Beiträge von Fincayra

    Meine Rezension:


    Leutnant Eremith Fenna verflucht seinen Befehl. Gerade aus dem Lazarett in Chlayst entlassen, erhält er von seinem Hauptmann den Auftrag, in die entlegene Festung Carlyr zu reisen um dort neue Rekruten auszubilden. Fenna protestiert zunächst, folgt schließlich aber seinem Befehl. Und verflucht ihn. Die abgelegene Festung Carlyr bewacht den Zugang zum Feindesland im Norden und ist katastrophal unterbesetzt. Nicht nur die besten Soldaten aus Carlyr haben ihr Leben bei einem Feldzug in das nördlich gelegene Land der Affenmenschen verloren, sondern auch die meisten anderen Soldaten auf dem Kontinent. So sieht sich Fenna bald mit den unwahrscheinlichsten Rekruten konfrontiert, die er von Null an ausbilden soll. Dabei erhält er Unterstützung von Leutnant Loa Gyffs, die direkt von der Militärakademie kommt und wie die Rekruten keinerlei Kampferfahrung besitzt. Ist Fenna zunächst noch entsetzt über den Zustand seiner Schützlinge, beginnt er sich doch bald wie ein Vater um sie zu sorgen und vergisst völlig, seinen Befehl zu verfluchen.


    Auch wenn die Leser zunächst mit der gleichzeitigen Einführung zu vieler Figuren ebenso überfordert sind wie Fenna mit deren Ausbildung, so schafft es der Autor doch, dass sich schnell eine Beziehung zu den einzelnen Soldaten aufbaut. Wie es der Titel „Die Soldaten“ verrät, stehen diese Figuren im Mittelpunkt des Buches. Es geht nicht so sehr um das Schlagen von heroischen Schlachten und das Erlangen von Ruhm und militärischen Ehren, als um die Menschen, die sich für eine solche Aufgabe freiwillig melden, oft ohne zu wissen, was ihnen abverlangt wird und was sie erwartet. Der Autor Tobias O. Meißner verwendet viel Zeit und Mühe darauf, jede Figur individuell zu gestalten, mit einer Hintergrundgeschichte auszustatten und sie eine glaubhafte Entwicklung durchlaufen zu lassen. So meldet sich der etwas ältere Breff Adirony Teppel zur Armee, weil seine beiden Söhne beim Affenmenschenfeldzug ihr Leben gelassen haben und er glaubt, ihnen dies schuldig zu sein. Bald schon müssen Breff, Fenna und die Leser aber erkennen, dass er den Strapazen des Soldatenlebens nicht gewachsen ist. Und auch einige der anderen Soldaten verlieren, wenn es ernst wird, trotz allem vorherigen Drill und aller Bemühungen die Nerven und zeigen, dass sie eben auch nur Menschen sind und keine Kampfmaschinen.
    Und ernst wird es in „Die Soldaten“. Auch wenn sich der größte Teil des Buches mit der Ausbildung und der Entwicklung der angehenden Soldaten und der Leutnants Fenna und Gyffs befasst, haben es die zwei geschilderten Missionen ins Feindesland doch in sich. Baut sich während der ersten Mission noch eher ein leises Unbehagen angesichts des unbekannten Landes auf, der sich letztendlich in einem Angriff entlädt, so stehen die Soldaten um Fenna bei der zweiten Mission schließlich einem unbezwingbaren Feind gegenüber. Soll man im Angesicht einer erdrückenden Übermacht den Befehl verweigern und lieber sein Leben und das seiner Truppe retten, oder dem Befehl gehorchen, auch wenn man ihn verflucht, und als pflichtbewusster Soldat in den sicheren Tod gehen? Dieser Frage muss sich Eremtih Fenna stellen und dieses Mal macht er sich die Antwort nicht leicht.


