Beiträge von Ele95

    Die Bestie von Leipzig

    Evas Rache, Kriminalroman von Thomas Ziebula, 382 Seiten erschienen im Rowohlt Verlag.
    Stainers letzter Fall.
    Leipzig 1922, die Kriminaler der Wächterburg haben alle Hände voll zu tun, es geht ein Lustmörder um, der einen Typ Frauen ganz besonders bevorzugt. Dabei gibt es aktuell in Leipzig genügend für Stainer und die Kollegen zu tun, denn es ist Technische Messe, Aussteller und Besucher aus aller Herren Länder überschwemmen die Stadt. Auch der Ingenieur Armin Dorn will seine neueste und einzigartige Erfindung vorstellen, doch dann verschwindet seine Frau Eva-Maria die ins Beuteschema des Massenmörders passt. Hat sie die Bestie erwischt?
    Wieder einmal war ich von diesem Buch begeistert. Mit Wehmut vor dem Ende und doch voller Neugier, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, bevor nicht der letzte Satz gelesen war. Ziebula schreibt flüssig, spannend und mit viel Zeit- und Lokalkolorit. Das macht mir seine Bücher ganz besonders wertvoll. Gute Recherche vorausgesetzt, denn dieses Buch bietet nicht nur spannende Unterhaltung, sondern durch die politischen Verwicklungen vermittelt es auch Geschichtsunterricht. 47 Kapitel in idealer Leselänge, mit einem Titel und vereinzelt mit Datum versehen, sorgen für Überblick, Das Buch ist in drei Teile gegliedert, die in ihrer Bezeichnung auf die „Wandlung“ von Eva-Maria eingehen. Der Autor bedient sich der auktorialen Erzählweise, und parallel verlaufende Handlungsstränge vereinigen sich im Laufe der Geschichte auf ganz besonders verblüffende Weise. Mehrere ungeahnte Wendungen haben mich überrascht. Immer wenn ich dachte so könnte sich der Fall weiterentwickeln, kam ein Plot-twist. Spannung pur, obwohl die wahren Verbrecher eigentlich die ganze Zeit bekannt sind. Mit Souveränität und Cleverness lösen die Kriminalbeamten der Wächterburg, voran Stainer auch diesen Fall, gerne habe ich bei den Ermittlungen über die Schulter geschaut. An keiner Stelle des Buches bin ich hängengeblieben, die Figuren handeln authentisch, der Plot ist nachvollziehbar.
    Bei der Erschaffung der Figur Eva-Maria ist Ziebula der ganz große Wurf gelungen, ich war fasziniert von dieser Frau, ihre Wandlung zu verfolgen hat mir großen Spaß gemacht. Ihre Entwicklung ist riesig. Natürlich habe ich mich auch über das Wiedersehen mit den altbekannten Charakteren aus den vorangegangenen Folgen gefreut. Siggi und Mona als Paar, auch für Johanna ein gutes Leben, die Kollegen aus der Wächterburg, einschließlich Heinze, sind wieder so echt dargestellt, dass der Leser meint sie alle persönlich zu kennen. Nagaski ist für mich die tragischste Person im Buch, ihm hätte ich ein glücklicheres Ende gegönnt. Auch die Nebenfiguren sind trefflich gelungen, Jäger allen voran, genauso, stelle ich mir diese Unsympathen vor, die zehn Jahre später an der Macht sind.
    Obwohl ich gerne noch einige weitere Paul Stainer Bände gelesen hätte, denn ich bin mir sicher, Ziebula gehen die Ideen nicht aus, war es die ideale Zeit aufzuhören. Meinen Respekt dafür, denn nichts ist öder, als ein Kommissar in der xten Folge, dem immer wieder dasselbe passiert. Stainers Geschichte ist auserzählt. Ein tolles Ende finde ich, er hat es verdient.
    Mir hat die Paul Stainer-Reihe außerordentlich gut gefallen, von Band zu Band mehr. Deshalb von mir eine ganz besondere Empfehlung, wer sich niveauvolle und spannende Kriminalromane gönnen möchte, ohne peinliche Kommissare oder hanebüchene Fälle, ist hier gut aufgehoben. Es ist möglich, wäre aber schade dieses Buch als Einzelband zu lesen. Mehr Genuss hat man in der Reihenfolge. Von mir 5 Sterne.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Die Frau an seiner Seite

    Gussie, Romanbiografie von Christoph Wortberg, 288 Seiten erschienen im dtv-Verlag


    Das Schicksal einer Frau zwischen dem Untergang des Dritten Reiches und der Gründung der Bundesrepublik.
    Gussie Adenauer war die zweite Ehefrau von Konrad Adenauer. Dieses Buch beschreibt sie, als sie am Ende ihres Lebens noch einmal auf alles zurückblickt, was sie an seiner Seite erlebt hat. Mit gerade einmal 24 Jahren, willigt die Tochter aus gutbürgerlichem Haus, Gussie Zinsser ein, die zweite Frau des verwitweten Kölner Bürgermeister Konrad Adenauer zu werden. Sie wird die Stiefmutter der drei Kinder aus seiner ersten Ehe und selbst schenkt sie noch fünf weiteren Kindern das Leben. Ihr Erstgeborener stirbt kurz nach der Geburt. In der Öffentlichkeit stehend, meistert sie das Leben als Mutter und als Ehefrau, indem sie ihm stets zur Seite steht und sich auch selbst sozial und politisch engagiert. Nach Hitlers Machtübernahme wird Adenauer von den Nazis seines Amtes enthoben, er wird nach dem Stauffenberg-Attentat verhaftet, weshalb sie von der Gestapo vor eine unmenschliche Wahl gestellt wird.


    Ein beeindruckendes Buch über eine bemerkenswerte Frau. Das Werk besteht aus 45 kurzen Kapiteln, die ich mir etwas länger, gerne mit noch mehr Information gewünscht hätte. Zu Beginn eines jeden Kapitels ist ein Ausschnitt eines Briefes gedruckt, Briefe zwischen Adenauer, Gussies Vater und Gussie, diese Abschnitte sind mit Datum versehen. Die Kapitel beginnen zumeist, mit der Situation der erkrankten Protagonistin und im weiteren Verlauf rückblickend, mit deren Erinnerungen, wobei die Abfolge nicht immer chronologisch erfolgt. Trotzdem ist es leicht dem Geschehen zu folgen, vieles ist auch aus der Historie bekannt. Dicht dran an der historischen Geschichte ist es auf jeden Fall.

    Mich hat das Buch einfach nicht mehr losgelassen. Ich habe es ohne Unterbrechung gelesen. Mir war nicht klar, was für ein aufrechter und außergewöhnlicher Mensch Adenauer gewesen war, seine innere Haltung, hat mir höchsten Respekt abverlangt, dazu hat seine Ehefrau ihm Stärke und Kraft gegeben. Obwohl ihr dabei schon Schlimmes zugemutet wurde. Das Ende konnte mich auch noch zu Tränen rühren. Der Plot war zu jeder Zeit plausibel und klar verständlich. Die Figuren sind gut geschildert und beschrieben. Sie handeln authentisch. Viele Sätze im Buch haben mich zutiefst angerührt, zum Nachdenken gebracht. Z.B. „Wie hoch der Preis ist, den man bezahlt, weiß man erst immer hinterher.“
    Ergreifend, informativ, historisch exakt und emotional mitreißend dabei bildhaft und flüssig beschrieben, zusammen mit dem bezaubernden Porträt Gussies, in den inneren Umschlagseiten, kann man sich hiermit ein umfassendes Bild, dieser überwältigenden Frau machen. Ich freue mich, dass ich sie kennenlernen durfte. Eine umfassende Leseempfehlung und von mir 5 Sterne.

