Beiträge von thopas


    Mit einer gewissen Distanz mus ich sagen du hast recht - die Tragik liegt in allen Hauptfiguren. Sabrina hat mich damals glaube ich nur am meisten beschäftigte, warum auch immer... vllt. gerade weil sie einen so starken Eindruck gemacht hat / vermitteln wollte.


    Stimmt, Sabina weiß, was sie will und nicht will, und macht einen sehr starken Eindruck. Deshalb wirkt ihre Geschichte dann umso stärker, weil man eigentlich etwas anderes erwartet.


    Ich finde, daß auch Franz eine ziemlich tragische Figur ist:



    Teresa und Tomas wirken schon von Anfang an irgendwie tragisch und verloren. Da ist ihr Schicksal dann vielleicht nicht mehr so beeindruckend.


    Viele Grüße
    thopas

    Hallo Kati,


    ich habe dieses Buch gerade heute ausgelesen (nachdem es über 10 Jahre auf meinem SUB verbracht hat :redface:). Mir hat gut gefallen, die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln zu erleben. Vor allem die Abschnitte aus Teresas Sicht fand ich sehr interessant. Die "philosophischen" Betrachtungen waren mir manchmal etwas zu ausführlich, aber die halten sich in Grenzen.


    Zitat


    Glaubt ihr nicht auch das Sabrina die tragischste Figur im Roman ist?


    Ich habe das Gefühl, daß alle Hauptfiguren ziemlich tragisch sind. Keiner von ihnen ist frei, sein Leben zu gestalten, wie er/sie es möchte. Alle wirken wie gefesselt von bestimmten Trieben oder Erlebnissen in der Kindheit. Und aus diesen Fesseln können sie sich nur ganz schwer (oder überhaupt nicht) befreien. Das gibt dem Buch eine sehr melancholische Stimmung.


    Viel Spaß noch bei der Lektüre :winken:.


    Viele Grüße
    thopas


    Als zweiten Unterschied sehe ich die allgemeine Versform. Schiller schrieb meiner Meinung nach sehr Versfrei und oft wie einen normalen Text, während Shakespeare seine Dialoge wie kleine Gedichte aufbaut, da er sehr stark auf das Versmaß geachtet hat. Daran muss man sich natürlich erstmal gewöhnen.


    Hallo M.a.n.u.e.l,


    da hast du von Schiller wohl zwei seiner Sturm und Drang-Stücke erwischt (evtl. Die Räuber und Kabale und Liebe?). In Maria Stuart z.B. verwendet Schiller - genau wie Shakespeare - den Blankvers (fünfhebiger Jambus ohne Reim). Übrigens gibt es auch in fast allen Shakespeare-Stücken Prosa-Passagen, v.a. wenn Personen niederen Ranges miteinander sprechen oder es um komische (im Sinne von lustige) Themen geht.


    Viele Spaß bei der weiteren Lektüre! Hamlet ist ein sehr schönes und interessantes Stück.


    Viele Grüße
    thopas

    [size=11pt]Gilbert Adair – Und dann gab’s keinen mehr. Evadne Mounts dritter Fall. (2008, Originaltitel: And then there was no one)[/size]


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    Was kann ein Krimi-Autor tun, der zwei erfolgreiche Agatha Christie-Pastiches* verfaßt hat und nun seine Trilogie mit einem Paukenschlag beenden will? Genau: er durchkreuzt sämtliche Schemata und liefert einen völlig neuen und ungewöhnlichen dritten Teil.