    Meißners minutiöse Beschreibungen entfalten in diesen Situationen ihre ganze Wirkung. Doch nicht nur der entscheidende Kampf und die vorangehenden Konfrontationen werden von dem Autor detailliert beschrieben, sondern er widmet die gleiche Umsicht auch dem soldatischen Alltag in der Festung Carlyr. Dem Gang zur Schneiderin und der Stimmung in der Messe wird die gleiche Wichtigkeit eingeräumt wie den Wettkämpfen unter den Soldaten und den Missionen ins Feindesland. Wer sich von „Die Soldaten“ hauptsächlich viel Action und große Schlachten verspricht, wird von diesem Buch daher vermutlich enttäuscht sein. Wer aber eine sehr eindrucksvolle, stimmige und detaillierte Geschichte über das Leben eines Soldaten sucht und auch dem Alltagstrott außerhalb von Kriegszeiten seine Aufmerksamkeit schenken kann, wird in „Die Soldaten“ mehr als nur reine Unterhaltung finden und auch einige Parallelen zu Militäreinsätzen in unserer Zeit finden.


    Besonders zu empfehlen ist „Die Soldaten“ für alle, die bereits den Zyklus „Im Zeichen des Mammuts“ des Autors gelesen haben. Sind dort der Feldzug gegen die Affenmenschen und auch die Affenmenschen selbst im Hintergrund ständig als diffuse Bedrohung präsent, erfährt man in „Die Soldaten“ noch einiges mehr über diese verhängnisvolle Schlacht und bekommt erstmals auch die Affenmenschen zu Gesicht. Umgekehrt kennt man aber auch als Mammut-Leser einige Hintergründe, die den Geschehnissen in „Die Soldaten“ eine tiefere Bedeutung verleihen. Aber auch ohne vorher Meißners großen Fantasy-Zyklus gelesen zu haben, ist „Die Soldaten“ ein hervorragendes Werk, das sich auch alleine gut lesen lässt. Und vielleicht bekommt der ein oder andere Leser danach doch noch Lust, tiefer in den Kontinent vorzudringen und mit dem Mammut auf Ursachenforschung zu gehen.


    4ratten

    Und hier auch meine Rezension zum Buch:


    Nachdem Autor Tobias O. Meißner im vorangegangenen fünften Band seines Fantasy-Zyklus „Im Zeichen des Mammuts“ ohne große Zimperlichkeiten zu Werke gegangen ist und einige zentrale Figuren der Reihe schonungslos einem Serienkiller zu Opfer fielen, beginnt der sechste Band mit dem Titel „Die Vergangenheit des Regens“ zunächst etwas ruhiger. Schockiert von ihren Erlebnissen in Warchaim finden sich die verstreuten Mitglieder des Mammuts, eines Geheimbundes, der sich dem Umweltschutz verschrieben hat, nach und nach wieder zusammen. Glaubhaft traumatisiert und ernüchtert von den jüngsten Erlebnissen, ist es dem Anführer Rodraeg zunächst gar nicht danach zumute eine neue Mission anzunehmen und so erteilt er der Stadt Warchaim, in der er nach den Geschehnissen des letzten Bandes zu Unrecht als Mörder gesucht wird, mit den Worten „Soll es sich doch selbst helfen. Immerhin hat es sich erfolgreich gegen unsere Hilfe gewehrt“ eine Abfuhr, die vermutlich den Untergang der Stadt zu Folge haben wird. Lethargisch und passiv weiß er nicht, wie es weitergehen soll, bis er sich doch einer Expedition anschließt, die herausfinden will, warum es im südöstlichen Regenwald nicht mehr regnet. Dass er dabei die Anführerrolle an den naturverbundenen Timbare abgeben kann, scheint ihm dabei nur recht zu sein.
    Meißner stellt Rodraegs Rückzug aus allem, was zu viel Verantwortung mit sich bringen kann, sehr glaubhaft dar und schafft es, die dabei entstehende Lücke mit neuen Figuren zu füllen. Erzählt wird nicht aus der Perspektive einer Hauptfigur, sondern es gibt einen ständigen Wechsel zwischen verschiedenen Figurenperspektiven. Dies wird vom Autor so umgesetzt, dass weder Verständlichkeit noch Übersichtlichkeit leiden, sondern ein tieferer Einblick in das Innere vieler Figuren möglich wird. So gewinnt besonders die Waldläuferin Tjarka gegenüber Rodraeg an Profil und auch neue Figuren wie Timbare werden mit ihren Motivationen, Zielen und Vorgehensweisen glaubhaft charakterisiert und dem Leser näher gebracht.


    Doch so ruhig wie zu Beginn des Bandes bleibt es nicht lange und schnell stellt sich heraus, dass auch diese Mission nichts für schwache Nerven ist. Der Autor widmet sich hier zwar nicht so sehr dem Splatter wie in seinem Horrorprojekt „Hiobs Spiel“, doch auch beim Mammut wird der Boden mit Blut getränkt, „statt Tränen regnete es nun Blut und Gewebeteile“, als ob dadurch das Ausbleiben des Regens ausgeglichen werden könnte. Ein Kapitel trägt gar den Namen „Das Töten“ und hält, was es damit verspricht: Völkerschlachten auf engstem Raum und ein Gemetzel, dem auch Teilnehmer der Expedition zum Opfer fallen. Die Tode sind dabei stets überraschend und treffen auch sympathische Figuren. Doch trotz aller Widrigkeiten kann schließlich auch diese Mission erfolgreich beendet werden und Rodraeg findet nach einer entscheidenden Begegnung zu seinem alten Selbst zurück. Gleichzeitig erfährt er auch, welche weiteren Aufgaben noch auf ihn und das Mammut warten.


    Auch dieser Band ist deutlich als Bestandteil einer Reihe zu erkennen. Ereignisse aus vorherigen Bänden werden aufgegriffen, altbekannte Figuren tauchen wieder auf und manche Nebenfigur aus früheren Bänden erhält ein tieferes Profil. Außerdem öffnet Meißner auch in diesem Band neue Handlungsstränge und lässt zahlreiche Fragen der letzten Bücher ungeklärt. Diese könnten in weiteren Bänden beantwortet werden – so diese auch erscheinen werden –, aber nach Meißners Absicht werden auch „einige wenige Fragen völlig ungelöst bleiben, wie im wirklichen Leben auch.“ Nach dem Lesen von „Die Vergangenheit des Regens“ sind dies aber deutlich zu viele, als dass der Band als „Das Finale der Mammut-Saga“ angesehen werden könnte, wie es der Piper-Verlag deklariert. Es bleibt also zu hoffen, dass Tobias O. Meißner eine Möglichkeit findet, die Reihe nach seinen Vorstellungen fortzuführen und zu einem wirklich befriedigenden Ende zu bringen, was ihm mit diesem Band nicht gelungen ist, aber wohl auch nicht seine Absicht war. Man kann zwar auch jeden Band des Zyklus einzeln lesen, denn Meißner schafft es jeweils eine eigene Geschichte zu erzählen, die auch abgeschlossen wird, aber ein maximales Lesevergnügen erhält nur derjenige, der alle Bände der Reihe liest, und dies sind neben den sechs erschienenen eben auch noch die weiteren sechs von ihm geplanten. Außerdem erscheint es fast unvorstellbar, dass jemandem die Figuren nicht so sehr ans Herz gewachsen sind, dass er nicht erfahren will, wie es nach einer einzelnen Mission mit ihnen weitergeht.


    Auch von mir: 4ratten (weil die Mission spannend, aber nicht außergewöhnlich ist und ich einfach weiß, dass es noch besser geht :zwinker: )

    Ich habe gerade in einem Rutsch die letzten 110 Seiten von "1984" durchgelesen. Eigentlich wollte ich am Ende von Teil 2 noch mal eine Zwischenbilanz abgeben, aber ab Winstons Verhaftung konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. :rollen:

    Zitat von "Spoiler bis Ende Teil 2"

    Als im letzten Kapitel von Teil 2 plötzlich die Stimme aus dem versteckten Telescreen kam, fand ich das richtig unheimlich. Und dann fällt auch noch das Bild wie von Geisterhand von der Wand und es wird offensichtlich, dass alles eine Falle war und Winston und Julia schon die ganze Zeit bespitzelt wurden. :entsetzt: So wie ich das sehe, hat die Thought Police nur darauf gewartet, die beiden mit Goldsteins Buch in der Hand zu erwischen. Aber das Mr. Charrington ein Agent der Partei ist, hätte ich nie gedacht!


    Das Ende hat mich, im Gegensatz zu ÜberdenWolken, überhaupt nicht enttäuscht.

    Zitat von "Spoiler bis Ende"

    Ich finde es so, wie es ist, noch viel tragischer, als wenn Winston hingerichtet oder für immer weggesperrt worden wäre. Wobei das nach der Zeit, zu der das Buch spielt, ja immernoch passieren kann. Sehr wahrscheinlich sogar, da ihm ja quasi versprochen wurde, dass er irgendwann erschossen wird... :heul:




    Noch eine Frage: Glaubt ihr Big Brother existiert wirklich? Ist er ein Mensch? Winston fragt zwar dasselbe, aber O'Brian beantwortet es ja nicht wirklich...


