Beiträge von eowyn

    Hallo tom leo,


    es ist zwar schon lange her, dass Du geschrieben hast, aber ich war einfach lange nicht hier und vielleicht liest Du meinen Kommentar jetzt auch noch :)



    Vielleicht ist die Erwähnung des 11.Septembers am Ende des Buches doch nicht sooo daneben gegriffen, zumindest muss man dem Autor zugestehen, dass er doch irgendwas damit andeuten wollte. Die Handlung des Romans spielt VOR den Attentaten und zeichnet eine Welt nach, in ihrer Brooklyntypischen Offenheit, die eventuell durch die Hysterie nach den Attentaten in Bedrohung geraten ist. Viellciht singt hier Auster eine Hymne auf ein offenes Amerika? Bzw. dass man sich NICHT zurückziehen soll (siehe Geschichte der Nichte!) hinter Angstgeäuden und rigiden Glaubensauffassungen?


    Mich hat ehrlich gesagt nicht besonders gestört, dass der Autor am Ende den 11. September erwähnt, im Gegenteil, da kann ich Deiner Interpretation durchaus zustimmen. Mein Kommentar bezog sich vielmehr auf den Klappentext meiner Ausgabe (auch wenn das wohl nicht ganz deutlich wird), wo der 11. September das zentrale Element ist und den Eindruck erweckt wird, die Geschehnisse spielen eine zentrale Rolle in der Handlung. Das erweckt meiner Meinung nach eine komplett falsche Erwartungshaltung beim Leser.


    Deine sonstigen Eindrücke kann ich übrigens ebenfalls nur unterschreiben, auch wenn der Vergleich mit anderen Auster-Büchern bei mir etwas kurz kommt, denn ich habe bislang bei weitem nicht alles von ihm gelesen.


    Viele Grüße
    eowyn

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    Meine Meinung:
    Nathan Glass ist Ende 50, frühpensionierter Versicherungsvertreter, hat gerade eine Krebstherapie hinter sich und seine Ehe wurde vor Kurzem geschieden. Er zieht nach Brooklyn, dorthin, wo er geboren wurde und ist überzeugt davon, dass er dort bald sterben wird. Er hat keine Erwartungen mehr an das Leben und gibt sich einem einförmigen Alltag hin, der aus dem Aufschreiben "Menschlicher Torheiten" und Mittagessen im Restaurant besteht. Doch das Leben hat anderes mit ihm vor: überraschend trifft Nathan seinen Neffen Tom wieder, zu dem er schon lange keinen Kontakt mehr hatte. Er lernt dessen Arbeitgeber Harry kennen und die drei schmieden schon bald mehr oder weniger verrückte Zukunftspläne. Schließlich taucht auch noch Lucy, die kleine Tochter von Toms Schwester Aurora, auf. Aurora ist seit ihrer Hochzeit verschwunden, weder Tom noch Nathan wissen, wo sie steckt. Auch Lucy sagt keinen Ton darüber, macht aber deutlich, dass sie bei Tom und Nathan bleiben möchte. Und so wird nichts aus dem langweiligen Lebensabend, den Nathan geplant hat, statt dessen stehen ihm einige Turbulenzen bevor.


    Dieser Roman unterscheidet sich meiner Meinung nach leicht von den anderen Werken von Paul Auster, die ich kenne, nicht zu Unrecht bezeichnen manche Kritiker den Inhalt als Seifenoper. Und es stimmt: rein oberflächlich betrachtet könnte die Handlung auch Inhalt einer Daily Soap sein. Allerdings entwirft Auster so skurille Charaktere und beschreibt die Handlung in gewohnt schöner Sprache, dass für mich das Lesen ein reines Vergnügen war. Die Entwicklung von Nathan vom leicht egozentrischen Neurotiker hin zum warmherzigen Familienmenschen entwickelt sich schrittweise und glaubwürdig, der Erzählstil macht Lust auf mehr.


    Hingegen finde ich den Klappentext des Verlags weniger gelungen, er beschreibt überwiegend Ereignisse, die sich erst gegen Ende des Romans zutragen, außerdem wird der 11. September 2001, an dem das Buch endet, völlig unnötig besonders erwähnt, denn es handelt sich keineswegs um einen Roman, der sich mit den Ereignissen dieses Tages auseinandersetzt.


