Beiträge von eumel

    Etwa ein Drittel habe ich nun von dem Buch gelesen, allerdings bereits vor einer Woche und seitdem liegt es vor mir und wartet darauf, dass ich weiterlesen mag. Das hat es wahrscheinlich gar nicht verdient, dieses Lesetief, denn der Schreibstil gefällt mir wirklich gut. Bloß hatte ich vielleicht von der Handlung etwas anderes erwartet.


    In den ersten Kapiteln geht es um die furchtbare Tsunami-Katastrophe in Südostasien an Weihnachten 2004. Aus der Sicht eines Touristen, dessen Hotel zum Glück weit genug vom Strand entfernt lag, wird diese Katastrophe geschildert und es sind sofort die Bilder von damals, die über alle Bildschirme liefen, wieder da. Vielleicht weil es ein reales Ereignis war, an das ich mich noch selbst erinnern kann, wurde es mir beim Lesen immer leicht komisch, übel, als ob man bei einem Verkehrsunfall daneben steht, die Emotionen der Verletzten und Angehörigen von Verstorbenen sind echt und waren ja auch echt.
    Zwischenzeitlich hat es sich sogar ziemlich daneben angefühlt, das als Roman zu lesen, was damals Furchtbares passiert ist, als sei man ein "Gaffer" bei einer Katastrophe.


    Ein Zitat aus dem ersten Teil möchte ich euch nicht vorenthalten, weil es mir sofort übel wird vor Angst und weil ich das so mitfühlen kann (Delphine und Jérome haben ihre kleine Tochter verloren):


    Zitat

    "Ich denke: Wir hätten unter Ihnen gewesen sein können. Jean-Baptiste und Rodrigue hätten an den Strand unterhalb des Hotels gegangen sein können. Wir hätten, wie vorgesehen, mit dem Taucherclub auf Tour gewesen sein können.
    Und Delphine und Jérome müssen sich denken: wir hätten Juliette mit auf den Markt nehmen sollen. Hätten wir es getan würde sie morgen früh noch zu uns ins Bett kriechen. Die Welt um uns herum wäre voller Trauer, aber wir würden unsere kleine Tochter in die Arme schließen und uns sagen: Sie ist da, Gott sei dank, das ist alles was zählt."


    Naja, und dann gab es einen ziemlichen Themenbruch und Ortswechsel, plötzlich sind alle zurück in Frankreich, der Tsunami ist kein Thema mehr, es geht um die Schwägerin, die an Krebs verstirbt und um den Autor/Ich-Erzähler, der Recherchearbeit betreibt, um ein Buch darüber zu schreiben. Irgendwie konnte ich diesem Bruch noch nicht so folgen und habe erst mal ein anderes Buch aus der Bücherei dazwischen geschoben, weil es hier so lag und ich darauf Lust hatte...


    Morgen oder übermorgen lese ich aber weiter, denn im Prinzip ist es gleube ich ein gutes Buch und vielleicht schließt sich der Kreis ja am Ende noch und die ersten Kapitel bleiben nicht so zusammenhanglos stehen.


    Liebe Grüße erst mal von Marie

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    Beschreibung bei Amazon:
    Alles ist wahr: 2004 wurde Emmanuel Carrère Zeuge der Tsunami-Katastrophe. In den Trümmern des Desasters lernte er ein junges Paar kennen, dessen Tochter von der Welle fortgerissen wurde. Carrère kümmert sich um die verwaisten Eltern – und beginnt ihre Geschichte zu schreiben. Zurück in Paris, umlagert das Unglück weiter Carrères Leben: Seine Schwägerin stirbt und lässt drei Kinder zurück. In der Trauer blitzen Erinnerungen auf, fließen Erzählungen von Freunden und Verwandten zusammen, die Hoffnung und Stärkung verheißen.
    Dieses Buch, in dem »alles wahr« ist, handelt von Leben und Tod, Krankheit, extremer Armut, Gerechtigkeit, vor allem aber von Liebe. Es erreicht das, wonach Literatur sucht: Es erschafft Realität neu.
    Carrère gibt den großen und kleinen Katastrophen ein Gesicht und zeichnet das Schicksal anonymer Helden nach, dabei ist sein Schreiben immer präzise und ergreifend, ohne rührselig zu werden. Voller Menschlichkeit führt er verschiedene Ereignisse zusammen und gibt ihnen Bedeutung und Tiefe.

    Möchte hier nur noch mal kurz schreiben, dass mir das Buch gut gefallen hat. Natürlich war es traurig, wie ist es anders zu erwarten von einem Anti-Kriegsbuch. Die Geschichte der sechs amerikanischen Jungs, die da zwischen den Fronten im verschneiten Wald verloren gehen und Kontakt zu einigen deutschen Soldaten aufnehmen hat mich berührt, ist spannend geschrieben, lässt einen eine Weile lang nicht los und möchte ich hier gerne weiterempfehlen :)


    5ratten


    Viele Grüße, Marie

    Oh, peinlich, habe gleich mal nachgelesen und natürlich hast du völlig recht, die Ardennenschlacht war in Belgien... :redface:


    Die Geschichte handelt bisher von sechs amerikanischen Jungen im zweiten Weltkrieg, die meisten unter 20 Jahre alt, die nach einem verlustreichen Angriff auf die Deutschen im Saargebiet (vielleicht dachte ich deswegen an Frankreich :-)) nun in die Ardennen versetzt wurden.
    Bisher hat Weihnachten noch keine Rolle gespielt, es ist einfach Winter 1944.


