Bei historischen Romanen gibt es eine Klippe, die gewöhnlich berücksichtigt werden muss. Vieles kann zumindest als bereits bekannt vorausgesetzt werden, z. B. wer gewann die Schlacht, wer hat wen geheiratet und anderes. Jemand, der gute und gelungene historische Romane schreibt, ist gewöhnlich imstande, solche Klippen entweder geschickt zu umschiffen oder für seinen Roman zu nützen.
Ein gutes Beispiel für so eine Klippe ist die Szene, mit der das erste Buch beginnt: Friedrich verhandelt mit dem Sultan, plant einen Kreuzzug, hat die Kirche gegen sich und hat für einen christlichen "Kreuzzugsunternehmer" ungewöhnliche Pläne, was die Zurückgewinnung der Stadt Jerusalem betrifft. Nicht alle seine Leser/innen, aber viele von diesen werden wissen, ob Friedrich diese Pläne verwirklichen konnte. Es wäre somit von Dübell nicht sehr klug gewesen, die Spannung darauf auszurichten. Die Szene dient zunächst dazu, das bisher positive Bild von Friedrich weiterzuführen und ihn gerade für ein heutiges Publikum zu einem Sympathieträger zu machen, was noch durch ein weiteres Detail, den Ehebruch in der Hochzeitsnacht, zu untermauern, der hier eigentlich positiv umgedeutet wird.
Was die weitere Handlung betrifft, wird hier auch eine Ausgangssituation geschaffen, die uns, den Leser/innen verständlich macht, warum Friedrich den Karfunkelstein unbedingt braucht. Friedrich hat also wichtige, durchaus positive Gründe, warum er den Stein unbedingt wieder haben muss. Dass er hier seine Pflicht als Herrscher über seine persönliche Sicherheit stellt (der Stein könnte, wenn er nicht für ihn bestimmt ist, schließlich seine Vernichtung sein), spricht natürlich ebenfalls für ihn. Hinzu kommt noch, dass er Walther persönlich aufsucht, und das sogar zweimal.
Warum nun hat ihm Dübell Hermann von Salza, eine andere historische Figur zur Seite gestellt, von dem wir bereits im Figurenverzeichnis erfahren, dass er Walther nicht leiden kann, ohne dass dies bisher näher begründet wurde? Ich vermute, damit überhaupt Grund besteht, sich um Walther Sorgen zu machen, wenn er den Stein nicht wiederfindet oder sich letztlich weigert, ihn Friedrich zu geben. Denn so wie Friedrich bisher gezeigt wurde und wie er selbst mit Walther bisher verfahren ist, ist doch fast zu erwarten, dass er mit Walther letztlich doch wieder Nachsicht haben wird. Mit dem Vertrauten und Ratgeber freilich, ist das weniger sicher. Übrigens spricht es für den Autor, dass er aus Hermann nun deswegen nicht gleich einen Schurken macht.
Was den Humor betrifft, ist es guter, positiver Humor. Das ist gerade an der Figur des Laurin gut zu beobachten. Laurin mag eine komische Figur machen, wenn er z. B. Valeria vor die Füße fällt, aber er wird als Charakter durchwegs ernst genommen, er ist nicht einfach nur auf eine Witzfigur reduziert. Ähnliches gilt auch für Walthers frühere Freunde.
Bei den Szenen, wo Walther Heinrich und dann den Bischof aufsucht, hat er mich an Philippe Noiret als D'Artagnan erinnert, der in "D'Artagnans Tochter" ebenfalls seine alten Freunde, die Musketiere aufsucht, um sie zum Mitmachen zu bewegen. (Allerdings ist d'Artagnan gleich erfolgreich, während es bei Walther zunächst danach aussieht, dass er seine Aufgabe ohne die Hilfe seiner Freunde erfüllen muss.