    Fazit: Mir hat das Buch viel Freude beim Lesen bereitet, ich würde es ohne Einschränkung weiterempfehlen und habe jetzt schon Lust auf den nächsten Auster.


    5ratten


    Viele Grüße
    eowyn

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    Hallo zusammen,


    ich habe vor kurzem "Du dachtest, Du hättest vergessen" von Leena Lehtolainen gelesen. Meiner Meinung nach passt das Buch nicht wirklich in die Kategorie "Krimis & Thriller", aber da es überall so geführt wird, schließe ich mich einfach mal an. Auch wenn ich denke, dass psychologischer Familienroman oder ähnliches es besser treffen würde.


    Meine Meinung:


    Die finnische Autorin Leena Lehtolainen ist in Deutschland in erster Linie durch ihre Krimireihe um die Ermittlerin Mario Kallio bekannt. Doch mit "Du dachtest, Du hättest vergessen" hat sie ein ganz anderes Terrain betreten, herausgekommen ist ein Roman, der zwar einige Krimi-Elemente enthält, in erster Linie sich aber mit einer kaputten Familie und ihrer Geschichte beschäftigt. Dabei wird aber mindestens ebenso viel Spannung aufgebaut wie in jedem ihrer Krimis. Doch worum geht es: Katjas Familie trifft sich zur Beerdigung der Großmutter. Dabei kommt das Gespräch auf ein Tabuthema - vor knapp 25 Jahren erschlug Katjas Onkel Rane, der Bruder ihrer Mutter Sirkka, den Großvater, wurde dafür verurteilt und nahm sich im Gefängnis das Leben. Katja und ihr jüngerer Bruder Kaitsu waren damals noch Kleinkinder und haben kaum eine Erinnerung an das Geschehen. Katja hat das Gefühl, dass damals nicht die komplette Wahrheit ans Licht kam, und sowohl ihre Mutter, als auch deren noch lebende Geschwister Sara und Veikko sind nicht bereit, ihr Antworten auf ihre Fragen zu geben. Katja beschließt, den Mord restlos aufzuklären.


    Die Geschichte wird wechselseitig aus der Sicht der handelnden Personen erzählt, mit einer elegant gebauten Satzkontruktion wird jedesmal der "Staffelstab" an die nächste Person weitergereicht. Der Leser lernt nach und nach die Schwächen und Lebenslügen jedes einzelnen kennen, angefangen von der unter Prüfungsangst leidenden Katja, die nach einer überstandenen Essstörung noch immer Alkoholprobleme hat und sich scheut, ihr Leben in den Griff zu bekommen, über die scheinbar immer toughe Sirkka, die alles alleine meistern kann, den Lebemann Kaitsu, den beziehungsscheuen, aber recht erfolgreichen Schrifftsteller Veikko bis hin zur ich-bezogenen Sara, die von einem Esoterik-Trip zum nächsten springt und die Schuld für Probleme immer nur bei allen anderen sucht. Dabei gelingt es Lehtolainen, ein schonungsloses Porträt einer Familie zu zeichnen, in der schon lange nichts mehr wirklich stimmt. Nach und nach muss sich jeder einzelne seinem Leben stellen.


    Das Ende ist vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen, aber bis dahin war "Du dachtest, Du hättest vergessen" eine faszinierende Lektüre, die besonders durch ihre ungewöhnliche Erzählweise und die differenziert gezeichneten Charaktere beeindrucken konnte.


    Fazit: Dieses Buch mag eine Enttäuschung für Mario-Kallio-Fans sein, die einen Krimi in diesem Stil erwarten, aber es ist ein absolut empfehlenswerte, spannende Familienstudie mit Krimi-Elementen.


    4ratten


    Viele Grüße
    eowyn


    EDIT: Amazonlink eingefügt. LG, Saltanah

    Hallo,


    ich freue mich auch schon auf den Film. Allerdings möchte ich eigentlich unbedingt noch vor dem Anschauen das Buch lesen. Und da ich vermutlich sowieso niemanden finden werde, der mit mir in diesen Film ins Kino geht, werde ich wohl auf die DVD warten und habe noch ein bisschen Zeit zum Lesen :smile: Dennoch bin ich schon neugierig, wie die Meinungen zum Film sind!