    Zitat von "Spoiler"

    Ich denke nicht, dass Big Brother ein wirklicher Mensch ist. Dazu würde auch die Tatsache passen, dass er, laut O'Brien, nicht sterben wird. Wenn ich O'Brien richtig verstanden habe, dann ist Big Brother die Verkörperung der Partei. Er steht für die Prinzipien der Partei und ist dafür da, dass die Bürger all ihre Gefühle, die sie gegenüber diesem System haben, auf ihn konzentrieren können, was leichter fällt, da es sich um eine (wenn auch nur erfundene) Person handelt und eben nicht um die abstrakte Organisation, deren Sinnbild er ist.


    So, ich muss jetzt erst mal verdauen, was ich da in den letzten Tagen gelesen habe und mir noch ein paar Gedanken zu diesem Staat machen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mir dazu noch einiges einfallen wird, was ich dann noch hier einbringen kann. Auf jeden Fall werde ich weiter regelmäßig in die Leserunde reinschauen.


    Liebe Grüße,
    Fincayra

    Die Sache mit der Liebe sehe ich auch ähnlich wie ihr. Aber es ist in diesem Staat auch absolut unmöglich jemanden im Vorfeld besser kennen zu lernen und mehr für ihn zu empfinden oder die Gefühle langsam wachsen zu lassen. Aber was Winston in der Zeit vor der ersten Begegnung mit Julia gefühlt hat, hat sich für mich schon nach echtem Verliebtsein angehört.



    Sehr bedrückend fand ich den Konvoi von Lastern am Trafalgar Square mit den gefangenen Eurasiern.


    Solche Szenen wie den Gefangenentransport finde ich absolut schrecklich und unmenschlich. Als ich davor auch schon die Beschreibung dieses Propaganda-Kriegsfilms oder der Hinrichtung gelesen habe, war ich sehr abgestoßen. Wie kann man solche abscheulichen Dinge auch noch gut finden?


    Ansonsten hat mich der Stimmungsumschwung beim Treffen mit Julia überrascht. Die Überwachung durch die Partei ist zwar immernoch im Hinterkopf zugegen, aber abgesehen davon war die Stimmung doch ziemlich unbeschwert und überhaupt nicht mehr depressiv. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass es für eine Rückkehr in ein friedliches und freies Leben noch nicht zu spät ist.

    Hallo zusammen!


    Ich melde mich erst jetzt wieder, da ich von Samstag bis heute nicht zu Hause war und auch nicht sehr viel Zeit zum Lesen hatte. Ich hoffe, ihr habt mich noch nicht als nonexistent person eingestuft. :zwinker: In nächster Zeit werde ich mich wieder mehr an der Leserunde beteiligen und zumindest Teil 1 des Buches habe ich heute Morgen im Zug fertig gelesen.


    Newspeak finde ich wie Mobi auch sehr interessant. Liegt wohl daran, dass wir uns beide mit Linguistik/Semantik beschäftigen.
    Mit Worten kann man die Welt formen und verändern und somit zum Teil auch kontrollieren. Die Partei scheint das erkannt zu haben und handelt mit diesem Vorgehen sehr schlau. Wenn sich Newspeak tatsächlich in den nächsten Generationen vollkommen durchsetzt, ist sie bei der Kontrolle der Menschen ein ganzes Stück weiter, vor allem, da auch der Kontakt mit anderen Nationen und somit anderen Sprachen nicht mehr besteht und Newspeak dadurch absolut frei von Fremdeinflüssen sein wird.
    Das alles soll jetzt aber nicht heißen, dass ich für Newspeak bin. Eine Sprache ist für mich immernoch dazu da, Gedanken und Gefühle auszudrücken und zwar in einer Bandbreite, die ein fertiges Newspeak nie erlauben würde.