    Anders als in den beiden vorherigen Bänden befinden wir uns nun im Jahre 2011 auf dem Sherlock-Holmes-Festival im Schweizerischen Meiringen, direkt an den Reichenbachfällen gelegen, an denen einst der berühmte Detektiv von seinem Schöpfer Conan Doyle "in den Tod gestoßen" wurde. Neben den geladenen Teilnehmern des Festivals gibt es auch einen Überraschungsgast: den umstrittenen aber auch genialen Autor Gustav Slavorigin, der seit einem amerikafeindlichen Buch aus Angst vor Mordanschlägen im Untergrund lebt. Doch am letzten Tag der Veranstaltung, genau am 11. September 2011, wird Slavorigin im Sherlock-Holmes-Museum ermordet aufgefunden, ein Pfeil steckt in seiner Brust. Die Festivalteilnehmer werden gebeten, während der polizeilichen Untersuchungen vor Ort zu bleiben, was zwei von ihnen - den Ich-Erzähler und realen Krimiautor Gilbert Adair und die fiktive Krimiautorin und Hobbyermittlerin aus den früheren Adair-Krimis Evadne Mount - veranlaßt, nun selbst mit dem Ermitteln zu beginnen.


    Und hier sieht man schon, worum sich dieses Buch nun eigentlich dreht. Es geht weniger um den Fall an sich, wobei es natürlich eine Lösung gibt, als eher um postmoderne Spielereien und Tricks des Autors. Der Ich-Erzähler Adair trifft auf dem Festival auf die Krimiautorin Evadne Mount, dem lebendigen Vorbild seiner Romanfigur mit dem gleichen Namen. Doch mehr und mehr verschwimmen die Grenzen zwischen "realen" Personen im Buch, die aber für den Leser auch nur fiktiv sind, und den im Roman für den Ich-Erzähler fiktiven Figuren. In wessen Hand liegt denn nun eigentlich noch die Erzählung der Geschichte? Wer wird letztlich die Überhand gewinnen im fulminanten Zweikampf zwischen Mount und Adair, der natürlich - wie könnte es anders sein - an den Reichenbachfällen stattfindet?


    Wer sich schon immer mal gefragt hat, was man denn nun unter einem postmodernen Roman versteht, welche Kennzeichen ihn - unter anderen - ausmachen, der findet hier ein amüsantes und kurzweiliges Anschauungsexemplar. Zwei kleine Anmerkungen habe ich noch, die mich etwas irritiert haben:
    1) Im Buch werden sehr häufig andere Bücher genannt, meist die zwei Vorgängerbände aus der Trilogie. In der deutschen Übersetzung werden meistens die englischen Titel angegeben, manchmal aber auch die deutschen, ohne erkennbaren Grund, warum nun welche Variante gewählt wurde.
    2) Adair arbeitet viel mit Fußnoten, was die postmoderne Struktur noch unterstreicht. Der deutsche Übersetzer ergänzt allerdings oft noch eigene Fußnoten, die sich aber nicht immer nur mit schwer übersetzbaren Stellen befassen, sondern des öfteren auch dem deutschsprachigen Leser Anspielungen und Sachverhalte erklären, was der Autor für den Originaltext wohl nicht für nötig hielt (und hierbei handelt es sich nicht nur um typisch britisches, das ein deutscher Leser evtl. nicht versteht). Bei einem Klassiker, der in einer anderern Zeit spielt, sehe ich das ein, aber bei einem modernen Roman? Da fühle ich mich als Leser der Übersetzung schon etwas bevormundet...



    Trotzdem bekommt das Buch von mir 4ratten



    *Ich verwende hier das Wort "Pastiche", denn Adair sprich von sich selbst als einem "Pasticheur" und von seinen Evadne Mount-Krimis als "Pastiches". Im Gegensatz zur Parodie, die oft satirisch oder komisch ist, ist ein Pastiche von der Hochachtung vor dem Original geprägt (ähnlich wie eine Hommage). (Quelle: Wikipedia)

    Wäre in so einem Fall eigentlich eine forenübergreifende Leserunde denkbar...?