    Sie alle stammen aus derselben Schule, und sind durch ein Missverständnis (?) als Soldaten nach Europa geschickt worden. Sie wollten nicht in den Krieg, sie hassen die Deutschen nicht, sie sind nicht besonders patriotisch und nicht fanatisch, sie versuchen einfach nur zu überleben, frieren, haben schreckliche Angst und hoffen darauf, dass ihre Vorgesetzten nicht allzu dumme Ideen haben, was Angriffe und Vorstöße gegen den Feind angeht.
    Sie teilen sich zu sechst ein Buch, welches in mehrere Kapitel zerrissen wurde und jeder darf immer einen Teil lesen, den er dann in genau bestimmter Reihenfolge und nach einer gewissen Zeit weiterzugeben hat.
    Der letzte Vorgesetzte war wohl ziemlich dumm, und so sind bei dem besagten Angriff die Hälfte ihrer Freunde umgekommen.


    Zitat

    Bei dem Versuch, an der Saar einen seiner am grünen Tisch ausgeheckten, unausgegorenen sogenannten „Spähtrupps“-Aufträge in die Tat umzusetzen verloren wir die Hälfte unserer Leute. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie unnütz und hirnlos das Unterfangen war. Es war so schlimm, dass ich darüber lieber Schweigen bewahren will; ich hoffe jedenfalls, dass mir das gelingt.
    Wenn ich verloren sage, meine ich damit, dass sie getötet wurden. In der Armee gibt niemals jemand zu, dass irgend jemand von der eigenen Seite getötet wird. Entweder ist er vermisst, wie Christopher Robin; getroffen, wie ein gefoulter Schlagmann beim Baseball, der dafür „eins vorrücken“ darf; gefallen wie ein leichtes Mädchen, oder „Es“ erwischt ihn wie ein Grippevirus, oder er kriegt gar etwas ab, als hätte er das große Los bei einer Tombola gezogen.


    Zitat

    Daraufhin wurden wir nordwärts in die Ardennen verlegt, um uns auszuruhen und auf Verstärkung zu warten. Dies ist angeblich der Frontabschnitt, an dem noch nie etwas los war und auch nie etwas los sein wird, eine Art gehobene Rehabilitationsstation; eine Frontlinie zur Ausbesserung des Make-Ups und der Nerven, zur Generalüberholung sozusagen.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich persönlich rehabilitationsfähig bin. Die Angst verfolgt mich so hartnäckig, dass ich nicht einschlafen kann, nicht einmal während einer langen Wache. Zwei Heulkrämpfe habe ich bereits hinter mir, aber niemand hat es mitgekriegt, dabei gab ich ihnen jede Menge Gelegenheit dazu.
    […]
    Mit diesem erheiternden Gedanken beende ich meine Lagebeschreibung und überlasse mich dem, was derzeit als Schlaf gilt.


    Ich mag diesen Stil, leicht ironisch, flapsig geschrieben, man könnte es ständig ein bisschen lustig finden, wenn es nicht so schrecklich wäre. Es lässt mich gruseln und macht mir Gänsehaut.
    Und was ich auch mag, ist dass keiner der Jungs – ihre Vorgesetzten ausgenommen – mit großen Idealen vom Sterben fürs Vaterland oder Stolz auf die wichtige Mission in den Krieg gezogen ist. Sie halten sich nicht für Helden, sie finden den Krieg nicht toll, sie finden es nicht ehrenhaft zu kämpfen.


    Ich bin gespannt und erwarte Trauriges.

    William Wharton - Die Nacht in den Ardennen
    OT: A Midnight Clear; New York 1982


    Klappentext:
    Durch einen Irrtum der Bürokratie werden Jugendliche aus Amerika 1944 als Soldaten in die Ardennenschlacht geschickt. Ein Häuflein von sechs Überlebenden sucht inmitten des militärischen Wahnsinns Vernunft zu bewahren - den Höhepunkt solcher Bemühungen bildet eine Nacht im Ardennenwald, als sie zwischen den Fronten mit deutschen Soldaten zusammen den Krieg für sich beenden wollen. Die Nacht in den Ardennen entwickelt hier die Kraft und Intensität eines Wintermärchens, das von der Realität eingeholt wird.


    Vorbemerkung:
    Die Namen in dieser winterlichen Weihnachtsgeschichte wurden geändert, um die Schuldigen zu schützen. W.W.

    Kennt denn hier jemand den amerikanischen Autor William Wharton?
    Nur einige seiner Bücher wurden ins Deutsche übersetzt und sie sind auch nur noch antiquarisch zu erwerben, leider, muss ich sagen. Hingegen ist er in Polen ein sehr beliebter, vielgelesener und bekannter Bestsellerautor. Interessant auch, wie das sich manchmal über die Grenze hinweg ändert, ob jemand gelesen wird oder nicht...