    Was mich, wie andere auch, ganz konfus macht, sind die scheinbaren Widersprüche in den unausgesprochenen Gesetzen und Regeln der Partei. Zum Einen soll man denken, dass die Vergangenheit schon immer so war, wie sie jetzt dargestellt wird, also unabänderlich ist, zum Anderen soll man alle vorgenommenen Änderungen in seine Erinnerungen einbauen und anders lautende Dinge sofort vergessen. Dieses Doublethink würde mich als Bürger definitiv stutzig machen und und doch Zweifel aufkommen lassen, ob die Partei immer richtig liegt. Aber anscheinend sind alle Menschen so sehr eingeschüchtert, dass sie gar nicht erst auf solche Ideen kommen.
    Dazu trägt wohl auch die Tatsache bei, dass jeder allein, aber nicht für sich allein leben soll/darf. Es gibt keine Freundschaften, dafür Zusammenkünfte in Community Centern bei denen die Stimmung wie überall sonst nur aufgesetzt und in Wirklichkeit wahrscheinlich eher angespannt ist, da jeder Angst vor Denunzierung durch irgendjemand anderen hat, den er kaum oder überhaupt nicht kennt. Doch auch vor den Leuten, die man vielleicht noch am ehesten als "Freunde" bezeichnen würde, ist man nicht sicher, wie Winston selbst in der Kantine reflektiert. Das zehrt ganz schön an den Nerven.


    Zum Schluss noch etwas zur Handlung, die sich jetzt langsam herauskristallisiert:

    Zitat von "Spoiler bis Ende Teil 1"


    Ich finde es gut, dass Winston jetzt endlich mal aktiv etwas tut, was nicht ganz parteikonform ist. Von Auflehnung oder gar Rebellion würde ich jetzt noch nicht sprechen, aber allein schon, dass er Dinge anzweifelt und z. B. versucht von dem alten Mann im Pub Informationen über die tatsächliche Vergangenheit vor Big Brother zu bekommen, ist für ihn schon ein großer Schritt. Winston hat sich gesteigert vom Kauf des Tagebuchs bis zum tatsächlichen Hineinschreiben und nun ist er auf der Suche nach der einen und einzigen Wahrheit. Hoffentlich hört er damit jetzt nicht aus Angst wieder auf, sondern macht weiter.
    Unterstützung könnte er dabei vielleicht von dem Antiquar Mr. Charrington bekommen. Ich hatte das Gefühl, dass beide sich gegenseitig irgendwie sympathisch fanden und woher könnte man noch eher Informationen über die Geschichte erhalten als von alten, übrig gebliebenen und womöglich von der Partei vergessenen Antiquitäten?

    Hallo zusammen! :winken:


    Ich bin gerade auch erst auf Seite 30, aber schon völlig fasziniert und schockiert von der Welt, die Orwell da kreiert hat. Die Beschreibungen und Andeutungen des alltägliche Lebens in London, aus denen das Buch bis jetzt noch fast vollständig besteht, sind wirklich erschreckend.
    Ich frage mich die ganze Zeit schon, was die Menschen dazu gebracht hat, sich so vollständig manipulieren und kontrollieren zu lassen. Vor allem, da Winston ja meint, sich an eine Zeit erinnern zu können, in der es Big Brother und die Partei noch nicht gab.


    Mobi: Ich lese auch die englische Version. Mit der Sprache und dem Stil komme ich bis jetzt viel besser klar, als ich es vorher gedacht hätte. Eigentlich hatte ich bis jetzt noch gar keine Probleme. :smile:


    Liebe Grüße,
    Fincayra


    Das kommt wohl mit auf's Fachgebiet an. In der Physik kann ich Deine Aussage nicht bestaetigen. Aber ich habe gehoert, das I. Kant in der englischen Uebersetzung besser "verdaulich" ist als im deutschen Original. :breitgrins:


    Also bei philosophischen Texten kann ich das auf jeden Fall bestätigen. Ich lese gerade Hegel und komplizierter geht es wahrscheinlich wirklich nicht mehr. Englische Philosophen (englische Übersetzungen von deutschen Philosophen hab ich noch keine gelesen) schaffen es irgendwie, das was sie sagen wollen auch noch dann verständlich auszudrücken, wenn es sich wirklich um schwierige Themen handelt.

    Zitat von "Rio"


    In meiner Ausgabe gibt es auf den letzten vier Seiten einen "Reading Group Guide" (Leitfaden für Lesegruppen). Dort werden 16 Fragen zum Inhalt gestellt, über die man wohl in einer Lesegruppe diskutieren kann. Ich traue mich allerdings nicht, sie jetzt schon zu lesen (genausowenig wie den Klappentext), weil ich Angst habe, sie könnten mir etwas über den Inhalt verraten. Wenn Ihr aber wollt, stelle ich die Fragen - falls notwendig verspoilert - hier vor, sobald ich mit dem Buch durch bin.