    Ich melde mich jetzt mal als Klassikerforum-Leserundeninteressierte (tolles Wort :zwinker:) zu diesem Thema. Ich für mich kann nicht sagen, ob die Leserunde hier etwas für mich wäre; ich habe noch an keiner Leserunde hier teilgenommen. Einen Versuch wäre es wert. Allerdings möchte ich auch ungern "drüben" abspringen und schuld daran sein, daß die Leserunde im Klassikerforum weiterhin nicht zustande kommt.


    Manche Klassikerforum-Mitglieder sind hier im großen Forum gar nicht angemeldet und haben das meist auch nicht vor. Ich gehe deshalb davon aus, daß es unwahrscheinlich ist, alle Interessenten für eine Leserunde drüben hierherlocken zu können. Es wird wohl auf zwei getrennte Leserunden hinauslaufen...


    Da ich vermute, daß ich Das Buch der Unruhe nicht in einem Zug durchlesen werde, sondern eher so, wie arbor es vorgeschlagen hat, schaue ich evtl. bei beiden Leserunden vorbei. Das könnte ich mir ganz interessant vorstellen.


    Viele Grüße
    thopas


    (...)und nun seit gestern auch noch der Preisträger des Man Booker Prize 2008: Aravind Adiga.


    Und das, wo ich mir letzte Woche The Secret Scripture von Sebastian Barry gekauft habe, das auch auf der Shortlist stand... Mit The White Tiger werde ich wohl noch warten, bis es eine Taschenbuchausgabe gibt (eine kleine, nicht die Groß-Taschenbücher, die es zu Anfang meist gibt).



    Auf den "Tiger" hatte ich getippt und hoffe, dass das Buch so gut ist wie der letzte Sieger-Tiger :klatschen:


    Schiffbruch mit Tiger? Da überlege ich auch immer mal wieder, ob ich es lesen soll...


    Viele Grüße
    thopas

    Hallo bibse,


    wenn ich mich nicht täusche, enthält die von dir verlinkte Ausgabe nur die Peter Wimsey-Kurzgeschichten. Da gibt es eine ganz ähnliche Ausgabe, die du auch bei Amazon direkt kaufen kannst:


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    Da fehlen dann aber noch die ganzen Peter Wimsey-Romane... :breitgrins:


    Ich habe mir so nach und nach die Ausgaben der New English Library gekauft, aber noch habe ich nicht alle beisammen.
    z.B. diese hier:


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    Das Sprachniveau ist schon etwas gehobener. Lord Peter drückt sich ja oft etwas "gespreizt" aus und verwendet auch Ausdrücke der damaligen Umgangssprache. Aber im allgemeinen ist es mit dem Sprachniveau von Agatha Christie vergleichbar, wenn dir das weiterhilft.


    Viele Grüße :winken:
    thopas

    Peter Ackroyd - Die Clerkenwell-Erzählungen (Originaltitel: The Clerkenwell Tales, 2003)



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    London, 1399: Es sind politisch unruhige Zeiten in England. König Richard II. presst immer höhere Steuern aus seinen Untertanen, um Kriegszüge zu finanzieren. Das schürt die Unzufriedenheit des Volkes und auch der Adligen mit ihrem König. Henry Bolingbroke (der spätere Henry IV.) ist auf dem Weg nach London, um Richard zu stürzen und selbst die Krone zu übernehmen. Es tauchen immer mehr Prophezeiungen und Warnzeichen auf, die das baldige Ende der Welt anzukündigen scheinen. Vor allem Schwester Clarice aus dem Kloster in Clerkenwell scheint von einer Macht besessen zu sein, die sie zukünftige Ereignisse vorausahnen lässt. Und das Volk lässt sich gerne beeindrucken. Doch ist die Nonne wirklich besessen, oder sind hier nur weltliche Mächte am Werk?