    Über meinen Freund bin ich also an diesen Schriftsteller geraten und habe "Vater" von ihm gelesen, eine einfühlsame und wirklich großartig geschriebene Familiengeschichte, in deren Mittelpunkt ein Mann in den mittleren Jahren steht, der mit seinen pubertierenden Kindern zu kämpfen hat, aber dessen Hauptproblem sein an zunehmend an Demenz erkrankter Vater und der Umgang seiner Mutter damit ist. Ein sehr gutes Buch.


    "Die Liebenden von Paris" wurde mir ebenfalls ans Herz gelegt, das fand ich eine etwas schräge Geschichte, von einem Maler, der aus seinem bisherigen Leben ausbricht und in eine einsame Dachkammer in Paris zieht und sich dann in eine blinde alte Frau verliebt und diese sich in ihn...


    Sein wohl bekanntestes Buch ist "Birdy", da muss ich zugeben, dass ich es noch nicht gelesen habe, da ich den Film nicht ansprechend genug und zu verrückt fand.


    Und nun habe ich die ersten vierzig Seiten von "Die Nacht in den Ardennen" gelesen und bis gespannt, in welche Richtung dieses Buch gehen wird und möchte euch gerne am Leseerlebnis teilhaben lassen... :)


    Viele Grüße, Marie

    Anne Karin Elstad – Die Erstgeborene
    OT: Odel, Norwegen 2003.

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    Der erste Satz:
    „Wieder so ein langer Sonntagnachmittag.“


    Klappentext:
    Norwegen, in den Fünfzigerjahren: Da in der Familie kein männlicher Nachkomme beschert ist, soll Tori den Gutshof der Eltern übernehmen. Als sie ihr Erbe antritt, stößt sie auf heftigen Widerstand in der Gemeinde. Doch die selbstbewusste Tori weiß sich durchzusetzen...


    Meine Meinung:
    Es wird Toris Leben erzählt, von der Kindheit bis ins hohe Alter, und diese ist – wie wohl jedes Leben – mit Licht und Schatten gefüllt. Als roter Faden zieht sich ihre Position als die Anerbin des Hofes ihrer Eltern, der ihr Zuhause ist, den sie liebt und wo sie sich glücklich fühlt, während es gleichzeitig eine riesige Verantwortung ist. Das Gefühl, dass es niemals überhaupt zur Diskussion steht, ob sie den Hof einmal führen möchte/kann, ist sozusagen das Grundgefühl des Buches, wobei dies durch die Protagonistin nur zum Teil als Last empfunden wird und sie zum großen Teil auch mit Stolz erfüllt. Aber jede Situation wird vor diesem Hintergrund betrachtet: hat sie sich in der Schule unbeliebt gemacht, weil sie „zu“ stolz davon berichtet hat, dass sie einmal die Landwirtschaftschule besuchen wird und anschließend den Hof erben wird (während dies bei all ihren männlichen Kollegen als völlig normal angesehen wird)? Benimmt sie sich als Teenager bei den Dorftänzen, wie von ihr erwartet wird oder bringt sie „Schande“ über die Familie? Erwählt sie sich den richtigen Ehemann und keinen aus der Stadt, oder wollen alle Männer, die an ihr interessiert sind sowieso bloß den Hof?


    Ich fand die Geschichte einfühlsam und spannend erzählt, nicht kitschig und ich konnte mich gut in Tori einfühlen. Gefallen haben mir natürlich auch die Landschaftsbeschreibungen und die Erzählungen aus der Geschichte Norwegens. Ich habe gleich mal das Internet zu raten ziehen müssen und nachgelesen, welche Rolle eigentlich der norwegische König und sein Land im zweiten Weltkrieg hatten. Es werden nicht nur Einblicke ins Landleben, auch in das Stadtleben in Oslo und die Seefahrerei gegeben.


    Besonders interessant fand ich diesen Blickpunkt auf das Leben als „Anerbe“, in einer Zeit, in der es von Geburt an niemals in Frage gestellt wurde, ob das „erwählte“ Kind eigentlich den Willen, die Fähigkeit, den Lebensplan hat, den die Eltern erwarten – das selbst aufgebaute Anwesen weiter zu führen. Wobei ich denke, dass ist nicht nur Geschichte – auch heute noch wünschen sich wohl viele Eltern, ihre Kinder mögen das Geschäft, den Hof, die Praxis, die Werkstatt fortführen und setzen diejenigen mehr oder weniger unter Druck.


