Ingrid Lausund - Bin nebenan: Monologe für zuhause

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    Bin nebenan: Monologe für zuhause


    Zitat


    Zwölf Episoden über Menschen und ihre Einrichtungsversuche. Mint und Hellblau gegen ein bedrohliches Außen, Gemütlichkeitsrituale gegen Panikattacken, die perfekt geputzte Küche als pseudo-sakraler Raum. Geschichten über wackelige Lebensfundamente und sanierungsbedürftige Innenräume, über skurrile, vereinsamte und verunsicherte Menschen, die in ihren kleinen Paralleluniversen Überlebenskämpfe mit sich und ihrer unmittelbaren Umgebung ausfechten. Ingrid Lausund öffnet die Tür zu zwölf Wohnungen und gibt den Blick frei auf Gemütlichkeitsattrappen in Carrara-Marmor-Optik, monströse Plüschsofas und brüchige Fundamente im Schatten von Designermöbeln. Mit Humor und Scharfsinn erzählt sie von der Sehnsucht nach einem funktionierenden Zuhause.

    Aufgrund der Rezensionen und auch der Sprecher der Episoden (u.a. Bjarne Mädel, Bastian Pastewka) bin ich hier von leichter und witziger Lektüre ausgegangen. Doch bereits nach der ersten Episode wurde mir klar, dass die Geschichten hier tiefergehend und nicht zur reinen Unterhaltung gedacht sind.


    Unter anderem begegnet uns ein junger Mann, der von der Mutter verstoßen und ins Heim gesteckt, dann beinah adoptiert wurde, später im betreuten Wohnen landete und dann endlich eine eigene Wohnung hat, die er ganz allein sauber und ordentlich hält. Sogar einen Job hat er, in dem er allerdings verspottet und gehänselt wird. Aber seine Fische, um die kümmert er sich immer. Und so gut er sein Leben auch inzwischen im Griff hat, hofft er immer noch darauf, dass ihm seine Beinah-Adoptiveltern eines Tages über den Weg laufen und er ihnen beweisen kann, dass er doch kein so hoffnungsloser Fall ist und sie seine Familie werden. Eine schöne, aber doch extrem tragische Geschichte, die mich tief berührt hat.


    Und dann treffen wir den Typen, dessen Frau übers Wochenende verreist und er ordentlich die Sau rauslässt. Von Saufgelage über Pornos bis hin zur perfekt geputzten Wohnung und dem vorbereiteten Essen für die Rückkehr seiner Frau.


    Oder die Frau, die mit ihrem Freund/Mann eine tolle Wohnung gefunden und renoviert hat und in der sie sich so richtig zu Hause fühlt. Aber die Beziehung ist vorbei und sie will eigentlich gehen, aber da ist doch noch diese tolle Wohnung?!


    Die 12 Storys sind es auf jeden Fall Wert, gelesen bzw. gehört zu werden. Die Sprecher (Bastian Pastewka, Angelika Richter, Katrin Wichmann, Bjarne Mädel, André Jung, Lina Beckmann, Matthias Brandt, Jens Harzer, Fritzi Haberlandt, Bettina Stucky, Sophie Rois, Michael Wittenborn) lesen ganz hervorragend, sodass man richtig mitfiebert. Und auch der Schreibstil hat mir gut gefallen, weil die Sätze nicht zwingend aus Subjekt - Prädikat - Objekt bestehen, sondern oft auch nur Fragmente sind.


    Auf jeden Fall sollte man sich für dieses Hörbuch (etwas über 4 Stunden) Zeit nehmen und es nicht nur nebenbei hören.


    Von mir eine klare Empfehlung und 5ratten

    Bücher kaufen und Bücher lesen sind zwei völlig verschiedene Hobbys.