    Wie der Titel schon vermuten lässt, ist Ackroyds historischer Roman von Chaucers Canterbury Erzählungen inspiriert. Das Personal des Romans ist von Chaucer übernommen, wenngleich es sich bei den Personen nicht unbedingt um Chaucers Pilger handelt; nur manche haben denselben Namen oder gleichen der Beschreibung im Prolog der Canterbury Erzählungen. In 22 Kapiteln berichtet der Autor von den einzelnen Personen, wobei hier eher ausschnittartig die verschiedenen Blickwinkel und Aspekte der Geschichte behandelt werden. Die Erzählung fügt sich demnach wie ein Mosaik aus verschiedenen kleinen Steinen zusammen, doch entsteht daraus keine ganz komplette, runde Geschichte. Vielmehr bleibt es eine Art Collage, durch die sich allerdings ein roter Faden zieht.


    Ackroyd packt viele Informationen in die knapp 200 Seiten des Romans. Er entführt den Leser ins London des ausgehenden 14. Jahrhunderts und schildert die Umgebung und die Leute ausführlich. In verschiedenen kurzen Szenen erfährt man viel über das damalige Leben, z.B. über Eßgewohnheiten, Bordellbesuche oder medizinische Heilkünste. Nebenbei bekommt man einen guten Einblick in die Ereignisse der englischen Geschichte im Jahre 1399, wobei natürlich auch Verschwörungen und Geheimorganisationen nicht zu kurz kommen.


    Da ich mich sehr für das historische London interessiere und auch gerne Beschreibungen von mittelalterlichen Sitten und Gebräuchen lese, war das Buch für mich spannend und bot viele Informationen. Peter Ackroyd schreibt neben seinen zumeist historischen Romanen vor allem Biographien, weshalb man davon ausgehen kann, dass die historischen Details hier durchaus korrekt sein dürften und nicht seiner Phantasie entsprungen sind. Fans von "Historienschmökern" wird die Geschichte vielleicht etwas zu kurz erscheinen, da sie schon wieder zu Ende ist, wenn man sich gerade erst eingelesen und eingelebt hat.


    Von mir bekommt das Buch 4ratten

    Es gibt durchaus ein "Southern English English", das v.a. in den ländlichen Regionen gesprochen wird und tatsächlich teilweise ähnlich klingt wie das, was wir im Allgemeinen als "Amerikanisches Englisch" bezeichnen. Dieses Southern English English wird auch in und um Oxford herum gesprochen. Pullman kommt zwar von ein bisschen weiter nördlich, hat aber in Oxford studiert, wird es also wohl gehört haben ...


    Aha! Ich habe zwar kurz mal an die Möglichkeit gedacht, daß es in der Gegend von Oxford einen Dialekt geben könnte, der dem amerikanischen Englisch ähnelt, aber das ganze dann als zu abwegig verworfen :breitgrins:


    Wieder was gelernt :winken:


    @ ligeia: ich habe eine englische Ausgabe und da ist der Slang von Lyra auch so drin. Pullman hat ihn wohl erfunden, um das Oxford in der anderen/parallelen Welt vom Oxford in unserer Welt abzugrenzen. Will Parry, der im zweiten Band auftaucht und im Oxford unserer Welt lebt, spricht nämlich keinen Slang...


    Spricht Lyra in der deutschen Übersetzung eigentlich auch einen Dialekt/Slang? Oder hat man das unter den Tisch fallen lassen? Dialekte/Soziolekte etc. zu übersetzen ist ja immer ein großes Problem...


    Viele Grüße
    thopas


    Ich habe mir leider eine amerikanische Ausgabe des Buches gekauft und kann diese nicht weiter empfehlen. Das amerikanische Englisch passt nicht zur Geschichte und teilweise sind Slang-Wörter dabei, die ziemlich unbekannt sind.


    Hallo ligeia,


    jetzt hast du mich neugierig gemacht: was ist denn das für eine Ausgabe? Gibt es tatsächlich eine amerikanische Ausgabe zusätzlich zur englischen (wie z.B. bei Harry Potter), in der englische durch amerikanische Ausdrücke ersetzt worden sind?


    Viele Grüße
    thopas



    edit: mir ist jetzt eingefallen, was du evtl. meinst: Lyra spricht tatsächlich einen bestimmten Slang, der die Straßenkinder im Oxford ihrer Welt charakterisiert. Sie sagt z.B. "I en´t" statt "I ain´t" und das ist ans amerikanische Englisch angelehnt. Da muß ich dir recht geben, mich hat dieser Slang auch immer etwas genervt, aber man gewöhnt sich daran...

    Herbert Rosendorfer - Großes Solo für Anton (1976)


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    Anton L., ein hypochondrischer Mittvierziger, lebt nach wie vor zur Untermiete in einem kleinen möblierten Zimmer und pflegt seine eingebildeten Krankheiten. Eines nachts wird er durch einen hellen Blitz geweckt, schläft aber gleich wieder ein. Am nächsten Morgen sind seine Vermieter nicht mehr da und bald darauf bemerkt Anton L., daß außer ihm wohl alle Menschen verschwunden sind. Zusammen mit dem Leguan Sonja (dem Haustier seiner Vermieter) zieht er - der größeren Bequemlichkeit halber - in eines der Nobelhotels in der Innenstadt und beginnt von dort aus seine Erkundungen durch die verlassene Stadt, wobei er es hauptsächlich auf Waffen- und Feinkostgeschäfte abgesehen hat. Bei einem seiner Streifzüge fällt ihm ein geheimnisvoller Brief in die Hände, der ihn auf die Spur eines mysteriösen Buches führt, das angeblich alle Geheimnisse über das Universum und die Erde enhält. Während um ihn herum die Stadt allmählich zerfällt und von der Natur zurückerobert wird, versucht Anton L., sich in seinem neuen Leben einzurichten und macht sich außerdem auf die Suche nach dem unbekannten Buch...

    Inhaltlich teilt sich das Buch in drei Bereiche: zum einen werden Anton L.s Streifzüge und Erkundungen durch die Stadt beschrieben, die - meiner Meinung nach relativ schnell - zerfällt und bald von vielen wilden Tieren bevölkert wird. Zum zweiten begleitet man Anton L. auf seiner Suche nach dem Buch und der dritte Bereich beinhaltet Rückblicke in Anton L.s früheres Leben. Hier trifft der Leser auf typisch rosendorfersche Charaktere, meist kleinbürgerliche Spießer und psychisch überspannte Leute. Auch Anton L. ist da keine Ausnahme, denn die Tatsache, daß er sich nur alle paar Monate wäscht und selbstverständlich die Kleidung nicht wechselt, beschert ihm des öfteren neue Jobs bzw. Zimmer zur Untermiete, da es kaum jemand auf Dauer mit ihm aushält.

    Das Buch ist, wie zu erwarten bei Rosendorfer, sehr amüsant und leicht zu lesen. Man fragt sich wie es wohl ausgehen mag, warum Anton L. von der Katastrophe verschont geblieben ist und was "die Moral von der Geschichte" ist. Etwas verwunderlich finde ich, daß Anton L. sich sehr wenig Gedanken darüber macht, warum gerade er verschont wurde und er kommt auch gar nicht auf die Idee, nach anderen Überlebenden zu suchen. Allerdings fallen ihm die Erkundungen in der Stadt schon sehr schwer, weil viele Straßen blockiert sind und sich Bären und Wölfe (teils wohl aus dem Zoo entkommen) herumtreiben, sodaß er sich eher um eine sichere und warme Bleibe bemüht.

    Da für eine komplette Einschätzung des Buches der Schluß wichtig ist, schreibe ich ihn mal in einen Spoiler:



    Das Ende bietet leider nicht ganz das, was man erwartet. Rosendorfer stellt dem Buch als Motto ein Zitat von Mallarmé voran: "Der Endzweck der Welt ist ein Buch". Dies mag sich einerseits auf das von Anton L. gesuchte Buch beziehen, das die Geheimnisse der Welt enthält, andererseits ist es vielleicht ein Hinweis darauf, daß Rosendorfers Roman als Buch seinen Zweck erfüllt und die Geschichte um Anton L. keinen weiteren Daseinszweck braucht. Auf jeden Fall beinhaltet es Sozialkritik auf sehr amüsante Weise. Was ich interessant finde ist, daß in dem bekannten Szenario "der letzte Mensch auf der Erde" mal kein Held übrigbleibt oder ein organisiert sein weiteres Überleben planender Mensch, sondern ein etwas planloser, pralinensüchtiger, ungewaschener Finanzbeamter, der auch später noch beim Finanzamt vorbeischaut, denn es könnte ja tatsächlich plötzlich das normale Leben weitergehen und er bleibt unentschuldigt der Arbeit fern...

    Münchner und München-Kenner werden sehr schnell in Anton L.s Heimatstadt, die keinen Namen trägt, München wiedererkennen, auch wenn die Straßennamen frei erfunden sind. Die Topographie bleibt dieselbe und so kann man sich recht plastisch vorstellen, wie bestimmte Straßen verrotten und verfallen und wo sich Anton L. jeweils genau befindet.

    Wegen des eher rätselhaften Schlusses vergebe ich 3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Zimmer mit Aussicht ist eines meiner Lieblingsbücher. Ich habe es vor ca. einem Jahr zum dritten Mal gelesen und es war auch diesmal wieder bezaubernd. Die Figuren des Romans sind für mich schon fast wie liebe alte Bekannte, wobei daran auch die ausnehmend gute Verfilmung anteil hat :zwinker:.
    Von E.M. Forster habe ich noch Howards End und Maurice gelesen, die mir auch recht gut gefallen. Die jeweiligen Filme dazu habe ich in sehr guter Erinnerung. Ich denke, es lohnt sich auf jeden Fall, sich mit E.M. Forster zu beschäftigen.


    :winken:
    thopas


    "Hammel, Ziegen, Kühe verwandeln Gras in Milch, Bienen bilden aus Blumen Honig."


    Wobei es ja durchaus eine sensationelle Entdeckung wäre, wenn in Australien männliche Schafe Milch geben :breitgrins:


    Da ich aber nun schon so weit gekommen bin, werde ich das Buch auch irgendwann noch fertig lesen, um zu wissen, wie es ausgeht. Aber sehr große Erwartungen habe ich nun nicht mehr, nachdem ich hier eure Bewertungen gesehen habe...


    Das Buch lag jetzt mehr als vier Monate auf meinem SaB. Letzte Woche hatte ich plötzlich Lust, weiterzulesen und erstaunlicherweise hat es mir jetzt viel Spaß gemacht, das Buch zuende zu lesen. Warum, weiß ich auch nicht so genau. Ich habe die Trilogie im Verlauf eines Jahres und in fünf Etappen gelesen (statt in drei). Bei Buch 2 und 3 brauchte ich jedes Mal ein Pause so ca. in der Mitte.


    Meine Meinung dazu:
    Ich war jetzt doch am Ende positiv überrascht, denn ich hatte schlimmeres erwartet. Gut, vieles, was Pullman in die Geschichte einführt, wirkt verwirrend und wird nicht unbedingt immer erklärt. Trotzdem erschafft er ein ganz faszinierendes und auch sehr eigenständiges Universum, mit dem der Leser erst langsam vertraut wird. Was mir auch sehr gut gefallen hat, sind die sehr eindrucksvollen Beschreibungen der Landschaften, Wetterlagen, Farben. Vor allem die Welt der Mulefa und die Totenwelt waren sehr gut und plastisch beschrieben. Ich fand es faszinierend, mit Will und Lyra auf die Toteninsel zu fahren (mit dem Nebel, durch den man taucht, hat es mich fast ein bißchen an Avalon erinnert), und die Welt der Toten hatte etwas ganz Eigenes.