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Heimkommen

    Mühlensommer, Roman von Martina Bogdahn, Ebook von Kiepenheuer&Witsch Ebooks.
    Ein Sommer-Wohlfühlroman.
    Maria ist mit ihren beiden Teenagertöchtern unterwegs zu einer Berghütte, da erhält sie den Anruf ihrer Mutter, ihr Vater sei beim Holzmachen im Wald schwer verunglückt und sie soll sofort nach Hause kommen. Da die Mutter im Krankenhaus beim Vater weilt, soll sich Maria derweil um die Landwirtschaft und die demente Oma kümmern.
    Während Maria die altvertraute Arbeit, die ihr aus Kindertagen noch in Erinnerung ist, verrichtet, denkt sie immer wieder an die harte aber schöne Zeit zurück. Als die Mutter aus dem Krankenhaus zurückkehrt und auch der Bruder mit Familie aus dem Urlaub nach Hause kommt, wird es an der Zeit darüber zu sprechen, was jahrelang nur aufgeschoben wurde, was soll mit der Mühle, der Landwirtschaft. Den ‚Tieren und den Hopfenfeldern geschehen.
    Die Autorin hat eine flüssige, humorvolle und äußerst bildhafte Art zu schreiben. Vor meinen Augen entstand ein Szenario wie im Film, einmal angefangen hat sich sofort Lesefluss eingestellt und ich konnte den Reader nur mit Bedauern aus der Hand legen. Die einzelnen Kapitel sind in idealer Leselänge. Bogdahn lässt die Protagonistin in der Ich-Form erzählen, dadurch ist der Lesende ganz nah dran am Geschehen, welches in der Gegenwart und auch im Rückblick aus den Kindertagen von Maria erzählt wird. Zwei Zeitebenen die nahtlos ineinander übergehen. Alles klar und deutlich ausgedrückt, alles nachvollziehbar und logisch. Auch die Figuren handeln authentisch.
    Man merkt in jedem Wort in jedem Satz, dass die Autorin weiß, worüber sie schreibt. Nostalgie und Wehmut pur für mich. So viele Szenen habe ich so ähnlich erlebt, auch meine Großmutter und meine Tante hatten Landwirtschaft und wir waren als Kinder oft genug, im Ernteeinsatz und bei Fahrten auf dem Traktor dabei, der Duft nach Stall in den Haaren, der sich erst nach mehrmaligen Schamponieren entfernen ließ, das alles hat mich an früher erinnert, mit dem Schulbus in die weiterführende Schule, als 2. Wahl beim Krippenspiel, weil es eine Tochter der „Besseren“ gab, das sind Parallelen zu meiner Kindheit. Selbst beim Schweineschlachten, ging es bei uns genauso zu. Ich hätte in alle Ewigkeit weiterlesen mögen. Besonders gefallen hat mir die humorvolle Art der Geschichte, immer wieder musste ich schmunzeln und beim „Erstkommunionausflug“ sogar laut lachen.
    Aber es war nicht immer nur eitel Sonnenschein, es kommen auch ernste Themen zur Sprache, die Sorge für Eltern und Großeltern. Den Hof vielleicht sogar aufgeben wenn es sich nicht mehr rentiert? Am Ende finde ich, hätte dem Buch noch ein guter Abschluss gutgetan, es blieb doch alles ein wenig in der Schwebe. Das lässt mich eigentlich auf eine Fortsetzung hoffen.
    Ein Sommerbuch voller Nostalgie und Wehmut für mich. Der Ursprung der Autorin ist nicht weit von meiner Heimat. Dieses Buch hat mir sehr viel Freude gemacht. Guten Gewissens kann ich es nur weiterempfehlen. Deshalb ist mir auch dieser Satz besonders aufgefallen.
    Man weiß nie, wo es hingeht im Leben, aber man weiß immer, wo man herkommt.
    5 Sterne.

    Die wahre Entdeckerin der Doppelhelix


    Das verborgene Genie, Romanbiografie von Marie Benedict, eBook, erschienen bei Kiepenheuer &Witsch eBook
    Eine weitere tragische Romanbiografie über eine starke Frau im Schatten der Weltgeschichte.
    Das Buch besteht aus drei Teilen die in 52 Kapitel aufgegliedert sind, diese sind mit Ort und Datum gekennzeichnet, der chronologische Überblick ist sehr gut möglich. Gedanken und französische Phrasen sind kursiv hervorgehoben. Die Autorin schreibt sehr flüssig und aus der Sicht von Rosalind, die wissenschaftlichen Zusammenhänge waren mir zu jedem Zeitpunkt klar. Spannung kam erst mit dem Wettrennen um die Veröffentlichung über den Aufbau der DNA, ca. ab der Hälfte des Buches zustande. Insgesamt sind mir alle Charaktere fremd geblieben selbst die Protagonistin.
    Dr. Rosalind Franklin entstammte einer angesehenen jüdischen Familie Englands. Schon früh zeichnete sich ihr außerordentlicher Intellekt in den Naturwissenschaften ab. Sie studierte in Cambridge Naturwissenschaften ihr Schwerpunkt lag auf Kristallographie und physikalische Chemie. Als Frau fand sie in den naturwissenschaftlichen Fächern nur schwer Anerkennung. Die Gelegenheit zu kriegswichtiger Arbeit bot sich ihr, als 1942 an der neu eingerichteten „British Coal Utilisation Research Association“ eine Belegschaft aus frisch graduierten Physikern zusammengestellt wurde. Dort forschte sie an der physikalisch chemischen Eigenschaft von Kohle und promovierte 1945.
    Das Buch beginnt mit ihrer Arbeit in Paris. Sie wurde zur Expertin für Kristallstrukturanalyse. Schon dort legte sie auf die Strahlenmenge bei ihren Versuchen mit Röntgengeräten wenig Wert, nach einer unglücklichen Liebe und auf das Drängen ihrer Eltern kehrte sie nach England zurück. Die Pariser Jahre waren die glücklichsten ihres Lebens.
    Zurück in London arbeitete sie am King‘s College zusammen mit ihrem Assistenten Ray Gosling auf dem Gebiet der experimentellen Röntgenoptik. Dort suchte sie den Aufbau und die Zusammensetzung der menschlichen DNA, Ihr gleichgestellter Kollege Wilkins und auch der Vorgesetzte Randall sowie viele Mitarbeiter behandelten sie wie eine Assistentin. Die Arbeit und Mühe die sie investierte wurden von anderen ausspioniert und für deren Zwecke verwendet. Auch hier ignorierte sie die beachtliche Strahlenmenge die ihr Dosimeter anzeigte. Letztendlich haben die Forscher Watson und Crick, die Lorbeeren die auf ihre aufopfernde Arbeit zurückzuführen sind erhalten, sie gelten als die Entschlüsseler der DNA und haben für das Modell der Doppelhelix den Nobelpreis erhalten. Enttäuscht und frustriert wechselte sie zum Birkbeck College und hat auch dort großartige Forschungen und Erkenntnisse in der Genetik errungen. Sie wurde nur 37 Jahre alt, ihre Krebserkrankung ist auf die Auswirkung von Röntgenstrahlung aufgrund ihrer Forschung zurückzuführen.
    Marie Benedict hat mit diesem Roman über das Leben von Dr. R. Franklin einen weiteren aufschlussreichen und fesselnden Lebensweg einer Frau im Schatten der Weltgeschichte und der Männer verfasst. Ich war sehr angetan und auch aufgebracht, auch ich habe in meiner Ausbildung die Information bekommen, dass Watson und Crick die „Väter“ der DNA und der Doppelhelix sind, von Rosalind Franklin hatte ich bis hierhin kein Wort gehört. Da es sich um eine Roman-Biografie handelt ist es jedoch nicht sicher ob sich alles, so wie beschrieben, zugetragen hat.
    Trotzdem ist Rosalind Franklin eine von mir bewunderte Frau, die ihre Gesundheit der Wissenschaft geopfert hat, die Wissenschaft, die ihr am Ende leider das Leben nicht verlängern konnte.
    Meine Empfehlung für Leser, die sich für das Thema Physik, Chemie, Genetik und die Zusammenhänge oder für Rosalind Franklin interessieren. Von mir 4 Sterne.