    Hallo Rio!


    Könntest du vielleicht jetzt noch die Fragen aus dem "Reading Group Guide" posten? Mich würden die nämlich noch interessieren und vielleicht bringen die ja noch einen Aspekt mit ein, den man bisher überlesen hat. Ich glaube, die meisten sind jetzt auch durch, aber du kannst es zur Sicherheit ja trotzdem verspoilern.
    Das wäre sehr lieb! :bussi:

    Zitat von "katha"


    ..da mi basia mille, diende centum,
    dein mille altera, dein secunda centum (Catull)


    Übersetzung:
    Gib der Küsse mit tausend und hundert darauf,
    Hernach wieder tausend und noch einmal hundert.


    Hallo katha!


    Dieses Catull Gedicht finde ich auch wunderschön. Hab gerade extra mein Catull-Reclam-Heftchen rausgesucht, um das Gedicht zu vervollständigen, weil komplett finde ich es noch viel romantischer.


    Hier ist es in einer etwas anderen Übersetzung:


    Lass uns, Lesbia, leben und uns lieben
    Und der grämlichen Alten Reden alle
    Eines Pfifferlings grade wert erachten!
    Wohl die Sonne kann gehen und wiederkehren;
    Doch wenn uns erst das kurze Licht vergangen,
    Eine ewige Nacht gilt's dann zu schlafen.
    Küsse gib mir drum tausend, dann noch hundert,
    Dann noch tausend, und dann noch einmal hundert,
    Dann aufs neue noch tausend, dann noch hundert;
    Dann wenn wir es zu vielen tausend brachten,
    Dann verzählen wir uns, dass wir's vergessen
    Und kein Böser aus Neid uns Unheil anwünscht,
    Da er weiß, dass es so viel Küsse waren.


    Ich kann auch noch das lateinische Original raussuchen, falls jemand das will.:zwinker:

    Ich bin auch durch.


    Während ich gestern die letzten 60-70 Seiten gelesen habe, habe ich irgendwie nur noch geheult (hatte wohl einen sentimentalen Tag, weil normalerweise passiert mir das so extrem nicht). Ihr hättet mal die Berge von Taschentüchern sehen sollen, die sich um mich herum aufgetürmt haben.


    Zitat von "Spoiler bis Ende"

    Ich fand es sehr schlimm, dass Henry die Füße amputiert wurden. Ich hatte den Eindruck, dass es für ihn viel schlimmer war, nicht mehr laufen zu können, als zu wissen, dass er nicht mehr lange leben wird. Aber im Buch hieß es ja auch immer, dass er sich ein Leben ohne Joggen nicht vorstellen kann. Seinen Tod fand ich auch traurig, vor allem für Clare (weiß sie eigentlich, dass ihr Bruder Henry erschossen hat? Weiß der Bruder das eigentlich selber?) und in meinen Augen hat die Tatsache, dass sie ihn in der Zukunft nochmal sehen wird, es auch nicht besser gemacht.


    Insgesamt fand ich das Buch sehr schön und romantisch. Ob es wirklich "Das romantischste Buch des Herbsts" ist, kann ich nicht beurteilen, da ich eher selten solche Liebesgeschichten lese. Diese hier fand ich aber gut, deshalb 5ratten

    Ich habe bis jetzt auch nur den ersten Teil gelesen, den fand ich aber ziemlich gut. Meine Mutter liest gerade "Die Kastellanin" und ist immernoch total begeistert. Den dritten Teil bekommt sie in 3 Wochen zum Geburtstag, nicht ganz uneigennützig, wie ich zugeben muss. :breitgrins:

    Zitat von "Rio"

    Sorry, ich kam in den letzten Tagen nicht zum Posten. Aber Eure Beiträge zum Schluß des Buches machen mir Angst. :entsetzt:


    Mir auch! Scheint wohl kein allzu glückliches Ende zu werden. :traurig:


    Ich bin gerade mitten in Weihnachten drei und finde Clares Familie wirklich schrecklich, bis auf Alicia, die scheint ganz ok zu sein. Ich frage mich,


    Zitat von "Spoiler bis Weihnachten 3"

    woher Clares Vater und ihr Bruder Henry kennen. Wahrscheinlich von dieser einen Szene auf S. 91. Aber was ist da passiert?? Diese Frage macht mich gerade ganz kribblig!


