Mario Vargas Llosa - Lituma en los Andes (Tod in den Anden)

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    ich habe mich schon sehr auf die Lektüre gefreut, weil ein Buch vom Autor (Das Paradies ist anderswo) eines meiner Lieblingsbücher ist und dadurch meine Erwartunshaltung relativ groß war. Außerdem mag ich südamerikanische Literatur, speziell die Argentinische sehr.


    Ich habe vorher gelesen, dass es darum geht, dass ein Polizist namens Lituma zu Beginn der 1990er Jahre ins Terroristengebiet in die Puna (Hochland in den Anden) geschickt wird. Dort will er das Verschwinden dreier Personen aufklären. Ich bin zunächst davon ausgegangen, wie es in Argentinien oft der Fall war, dass die Junta Leute verschwinden ließ, die nicht systemkonform und unbequem waren.


    Die Vorurteile habe ich schnell abgelegt. In diesem Buch geht es vor allem um die Kultur und was davon über blieb von den alten Ureinwohnerstämmen. Im Buch wird immer von Indios gesprochen, ich fühle mich wohler wenn ich von Ureinwohnern schreibe.


    Die Gesellschaftsstruktur in den Andendörfern ist archaisch, machistisch, abergläubisch, ungebildet. Den Arbeitern werden alte Kulte und Riten zu pflegen eingeredet, damit sie ihren Job behalten, damit sie vom "Huayco" (Quechua für Geröll, Murenabgänge) verschont bleiben.


    Huayco ist die Rache der Berggötter, der Apus. Zusätzlich gibt es noch die Teufel und Dämonen, die Mukis und dann noch die Pishtacos - Halbwesen, die Menschen ausdörren, Menschenfett verarbeiten, benötigen um zu leben.


    Ich fand den Exkurs in die Mythen der ansässigen Stämme interessant auch wie sie nach wie vor instrumentalisiert werden, um die Menschen in Schach zu halten.


    Die Guerilleros auch Senderos genannt versuchen ein Dorf nach dem Anderen im Andenhochland zu erobern. Sie sind meist aus dem Arbeitermilieu und marxistisch/ kommunistisch geprägt. Sie gehen mit aller Gewalt gegen alle Staatsdiener, Reichen und auch unmoralischen Personen vor. Es werden "Gerichtsverhandlungen" abgehalten, die Schuldigen werden entweder ausgepeitscht, die Einwohner genötigt mitzumachen, oder zu Tode gesteinigt. Klassenfeinde waren es ihrer Ansicht nicht wert, dass man teure Munition für sie verwendet.


    Touristen waren auch eine Zielgruppe, weil sie ja finanziell durch ihre Reisen die Regierung in Lima stützten. Im Buch gibt es mehrere Ausländer:innen, die den Senderos zum Opfer fielen.


    Vargas Llosa schafft es, das man direkt in dieses Umfeld gezogen wird. Man spürt fast die Härte des kargen Anden-Daseins. Die Schönheit und Brutalität der Landschaft. Die Freundlichkeit aber auch Reserviertheit der Menschen. Die menschlichen Abgründe und was Leute bereit sind zu tun, bis hin zum Kanibalismus um einer Religion zu dienen werden anschaulich gemacht.


    Natürlich bekommt man auch mit was die Faszination der alten Kultur ausmacht. Die allermeisten im Westen kennen Machu Picchu und verbinden das mit den Inkas. Wie brutal die Inkas waren, welche anderen Stämme sie unterworfen und ausgerottet haben wird beschrieben.


    Im Buch geht es aber nicht nur um Grausamkeiten, auch um eine Liebesgeschichte, um die Geschichte eines Stummen, der eine besondere Beziehung zu seinen Vicuñas (eine Art Lama) hat. Der versucht allen alles recht zu machen und dennoch geopfert wird, weil er keine Sprache hat um sich zu wehren.


    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, und mich nochmals etwas mit der Geschichte Perus auseinandergesetzt und auch geschaut, wie die Reisemöglichekeiten heutzutage sind:), abgesehen von den Gruppenreisen. Ich reise lieber individuell. Das Fernweh hat mich gepackt. Wenn das ein Buch schafft hat es "meinen Nerv" getroffen.