    Und interessant fand ich auch das beschriebene bäuerliche Leben, das quasi über Generationen hinweg immer gleich vonstatten ging: Im Haupthaus wohnt die Familie, im Altenteil die Großeltern. Wenn diese gestorben sind, zieht der „Anerbe“ dort ein und gründet Familie, bis seine Eltern sich zu alt zum Arbeiten fühlen und die Häuser getauscht werden. Die jüngeren Geschwister bleiben als Knechte/Mägde dort oder wandern fort. So wusste man bei Geburt schon, wie das eigene Leben verlaufen würde – im Groben :)


    Ich möchte „Die Erstgeborene“ empfehlen und werde wohl auch mal die anderen Bücher von Anne Karin Elstad lesen, die in Norwegen eine bekannte Schriftstellerin sein soll.


    4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße, Marie

    Hi, da bin auch mal wieder ... :winken:


    Ich habe die Suchfunktion benutzt, aber nicht gefunden, was mich interessiert hätte, und zwar ein Thread zum Thema "Erzihungs-Ratgeber" - welche habt ihr gelesen, welche könnt ihr empfehlen, in welchen steht nur Blödsinn... :zwinker:


    Meine Tochter ist jetzt 18 Monate alt und ich habe tatsächlich zu ihrer Geburt wahrscheinlich fünf verschiedene Ratgeber geschenkt bekommen, in denen wohl auch fünfmal verschiedene Sachen stehen (?)- habe nur wenige davon gelesen oder reingeblättert. In den meisten Fragen und Situationen, die so mit einem Baby aufgetaucht sind, bin ich "nach meinem Gefühl" gegangen, denn ich denke, was sich für die Eltern "falsch" anfühlt, kann in noch so einem tollen Buch stehen und ist wohl doch nicht geeignet als Maßnahme.


    Jetzt wollte ich hier aber gar nicht unbedingt die alten großen Diskussionsthemen durchkauen - schreien lassen oder nicht, im eigenen Bett oder bei den Eltern, was geben wir zu essen usw., sondern einfach über die Bücher an sich sprechen, gibt es welche, die euch wirklich gefallen haben und warum?


    Bei mir waren das die Folgenden:


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    wohl vielen bekannt: Remo H. Largo "Babyjahre"
    Hat mir gut gefallen, weil er eigentlich wenig Tipps und Ratschläge gibt a la tun Sie dies und lassen Sie das, sondern hauptsächlich die Entwicklung der Kinder beschriebt. Mir hat das sehr viel Sicherheit gegeben, wenn ich gelesen habe, wie das Schlafverhalten oder Essverhalten bei wenige Monate alten Babys so ist und sich entwickelt, welche "Phasen" man so durchmacht. Und damit sind nicht die berühmten "Schübe" gemeint, auf die man ja alles oder nichts schieben kann, sondern einfach die völlig normale Entwicklung.


    und


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    Hannah Lothrop: "Das Stillbuch"
    kann ich auch empfehlen, mir hat es ebenfalls Sicherheit und Selbstvertrauen gegeben und das Gefühl, dass ,man eigentlich gar nicht so viel falsch machen kann, dann aber auch wieder ganz konkrete Tipps zum Stillen, welches meiner Erfahrung nach nicht nur einfach intuitiv läuft, sondern etwas Übung braucht. Bei mir zumindest :zwinker:


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    Harvey Karp: "Das glücklichste Baby der Welt"
    Dieser Autor hat eine 5-S-Methode entwickelt, mit der sich- angeblich - alle Babys beruhigen lassen. So wahnsinnig neu fand ich die "Methode" nicht, besteht glaube ich aus eng einwickeln/pucken, Seitenlage, Sch...-Lauten, Wiegen und Saugen/Schnuller (bin mir nicht mehr ganz sicher) - ich meine, das man mit Sch-Lauten das Baby auf dem Arm wiegtund saugen lässt, das haben wohl schon alle unsere Vorfahren so gemacht. Allerdings muss ich sagen, bei uns hat die Seitenlage und das Pucken viel längere Schlafphasen gebracht als ohne. Wenn bei Amazon jemand schreibt, dies sei "die Bibel", finde ich es aber doch etwas übertrieben und hilft vielleicht auch nicht jedem...


    Jetzt haben wir mit den ersten Trotz- und Wutanfällen zu tun, und eigentlich wollte ich mir gar nichts dazu anschaffen. Dann las ich aber von folgendem Buch:

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    Doris Heueck Mauss: "Das Trotzkopfalter"
    mit sehr guten Rezensionen und frage mich, ob ich es nicht doch lesen sollte. Kennt es jemand?


    Vielleicht ist das mein Problem an diesen Ratgebern: ich denke eigentlich, ich brauche es nicht unbedingt, und dann befürchte ich doch, wenn ich so was nicht mal lese, weiß ich gar nicht, was ich alles "falsch" machen könnte... :rollen:


    Lieben Gruß,


    Marie

    William Kowalski - Eddies Bastard
    Harper Collins Publishers 1999. Übersetzt von Edith Walter. 480 Seiten.


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    Der erste Satz:
    Ich erschien auf dieser Welt wie die meisten Bastarde - überraschend.