    Homo homini lupus


    Hundswut, Historischer Roman von Daniel Alvarenga, HarperCollins eBook
    Hat mich an meine Grenzen gebracht.
    Das Buch besteht aus 67 Kapiteln in unterschiedlicher Länge, im auktorialen Stil und sehr bildhaft und flüssig erzählt. Es besteht aus zwei Teilen, wobei der zweite Teil noch in Tag 1-3 eingeteilt wurde. Die teilweise harschen, sowie derben Dialoge sind in bayrischer Mundart verfasst, sie machen die Geschichte so lebendig, dadurch ist auch kein Zweifel am Setting möglich. Bilder entstanden in meinem Kopf, denn es wird abwechslungsweise aus der Sicht der verschiedenen Charaktere erzählt.
    1932 irgendwo im tiefsten Bayern, Joseph Köhler, der Einsiedler wurde von den Mitbewohnern in seinem Heimatdorf schon immer argwöhnisch beäugt. Als sein Sohn und später auch seine geliebte Frau starben, wurde er schwermütig. Eines Tages werden die Leichen von vier Jugendlichen gefunden, die Wunden trugen, die auf den Angriff einer „Bestie“ hindeuten. Das Urteil der Dorfgemeinschaft war bald gemacht und die Jagd, nach einem „Werwolf“ beginnt.
    Dieses Buch hat mir so einiges abverlangt, der Klappentext hat mich neugierig gemacht und ich wusste nicht, auf was ich mich mit der Lektüre einlasse. In den letzten Kapiteln war es schier unerträglich für mich überhaupt noch weiterzulesen. Grausige Szenen sind hier rücksichtslos geschildert. Obwohl ich eine hartgesottene Leserin bin, konnte ich die Tränen und den Ekel nicht mehr zurückhalten. Trotzdem wollte ich das Lesegerät nicht aus der Hand legen.
    Die Figuren sind zutiefst charakterisiert, was denkt sich der Jäger Edi wenn er erneut im Suff versink? Oder wie fühlt sich Fanny die beste Freundin von Mitzi Köhler, die ausschlaggebend in die Geschichte involviert ist und dabei handelt es sich nur um Nebencharaktere im Geschehen. Noch viel, viel tiefer sind die Hauptcharaktere des Buches und der Protagonist gezeichnet. Da konnte man die Emotionen direkt mitfühlen, ein sehr gutes Beispiel dafür der Wirt des Ortes, der Lugg oder auch seine Frau die Mini. Unglaublich wie tief ich mich dabei in die Personen hineindenken konnte. Immer wieder habe ich gehofft, dass diese, im Grunde eigentlich guten und gläubigen Menschen zur Vernunft kommen, doch selbst der Pfarrer hat sich als Scheusal entpuppt. Intrigante Großkopferte, Eifersucht Hass, Aberglauben, selbst die neugierigen Ratschweiber taten das Ihrige dazu und das Verhängnis und der Blutrausch waren nicht mehr zu stoppen. Die Gerechtigkeit und der gesunde Menschenverstand sind auf der Strecke geblieben, man bedenke, dass das Buch nicht im dunkelsten Mittelalter spielt.
    Ich schwanke zwischen euphorischer Begeisterung und abgrundtiefem, schier unerträglichem Grauen über dieses Buch. Den dazu gehörigen Film würde ich mir gerne Ansehen, ob die Figuren in meinem Kopf mit denen im Film übereinstimmen?
    Ich denke dieses Buch ist nur für die besonders abgebrühten Leser geeignet. Auch Leser die mit der bayrischen Mundart nicht vertraut sind werden, die interessanten und ausgefeilten Dialoge nicht begreifen. Sätze wie: „Wenn oana ned ganz bacha is“, sollte man verstehen können.
    Gerne würde ich dem Buch die volle Punktzahl zuschreiben, doch die Grausamkeit des Geschriebenen hat mich schon sehr abgeschreckt, dazu kommt, dass für mich auch einige der Geschehnisse nicht ausreichend auserzählt waren. Deshalb von mir 4 Sterne.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Tödliches Paradies


    Die Auszeit, Thriller von Emily Rudolf, Fischer Ebook
    Ein gelungenes Thriller-Debüt
    Die Influencerin Viktoria Kaplan, will mit ihrer Clique eine Auszeit in einem Retreat in den Alpen verbringen. Die jungen Leute genießen zunächst ihren Aufenthalt und die Follower sollen daran teilhaben. Doch der schöne Schein trügt, denn es gibt Spannungen, Neid, Eifersucht und Hass. Und bald wird aus dem paradiesischen Rückzugsort eine mörderische Falle.
    Das Buch besteht aus 53 Kapiteln, die abwechselnd aus der Sicht der jeweiligen Charaktere im Ich-Stil geschildert sind. Das Besondere daran ist, dass die Geschehnisse wie ein Countdown rückwärts erzählt werden. Dazwischen immer wieder Kapitel in der Jetzt-Zeit aus der Sicht von Karla. Der Instagram-Feed von Viktoria-Kaplan belebt die Geschichte.
    Ich habe das Thriller-Debüt der Autorin genossen, es war alles vorhanden was ich an in diesem Genre schätze, schon ganz zu Beginn hat mich die Geschichte gefesselt. Die Ereignisse als Countdown von der Auffinde-Situation bis zur Lösung zu erzählen, hat die Spannung enorm befeuert. Was am Anfang als zwangloses Miteinander von Freunden begann, steigert sich zu einem nervenzerreißenden Finale. Plottwists ändern die Handlung, Verdächtig war für mich am Ende jeder der Charaktere. Ich habe mitgerätselt und ich wollte eigentlich gar nicht mit Lesen aufhören, so fesselnd und flüssig hat E. Rudolf geschrieben. Die Figuren waren ohne Ausnahme gut ausgearbeitet, sie handelten nachvollziehbar, der Plot war zu jederzeit plausibel. Kleine delikate Geheimnisse, ungeahnte Hintergründe, Untreue und erschütternde Wahrheiten haben mich nur so durchs Buch gejagt. Nicht zuletzt ist dies dem Umstand geschuldet, dass die einzelnen Kapitel, aus der Sicht der jeweiligen Personen, an besonders spannenden Stellen endeten. Erfreut hat mich auch die äußerst bildhafte Beschreibung der Location, wer würde nicht gerne in so einer noblen Location ein paar schöne Tage mit Freunden verbringen.
    Der Stil in dem der Thriller dargeboten wird, war neu für mich und ich habe es genossen. Besonders gut ist die Dynamik in der Gruppe dargestellt. Der Einblick in die Influencer-Szene war interessant. Glamouröse Klamotten, elitäres Essen, exotische Getränke, verwöhnen lassen und genießen, alles haben können, was es mit Geld zu kaufen gibt, sich als etwas ganz Besonderes fühlen und dabei auf das Fußvolk herabblicken, macht nicht unbedingt glücklich, diese Stimmung ist bei mir direkt angekommen.
    Eine Empfehlung von mir, ganz besonders an Thriller-Neueinsteiger und 5 Sterne.

    Das ewige Leben


    Wir werden jung sein, Roman von Maxim Leo, ein Kiepenheuer & Witsch eBook.
    Die Verjüngung des Menschen ist schon jetzt keine Frage des Ob mehr, sondern eher eine Frage des Wann. Maxim Leo ist hier ein spannendes und interessantes Szenario gelungen, das viele Fragen aufwirft.
    Eine Medikamentenstudie an vier Patienten durchgeführt an der Berliner Charite. Die vier Probanden die unterschiedlicher nicht sein können, haben ein gemeinsames Problem, ein krankes Herz das eine denkbar schlechte Prognose verheißt. Die Einnahme des Medikaments lässt nicht nur die Herzbeschwerden verschwinden, den Patienten geht es nicht nur viel besser sondern als Nebenwirkung verjüngen sie sich immer mehr. Ein zweites Leben wurde ihnen geschenkt. Nicht nur die medizinische Welt steht Kopf.
    Die überschaubaren Kapitel sind jeweils den Probanden und zusätzlich dem Entwickler Professor Mosländer zugeordnet. Der Handlungszeitraum beträgt ca. ein Jahr in dem der Leser die Geschehnisse jeweils aus der Sicht der jeweiligen Charaktere miterleben kann. Ich bin von diesem Buch angenehm überrascht worden. Das was der Autor hier beschreibt, in flüssiger Weise, mit feinem Humor, hat mich begeistert. Ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen. Eine hervorragende Recherchearbeit kann ich nur bestätigen. Ein Medikament welches die menschliche Gesellschaft derart revolutionieren würde, das Für und Wider, mannigfaltige Aspekte, Maxim Leo hat es geschafft dieses Szenario von allen Seiten zu beleuchten. Ethikrat, Kirche, Mediziner, Aktivisten, Politiker und auch Verbrecher, es wurde nichts ausgelassen. Mich hat das Buch überzeugt und zum Nachdenken, auch über die Lektüre hinaus, gebracht. Am Schluss stellt sich sicher auch jeder die Frage: Würde ich das Medikament nehmen, was würde ich mit dieser geschenkten Zeit anfangen?
    Auch die Charaktere sind aufregend echt dargestellt, wie fühlt sich der jeweilige Patient, wie äußert sich die Verjüngung? Die unterschiedlichen Charaktere waren gut gewählt, weil sie sehr unterschiedlich waren. Besonders gut gefallen haben mir die Geschehnisse aus Sicht des 17jährigen Jacob und die Erlebnisse der Olympiasiegerin und Schwimmerin Verena. Die Figuren handeln nachvollziehbar und überwiegend sympathisch, die Story klingt plausibel. Als Science Fiction würde ich den Roman nicht bezeichnen, denn es liegt wohl in nicht allzu weiter Ferne, ein Medikament zu finden, welches die biologische Uhr zurückdrehen kann.
    Begeistert möchte ich das Buch weiterempfehlen. Fünf Sterne.