    Was die Zeit angeht: Normalerweise mag ich Geschichten im Präsens und (vor allem) aus Ich-Perspektive überhaupt nicht, aber hier finde ich es überraschenderweise sehr passend.


    Zitat

    Auf englisch heißt es (auf S. 166 des TB): I tend to go to places I've already been in real time, although I do find myself in other, more random times and places. Zwar landet er meist an bekannten Orte/Zeiten, kann das aber nicht, wie es aus der deutschen Übersetzung eher herauszulesen ist, willentlich steuern.


    Ich glaube auch nicht, dass Henry seine Zeitreisen steuern kann. Das zeigt sich ja auch schon daran, dass er auch oft in unpassenden Augenblicken verschwindet. Außerdem würde er, wenn er den Ort bestimmen könnte, wohl eher dorthin reisen, wo er direkt etwas zum Anziehen beschaffen könnte. Also in seine Wohnung, zu Clare oder direkt in einen Laden, den er dann ausrauben kann. :zwinker:

    Hallo zusammen! :winken:


    Oh, ich glaub ich hinke ziemlich hinterher. Die ersten sind schon fertig und ich erst bei Seite 40! :redface:


    Aber bisher kann ich euch nur zustimmen.
    Der Stil gefällt mir sehr gut und es liest sich flüssig, so dass ich noch die Hoffnung hab euch irgendwann einzuholen. Die Perspektivenwechsel zwischen Claire und Henry finde ich auch schön. Das gibt dem ganzen noch etwas mehr Tiefe.
    Aber die Geschichte ist schon etwas verwirrend mit den ganzen Zeitsprüngen. Vor allem als Henry sich selbst begegnet ist, hatte ich kurz den Überblick verloren.


    So, dann mach ich mich jetzt mal ans Lesen, damit ich wieder etwas zu euch aufschließe und richtig mitreden kann. :leserin: :leserin: :leserin:

    Zitat von "Tobias O. Meißner"

    1. Wie hat Euch eigentlich die Geschichte von Emeric Blackvale gefallen?


    Oh, diese Episode hatte ich schon fast wieder vergessen. :redface: Aber ich habe sie mir gerade noch mal angeschaut und beim Lesen wieder eine Gänsehaut bekommen, obwohl ich ja wusste, was passiert. Dieser Blackvale ist wirklich ein unheimlicher Geselle. Schade, dass wir über ihn nicht mehr erfahren haben. So macht er auf mich irgendwie den Eindruck eines Rachedämons, der rastlos durch die Welt zieht, um Vergeltung zu üben. Vor allem bei der Stelle mit "Kommandant, er tötet uns" ist es mir eiskalt den Rücken hinuntergelaufen. Blackvale hätte ich mir übrigens auch sehr gut als Turnierteilnehmer vorstellen können.


    Zitat von "Tobias O. Meißner"

    2. Hainz von den Kilden und Jupiter Duddek sind ja ein typisches Kommentatorenduo, wie es uns auch jetzt bei der Fußball-WM in mannigfaltigen Inkarnationen wieder begegnen wird. Haben Euch die somit ziemlich modernen Kilden/Duddek-Passagen aus der Spannungslinie herauskatapultiert, oder haben sie Euch etwas gebracht, d. h. zur Spannung beigetragen?


    Mir war eigentlich die Abwechslung vom Kampfgeschehen richtig willkommen. Wenn alle Kämpfe Schlag auf Schlag hintereinander abgelaufen wären, wäre mir das wahrscheinlich früher oder später ein bisschen zu anstrengend geworden. So hat man sich ja schon fast zwangsläufig vor den Kämpfen überlegt, wie sie wohl verlaufen werden. Ich fand es ganz interessant, meine Meinungen mit denen von Hainz und Jupiter vergleichen zu können und dabei noch zu erfahren, wie die Zuschauer die Kämpfer so einschätzen, da diese ja die Vorgeschichten der Teilnehmer nicht kennen.