    Klappentext (Auszug):
    Als der kleine Billy in einem Körbchen auf der Schwelle des Hauses gefunden wird, ist sein Großvater sofort überzeugt, dass es sich bei diesem Findelkind um den jüngsten Spross seiner Familie handelt, den letzten einer Reihe von stolzen, exzentrischen Männern. Einst lebten sie wie Könige auf ihrem Landsitz am Rande der kleinen Stadt Mannville. Doch nun ist der einzige Bewohnerin dem alten verfallenen Haus Billys Großvater, der beschließt, den Jungen alleine großzuziehen - mit Liebe, gebratener Mortadella und der faszinierenden Geschichte seiner Familie.


    Meine Meinung:
    Billy wächst also bei seinem Großvater auf, von der Mutter ausgesetzt, sein Vater ist im Vietnamkrieg verstorben, und so bewohnen die beiden als letzte ihres großen Familienstammes allein ein riesiges Haus. Da der Großvater mit den Nachbarn keinen Kontakt pflegt (außer mit einem engen Freund, dem Arzt der Stadt), ist der Junge zunächst ziemlich isoliert, was ihn aber nicht stört. Der immer betrunkene, aber sehr liebevolle Großvater erzählt Geschichten über die Vorfahren. So erfährt man, wie die Familie Mann zu sehr viel Geld kam und wie es einer der Nachkommen wieder verlor. Warum eine Feindschaft zu den nächsten Nachbarn besteht (in deren Tochter Billy verliebt ist seit der Kindheit und es auch die ganze Jugend über bleiben wird). Wie der Großvater im zweiten Weltkrieg auf einer Pazifikinsel strandete und warum der UrUrgroßvater (k)ein Held im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg war.
    Kowalski kann toll schreiben und ich habe das Buch sehr gemocht, weil so viele verschiedene Personen darin vorkommen und ihre Geschichten mitbringen. Eine liebenswerte, deutschstämmige Großamilie, in der Pflegekinder großgezogen werden. Das Nachbarsmädchen mit einer traurigen und furchtbaren Geschichte, welches eine enge Freundschaft mit Billy verbindet und die sich ihm anvertrauen kann. Der alte Arzt, der Gemüsehändler, eine junge Frau, die alle Männer verführt, und nicht zuletzt der alkoholabhängige Großvater, der von sich selber dachte, er habe die Familie Mann zerstört, der seinen Sohn verloren hat, und dem sein Enkelsohn ganz neue Hoffnungen und Perspektiven zeigt.


    Der Schreibstil wird verglichen mit John Irving, dem kann ich zustimmen, ich habe während des Lesens selbst bereits daran gedacht. Auch an ein anderes meiner Lieblingsbücher, „Der Fliegenfänger“ von Willy Russel hat mich das Buch erinnert, auch wenn der Inhalt natürlich ganz anders ist.
    Ich zögere noch aus einem Grund, den zweiten Teil von Billys Geschichte zu lesen, und zwar weil ich sehr hohe Erwartungen daran hätte (da ich dieses Buch so gut fand), und nicht enttäuscht werden will...


    5ratten


    Lg, Marie

    Ich bin ja hier im Forum auch immer wieder über begeisterte Catherynne Valente - Leser gestolpert, der Name hatte mir bisher noch nichts gesagt, aber bei so vielen schwärmenden Stimmen habe ich mir gestern zufällig das hier...


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    Catherynne Valente - The Girl Who Circumnavigated Fairyland In A Ship Of Her Own Making


    ...aufs kindle geladen - ziemlich günstig für knapp vier Euro. :schuld:
    Also würde ich gerne mit Holden mitlesen und mitschreiben. Hoffentlich ist es so toll, wie ihr alle sagt, bin schon sehr gespannt!


    Und mein zweites Buch für diesen Monat steht auf meiner Liste der Reise um die Welt (Indien) - ein Märchen - mal sehen, wie viel "Indien" darin so vorkommt :zwinker:


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    Salman Rushdie - Harun und das Meer der Geschichten


    Ein Märchenmonat :smile:


    Lg, Marie

    Klappentext:

    Zitat

    "Ich habe in ihrem Kleiderschrank ein kleines Holzkästchen gefunden, eine Schatulle. Darin waren Papiere, alte Papiere, zum Teil eingerissen. Und darauf standen Listen mit kyrillischen Buchstaben."
    "Listen?" fragte meine Mutter.
    "Listen. Ich habe fast alles entziffern können. Listen zu verschiedenen Themen. Zum Beispiel eine Liste von Männern, die schöne Hände haben. Hat Großmutter sie geschrieben?`"
    "Ich habe keine Ahnung. Ich kenne diese Schatulle nicht. Wer schreibt denn Listen außer dir? Und wozu sollte Großmutter aufschreiben, welche Männer schöne Hände haben?" Sie sprach ruhig und sah mir in die Augen.
    Ich war vorbereitet. Ich stand auf, holte meine Tasche, zog die Schatulle heraus und stellte sie auf den Tisch.


    Meine Meinung:
    Dieses Buch hat mich gestern abend verzweifelt zurück gelassen. Das Ende lässt so viele Fragen offen und über so viele Figuren, die ich lieb gewonnen habe und mit denen ich mitgefiebert habe, würde ich gerne mehr wissen!
    Es geht um Sofia, die junge Mutter von Anna. In Russland geboren und mit Mutter und Großmutter nach Deutschland eingewandert. Ihre kleine Tochter hat einen schweren, lebensgefährlichen Herzfehler und das ganze Buch über schwebt die in Kürze bevorstehende große OP als Bedrohung über dem Geschehen.
    Es geht um Sofias Familie und die Beziehungen untereinander sowie zu ihrem Ehemann, Annas Vater. Ein Ereignis in der Familiengeschichte, über das aus Angst, Scham, Trauer nicht gesprochen wird.
    Und dazwischen wird die Geschichte ihres Onkels Grischa in der Sowjetunion, etwa dreißig Jahre zuvor, erzählt.


    Vielschichtig fand ich das Buch, emotional, zu Herzen gehend, manchmal haben mich die Ausschweifungen und Abschweifungen genervt, Lena Gorelik hat einen Stil, bei dem sie, den Gedanken der Protagonistin folgend, zwischen Ereignissen, Zeiten und Orten hin und herspringt. Und ich wollte doch endlich wissen, wie der Haupt-Handlungsstrang weitergeht! Als ich das Buch gestern fertig hatte, merkte ich aber, dass dieser Schreibstil ganz genau passt und die emotionale Belastung der jungen Mutter dadurch viel klarer wird, der Versuch, von der Angst abzuschweifen, sich abzulenken. Und sich durch das Listenschreiben zu sortieren und zu beruhigen.


    Gut fand ich auch die Sprünge in die 80er Jahre der Sowjetunion und interessant den Blickwinkel der russischen Migranten.
    Dies war mein erster Roman von Lena Gorelik und ganz sicher nicht der letzte.


    5ratten



    Und hier noch ein für mich erschütterndes Zitat, das den Schreibstil gut wiedergibt (gut, habe selber eine kleine Tochter, vielleicht bin ich auch deswegen so emotional bei der Sache...):
    (Am Abend vor der großen Operation, die kleine Tochter Anna schläft)


    Zitat

    Ich schob sie (Anna) sachte anders hin, so dass ich mich an sie drücken, sie festhalten konnte, so festhalten, dass morgen um sechs kein Wecker klingeln würde, dass wir nicht ins Auto einsteigen müssten, dass niemand sie auf einer viel zu großen Liege in Richtung OP Saal schieben würde, dass kein Anästhesist, keine Ärzte sie anfassen würden, dass sie das Wort OP niemals hörte, zumindest nicht, bis sie alt genug für ein Medizinstudium oder Greys Anatomy wäre.
    Sie war jetzt zweieinhalb und konnte "Hypoplastisches Linksherz-Syndrom" sagen ohne Buchstaben zu verwechseln oder zu stottern (...).
    Ich wollte sie festhalten, bis alles vorbei oder anders wäre, was natürlich nicht möglich war, ich scheiterte daran seit drei Jahren. Ich wusste, ich würde nicht schlafen können und stand wieder auf.
    "Anna strampelt, als würde sie sich für immer von mir los machen", trug ich in die Liste der "Dinge, die in einem Film/Buch symbolische Bedeutung hätten" ein.


    Lg, Marie

    Lena Gorelik - die Listensammlerin
    September 2013. 350 Seiten.


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    Der erste Satz: "Man gewöhnt sich an alles, auch an die Angst."


    Ich habe gerade erst angefangen zu lesen. Es geht bisher um eine junge Frau, die seit kurzem Mutter ist. Ihre kleine Tochter soll an einem Herzfehler operiert werden. Sie führt seit ihrer Kindheit Listen, über alles Mögliche.
    Dazwischen ein Kapitel, die von ihrer Beziehung zu ihrer an Alzheimer erkrankten Großmutter berichtet.
    Und Zeitsprünge in die Kindheit ihres Onkels, Bruder ihrer Mutter vermute ich, der im sowjetischen Russland aufwächst. Wie das alles zusammen gehört? Mal sehen.


    Aber vor allem wollte ich ein Zitat mit euch teilen:


    "Also, ich habe zum Beispiel eine Liste schöner Menschen. Ich habe eine Liste mit Büchern, die mich zum Weinen gebracht haben, eine mit Büchern, die mich zum Lachen gebracht haben, eine Liste mit Büchern, die ich besser nicht gelesen hätte, eine mit Büchern, die ich noch einmal lesen will. Eine mit Büchern, die noch geschrieben werden müssen, eine mit Büchern, die ich gerne schreiben würde. Ich habe auch eie Liste mit möglichen Allergien, eine mit Tomaten, weil ich Tomaten hasse, eine mit Gerichten, die Zwiebeln enthalten, weil Frank keine Zwiebeln verträgt. Ich habe eine Liste mit tollen Hundenamen, eine mit peinlichen Kosenamen (...)"


    Ist das nicht sympathisch? :zwinker:


    Lg, Marie

    T. C. Boyle - San Miguel
    Hanser Verlag, 2013. Übersetzt von Dirk van Gunsteren. 448 Seiten.
    Originalausgabe Viking Verlag, New York, 2012.