    Die Entflammten

    Die Entflammten, Roman von Simone Meier, EBook, Kein&Aber
    Zwei Familiengeschichten im Zeichen der Kunst.
    Die junge Jo van Gogh-Bonger war mit Theo dem Bruder von Vincent van Gogh verheiratet, erst erschießt sich ihr Schwager dann stirbt ihr Ehemann an den Folgen der Syphilis, zurück bleiben hunderte von Bildern, des bis dato wenig bekannten Malers und eine Kind von ihrem Gatten. Um zu überleben versucht sie Van Gogh weltberühmt zu machen.
    Über hundert Jahre später wird die junge Kunsthistorikerin Gina auf die Lebensgeschichte Jos aufmerksam, dies inspiriert sie zu einem opulenten Roman.
    Am Anfang des Buches ist ein Personenregister über die historischen Personen platziert, was sehr hilfreich war. Die Überschriften der Kapitel passen zum jeweiligen Inhalt. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, jeweils aus der Sicht von Jo oder Gina. Oft jedoch gehen die Zeitebenen in einander über, denn der jungen Gina erscheint der Geist Jos, die die Erzählung aus ihrer Sicht übernimmt. Das war sehr verwirrend und ich habe mich des Öfteren schwergetan mich in der Zeit zurechtzufinden.
    In einer äußerst poetischen Sprache erzählt die Autorin ihren Roman, deshalb habe ich es geschafft, langweilige Stellen zu tolerieren. Insgesamt fand ich die Erzählungen aus der Vergangenheit interessanter, die Verbindung mit Ginas Familie und der Lebensgeschichte von Jo konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen, da habe ich mich sehr schwer getan der Verlauf der Erzählung zu folgen.
    Ich habe allerdings gehofft, viel mehr aus dem interessanten Leben des Malers Vincent van Gogh zu erfahren, seine Werke inspirieren mich, immer wieder habe ich mir die genannten Bilder vom Buch angesehen. In diese Richtung hätte ich mir noch viel mehr Informationen gewünscht, insgesamt sind es eigentlich zwei Familiengeschichten, etwas oberflächlich und die nichts miteinander zu tun haben. Eine Stelle hat mich aber beeindruckt … Vincents Bilder sind wie feuerspeiende Wurfsterne, die in den Menschen steckenbleiben und dort etwas anrichten.
    Die Verbindung zu Mata Hari, die am Ende des Buches in einigen Szenen auftaucht habe ich nicht nachvollziehen können. Die Figuren in der Vergangenheit waren interessant geschildert, mit den modernen Charakteren konnte ich nichts anfangen die sind mir fremd geblieben.
    Einzig bemerkenswerte Figur im Buch Johanna van Gogh-Bonger, wer sich für deren Leben interessiert, wird Gefallen am Buch finden.
    Von mir 3 Sterne


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Racheplan

    Ich lüge bis du stirbst, Thriller von Gillian Hobbs, ebook vom Empire-Verlag
    Rache ist süß.
    Scarlett Dyer, die früher Olivia hieß ist zurück nach St. Pit gekommen, der Ort in dem sie geboren und aufgewachsen ist. Nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie und einer Gesichtsoperation wird sie nicht wiedererkannt. Der Grund für ihre Rückkehr ist Rache, denn sie hat mit den Bewohnern des idyllischen Ortes noch einige Hühnchen zu rupfen. Sie stichelt hier und dort, bis das Ganze eskaliert. Auf raffinierte und radikale Weise rechnet sie ab und sie gibt keine Ruhe bis alle auf ihrer Liste gebüßt haben.
    Ich habe das Buch mit gemischten Gefühlen gelesen, denn Geschichten in denen mit angetanem Leid abgerechnet wird schätze ich ganz besonders. Das tut Scarlett, da bleibt nämlich kein Auge trocken. Schon im Epilog ist der Leser informiert was der kleinen Olivia in ihrem Heimatort angetan wurde. Außerdem hat mir gefallen, wie die Menschen in diesem nach außen hin idyllischen Ort, so reagieren. Sie bespitzeln sich gegenseitig, da wird geratscht und getratscht oft ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, da wird gelogen, betrogen, es gibt häusliche Gewalt und ein korrupter Polizist ist auch vorhanden. Geld regiert und wer viel hat, der macht das Gesetz. Penny z.B. könnte direkt bei mir ums Eck wohnen. Deshalb habe ich die Geschichte auch mit einem hämischen Grinsen auf dem Gesicht verfolgt.
    Andererseits kann ich das eine oder andere im Verlauf des Geschehens, nicht so ganz für bare Münze halten. Von ihren eigenen Eltern wird Scarlett/Olivia nicht sofort erkannt, dafür von Willi dem Dorftrottel – auf den ersten Blick. Die Naivität von ihrem Mann grenzt schon fast an Dummheit, denn sehr gut kann er die ihm Angetraute nicht kennen. Kaum zu glauben, was sie ihm im so alles vorspielt. Auch kann ich nicht nachvollziehen, dass die Aussicht auf Sex einen Menschen zu einem Mord anstacheln könnte. Es gibt hier viele Charaktere die mir nicht geheuer, bzw. unsympathisch waren, am ehesten mochte ich noch Willi, den armen Tropf.
    Trotzdem hat mir der Schluss gut gefallen, damit habe ich nicht gerechnet. Die Plottwists im Roman haben die Lesegeschwindigkeit befeuert, ich habe bis zur letzten Seite den Reader kaum aus der Hand gelegt. Wer nicht zuviel hinterfragt und turbulente schonungslose Rachethriller mag, kann mit dem Buch durchaus ein paar schöne unterhaltsame Stunden verbringen.
    Von mir 3 Sterne

    Zauberbaum

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    Leuchtfeuer, Roman von Dani Shapiro, Ebook von hanserblau
    Das Leben zweier Familien in der Nachbarschaft durch das Schicksal miteinander verknüpft.
    Das Geschwisterpaar Sarah und Theo beschließen in einer Sommernacht 1985, zusammen mit einer Freundin eine Spritztour mit dem Wagen der Familie zu unternehmen. Ein Unglück passiert und nichts mehr ist so wie zuvor.
    Eigentlich ist Theo noch viel zu jung um Auto zu fahren, Sarah hat getrunken und deshalb wird die Ursache und das Geschehen, des Unfalls, welches an einer großen Eiche in der Nachbarschaft endet, niemals ans Licht kommen, auch der Vater Ben, ein renommierter Arzt trägt einen Teil der Schuld durch seine Rolle im Geschehen. Dieses Geheimnis bestimmt das weitere Leben der Familie.
    Der Zeitrahmen des Geschehens umspannt insgesamt 50 Jahre. Die Erzählungen und Einsichten erfolgen jedoch nicht in chronologischer Reihenfolge. Verschiedene Zeitabschnitte sind mit Datum zusammengefasst, das ist auch nötig um den Überblick zu behalten. Die einzelnen Kapitel sind aus der Sicht einzelner Personen geschildert, und mit den Namen des erzählenden Charakters überschrieben.
    Der Autor bemerkt im Anhang, dass chronologische Erzählung langweilig ist. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich es lieber in der richtigen Reihenfolge, durchaus mit Rückblicken, genossen hätte. Doch hier springt die Erzählung in der Zeit vor und zurück. Das finde ich schwierig zu lesen, und auch den Überblick zu behalten ist mir schwer gefallen. Personen sind erwachsen haben ihre berufliche Laufbahn schon eingeschlagen im nächsten Abschnitt sind sie Kinder, es wird dadurch auch einiges von der Entwicklung des Geschehens und der Figuren vorweggenommen. Ein Spannungsaufbau ist auf diese Weise fast unmöglich.
    Doch das Buch besticht durch die mannigfaltigen Charaktere die durchgehend tief und authentisch beschrieben sind. Sehr oft konnte ich mich mit den Gefühlen der Akteure identifizieren. Meine Lieblingsfigur war Dr. Ben und natürlich Waldo, der Außenseiter, hochbegabt und liebenswert, der von seinem Vater überhaupt nicht verstanden wird. Außerdem fand ich die Botschaft des Buches sehr tröstlich und bemerkenswert. Der Umgang mit Schicksalsschlägen, mit der Trauer und mit dem Tod ist bewegend rübergekommen.
    Trotzdem fand ich die Geschichte nicht rund, sondern viel zu bruchstückhaft berichtet, die Lücken zwischen den Erzählabschnitten sind mir zu groß.
    Von mir 3 Sterne.