    Zitat von "Tobias O. Meißner"

    3. Was haltet Ihr von der Idee, vom "Paradies der Schwerter" Alternativversionen anzufertigen?


    Obwohl ich das Buch super toll fand, halte ich Alternativversionen für keine so gute Idee. Das würde für mich bedeuten, dass man mit der Arbeit des Zufalls nicht zufrieden ist und durch neues Auslosen/Auswürfeln versuchen würde, die Geschichte so zu verändern, wie man es gerne hätte. Auch wenn das tatsächlich nicht so ist, würde es für mich zumindest so erscheinen und somit einen großen Teil dessen, was das Buch ausmacht, zerstören. Aber wie gesagt, das ist nur meine Meinung und wahrscheinlich gibt es auch Leute, die bei Alternativversionen vor Freude in die Luft springen würden.


    Zitat von "Tobias O. Meißner"

    Und 4. Wie gefällt Euch der Zufall so als Autor? Nicht schlecht, der Bursche, oder?


    Ja, im Ausdenken von Geschichten ist der Junge echt nicht schlecht. :breitgrins: Aber ich hab so meine Zweifel, dass er es schaffen würde, diese Geschichten dann auch aufzuschreiben und in ein Buch zu packen. :zwinker:

    Zitat von "Tobias O. Meißner"

    Habt Ihr auch, so wie ich, das Gefühl, daß wir uns langsam wieder auf ein Zeitalter der Gladiatorenspiele zubewegen?


    Wenn du damit meinst, dass Menschen öffentlich vorgeführt werden, um sich (gegenseitig) zu demütigen, dann gebe ich dir absolut recht. Die Shows, die du da genannt hast, sind gute Beispiele dafür.
    Man muss übrigens nur mal nach 22.00 Uhr den Fernseher einschalten oder sich im Kino irgendeinen Action- oder Horrorstreifen anschauen, um eine Wiederkehr der Brutalität zu bemerken.


    Aber es geht noch schlimmer:
    Eine Freundin hat mir von einem Videoband erzählt, das sie vor einigen Jahren gesehen hat. Darauf war ein Mann zu sehen, der von einem Krokodil gefressen wird. Sie schwört, dass es real war, also nicht geschauspielert oder computeranimiert etc., sondern tatsächlich passiert ist. Natürlich weiß ich nicht, ob das wirklich stimmt. Aber allein die Tatsache, dass Menschen es für real halten und es sich trotzdem, oder gerade deswegen ansehen und es womöglich auch noch lustig finden, zeigt doch schon, dass es mit unserer Gesellschaft rapide bergab geht.

    So, ich bin auch durch.


    Das Ende war ja mal fies...


    Zitat von "Spoiler bis Ende"

    ... aber mir gefällt der Gedanke, dass am Ende alle verlieren. Nicht nur die Kämpfer, sondern auch die Menschen, die Geld mit solchen Veranstaltungen verdienen und durch die Pest womöglich auch die, die sich daran erfreuen.
    Paradoxerweise haben wohl nur die überlebenden Teilnehmer, die ihre Kämpfe verloren haben, etwas gewonnen und von denen eigentlich auch nur Maliw. Saul zieht halt einfach weiter als ob nichts geschehen wäre und das passt auch sehr gut zu ihm. Quenzais (wie spricht man den jetzt eigentlich richtig aus?) ist wieder Gladiator ohne Hoffnung auf Freiheit. Gortyn Terentius Crao hat zwar etwas Ansehen gewonnen, aber falls er in der Stadt bleibt und tatsächlich eine Seuche ausbricht...


    Eigentlich bin ich fast ein bisschen traurig, dass ich jetzt fertig bin, aber es gibt noch so viel über das ich nachdenken muss, das wird mich noch eine Zeit lang beschäftigen.


    Zitat von "Tobias O. Meißner"

    Auch am Ende DIESER Leserunde würde ich übrigens gerne noch zwei oder drei Fragen an Euch stellen, und wer sich sie Zeit nehmen möchte, kann sie dann beantworten.


    Auf die Fragen bin ich schon gespannt.


    Allgemein fand ich das Buch sehr gut. Die Idee mit dem Auswürfeln und dass ein wesentlicher Teil der Handlung dem Zufall überlassen wird, ist mal wirklich etwas Neues und auch gut umgesetzt.
    Dafür und für die großartige und facettenreiche Darstellung der einzelnen Charaktere gibt's von mir 4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus: