Ich wünsch dir einen schönen Urlaub!!
Meine Prüfung hab ich bestanden, und gestern hab ich dann genüsslich das Buch fertig lesen können.
14. Buch:
Hier kommt wieder mal ´ne Anspielung auf die Bibel ins Spiel - Haremhab erinnert sich an den brennenden Buam, den er einst auf dem Berge Sinai gesehen hatte. Der große Kampf in der Wüste ist von Gräueltaten (nicht mehr Greueltaten, wie ich im Thread der neuen Rechtschreibung gelesen habe) gezeichnet, aber wirklich so gut geschrieben, so dass man die Schlacht wirklich vor sich hat. Dass Sinuhe nur über die "Schwanzriemen" in die Höhlen hinabstieg, war spannend. Denn als Leser keimt die Ahnung zuerst im Kleinen auf, wächst dann über das Gespräch mit dem Alten heran und wird sogar noch zur freudigen Gewissheit: Kaptah lebt !!!! Juchu!
("Joppe" hab´ ich auch noch kurz nachgeschaut, weil ich es überhaupt nicht zuordnen konnte: Tel Aviv - Jaffa.)
In Joppe war auch die Hölle los - Brandschatzung, Plünderungen, Vergewaltigungen und Ermordungen ohne Ende. Das Gespräch in der letzten Nacht des Königs Aziru fand ich gut erzählt. Aber gewundert hat es mich, dass Aziru Sinuhe bittet, auch ein Bett zu opfern, denn "im Gras zu liegen" ziemt sich nicht für einen König. Dass Lebensmittel und Alltagsgegenstände geopfert wurden, hab ich schon gewusst, aber ich hätte nicht gedacht, dass diese Opferungen so wörtlich zu nehmen sind. Aus dieser Begebenheit heraus also dachten die Ägypter wirklich, dass sie alle diese Dinge im Land des Westens 1 : 1 übernehmen könnten. Dass also ein Bett aus dem Diesseits wirklich ins Jenseits mitgenommen werden konnte.
15. Buch:
Das Ende der Geschichte. Es ist so viel passiert. Sinuhe ist in der Verbannung und schreibt sich sein Leben von der Seele.
Aber ein wenig versöhnlich klingt der letzte Absatz doch: "Denn ich, Sinuhe, bin ein Mensch, und als Mensch habe ich in jedem Menschen gelebt, der vor mir war, und als Mensch werde ich in jedem Menschen leben, der nach mir kommt. Ich lebe in dem Weinen und Lachen des Menschen, in seiner Trauer und Furcht lebe ich, in seiner Güte und Bosheit, in Gerichtigkeit und Ungerichtigkeit, in Schwäche und Stärke."
Und wenn er auch sein ganzes Leben lang einsam war, ist er doch ein Teil der Menschheit. Punkt.
Da kann ich dir nur zustimmen. Ein beeindruckender Abschluss des Buches und der letzte Absatz ist gut gewählt. Die Menschen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft haben Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten miteinander. Es wird immer wieder einen Haremhab, einen Sinuhe und einen Kaptah geben. Den Umständen bzw. den jeweils herrschenden gesellschaftlichen Umfeld entsprechend, aber ein wenig von den Charakteren schlummert wohl auch in Menschen der heutigen Gesellschaft.
@ Saltanah: Kommt im englischen Buch auch der Begriff "Stuhlgang" vor? (beim Prinz Schubattu). Darüber hab ich mich gewundert, den Begriff hätte ich in diesem Buch nicht erwartet. Und den Ausdruck fand ich auch witzig (v.a. weil er wahrscheinlich ernst gemeint war): "
Zitat
Alsdann verließ ich sie, und sie hieß ihre Sklaven bis zur Schwelle des goldenen Hauses den Fußboden hinter mir kehren."
Sollt´ ich das auch mal ausprobieren? Nach einem deftigen Streit einfach den Besen herausholen!?! Ich behalte es auf alle Fälle im Hinterkopf!
Insgesamt gesehen hat mir das Buch sehr gut gefallen. Die Geschichte ist sehr umfangreich, aber nicht übertrieben ausgeschmückt geschrieben. Ein ganzes Leben wurde mit vielen Verknüpfungen dargestellt. Sinuhe war Arzt, Informant, Schüler, Lehrer, Liebender, Friedensstifter, .... . Er hat viele Varianten des Lebens kennen gelernt und sich - was menschlich ist - nicht immer richtig verhalten. Aber dafür geht er auch mit sich ins Gericht und urteilt über sein Leben. Vieles würde er anders machen, hätter er die Möglichkeit. Verbittert erinnert er sich seiner unguten Taten und Handlungen.
Wie gesagt, am Buch selbst fehlten Zeitangaben o.ä., da hätte ich gerne eine Hilfe zum Nachschauen gehabt. Andererseits ist der letzte Satz, bzw. die letzte Seite ein toller Abschluss. Somit wird die Darstellung als Geschichtsroman vielleicht auch nochmals bekräftigt.
LG
Liandra