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    Klappentext:
    Drei Generationen von Frauen leben vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Weltwirtschaftskrise auf San Miguel, der kargen, einsamen Insel vor der kalifornischen Küste. Marantha Waters entbehrt dort alles, was sie sich vom Leben gewünscht hat, und ihre schöne, lebenshungrige Tochter sucht so rasch wie möglich zu entfliehen. Für Elise Lester jedoch, die spät ihre erste und einzige Liebe geheiratet hat, wird der Ort für viele Jahre zum Paradies.


    Der erste Satz des Buches:
    Sie hustete, immer hustete sie, und manchmal hustete sie Blut.



    Inhalt und meine Meinung:
    Es geht um San Miguel, eine kleine, nur von Schafen und Robben bewohnte Insel vor der kalifornischen Küste, die aus Felsen, Gestrüpp und Sand besteht und den pazifischen Stürmen gnadenlos ausgesetzt ist. Die Geschichte von drei Frauen wird nacheinander erzählt, und zwar sind es jeweils die Ehefrauen bzw. in einem Fall die Stieftochter des verantwortlichen Pächters, der mit seiner Familie auf San Miguel lebt (die einzigen Menschen dort) und die Schafe und das Land bewacht.


    Der erste Teil handelt von Marantha, einer Frau im mittleren Alter, die Ende des 19. Jahrhunderts lebt und an Tuberkulose leidet. In der Hoffnung, ein Klimawechsel würde ihr gut tun, folgt sie ihrem Ehemann in die Einsamkeit und wird von dem kargen und kalten Leben dort tief enttäuscht. Dieser Teil hat mich beeindruckt, aufgrund der bildhaften Sprache und dem grandiosen Stil, mit dem der Autor in wenigen Sätzen und Kapiteln die ganze Traurigkeit, Einsamkeit, das schlechte Wetter, den Schmutz auf der Insel, die Entfremdung Maranthas von ihrem Mann nahe bringt.


    Im zweiten Teil wird San Miguel zum Gefängnis für Maranthas Stieftochter, die dorthin verschleppt wird um die Hausfrauen-Arbeit zu verrichten und fortan nur noch die Flucht im Kopf hat. Man hat gleich das Gefühl, die Stimmung wird noch kälter, noch ungemütlicher, noch verzweifelter.


    Um dann unvermittelt im dritten Teil (etwa ein Zeitsprung von 50 Jahren) vollkommen umzuschlagen in die pure Liebe der dritten Protagonistin, Elise, zu ihrem Mann und der Insel, auf die er sie mitnimmt. In ihrem optimistischen und gut gelaunten, glücklichen Blick erscheint San Miguel plötzlich als eine Zuflucht und ein kleines heimliches Paradies für Elises Familie.


    Jede Geschichte für sich wäre vielleicht erzählenswert, ich hatte zumindest nach dem ersten Teil allerdings schon das Gefühl, da fehlt doch noch etwas. Mit allen drei Geschichten der Frauen wird das Bild vielschichtig und bunt.


    Ich habe lange für das Buch gebraucht, was daran lag, dass es mich nicht absolut gefesselt hat, sondern auch immer mal zwei Tage neben dem Sofa lag und drauf gewartet hat, dass ich es mal wieder zur Hand nehme. Dazu musste ich mich aufraffen, ich weiß jedoch selbst nicht warum, denn wenn auch nicht extrem spannend - interessant fand ich die Handlung schon und ich wollte auch wissen, wie es mit den drei Frauen weiter geht.
    Am Ende bin ich froh, dass ich das Buch fertig gelesen habe und es hat mir auch gut gefallen, so dass ich es weiter empfehlen möchte. Es bekommt von mir für Handlung und Schreibstil


    4ratten


    mit einem Abzug für die (teilweise) fehlende "Spannung".


    Lg, Marie

    Die Hälfte des Buches ist nun gelesen... aber keine Sorge, ich werde bestimmt fertig bis zum Freitag... :zwinker:


    Ich weiß auch nicht, warum ich so langsam lese und das Buch immer wieder weg lege, es fesselt mich nicht so, aber gleichzeitig will ich trotzdem wissen wie es weiter geht und freue mich immer wieder, wenn ich es zur Hand nehme, über den genialen Erzählstil von T C Boyle, wie atmosphärisch und bildhaft er schreiben kann.


    Die Geschichte von Marantha ist zu Ende erzählt und auch wenn ich nicht zu viel verraten will, denke ich, ich kann so viel sagen: sie war unglücklich auf San Miguel und wurde immer unglücklicher und die Kraft, mit der Situation zurecht zu kommen, der Einsamkeit, Langeweile und dem schlechten Wetter, ist immer weniger geworden. Letztendlich konnte sie ihren Ehemann davon überzeugen, sie zurück aufs Festland zu bringen...