    MacOss: Danke für die Info zum Artikel, das war mir vollkommen neu. Ich glaube, ich habe bislang auch immer von "den" Buddenbrooks gesprochen.


    Viele Grüße
    eowyn

    Hallo,


    ich bin gerade mit dem Buch fertig geworden. Interessanterweise hat mir im Gegensatz zu vielen Vorschreibern sogar der erste Teil ein wenig besser gefallen als der Rest, aber insgesamt war ich sowieso sehr angetan von der Lektüre. Nur ähnlich wie illy bin ich auch ständig über den Namen "Ricky" gestolpert, der meiner Meinung nach so überhaupt nicht zur Figur gepasst hat. Vor allem, weil ich immer Anke Engelke mit "Rickys Popsofa" (Parodie auf Ricky von TicTacToe in der Sat.1 Wochenshow, schon lange her) vor Augen habe, wenn ich diesen Namen höre.


    Nun aber meine Meinung:
    Dr. Fredrick Stark ist ein gutsituierter, erfolgreicher Psychoanalytiker Ende fünfzig, der eine gut laufende Praxis in New York unterhält. Seit dem Tod seiner Frau vor einigen Jahren gibt es eigentlich keinen Menschen mehr, der ihm besonders nahe steht, dennoch ist er eigentlich nicht unzufrieden mit seinem Leben. Das wird jedoch ganz schön durcheinander gebracht, als er einen Drohbrief von einem Unbekannten erhält. Der Absender wirft Ricky Versagen bei der Behandlung eines Patienten vor und fordert ihn zu einem gefährlichen Spiel heraus: entweder Ricky findet innerhalb von 15 Tagen heraus, wie der Absender heißt, oder das Leben eines Verwandten von ihm wird zerstört, sofern er sich nicht vorher selbst das Leben nimmt. Ricky sieht keinen anderen Ausweg, als sich auf das Spiel einzulassen und muss schon bald feststellen, dass der Unbekannte genau weiß was er tut: nach und nach wird Rickys ganzes Leben auf den Kopf gestellt und seine Existenz steht auf dem Spiel. Und so stellt sich schon bald die Frage, wie weit er bereit ist zu gehen.


    Dem Autor John Katzenbach ist meiner Meinung nach ein sehr guter, und vor allem spannender Thriller gelungen. Im ersten Teil ist Ricky überwiegend passiv, der Leser erhält das Bild eines selbstgefälligen, aber dennoch nicht komplett unsympathischen Endfünfzigers, der es liebt, wenn sein Leben in geordneten Bahnen verläuft. Seinen Patienten fühlt er sich überlegen und lässt dies zumindest den Leser deutlich spüren. Aber der Unbekannte ist ihm immer ein Stück voraus, was letztendlich dazu führt, dass Ricky im zweiten Teil selbst die Dinge in die Hand nimmt. Ab diesem Zeitpunkt verwandelt er sich langsam in einen ganz anderen Charakter und beobachtet diese Veränderungen an sich selbst mit dem geübten Blick des Analytikers. Diese Wandlung ist faszinierend und sorgt für ein ordentliches Tempo im Buch, dennoch ist sie für mich häufig über die Grenzen der Glaubwürdigkeit hinaus geschossen, ebenso wie das Verhalten seines Gegners auf mich plötzlich nicht mehr so professionell und gut geplant wirkte wie zu Beginn, was mich ebenfalls verwunderte. Dennoch wird dem Leser die eine oder andere überraschende Wendung geboten, die immer wieder eine neue Spannung in die Geschichte herein bringt, wenn ich auch mit einigen Entwicklungen schon sehr früh gerechnet habe.


    4ratten


    Viele Grüße
    eowyn

    Hallo Alfa Romeo,




    Viele Grüße
    eowyn

    Hallo,


    ich glaube zum Inhalt brauche ich nichts mehr sagen, da haben Alfa Romeo und dubh schon alles erledigt.

    Meine Meinung:

    Eins ist auf jeden Fall klar: wenn man einen Krimi von Stieg Larsson in die Hand nimmt, sollte man besser nichts weiter vorhaben. Man kann das Buch nämlich nicht mehr aus der Hand legen, wenn man erst einmal angefangen hat. Dies gilt für "Vergebung" genauso wie für die beiden Vorgänger "Verblendung" und "Verdammnis". Von der ersten bis zur letzten Seite schafft der Autor es, eine ungemeine Spannung aufzubauen, gibt der Geschichte neue Wendungen oder neue Perspektiven. Obwohl der Leser die Handlung aus allen Blickwinkel geschildert bekommt und so im Gegensatz zu den handelnden Personen meist den (fast) kompletten Überblick hat, fragt man sich doch die meiste Zeit, wie sich letztendlich alles auflösen kann.


    Dennoch gibt es meiner Meinung nach Abstriche. Zunächst einmal muss dem Leser klar sein, dass die drei Bücher aufeinander aufbauen. Es empfiehlt sich auf gar keinen Fall, mit "Vergebung" in das Werk des Autors einzusteigen. Es werden zwar die wichtigsten vorangegangenen Geschehnisse im Laufe der Handlung zusammen gefasst (was auch sehr hilfreich ist, wenn die Lektüre des vorangeganenen Bands schon ein wenig zurück liegt), aber meiner Einschätzung nach ist das zu wenig, um die Zusammenhänge zu verstehen. Außerdem entgeht einem eine Menge Lesespaß, wenn man auf die Vorgänger verzichtet.


    Was mich bei allen drei Büchern sehr gestört hat, ist das übermäßige "Product Placement". Ständig wird über Hotmail-Adressen kommuniziert, das Handy Ericsson T100 oder der Palm Modell XY (das richtige Modell habe ich schon wieder vergessen) benutzt usw. Meiner Meinung nach ist das etwas zu viel des Guten.


    Hoch anrechnen muss man dem Autor aber, dass er versucht hat, komplexe Themen aus der Computer- und Hackerwelt halbwegs realistisch darzustellen. Sicher gab es auch hier die eine oder andere Vereinfachung und dichterische Freiheit, aber im Gegensatz zu manch anderem Thriller habe ich daran wenig auszusetzen, denn in der Summe liegt alles nah bei der Wirklichkeit und mir sind keine groben Fehler aufgefallen.


    Fazit: Ein toller, spannender Thriller für unterhaltsame Stunden, der zu Recht von vielen Seiten gelobt wird. Schade, dass der Autor so früh gestorben ist und wir nichts weiteres von ihm lesen werden.
    4ratten


    Jetzt hätte ich aber noch zwei Fragen an alle anderen, die das Buch gelesen haben (Achtung Spoiler):


    Frage 1:

    Zitat

    Findet Ihr es realistisch, dass die Sektion erst so spät Verdacht geschöpft hat? Schließlich ist Blomquist ein erfahrener Journalist, da passt es doch gar nicht zu ihm, dass er nach dem Diebstahl der Unterlagen einfach so resigniert und dem nicht weiter nachgeht. Außerdem war doch eigentlich klar, dass bei der Zeitgleichheit von Diebstahl und Ermordung von Zala schnell jemand auf den Gedanken kommt, dass das zusammenhängt. Was meint Ihr? Ich jedenfalls habe mich beim Lesen etwas gewundert, dass die Sektion so leicht in die Irre zu führen war.


    Frage 2:

    Zitat

    Was sagt Ihr zum Ausgang der Geschichte zwischen Liesbeth und Ronald. Als sie zunächst darauf verzichtete, ihn direkt umzubringen, dachte ich, sie entwickelt doch noch so etwas wie ein moralisches Gewissen. Dann allerdings hat sie ihn verpfiffen, wohl wissend, dass dies genauso sein Todesurteil sein wird. Ich finde, dieses Verhalten ist nur konsequent, es passt zu ihrem Charakter. Allerdings hat mich etwas irritiert, dass es eben genau als Wandlung ihres Charakters geschildert würde. Für mich macht es nämlich nicht wirklich einen Unterschied, ob man jemanden selbst umbringt, oder dafür sorgt, dass es ein anderer macht. Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt. :confused:


    Viele Grüße
    eowyn