Ciril Kosmač - Ein Frühlingstag


  • Ich habe das Buch in Fanny S. Copelands englischer Übersetzung unter dem Titel "A Day in Spring" gelesen.


    In diesem 1953 erschienenen slowenischen Roman kehrt ein namenloser Ich-Erzähler, der gewisse Parallelen zu dem Autor aufweist, nach 15-jähriger Abwesenheit zu Ende des Zweiten Weltkriegs in sein Elternhaus im Idrijcatal zurück. Nur seine Tante nimmt ihn Empfang. Seine Geschwister mussten kriegsbedingt die Heimat verlassen, und sein Vater, so hat er gerade erfahren, wurden in einem deutschen Gefangenenlager oder in einem KZ ermordet. Geblieben ist ihm aber die Heimat. Immer wieder steht er vor der Tür oder am Fenster, lässt seinen Blick über das Tal schweifen und denkt an seine Kindheit und Jugend zurück. Leicht war das Leben der Familie nicht gewesen. Ein sowieso ärmlicher Hof, der seine Bewohner nur notdürftig ernähren konnte. Der Erste Weltkrieg, in dem sein Vater kämpfen musste, während Mutter und Großvater unter noch weiter erschwerten Bedingungen für das Lebensnotwendige sorgten. Ein vorzeitig abgebrochener Schulgang, eine an Tuberkulose sterbende Mutter. Ganz zu schweigen von politischen Verwicklungen, die ihn als jungen Mann zwingen, das Land zu verlassen.

    Aber trotz aller Schwierigkeiten war da immer ein Gefühl der Geborgenheit in der Familie, die Gewissheit, geliebt zu werden und die Verbundenheit mit der Heimat. Und natürlich war da auch die kleine Pflegeschwester, illegitime Tochter eines tschechischen Soldaten und einer sehr jungen Nachbarin, die beide eines frühen Todes starben. Dieser Pflegeschwester fühlte sich der Erzähler immer besonders nahe. Was mochte wohl mit ihr geschehen sein?


    Ein kurzer, nur 170 Seiten langer Roman, der mich mit seiner melancholischen Stimmung und seinem ruhigen Tonfall gefangen nahm. Ein Text, der mich nachdenklich machte, mich über Leben und Tod sinnieren ließ, und der lange nachhallen könnte.


    "Oh, it was a lovely day in spring, full of light and sound, as if cast in pure silver." So endet das Buch, und so begann es auch.


    4ratten

    Wir sind irre, also lesen wir!