Das Buch ist vor allem eines: Ehrlich.
Eva stellt sich selbst in sehr negatives Licht, sie weiß, dass sie keinen Raum zur Identifikation bietet, keinen Raum dazu bietet Sympathie hervorzurufen. Und doch redet sie. Man hört zu, will das Geschehen begreifen. Ich verspürte nicht nur Ekel und Ablehnung, sondern auch Mitleid und Betroffenheit, nicht nur für Kevin sondern auch für Eva.
Genau so erging es mir NICHT. Ich empfand das selbstgefällige, "was-hätte-ich-denn-tun-sollen"-Gehabe als arrogant und unreflektiert.
Die Mutter schreibt, dass
sie eigentlich nicht unbedingt Kinder haben wollte, mehr oder weniger von ihrem Mann überredet wurde. Da stellt sich bei mir die Frage: Warum? Wenn man nicht wirklich Lust auf ein Kind hat, damit vielleicht sogar eine Beziehung kitten will, funktioniert das vielleicht bei 1% der Fälle. Nicht zuletzt beeinflusst die Haltung zu einem Kind auch das Verhalten.
Ebenfalls konnte ich das Verhalten des Vaters nicht nachvollziehen. Wenn es so viele Anzeichen für eine Abnormalität eines Kindes gibt, muss man diesem nicht
auch noch eine Waffe als Hobby nahelegen!
Und außerdem:
Kevin will seine Mutter provozieren, indem er sich im Bad mit offener Tür selbst befreidigt. Die Reaktion darauf hätte auch einfallsreicher sein können.
Gespräche von Elternteil zu Kind können in solchen Fällen doch wirklich Wunder wirken...
Trotzdem habe ich das Buch nicht als Zeitverschwendung gesehen, sondern als anderer Blickwinkel einer schlimmen Geschichte, die jedoch insgesamt unglaubwürdig wirkt.