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    König Ortler


    Das Flüstern im Eis, Südtirol-Krimi von Lenz Koppelstätter, ‎ Kiepenheuer & Witsch eBook
    Der 9. Fall für Commissario Grauner und sein Team.
    An der Nordwand des Ortlers hat sich die internationale Kletterszene versammelt. Die besten Extremkletterinnen der Welt treten gegeneinander an um die eisige Nordwand des Ortlers zu bezwingen. Derweil gibt es unten im Tal einen Toten, in der Turnhalle in Sulden im oberen Vinschgau, wird die Leiche von Matthias Lechtaler, dem Chef der örtlichen Bergrettung gefunden. Mit einer Mistgabel in der Brust umgeben von Mist. Doch auch oben am Berg bahnt sich eine Katastrophe an. Die iranische Bergsteigerin ist verschwunden und eine Unwetterfront bahnt sich an. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
    Der Ermittlungszeitraum beträgt sich vom 1. Bis zum 4. Juli. Die Kapitel teilen sich in die einzelnen Tage, die weiter in Unterkapitel aufgefächert sind. Jeweils aus den verschiedenen Ansichten der Charaktere. Wieder einmal hat es Koppelstätter geschafft, dass ich mich, durch seine bildhafte Schreibweise, direkt an den Ort des Geschehens versetzt fühlte. Viele der Schauplätze habe ich in meinen diversen Urlaubsaufenthalten schon selbst erlebt und der Autor lässt dadurch ein Urlaubsgefühl bei mir entstehen, ich genieße es sehr. Die flüssige Schreibweise im auktorialen Stil, durchsetzt mit schlagfertigen Dialogen, auch in italienischer Sprache, hat mich direkt ins Geschehen versetzt, das Lesen war ein Vergnügen. Ganz ungern habe ich mich bei der Lektüre stören lassen. Am Anfang ist eine Karte von Südtirol mit den diversen Bergzügen und Tälern eingefügt, sehr hilfreich um die räumliche Orientierung zu wahren. Für E-Reader-Leser ist ein Link angeführt, um diese Karte auch am Computer oder Smartphone in Farbe und zoombar darstellen zu können.
    Der Spannungsbogen setzt hoch ein und steigert sich, durch verschiedene Plottwists bis zum ungeahnten Ende. Niemals hätte ich vermutet, dass die Lösung in eine solche Richtung gehen könnte. Wieder behaupte ich, dass vorliegender Teil, der bisher beste aus der Grauner-Reihe ist. Und ich hoffe, dass es noch lange nicht der letzte war. Es gibt noch so viele schöne Plätze in Südtirol die es wert sind, zum Setting meiner Lieblings-Südtirol-Krimis zu werden.
    Auch die Figuren haben wieder alles gegeben. Saltapepe und Tappeiner haben sich enorm weiterentwickelt. Saltapepe ist diesmal sogar extrem über sich hinausgewachsen. Der kauzige Commissario Grauner hat noch immer sehr viel zu bieten, das ich noch nicht von ihm weiß. Seine privaten Angelegenheiten machen in äußerst liebenswert und interessant. Ein sehr professionelles und sympathisches Ermittlungsteam sind die Bozener sowieso. Koppelstätter schafft es immer wieder, auch die ein wenig eigenbrötlerische und schrullige Art der Südtiroler sehr gut zu charakterisieren, so wie sie sind und wie ich sie schätze. Dadurch ist der Plot glaubhaft und die Charaktere authentisch. Das Geschehen ist bis zum Ende nachvollziehbar.
    Über das Extrembergsteigen und Klettern habe ich nebenher auch viele Erkenntnisse und Einblicke bekommen. Wie immer hat sich der Autor hervorragend vorbereitet, inmitten dieser überwältigenden Szenerie ist der Autor aufgewachsen und damit auch von Extrembergsteigern und Kletterern inspiriert worden.
    Eine Empfehlung für alle Südtirol und Krimifans. Teil 9 als Einzelband zu lesen ist möglich, noch schöner ist es alle zu kennen. Von mir 5 Sterne.

    Muss für Bücherfans

    Book Lovers – Die Liebe steckt zwischen den Zeilen, Roman von Emily Henry, ein ‎ Knaur eBook. Eine Geschichte zum Dahinschmelzen.

    Nora Stephens ist ein Hai im Fischbecken, sie ist Literaturagentin, tough scharfzüngig und absolut auf ihre Arbeit fokussiert. In ihrem Leben gibt es nur eines das noch wichtiger für sie ist als ihre Arbeit – ihre Schwester Libby, für die sie schon bald, nämlich nach dem Tod der Mutter, Verantwortung übernommen hat. Deshalb begleitet sie ihre Schwester auch zu einem Urlaub nach Sunshine Falls, den Schauplatz von Libbys Lieblingsbüchern. Dort trifft sie auf den Lektor Charlie Astra, gutaussehend und arrogant, in Noras Augen unausstehlich. Die idyllische Kleinstadt verändert das Leben aller Beteiligten.

    Das Buch ist in 39 überschaubare Kapitel eingeteilt. Der Schreibstil ist flüssig, lustig und absolut schlagfertig, des Öfteren habe ich geschmunzelt über die Wortgefechte der Charaktere. Aus der Sicht der Protagonistin im Ich-Stil geführt. Viele Bücher und Filme werden genannt die in kursiver Schrift erscheinen, die amüsanten Chatverläufe sind fett gedruckt, das belebt die gesamte Geschichte. In diesem Buch ist wirklich alles vorhanden was ein Book-Lover-Herz höher schlagen lässt. Situationskomik, eine sehr romantische Geschichte mit Liebesszenen die sehr ansprechend, aufregend und ästhetisch beschrieben sind, kein Grund zum Fremdschämen. Spannung hervorgerufen durch plötzliche Plottwists und am Schluss das Ende, welches ich wirklich nicht vorhersehen konnte. Auch mit traurigen Szenen, gefüllt mit Lebensweisheiten hat die Autorin nicht gespart, das hat Emily Henry wirklich sehr gut gemacht. Ich mag die Bücher der Autorin, aber dieses habe ich geliebt. Das Beste aus ihrer Feder bisher. Da freut man sich schon auf das nächste Buch von E. Henry. Ich fand es auch sehr aufschlussreich, dass aus dem Bereich Verlagswesen und Lektorat so viel erzählt wurde, was für ein Prozess, bis ein Buch fertig in den Buchläden liegt.

    Die Figuren haben durchweg alle mein Herz erobert. Die einen waren stille aber angenehme Statisten, die anderen haben große Rollen gespielt und dabei nachvollziehbar und authentisch gehandelt, Nora und Charlie, die Hauptpersonen waren hervorragend charakterisiert, ganz tief darf der Leser in die Herzen der beiden blicken, was mir tatsächlich des Öfteren Tränen in die Augen getrieben hat. Es ist ein Leichtes sich mit den Hauptdarstellern zu identifizieren, beide haben sich enorm weiterentwickelt.

    Kurz vor Ende fand ich das Buch so traurig, dass es mir die Brust zugeschnürt hat. Einige Szenen fand ich besonders bemerkenswert, als die Protagonistin schildert wie sie mit einem spannenden Buch zwei Stunden vor dem Kühlschrank stand, bis sie es ausgelesen hatte, das könnte auch mir passieren. Oder die Beschreibung wie es in Buchhandlungen oder Bibliotheken riecht, da ging mir das Herz auf, das kann ich nur mit einem „Ja“ bestätigen. Deshalb möchte ich dieses Buch allen Buchfans und besonders denen, die RomComs mögen ans Herz legen. Von mir gibt es volle Punktzahl 5 Sterne.

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Aufwühlender historischer Roman


    Aspergers Schüler, historischer Roman von Laura Baldini, Piper ebooks


    Historischer Roman über den Arzt der den Autismus erforschte.


    Sarah, eine junge Psychologin kommt 1986 nach Wien um über den Arzt Dr. Asperger und seine Arbeit zu forschen, zusammen mit dem jungen Journalisten Stefan, kommt sie erschütternden Verbrechen während der Nazi-Zeit, in der Spiegelgrund-Klinik auf die Spur.
    Das Buch erzählt die Geschichte vom charismatischen Arzt Dr. Asperger, der über den Autismus geforscht hat. Das Ganze geschieht in zwei Zeitebenen. In der Gegenwart aus der Sicht der jungen Psychologin Sarah. Der Erzählstrang aus der Vergangenheit hauptsächlich aus der Sicht der mutigen Krankenschwester Viktorine begleitet zum Teil auch mit Kapiteln, die mit Erich überschrieben sind und im Ich-Stil, direkt den autistischen Jungen Erich, mit seinen besonderen Begabungen, erzählen lassen. Diese Kapitel haben mich fasziniert.
    Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und klärt nicht alle Fragen die Asperger betreffen. Einerseits hat er sich um die auffälligen autistischen Patienten bemüht, andererseits ist seine Rolle die er in den Zeiten des Nazi-Regimes eingenommen hat nicht eindeutig erklärt. Hat er selbst Kinder in die Klinik im Spiegelgrund überwiesen? Insgesamt ist diese Figur im Buch sehr zweifelhaft geblieben. Ich habe etwas mehr erwartet. Daneben die Protagonistin Viktorine, sie und ihre Schwester Marie haben, gut geschildert, hier viel mehr Mut bewiesen. Die beiden Schwestern waren meine Lieblingspersonen im Buch. Die genaueren Lebensumstände der Protagonistin in der Gegenwart – Sarah wurden m. M. nach auch nur ungenügend ausgeführt. Insgesamt hätte ich mir weniger Politik und mehr Beobachtungen und Beschreibungen dieser Störung und die damit zusammenhängenden Erscheinungsformen erfahren, gerne hätte ich mehr über die kleinen Patienten und ihre Gefühle, wie ganz gut aus der Sicht Erichs gezeigt, gewünscht. Von „Aspergers Schülern“ wie der Titel lautet, ist leider viel zu wenig geschrieben. Das habe ich anders erwartet.
    Insgesamt habe ich mich interessant unterhalten gefühlt. Sehr emotional geschrieben. Ich habe erfahren, dass es in der NS Zeit auch in Österreich, Einrichtungen gab, die sich menschenunwürdig, ja beschämend und verachtenswert gegenüber diesen Kindern verhalten haben. Die Schilderungen waren nicht immer leicht zu ertragen. Diese Gräueltaten dürfen niemals vergessen werden.
    Meine Leseempfehlung - Gegen das Vergessen. Von mir 3,5 Sterne.

    Gegen das Vergessen


    Das einzige Kind, historischer Roman nach einer wahren Begebenheit von Hera Lind, ebook, by Knaur eBook.
    Der unglaublich harte Weg des kleinen Djokos in die Freiheit und Sicherheit – unfassbar tapfer.
    Djoko wurde im ehemaligen Jugoslawien geboren. In den Anfängen des 2. Weltkriegs verlor er seine Eltern und Großeltern, ohne Angehörige und mit immer wieder unterschiedlichen Bezugspersonen. Hier ist die entbehrungsreiche und gefährliche Flucht quer durch Europa, in der Kindheit des späteren Franz Peters-Engl beschrieben.
    Ich bin erschüttert, des Öfteren dachte ich nicht mehr weiterlesen zu können so sehr hat mich die Lektüre mitgenommen. Welcher Überlebenswille und Zähigkeit steckt in dem kleinen Djoko, schon der Anfang war nervenzerreißend, die Beschreibung mit dem Wolfsangriff hat mich sofort in die Geschichte katapultiert. Von da ab, wollte ich die dichte und flüssige Erzählung, nicht mehr aus der Hand legen.
    Das Buch spielt aus der Sicht des Protagonisten in der Ich-Form geschrieben. Lebendige Dialoge, Unterhaltungen in Mundart und fremdsprachliche Phrasen machen den Roman lebendig. Die einzelnen Kapitel sind mit Ort des Geschehens und Jahreszahl gekennzeichnet können also stets zeitlich und örtlich korrekt wahrgenommen werden.
    Immer wieder hat mich der Roman an meinen Vater erinnert, der als Heimatvertriebener nach Wien kam und dort im gleichen Alter wie Djoko, jedoch im russischen Sektor, seine Jugend verbracht hat. Die Zusammenführung mit seiner Restfamilie, ebenfalls ohne gültige Papiere hat sich ebenso dramatisch gestaltet. Ganz nah dran war ich deshalb an der Erzählung. Immer wieder hat mich die Lektüre zu Tränen gerührt.
    Mir hat es gefallen, dass selbst in so einer entbehrungsreichen Zeit, immer wieder Menschen mit einem guten Herz sich um dem kleinen Djoko gekümmert haben. Es hat mich so erbarmt, wie oft der Kleine Schmerzen ertragen musste, knapp mit dem Leben davon kam und immer wieder liebgewonnene Menschen verloren hat. Das war unglaublich spannend und hart zu lesen. Djoko ist ein tapferer kleiner Kerl, er verdient meine Hochachtung, er hat sich nie unterkriegen lassen und hat sich später ein beschauliches Leben aufgebaut. Die Grausamkeit eines Krieges ist hier in vielen Details dargestellt, zart besaitete Gemüter könnten bei der Lektüre Probleme haben. Insgesamt jedoch ist das meiste glaubhaft und logisch wiedergegeben, das eine oder andere wird wohl der Dramatik halber, verstärkt worden sein. Das Setting wurde hervorragend beschrieben, beim Lesen entstand Kopfkino.
    Meine Empfehlung für dieses Buch, der Leser sollte die zum Teil grausame Handlung ertragen können. Das Leid und die Unmenschlichkeit eines Krieges sind schonungslos beschrieben. Die Spannung hält sich bis zur letzten Seite. Die tragisch geschilderte Kindheit Djokos bekommt von mir 5 Sterne.

    Auge um Auge

    Monster, Eifel-Krimi von Nele Neuhaus, E-Book, Ullstein eBooks
    Der 11. Bodenstein- Kirchhoff-Krimi
    Die 16jährige Larissa wurde erdrosselt aufgefunden. Durch einen DNA-Abgleich wurde ein junger afghanischer Asylbewerber verdächtig. Bevor Pia und Kai mit ihm sprechen können, ist er wie vom Erdboden verschwunden.
    Bei den Ermittlungen stößt das Ermittler-Duo auf vermehrt rätselhafte Todes- und Vermisstenfälle von Verdächtigen und auch überführten sowie bereits verurteilten Tätern, die ihre Strafe verbüßt haben. Eine Serie zeichnet sich ab. Abgründe tun sich auf und die Ermittler vom K11 kommt eine ungeheuerliche Katastrophe zu.
    Der Ermittlungszeitraum zieht sich vom 7. Bis zum 20. Dezember. Einzelne Kapitel sind mit Datum versehen, die z. T. längeren Kapitel sind in Abschnitte geteilt, das Geschehen und der Zeitrahmen sind übersichtlich. Verschiedene Handlungsstränge ermöglichen es dem Leser, das Geschehen in verschiedenen Sichtweisen zu ergründen. Die Autorin schreibt wie immer sehr flüssig und bildhaft, sodass der Leser das Buch kaum aus der Hand legen mag. Schon ab dem ersten Kapitel hat mich der Plot fasziniert und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Zahlreiche ungeahnte Wendungen haben mich verblüfft. Die Auflösung auf den letzten Seiten kam für mich trotzdem überraschend. Der Rahmen um die Ermordung der Schülerin waren mindestens genauso spannend, wie das parallel verlaufende Verbrechen in ganz großem Stil. Ich fühlte mich durch das Thema bedingt, öfters hin und hergerissen, was für ein komplexer Krimi, ich bin begeistert. Sogar um eine der Hauptpersonen habe ich durch einen geschickt geschriebenen Satz im letzten Kapitel gebangt.
    Dadurch, dass die Autorin immer wieder auch das Privatleben der Hauptpersonen aufzeigt und durch die Bücher hindurch weiterführt, fühle ich mich mit den Akteuren verbunden. Das macht sie menschlich, dies ist es was mich die Reihe immer wieder so gerne lesen lässt. Des Öfteren habe ich mir die Frage gestellt, wie würde ich mich in so einer Situation fühlen? Wie würde ich als Angehöriger eines Opfers handeln? Alle Charaktere sind authentisch und charakterlich tief gezeichnet. Sie handeln nachvollziehbar und glaubwürdig. Auch der Plot könnte sich so zugetragen haben. Eingängige Dialoge und die verschiedenen Perspektiven beleben die Handlung. Auch aktuelle Themen, wie Ausländerfeindlichkeit, Vorverurteilung durch die Medien, falsche Verdächtigungen, hat die Autorin aufgegriffen und die Probleme in unserer Gesellschaft geschildert, unbedingt am Puls der Zeit. Insgesamt fühlte ich mich wieder einmal sehr gut unterhalten. Dicht gepackt, die Geschehnisse überschlugen sich, keine Sekunde langweilig, präsentiert sich dieser Fall. Unglaublich welche Ausmaße das Geschehen annimmt. Am Ende wurde der Fall aufgelöst, keine Frage ist offen geblieben. Sympathische Figuren gibt es zuhauf, mein Lieblingscharakter wie immer Bodenstein, aber auch Prof. Henning Kirchhoff fand ich in diesem Band sehr sympathisch, ein guter Freund für Pia.
    Ich finde, dass sich die Autorin in jedem Band steigert, in der Spannung, in der Komplexität. Am Ende angekommen, bin ich auch neugierig, wie es im K11 weitergeht. Ich hoffe, dass es dieses Buch schafft verfilmt zu werden. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung der Reihe und auf Pias Entscheidung. Es ist denkbar Monster als Einzelband zu lesen. Das Personenregister am Anfang ermöglicht den Quereinstieg, alle wichtigen Personen sind erklärt und im Plot wird auch kurz auf die notwendige Vorgeschichte eingegangen es wäre aber schade sich die Vorgängerbücher entgehen zu lassen.
    Eine dringende Lese- und Kaufempfehlung von mir. Dazu 5 Sterne volle Punktzahl.