    (Achtung, ich bin mir nicht sicher, ob ich den nächsten Absatz als Spoiler setzen soll, es könnten Informationen drin vorkommen, die manche vielleicht nicht vor Beendigung der Lektüre wissen wollen)


    Einiges wird einem wohl klar, wenn man weiß, daß Pullman sich primär auf Miltons Paradise Lost bezieht, und die Geschichte quasi "umdrehen" wollte, also den Satan als den Helden darstellen wollte. Lord Asriel wagt den Aufstand gegen die unterdrückende Kirche und die verknöcherte Autorität (= Gott), wird verstoßen, schart ein Heer von Engeln und anderen Wesen um sich und gewinnt ja auch letztendlich. Doch spielt auch Mary Malone (die ja auch von der Kirche und ihrem Glauben abgefallen ist) die Rolle des Satans als Verführer, indem sie es ist, die Lyra verführen wird. Will und Lyra sind also Adam und Eva (nur warum gerade die beiden diese Rolle spielen, ist mir nicht ganz klar) und kosten vom Baum der Erkenntnis, worauf sie in übertragenem Sinn aus dem Paradies vertrieben werden (sie dürfen nicht zusammen bleiben). Der Staub ist hier wohl so etwas wie die "Erkenntnis" (er ensteht bei bewußt denkenden Wesen), gegen die die Kirche ja vehement vorzugehen versucht, am Ende aber scheitert. Durch Will und Lyra hat die Erkenntnis eine Chance und bleibt in der Welt. Nach diesem zweiten "Fall" der Menschheit, hat diese nun eine Chance, sich jenseits vom himmlischen Königreich eine "himmlische Republik" (republic of heaven) zu erschaffen.


    Nun ja, so ca. habe ich mir die Bedeutung der Handlung zusammenstöpselt. Auf jeden Fall regt diese Trilogie viel zum Denken an. Ob ich sie nochmal lesen werde, kann ich nicht sagen; ich bin aber auf jeden Fall froh, daß ich sie zuende gelesen habe. Ich vergebe dann doch


    4ratten



    edit: Link zu Paradise Lost eingefügt


    Jetzt habe ich zwei Fragen: Erstens, kann jemand interessante populärwissenschaftliche Literatur zum allg. Thema Physik oder zum speziellen Thema Quantenphysik empfehlen?


    Hallo Susan,


    zur Quantenphysik habe ich vor einigen Jahren diese Einführung gelesen:


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    John Gribbin, Auf der Suche nach Schrödingers Katze


    Soweit ich mich erinnern kann, war das Buch ganz verständlich geschrieben. Ansonsten hätte ich es bestimmt nicht zu Ende gelesen. Zu empfehlen ist auf jeden Fall auch der "Klassiker":


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    Stephen Hawking, Die illustrierte kurze Geschichte der Zeit


    Das gefällt mir sehr gut und ist auch sehr anschaulich. Weniger gut fand ich da die "Kurzfassung":


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    Stephen Hawking, Die kürzeste Geschichte der Zeit


    Die ist einfach zu kurz und für Laien dann nicht mehr so verständlich. Es sind auch zu wenig Illustrationen dabei, da kann man sich dann manche Dinge nicht mehr so gut vorstellen.


    Ich hoffe, das hilft dir ein bißchen weiter :winken:.


    Viele Grüße
    thopas


    edit: zur besseren Lesbarkeit habe ich die Titel ergänzt LG thopas

    Gilbert Adair - Ein stilvoller Mord in Elstree. Evadne Mounts zweiter Fall. (2007, Originaltitel: A Mysterious Affair of Style)



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    London, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges: der berühmte Filmregisseur Alastair Farjeon stirbt bei einem Brand in seinem Landhaus, zusammen mit einem jungen Filmsternchen. In einer Notiz hinterläßt er den Wunsch, daß sein Assistent seinen aktuellen Film fertig drehen soll. Das Projekt scheint gerettet, worüber auch die alternde Schauspielerin Cora Rutherford glücklich ist, da nun ihr Comeback gesichert scheint. Und es gelingt ihr auch, ihre kleine Nebenrolle in diesem Film etwas auszuweiten. Doch beim Drehen einer Szene fällt Cora plötzlich tot um, nachdem sie aus einem Champagnerglas getrunken hat. Natürlich war der Inhalt des Glases vergiftet...