    ...und hier beginnt nun die Erzählung ihrer Tochter Edith. Glücklich über das "neue" Leben in Gesellschaft, in der Schule, im Internat träumt sie davon, Schauspielerin zu werden. Doch ihr ist nur eine kurze Zeit auf dem Festland unter Gleichaltrigen vergönnt, ihr Stiefvater zwingt sie, erneut mit ihm nach San Miguel zu ziehen. Ein Fluchtversuch ist erfolglos und nun wurde sie wieder auf diese Insel voller Schafe verschifft, ein Gefängnis.
    Ida und ihre Mutter sind diesmal nicht mit dabei, sie ist die einzige Frau in der Hütte.


    Zitat

    Und so wurde sie Köchin. Nicht Tänzerin, nicht Sängerin, nicht Studentin, sondern Köchin. Auf einer Insel, die, wenn überhaupt, nur für ihre gefährliche Küste bekannt war, für die Nebel, die sie unsichtbar machten, für die Böen, die um Point Conception fegten, Masten zerbrachen, Segel zerrissen und Schiffe auf die Felsen schmetterten, für das Kreischen zersplitternden Holzes. Man nannte sie den Friedhof des Pazifiks. Sie nannte es nirgendwo.


    Eine fröhliche Stimmung im Buch kommt weiterhin nicht auf...


    Lg, Marie

    Der erste Satz des Buches:


    Zitat

    Sie hustete, immer hustete sie, und manchmal hustete sie Blut.


    :winken:
    Endlich, nachdem der Computer repariert wurde und meine Kleine in der Krippe spielt, habe ich die Gelegenheit, euch meine ersten Eindrücke zu schildern. Ich lese langsam diesen Monat, habe leider doch wenig Zeit dazu, bin jetzt inzwischen auf Seite 87 angekommen... :rollen:


    Marantha, eine Frau im mittleren Alter leidet an der Tuberkulose. Ihr Ehemann hatte die Idee, ein Klimawechsel täte ihr gut und so sind sie auf die sonst unbewohnte Insel San Miguel gezogen, 4 Stunden Schiffahrt vom Festland entfernt. Zusammen mit ihnen leben nun dort ihre Tochter Edith (14 Jahre alt), ihr Dienstmädchen Ida, ein Schafshirte und ein weiterer Arbeiter.


    Im Stil von Boyle ist die Szenerie eindrücklich beschrieben, die Einsamkeit, Kälte und Regen, die kaputte alte Schafshütte, in der die Familie nun lebt. Die tiefe Enttäuschung von Marantha, der tägliche Kampf ihres Ehemannes in der Wildnis, in dieser feindlichen Umgebung. Wenn ich das Buch lese, muss ich immer eine Wärmflasche dazu nehmen, weil ich sonst friere :)
    Und gleichzeitig faszinieren mich die Beschreibungen der Natur sehr.


    Bisher versuchen die Figuren, sich in dieser unwirtlichen Umgebung, im dreckigen Haus, im neuen Leben mit den Schafen und den Löchern im Dach zurecht zu finden. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.


    Zwei Zitate:


    Zitat

    "Als sie in der Bucht unterhalb des einzigen Hauses auf der Insel vor Anker gingen, des Hauses, das jetzt ihnen gehörte wie alles andere - die Felsen, die Möwen, die Sanddünen am Fuß der Steilküste, die Schafe, die auf den fernen grünen Hügeln aussahen wie verstreute Wolkenfetzen -, war sie so aufgeregt wie Edith, die während der Fahrt keine zwanzig Minuten unter Deck verbracht hatte. Will hatte ihre Erwartungen gedämpft: Das Haus sei nichts Besonderes, ein einfaches Schäferhaus aus Holz, vor siebzehn Jahren gebaut von Mr. Mills, [...], aber das hatte sie nicht davon abgehalten, es sich in den vergangenen zwei Monaten jeden Tag vorzustellen."


    Zitat

    "Die ganze Nacht ließ der Wind nicht nach, genau wie der Junge gesagt hatte. Sie hatte so etwas noch nie erlebt. Es war schlimmer als der Hurrikan, der an der Ostküste entlang nach Norden gezogen war und die große Trauerweide vor dem Haus, in dem sie aufgewachsen war, entwurzeltt hatte. Jedesmal wenn sie dachte, er würde sich legen, kehrte er mit erneuerter Wut zurück, ließ die Fensterscheiben klirren und fuhr mit unvermittelten, wilden Böen unter die Dachvorsprünge."


    Habt ihr nicht auch das Gefühl, ihr braucht was heißes zu trinken und eine warme Decke? :zwinker:


    Lg, Marie

    T. C. Boyle - San Miguel
    Hanser Verlag, 2013. Übersetzt von Dirk van Gunsteren. 448 Seiten.
    Originalausgabe Viking Verlag, New York, 2012.


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    Klappentext:
    Drei Generationen von Frauen leben vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Weltwirtschaftskrise auf San Miguel, der kargen, einsamen Insel vor der kalifornischen Küste. Marantha Waters entbehrt dort alles, was sie sich vom Leben gewünscht hat, und ihre schöne, lebenshungrige Tochter sucht so rasch wie möglich zu entfliehen. Für Elise Lester jedoch, die spät ihre erste und einzige Liebe geheiratet hat, wird der Ort für viele Jahre zum Paradies.