    Der Erlauchte


    Der Silberbaum, historischer Roman von Sabine Ebert, eBook, erschienen bei Knaur-eBook.
    Frieden, Krieg und Minne – Auftakt einer neuen Mittelalter-Saga.
    Jutta von Thüringen hat etwas ganz besonderes geschafft, ihren erst dreijährigen Sohn Heinrich, nach dem frühen Tod ihres Mannes dem Landgrafen Dietrich von Meißen, zu beschützen und zu erziehen. Damit er, nachdem er die Volljährigkeit erreicht hat, über zwei Markgrafschaften herrschen kann. Entgegen allen widrigen Umständen und Gegnern außerhalb und auch innerhalb der eigenen Familie, Heinrich der Erlauchte ist als Markgraf von Meißen als der vielleicht strahlendste Fürst seiner Zeit, in die Geschichte eingegangen.
    Zum historischen Hintergrund kommen altbekannte Figuren und deren Nachfahren, aus der Hebammen-Saga, der Autorin in den Roman.
    Das Buch besteht aus fünf Teilen, die einzelnen Kapitel sind mit, den Inhalt zusammenfassenden Überschriften versehen. Am Anfang findet sich eine Karte Mitteldeutschlands ( von 1221) welche mit einem entsprechenden Link besonders praktisch für Ebook-Leser, vergrößert, aufgerufen werden kann. Daran schließt sich ein Personenregister an, welches daher besonders hilfreich sich erwies, dass im Roman sehr viele Figuren agieren. Die historisch belegten Personen sind dabei mit einem * gekennzeichnet. Die am Ende des Buches platzierten Stammtafeln der Staufer, der Wettiner und der Ludowinger, sind sehr informativ und hilfreiche um die Zusammenhänge noch besser zu begreifen. Gerne habe ich das Glossar mit den Erklärungen der mittelalterlichen Begriffe und die Zeittafel im Anhang, immer wieder zu Rate gezogen.
    Zuerst möchte ich der Autorin eine aufwändige und genaue Nachforschung bestätigen, immer wieder habe ich das Zeitgeschehen im Netz recherchiert, sie hat sich weitestgehend an die authentischen Begebenheiten gehalten. Lücken die durch die vergangene Zeit und die geringe Dokumentation der damaligen Zeit entstanden, hat sie plausibel und nachvollziehbar gefüllt. Ihre Darstellung der heiligen Elisabeth von Thüringen hat mich veranlasst, mich über diese Heilige der kath. Kirche genauer zu informieren und ich habe festgestellt, dass es sich sehr wohl um eine schwierige Person handelte. Ihre „aggressive“ Frömmigkeit hat mich des Öfteren eher abgestoßen als überzeugt, was auch bei etlichen Zeitgenossen passiert sein soll. Ebenfalls ihr Beichtvater, Konrad von Marburg, ist eine historische Persönlichkeit, und war als Großinquisitor vermutlich so ein Scheusal, wie er im Buch geschildert ist.
    Die Figuren, sowohl historische wie fiktive, sind charakterlich gut dargestellt. Sie handeln glaubhaft und sind authentisch. Schon zu Beginn fiel es mir nicht schwer in Lesefluss zu kommen, die Spannung hält sich bis zum Ende des Buches. Ganz besonders gut hat mir die Beschreibung des Settings gefallen, das Geschilderte lief stets wie ein Film in meinem Kopf ab.
    Mit ihrem Auftaktband zur neuen Mittelalter-Saga hat mir die Autorin viel Lesevergnügen bereitet. Zu keiner Zeit gab es schleppende Abschnitte oder unnötige Längen, Geschichte muss nicht langweilig sein, das hat die Autorin hier bewiesen. Sehr vielversprechend ist somit die Aussicht auf die weiteren Bände der Reihe, denn das Ende des Buches gibt schon eine Aussicht auf die Regierungszeit Heinrich des Erlauchten, der es als glanzvoller Fürst und sogar als Minnesänger in den Codex Manesse geschafft hat.
    Ich freue mich schon auf die Fortsetzung der Saga, um Heinrich III Markgraf von Meißen besser kennenzulernen, bisher ist er mir nur vom „Dresdener Fürstenzug“ bekannt. Von mir eine Leseempfehlung für historisch interessierte Leser oder die Fans der Hebammen-Reihe. Von mir 5 Sterne.

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Ist nicht meine Schuld



    Kein guter Mann, Roman von Andreas Izquierdo, EBook erschienen im Dumont Buchverlag
    Ein Mann der aus Versehen Gott spielt.
    Ausgelöst hat die Sache mit Leyendecker, den Ablauf der Verwicklungen. Walter ist ein Postbote, ein Mann kurz vor dem 60. Lebensjahr, ein Eigenbrötler und sehr streitbar, denn das Leben war nicht immer gut zu ihm. Nachdem er sich einen ausführlichen Kleinkrieg mit diesem Kunden der Post liefert, wird er in die Weihnachtspostabteilung strafversetzt. Dort erhält er eines Tages den Brief des zehnjährigen Ben, der sich Unterstützung von Gott verspricht. Walter beginnt einen Briefwechsel mit dem Jungen und versucht zu helfen.
    Es ist ein Vergnügen dieses Buch zu lesen, in zwei Erzählebenen über 67 Kapitel, erzählt Izquierdo unterhaltsam, flüssig, mit Situationskomik und im auktorialen Erzählstil. Die munteren Dialoge, die in frischer und frecher Sprache gehalten sind haben mich nur so durchs Buch fliegen lassen, verschiedene Schriftarten in Briefen, einem Email-Verkehr, eine Botschaft auf einem Lottoschein heben sich vom Fließtext ab und beleben das Schriftbild.
    Dieses Buch ist mir direkt ans Herz gegangen, hat mich zutiefst berührt. So schön, anfangs einfach nur lustig, doch zusehends immer emotionaler und trauriger. Je weiter die Geschichte erzählt wird, erfährt der Leser, in Rückblicken, wie es Walter ergangen ist. Sein Leben begann vielversprechend, selbst nach dem frühen Tod der Mutter hat er viel Glück erlebt. Doch plötzlich wendete sich sein Schicksal und ohne, dass Walter daran Schuld hatte, oder etwas daran ändern konnte, hat es sich ins Gegenteil verkehrt. Der kauzige ältere Herr versucht zu helfen, doch das Leben mit seinen Ungerechtigkeiten holt ihn wieder ein. Ich habe Walter liebgewonnen und so sehr bedauert.
    Es geht hier um Vorurteile um die Verbreitung von Gerüchten, vor allem im Internet. Üble Nachrede gegen die man sich nicht wehren kann, Neid und Liebe die zerbricht wenn man das Vertrauen verliert. Oberflächlichkeit und fehlendes Einfühlungsvermögen. Dieser Roman ist viel mehr als eine Geschichte über einen verbitterten älteren Herrn.
    Meine Lieblingsperson natürlich Walter, ich wünschte ich könnte ihn persönlich kennenlernen. Allzeit ehrlich und aufrecht und doch missverstanden, auch Ben der sich in seiner schweren Lage vertrauensvoll an Gott wendet, habe ich liebgewonnen. Diese Geschichte würde ich gerne als Weihnachtsfilm sehen, Parallelen zu Ove sind vorhanden.
    Gerne hätte ich am Ende gesehen, wie Walter Gerechtigkeit widerfahren wäre. Wer den Roman „Ein Mann namens Ove“ genossen hat wird dieses Buch lieben, eine Leseempfehlung von mir und volle Punktzahl 5 Sterne.

