Beiträge von violent heart

    Nachdem ich den neuen Hildegunst kaum aus der Hand legen konnte, immer in der Hoffnung auf die große Spannung des Erstlings, kann ich nun auch etwas dazu sagen.


    Auf der einen Seite muss ich sagen, dass ich wieder begeistert bin von der liebevollen und detaillierten Beschreibung von Buchaim und den Charakteren und dass es unheimlich viele tolle sprachliche Wendungen gibt die mir im Gedächtnis geblieben sind. Gerade die Selbstironie, die mondy schon anspricht, gefällt mir außerordentlich gut.
    Lesenswert ist das Buch daher auf jeden Fall. Prädikat literarisch wertvoll absolut verdient.


    Auf der anderen Seite steht leider die Handlung, oder besser gesagt das Ausbleiben einer Handlung. Bis zum Treffen mit Kibitzer und der Schreckse war ich noch der Meinung, dass Hildegunst sich die Karte schnappt und das Labyrinth erkundet, dass er entführt wird oder anderweitig ins Labyrinth der Träumenden Bücher gelangt und dass es dann "losgeht". Spätestens bei der ausufernden Beschreibung des Puppetismus fühlte ich mich als Leser aber inhaltlich doch betrogen. Zwar macht es immer noch Spaß das Ganze zu lesen und bietet einige interessante Kritik an Verarbeitung literarischer Werke, aber wer den Erstling gelesen hat kennt die Geschichte bereits und bekommt sie dann in Kurzfassung noch einmal präsentiert. Aber warum? Für die Handlung des Buches ist es nur vonnöten, wenn man "Die Stadt der Träumenden Bücher" nicht gelesen hat, ansonsten fühlt man sich tatsächlich ein wenig so, als ob man den Film zu einem Buch sieht, das man schon gelesen hat.


    Insgesamt finde ich, dass man es immer noch mit einem sehr liebevollen Werk von Moers zu tun hat, dass sprachlich definitiv auf einer Ebene mit den 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär und der Stadt der Träumenden Bücher mithalten kann, dass aber inhaltlich viel zu wenig Neues bietet und tatsächlich wie ein ausufernder Prolog zu einem Zweitwerk wirkt. Warum man dieses dann unbedingt einzeln herausgeben muss, ist mir nur mit finanziellen Gründen erklärbar. Hätte man es mit einem inhaltlich starken zweiten Teil verbunden, würde ich garantiert zwei Punkte mehr geben, so wird einem leider nur eine charmante Zusammenfassung des ersten Buches geboten. Das ist irgendwie noch alles sehr gut geschrieben und mit einigem Witz, aber es fehlt einfach die Handlung. Besonders das Vollpacken des Buches mit Hildegunst Notizen deutet irgendwie darauf hin, dass man nur irgendwie 350-400 Seiten füllen wollte, um aus einem Buch zwei machen zu können.


    Insgesamt also: 2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:
    Schade, da hätte man deutlich mehr draus machen können/müssen. Bietet mir Moers einen guten zweiten Teil bin ich aber versöhnt.

    Ich hab, nachdem ich von der Hunter Reihe mehr als begeistert war gedacht ich solle mir wohl auch die Erstlingswerke von Beckett zu gempte führen, zumal sie mir sogar von Bekannten empfohlen wurden.


    Leider kann ich mich dieser Empfehlung überhaupt nicht anschließen. Der Schreibstil ist weit entfernt von der Chemie des Todes und Leichenblässe (Kalte Asche fiel meiner Meinung nach etwas zurück in der Reihe) und die Geschichte vermag es einfach nicht mitzureißen, wobei ich nicht sicher bin ob es nur am Thema liegt, das mich persönlich nicht sonderlich interessiert, oder ob einfach die Enttäuschung zu groß war, als am Ende die Geschichte einfach genau den Gang genommen hatte wie man ihn erwartet hat. Wie von Papyrus schon beschrieben mag deshalb einfach keine Spannung aufkommen, egal wie dramatisch die geschilderte Situation gegen Ende auch sein mag. Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich von Beckett mehr erwartet habe, da er es mit den weitaus bekannteren Hunter-Büchern geschafft hat den Leser zu schocken und am Ende zu überraschen, vielleicht ist das Buch als solches einfach zu vorhersehbar.
    Trotzdem werde ich Obsession, Voyer und Tiere noch lesen, vielleicht schaffen die es ja eher zu begeistern, schließlich muss ich mir die Zeit vertreiben bis endlich der vierte Hunterroman erscheint :breitgrins:


    Für Flammenbrut bekommt Beckett allerdings nur 1ratten

    Das Buch hört sich ganz gut an. Ich bin sowieso ein großer Fan von Domian und seiner Arbeit, da wäre es sicher nicht falsch das Buch mal zu lesen und was ich so aus der Rezension erfahre scheint es dir gut gefallen zu haben. Werd ich mal auf meinen SUB ergänzen, zum Glück ist ja bald Weihnachten :breitgrins:


    Draman, die eigentlich dafür geschrieben wurden, sie zu lesen und nicht um sie auf der Bühne zu spielen. Ein Beispiel dafür ist Henrik Ibsens Peer Gynt. Lustigerweise ist das heute eines seiner meistgespielten Werke, aber eigentlich war es zuerst nur zum Lesen gedacht.


    Selbstverständlich gibts auch Lesedramen, im Grunde sind das alle die "Undarstellbares" beinhalten, trotzdem finde ich die meisten Dramen bekommen noch einmal eine ganz andere Dimension, wenn man sie auch mal auf der Bühne sieht.


    ja, so ähnlich gehts mir auch...
    irgendwie hat mir der deutsch-leistungskurs so lyrisches zeug versaut... :redface:


    Kann ich verstehen, ein Gedicht zerpflücken ist furchtbar. Bei Gedichten kommt es doch auf die Wirkung an und die ist bei jedem ein bisschen anders.
    So einen richtigen Lieblingsdichter hab ich eigentlich nicht, kommt immer so auf die Stimmung an. An manchen Tagen ist es eher Heine, an anderen eben eher Poe.
    Mein Lieblingsgedicht ist aber "liegen, bei dir" von Ernst Jandl. In ganz wenigen Worten wird hier ganz viel ausgedrückt, einfach toll :redface:.


    Unsere Deutsch-Professorin hat uns sogar immer davor gewarnt, Dramen zu lesen. Sie hat immer gemeint, dass sie sich einem nur beim Ansehen ganz erschließen, vorausgesetzt, die Umsetzung passt. Eure Filmtipps sind bereits notiert, danke!


    Das fällt mir, obwohl ich eigentlich ganz gerne auch mal ein Drama lese, auch immer wieder auf. Zwar kann man die meisten Dramen natürlich schneller lesen als ein Roman, vieles der eigentlichen Wirkung geht aber ohne das Schauspiel verloren. Trotzdem lohnt sich Shakespeare auch in reiner Textform, sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch :smile: