Maria Braig, Die Nordseeprinzeßin

  • Endlich ist mein neuer Roman fertiggeworden und auch bereits bei mir angekommen. Nach vielem Hin und Her hat sich letztendlich der Titel „Die Nordseeprinzeßin“ herauskristallisiert. Nein, keine Angst, das ß ist kein Fehler, das muss so sein, da sich die Frau, der ich vor einigen Jahren irgendwo an der Nordsee, näher will ich das bewusst nicht beschreiben, begegnet bin, selbst so bezeichnet hat. Sämtliche Fenster ihrer Kate waren mit meist paranoid wirkenden Schriften beklebt und zogen meine Neugier auf sich.


    Und so hat diese Begegnung damals stattgefunden:


    Sie öffnete mir ihre Tür, als ich die Schriften an den Fenstern rund um ihr Häuschen fotografierte.

    Was ich wolle, fragte sie sehr freundlich.

    „Ich habe nur gelesen, was Sie geschrieben haben.“

    Sie nickte und sah mich an.

    Ich hatte nicht erwartet, dass sie mit Fremden überhaupt spricht und so fiel mir spontan nicht ein, wie ich mit ihr ins Gespräch kommen sollte. Ich nickte ihr ebenfalls zu und ging weg.

    Wir begegneten uns noch zwei- oder dreimal während der Urlaubstage, die ich im Haus neben ihrer Kate verbrachte. Wir grüßten uns jedesmal freundlich.

    „Moin“, „Moin“, mehr kam nicht zustande.

    Ich überlegte lange, ob ich das Gespräch suchen und sie nach ihrer Geschichte fragen sollte, entschied mich dann aber dagegen.

    Helfen konnte ich ihr nicht, wozu sollte ich alte Geschichten und schmerzhafte Erinnerungen aufwühlen und am Ende möglicherweise falsche Hoffnungen wecken?

    So blieb es beim „Moin“ und die Geschichte der Nordseeprinzeßin, die ich hier erzähle, könnte so gewesen sein, vielleicht aber auch ganz anders.


    Entstanden ist eine fiktive Geschichte über ein gestohlenes Leben, über die Suche nach Identität und über Frauen, die niemals aufgeben. Es geht um Lesbischsein, das durch unmenschliche Behandlung in der „Psychiatrie“ der 60er Jahre „geheilt“ werden sollte, gerade so wie andere Abweichungen von Frauen vom gängigen Lebensmodell der Zeit auch, um die lebenslangen Folgen daraus, um die Hintergründe, die wie so oft Geldgier mit Moral vertuschen, aber auch um den Kampf für eine Wiedergutmachung, so weit dies möglich ist. Ein versöhnliches Ende kann ich jedenfalls versprechen.


    Die Nordeseeprinzeßin


    Nach dem Tod ihrer Mutter findet die griechische Übersetzerin Delia alte Briefe, die ihre eigene Identität in Frage stellen. Die Spurensuche führt sie auf eine deutsche Nordseeinsel zu einer verwirrten alten Frau. Nur sehr langsam kommt sie einer verstörenden Geschichte auf die Spur: Die Tochter des reichsten Inselbauern hat in den 1960er Jahren ihre eigenen Vorstellungen vom Leben. Da diese den gängigen Konventionen widersprechen und zudem den Erhalt der Familiendynastie gefährden, sollen sie ihr ausgetrieben werden – mit schwerwiegenden Folgen für ihr ganzes Leben.



    Eine Leseprobe findet Ihr hier: https://www.epubli.com/shop/di…eprinzessin-9783759886897