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Nichts ist wie es scheint



    Im Herzen so kalt, Thriller von Sandra Aslund, Ebook, erschienen bei Ullsteinbooks
    Eine schwedische Kriminalinspektorin aus Stockholm mit deutschen Wurzeln ermittelt in Nordschweden.
    Ein berühmter Umweltaktivist und Waldretter wird in den tief verschneiten Wäldern Nordschwedens von einer Schülerin tot aufgefunden. Maya Topelius zusammen mit ihrem Kollegen Pär Stenqvist ermitteln in ihrem ersten Fall. Derweil wird ihre Freundin Sanna in Stockholm Opfer eines sexuellen Übergriffs.
    Das Buch ist der erste Band um die Ermittlerin Maya Topelius, 27 Kapitel in idealer Leselänge sind mit Datum gekennzeichnet, die zeitliche Abfolge der Ereignisse ist somit gekennzeichnet. Am Buch-Ende befindet sich ein sehr hilfreiches Glossar, welches die einzelnen schwedischen Begriffe erklärt, dies wurde von mir gerne angenommen. Da in diesem Buch sehr viel über Umweltthemen, besonders den Wald geschrieben wird, finden sich für Leser die Interesse zu diesem Thema haben im Anschluss eine Zusammenfassung über Artikel zum Thema. Nicht zu vergessen auch das am Ende angefügte Rezept für Mayas Favorit-Smörgastarta, die im Buch zur Sprache gebracht wird.
    Ich habe mich auf dieses Buch gefreut, weil ich gerne Skandinavien-Thriller lese. Leider bleibt der Auftaktband der neuen Thrillerreihe weit hinter meinen Erwartungen, etwas mehr Spannung, mehr unerwartete Wendungen, etwas mehr Härte in den Verbrechen, hätte ich erwartet.



    Doch ganz davon abgesehen, ist der Schreibstil der Autorin flüssig, sie berichtet abwechselnd aus der Sicht verschiedener Charaktere, die leider nicht immer authentisch handeln. Etliche der Personen sind mir völlig fremd geblieben. Z.B. Pär. Der Plot an sich ist nachvollziehbar aufgebaut und verständlich. Die Verfolgungsjagd ziemlich am Ende der Geschichte fand ich sogar spannend. Die Privatsituation der Protagonistin und wie es in ihrem Leben weitergeht hat mich neugierig gemacht. Für meinen Geschmack war das gesamte Buch ein wenig zu umweltaktivistisch belegt, nicht uninteressant aber in einem Thriller nicht von mir erwartet, für solche Themen lese ich lieber andere Bücher.
    Leseempfehlung für Personen die sich für nachhaltige Forstwirtschaft, Umweltprobleme, #Me too –Themen, erhöhten Zuckerkonsum und seine Folgen interessieren und nebenbei einen Krimi lesen wollen. Von mir reicht es zu 3 von 5 Sternen.

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Wie es früher war


    Die Welt war voller Fragen, Roman von Herbert Dutzler, EBook erschienen im Haymon Verlag.
    Siegfried ist ein aufgeweckter Junge, interessiert sich für die Wissenschaft ist gut in Deutsch und liest gerne. Vieles was in den 60er Jahren nicht für Kinderohren und Kinderaugen geeignet schien, entgeht seinem wachen Verstand nicht, er beobachtet die Erwachsenen seiner Umgebung ganz genau, und so fragt er danach – ohne Argwohn und böse Gedanken einfach nur weil er es wissen will, und so kommt der Junge in Schwierigkeiten, nicht nur in der Schule.
    Eine Zeitreise in die 60er Jahre, nach Österreich.
    Das Buch besteht aus 15 Kapitel die Kapitelüberschriften weisen auf den Inhalt hin.
    Beim Ausräumen seines Elternhauses trifft der erwachsene Siegfried auf Stücke seiner Kindheit, darauf blickt er in Erinnerungen zurück. Die Rückerinnerungen sind aus der Sicht des Protagonisten in der Ich-Form geschrieben, deshalb ist es dem Leser möglich ganz nah auch an den Gedanken des jungen Siggis „dran“ zu sein. Sehr bildhaft erzählt, ich konnte mich z.B, in sein Elternhaus prima hineinversetzen, ganz besonders ansprechend auch das Zeitkolorit, viele Dinge z.B. das Anheizen des Badezimmerofens zum samstäglichen Bad, über diverse Sendungen im Fernsehen, bis hin zu den ersten Ausfahrten mit Papas erstem Wagen, zeigen mir ganz deutlich, dass Siggi nur ein paar Jahre älter als ich sein kann. Eine Kindheit, ohne Sicherheitsbindung an den Skiern und ohne Computerspiele, mit einem Buch zu Weihnachten, welches am 2. Feiertag schon ausgelesen war. Es ein Rückblick voller Nostalgie, Emotionen und Gemütlichkeit. Ich hab mich bei der Lektüre so wohl gefühlt und in die gute alte Zeit versetzt, sogar meine Oma hat so ähnliche Gerichte gekocht, natürlich auf ihrem Holzofen. Auch an die Szenen der Übertragung der Mondlandung kann ich mich noch gut erinnern, nur ist bei uns die gesamte Familie vor dem Fernseher gesessen, drei Generationen, aber keiner hat diese wichtigen Schritte verschlafen.
    Mir haben aber auch die Szenen gefallen, die die Anfänge der moderne Zeit beschreiben, die Mutter will auch ohne die Zustimmung des Vaters arbeiten, die ersten langen Haare bei Männern, Miniröcke und die Beatles. Sehr gut nachvollziehbar und real beschrieben. Immer wieder habe ich vor Situationskomik geschmunzelt, oder vor mich hin gelächelt. Der Siegfried ist einfach zum Liebhaben. Deshalb ist er auch meine Lieblingsfigur im Buch. Alle Figuren sind hervorragend charakterisiert und richtig „echt“.
    Erst nach der Lektüre habe ich erfahren, dass es auch ein weiteres Buch über die Familie Niedermayr gibt. „Die Welt war eine Murmel“, das will ich unbedingt auch lesen.
    Wer in den 60ern geboren und aufgewachsen ist, wird an diesem Buch Freude haben, die anderen können darin entdecken wie es damals war. Von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

    Absolut kein Märchen


    Rotkäppchen lügt, Thriller von Elias Haller, 389 Seiten, Edition M
    Auftaktband der Grimm-Thriller-Reihe
    Sonderermittlerin Nora Rothmann ist beim LKA in Berlin zuständig für Korruptionsfälle in den eigenen Reihen. Dass sie sich damit nicht gerade beliebt macht bei den Kollegen, ist klar. Ihre laufenden Ermittlungen richten sich gegen den Ex-Polizeichef Tuchfeldt. Doch bei seiner Vernehmung stirbt er. Das ist der Auslöser für eine ganze Reihe von grausigen Gewaltverbrechen.
    Zu Anfang hatte ich etwas Mühe in Lesefluss zu kommen, denn viele Schauplätze, Chat-Verläufe aus dem Darknet, Szenenwechsel aus Vergangenheit und Gegenwart dazu eine Menge verschiedener Charaktere, stiften Verwirrung. Doch es hat mich erfasst und in einen Strudel hineingerissen, dem schwer zu entkommen war. Kurze gut überschaubare Kapitel, lebhafte Dialoge und ein flüssiger Schreibstil machten das Lesen leicht. Jedes Kapitel endet an einem äußerst spannenden Punkt, an dem das direkt folgende, nicht ansetzt. Das hat mein Lesetempo enorm gesteigert.
    Der Leser dieses Buches sollte nicht allzu zart besaitet sein, denn der blutrünstige „Wolf“ mordet sich bestialisch durch Berlin. Haller schont seine Leser nicht denn die Phantasie wird mit detaillierten Schilderungen befeuert. Die Spannungskurve setzt hoch ein und steigert sich bis zum Ende. Irgendwann jedoch hoffte ich auf einen Schimmer einer Erkenntnis, ich rätsle mich gerne durch Krimis und freue mich über ungeahnte Wendungen, doch je weiter ich im Thriller vorwärtskam desto weniger hatte ich irgendeinen Verdacht oder Durchblick. Viele offene Enden und diverse Erzählstränge haben mich letztendlich verwirrt. Am Ende blieben genügend unbeantwortete Fragen und Erzählstränge mit losen Enden, das ist wohl der Tatsache geschuldet, dass dieses Buch der Auftaktband einer Trilogie ist. Ich werde die Reihe wohl weiterverfolgen, denn gerne wüsste ich, wie sich das Ganze zu einer plausiblen und nachvollziehbaren Story vervollständigt.
    Eine Lieblingsperson konnte ich nicht ausmachen, Nora Rothmann ist mir noch ein wenig fremd, sie ist eine schwierige Person, das ist sicher dem Tod ihrer Familie zuzuschreiben, den sie im Kindesalter erdulden musste. KK – Konrad König ist aktuell der beste Anwärter für eine „Lieblingsfigur“ kompetent und gerecht. Dafür gab es genügend Anwärter für unsympathische Charaktere. Die Figur „Manja“ z.B. ist mir gehörig auf die Nerven gegangen.
    Eine gute Unterhaltung, ein gelungener Einstieg in die Trilogie, eine Leseempfehlung und vier Sterne.