zu lassen. Denn auch wenn die Operation für Victoria eine Chance ist, ist beiden klar, dass das auch schiefgehen kann. Dann wäre dieser „Roadtrip“ Victorias Abschiedstour vom Leben.


    Roadtrip zur Gehirn-OP

    Victorias Traum ist, in Berlin den Schauspieler Marek Carter zu treffen und von ihm den heißesten Kuss aller Zeiten zu bekommen. So ganz abwegig ist das nicht: Der Mann breitet sein ganzes Leben im Internet aus. Sie weiß genau, wo sie ihn finden kann. Ihr größter Albtraum dagegen ist, ihre Mutter wiedersehen zu müssen um ihr von ihrer Erkrankung zu erzählen. Ihr Vater und Theo bestehen darauf. Als ob die Mutter ein berechtigtes Interesse – oder überhaupt ein Interesse – am Wohlergehen ihrer Tochter hätte!



    Problemfall Mutter

    Dass die oberflächliche Schickimicki-Mutti und der wunderliche Wissenschaftler nie zusammengepasst haben, liegt auf der Hand. Hätten die zwei das nicht selber merken können, ehe sie Victoria in die Welt gesetzt haben? Die Frage ist berechtigt. Aber vielleicht wäre es trotzdem besser gewesen, Victoria hätte die Briefe ihrer Mutter geöffnet und gelesen. Dann wäre sie jetzt nicht so maßlos überrascht ...


    Wüssten wir nichts von ihrer Krankheit, sähen wir hier zwei gute Freunde, die sich auf einem Ausflug über lustige und schräge Erlebnisse amüsieren (Zelten! ‚Dip-in’! Der Abend mit den Student:innen aus Japan! Die schrecklich kitschige Pension! Dick & Doof im Luxushotel!). Wir lachen mit ihnen und vergessen manchmal ganz, wie ernst die Lage ist. Zumindest, bis wir Victorias Briefe an ihre Angehörigen lesen ...


    Eine neue Sicht aufs Leben

    Es wäre zu schön, wenn Victoria mit ihren neuen Erkenntnissen und Einstellungen auch noch etwas anfangen könnte, sprich, wenn die Operation erfolgreich verliefe. „Victoria bedeutet Siegerin“, sagt sie sinngemäß an einer Stelle. Ich gehe mal davon aus, dass das etwas zu bedeuten hat und dass wir Leser:innen so optimistisch sein dürfen wie die Protagonistin selbst.


    Meine heimliche Hoffnung ist ja, dass es irgendwann ein Jugendbuch geben wird, in dem eine der Nebenfiguren dieses Romans die Hauptrolle spielt – vielleicht Valentina oder eine von Theos Schwestern – und dass wir dann so nebenbei erfahren: Victoria geht’s gut, sie studiert irgendwas ganz Tolles in Berlin. Ich gebe zu, ich wäre erleichtert.



    Die Autorin

    Heike Abidi, Jahrgang 1965, studierte Sprachwissenschaften und arbeitet heute als freiberufliche Werbetexterin und Autorin. Sie lebt mit ihrem Mann und Sohn in der Nähe von Kaiserslautern.