    Zehn Jahre nach ihrem ersten gemeinsamen Fall treffen Krimiautorin und Hobbydetektivin Evadne Mount und der im Ruhestand befindliche Chefinspektor Trubshaw wieder zusammen. Die beiden sind von Evadnes Freundin Cora Rutherford eingeladen, beim Drehen des Filmes zuzuschauen und bekommen so deren Ermordung direkt mit. Da lassen sie sich keinesfalls daran hindern, Scotland Yard bei den Ermittlungen zu unterstützen und natürlich hat Evadne Mount wieder einen guten Riecher und kommt dem Mörder schon auf die Spur, als Trubshaw und die Polizei noch hilflos rätseln.


    Gilbert Adair ist mit Ein stilvoller Mord in Elstree ein unterhaltsamer Nachfolger zu Mord auf ffolkes Manor gelungen, auch wenn hier nicht mehr die wundervolle Landhausatmosphäre des Vorgängers herrscht, sondern man sich im turbulenten Nachkriegs-London und in den Elstree-Filmstudios wiederfindet. Diesmal nimmt Adair die gesamte Filmszene etwas auf die Schippe, vor allem Alfred Hitchcock, dessen Parodie man unschwer im übergewichtigen Ekelpaket Alastair Farjeon erkennen kann. Doch auch das Krimigenre kommt nicht zu kurz: Adair läßt Evadne Mount die verschiedenen Konventionen des klassischen Krimis erläutern, wobei er selbst diese Konventionen gleichzeitig hochhält und durchbricht. Und Evadne Mount muß sich auch diesmal wieder mit Agatha Christie vergleichen lassen, was sie zu einer Wette veranlaßt, die ziemliche Auswirkungen auf Trubshaws Privatleben haben könnte.


    Mir hat das Buch ganz gut gefallen, wobei ich sagen muß, daß ich den ersten Teil besser fand. Das ist meistens das Problem mit Fortsetzungen, wobei ich auch einfach sehr gerne die typischen englischen Krimis in einsamen Landhäusern mag. Dieses Buch hat am Anfang leider einige Längen und kommt erst zur Mitte hin in Fahrt. Dies mag daran liegen, daß der Mord an Cora Rutherford erst sehr spät geschieht, was wohl ein absichtlicher Kunstgriff des Autors war. Ein weiteres Manko ist die an manchen Stellen etwas holprige Übersetzung, die wohl leider kein Lektor mehr in den Händen hatte (so scheint es mir zumindest).


    Insgesamt vergebe ich 3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Das stimmt zwar, aber mich hat das beim Lesen nicht gestört. Ich hatte keinen Film gesehen und kannte nur das ganz grobe Thema. Und das wird durch das Lesen des Buches so sehr 'aufgefüllt' (ich hoffe, ihr wisst, was ich meine), dass die Vorkenntnis nur eine kleine Rolle gespielt hat.
    Genauso ging es mir auch bei Frankenstein.


    Stimmt. Diese Vorkenntnis spielt nur eine kleine Rolle. Trotzdem habe ich mich gefragt, wie ich das Buch "erleben" würde, wenn ich nicht wüßte, was die Auflösung ist. Nur daß man in diesem Fall dem "Spoiler" gar nicht aus dem Weg gehen kann, (wie z.B. bei Harry Potter) weil man ihn evtl. schon als Kind mitgekriegt hat :smile: