Beiträge von buchregal123

    Rodrigo Borgia wird im Jahre 1492 zum Papst Alexander VI. Dass er die Wahl gewonnen hat, verdankt er seinem rücksichtlosen Bestechen. Seine Kinder verplant er, um seine ehrgeizigen Ziele zu verwirklichen. So muss der älteste Sohn Cesare Kardinal werden. Juan wird Herzog, Lucrezia wird verheiratet. Sogar für den zwölfjährigen Jofré wird eine Frau gefunden. So schafft er Bündnisse, um seine Macht zu sichern und zu erweitern.
    Da nicht alles so läuft, wie er es sich vorgestellt hat, wird die Ehe Lucretias annulliert, weil sie angeblich nicht vollzogen wurde. Doch der nächste Mann für Lucretia ist schon ausgewählt, als sie noch verheiratet ist.
    Cesare wollte nie Kardinal werden, er möchte kämpfen und die Truppen des Papstes anführen. Seiner Schwester ist er mehr zugetan, als er darf. Cesare ist fast noch ehrgeiziger als sein Vater.
    Juan ist ein Weiberheld. Er ist nachtragend und sorgt dafür, dass der Mann, der ihn beleidigt hat, stirbt. Aber das rächt sich.
    Rodrigo Borgia ist ein Mann, der keine Skrupel kennt, nach Macht giert und auch keine Rücksicht auf seine Familie nimmt. Er überredet, umgarnt, besticht, notfalls lässt er morden. Bei Bedarf zettelt er auch einen Krieg an. Einerseits will er seine Kinder versorgt sehen, andererseits werden sie zum Sichern seiner Macht verschachert.
    Der Schreibstil lässt und das Geschehen recht plastisch vor Augen erscheinen. Die Figuren sind entsprechend ihrer Rolle gut ausgearbeitet.
    In groben Zügen war mir die Geschichte der Borgias bekannt. Dann habe ich vor einiger Zeit zwei unterschiedliche Verfilmungen über diese Familienclan gesehen. Daher gab es beim Lesen dieses Buches keine neuen Erkenntnisse.
    Das Buch ist gut zu lesen und unterhaltsam.




    4ratten

    Annabelle und Léon lieben sich. Ihre Familien haben Zuckerrohrplantagen auf Martinique und sind verfeindet. Daher sind die Familien auch gegen eine Heirat von Annabelle und Leon. Leon will erst sein Medizinstudium in Paris beenden, bevor er Annabelle heiratet. Dann hört Annabelle nichts mehr von ihm und ihre Familien verlangt, dass sie den reichen Ramazon heiratet, damit die in Schwierigkeiten steckende Plantage gerettet werden kann.
    Es hat viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Die Geschichte ist unterhaltend, aber nicht seicht, dafür ist das Thema „Sklaverei“ viel zu realistisch beschrieben. Der Schreibstil ist sehr flüssig zu lesen.
    Die Handlung spielt teils auf Martinique, teils in Paris. Geschildert wird das komfortable Leben der weißen Plantagenbesitzer genauso wie das schwere Leben der schwarzen Sklaven. Obwohl die Abschaffung der Sklaverei bereits während der Französischen Revolution beschlossen wurde, erlaubte Napoleon sie wieder. Dadurch kam es auf karibischen Insel Martinique zu Sklavenaufständen. Aber auch in Paris ist das Leben in jener Zeit kein Zuckerschlecken. Die meisten Menschen dort leben in bitterer Armut. Die Geschichte bekommt durch die Gegensätze eine besondere Ausdrucksstärke.
    Das Leben spielt den Protagonisten übel mit. Immer neue Probleme müssen gemeistert werden, was oft nicht einfach ist. Die Charaktere sind sehr passend und lebendig beschrieben, so dass man sich ein gutes Bild von ihnen machen konnte.
    Obwohl mir das Buch sehr gut gefallen hat, gab es doch auch Kritikpunkte. Es störte mich ein wenig, dass der Anlass der Feindschaft zwischen den Familien nicht erklärt wurde. Außerdem starben manche Charaktere, wenn sie ihren Zweck erfüllt hatten und immer profitiert Annabelle von den Geschehnissen.
    Das Cover passt wunderbar zur Geschichte.
    Ein schöner und sehr unterhaltsamer historischer Roman.




    4ratten

    Die Geschichte beginnt mit der Weltausstellung in Paris. Doras Mann hat eine Affäre und zieht aus. Tochter Nanette ist frisch verliebt. Dann taucht auch noch Mutter Mathilde auf. Mathilde merkt sehr schnell, dass etwas nicht stimmt und erzählt ihrer Enkelin die Geschichte ihrer Familie. Die Frauen der Familie sind angeblich mit einem Fluch belegt, der von der Erlkönigin stammt.
    Die Geschichte wird zunächst rückwärts aufgebaut, um dann wieder langsam zurückzukommen zu Dora und Nanette. Dieser Aufbau macht die Geschichte ganz besonders spannend. Die Familiengeschichte wird bestimmt durch die Umstände der jeweiligen Zeit, durch Regeln und Normen sowie durch Entscheidungen, die Auswirkungen auch auf andere haben.
    Nebenbei erfährt man viel über die Zeit im 19. Jahrhundert. Die Industrialisierungen beginnt. Im Rheinland arbeiten viele Menschen, darunter auch sehr viele Kinder, unter fürchterlichen Bedingungen in den Textilfabriken. Widerstand regt sich in der Bevölkerung und es kommt zur Revolution. Interessant ist es auch, etwas über die Suffragetten-Bewegung zu erfahren.
    Die Verstrickungen der Personen untereinander beeinflussen auch die folgenden Generationen. Gewiss ist dafür auch die Sprachlosigkeit verantwortlich. Die Familiengeheimnisse stehen innigen und herzliche Familienverhältnissen im Weg. Auch wenn man wie Eleonore leidet und verzweifelt, wird nicht über die Probleme und deren Ursachen geredet. Solange das nicht durchbrochen wird, kann der Fluch wirken.
    Das Buch liest sich wunderbar flüssig. Die Charaktere waren interessant und sehr authentisch beschrieben. Jede Person hatte ihre eigene Geschichte und trug damit zu dieser großartigen Familiengeschichte ihren Teil bei. Am Ende steht die die Erkenntnis, dass jeder für sein Schicksal auch verantwortlich ist und seinen eigenen Weg gehen muss – auch gegen die Widerstände seines Umfelds.
    Dieses Buch handelt von starken Frauen, die geprägt sind durch die Zeit, in der sie leben.
    Eine interessante und fesselnde Geschichte, die ich sehr empfehlen kann.



    5ratten

    Es ist die Zeit Henry VIII. und es ist eine Zeit des Umbruchs. Henrys Regentschaft hat große Bedeutung für die englische Kirche.
    Genau in dieser Zeit leben die Werftkinder Sylvester, Fenella und Anthony in Portsmouth. Sie haben ein sehr enges Verhältnis. Wie Geschwister? Wie Freunde? Es ist viel mehr. Jeder von ihnen kann ohne die anderen nicht leben.
    Der Außenseiter Anthony hat ein verkrüppeltes Bein, daher wird er von den Bewohnern Portsmouth als Teufel angesehen. Aus ihm wird ein genialen Schiffsbauer. Fenella steht immer zu ihm, liebt ihn bedingungslos, muss aber auf vieles verzichten, denn das Schiff Mary Rose hat Anthonys ganze Aufmerksamkeit. Sylvester ist immer da, wenn Anthony und Fenella ihn brauchen. Er ist ein sehr liebenswerter Mensch und führt zusammen mit seinem Vater ein Haus, in dem viele Bedürftige ein zu Hause finden.
    Henry VIII. sehnt sich nach einem Thronfolger, aber er hat mit seinen Frauen kein Glück. Aus seiner Ehe mit Katharina überlebt nur ein Mädchen und auch Anne Boleyn kann ihm nur eine lebensfähige Tochter schenken. Doch er braucht einen Thronfolger und sein Zweifel warum das nicht glückt, machen ihn oft unberechenbar, wie auch die Werftkinder feststellen müssen.
    Die historischen Ereignisse sind gut recherchiert und man frischt sein Wissen nicht nur auf, sondern erfährt ganz nebenbei noch so viel Neues. Der Schreibstil ist einfach wundervoll – poetisch und fesselnd. Wenn Anthony und Fenella sich unterhalten, konnte man wegschmelzen. Aber auch Tantchen Micaela hat eine sehr bildhafte Ausdrucksweise, die einfach wunderschön ist.
    Das Buch über Freundschaft und grenzenlose Liebe ist dramatisch und spannend, romantisch und wundervoll. Ich fühlte mich förmlich in die Geschichte hineingezogen. Die Charaktere sind vielschichtig und authentisch beschrieben. Selbst für die Bösen entwickelt man mit der Zeit ein gewisses Mitgefühl und Verständnis, wenn auch die Sympathie natürlich in erster Linie den Werftkindern zufliegt. Auch Anne Boleyn zeigt sich als eine sympathische und mitfühlende Frau, mit der es das Schicksal aber nicht gut meint. Für Henry kann man ebenfalls Mitgefühl haben, obwohl er oft ungerecht war und manch einer aufgrund seiner Entscheidung zu Tode kam. Die Erwartungen an ihn waren so groß, dass e auch ihm nicht möglich war, alle zu erfüllen.
    Ich fand dieses Buch einfach wundervoll und kann es nur empfehlen!




    5ratten

    Georgina ist knapp zehn Jahre alt und ziemlich einsam. Ihre Mutter ist gestorben und ihr trauernder Vater hat mit seinen Geschäften zu tun. Dann findet Georgina am Strand einen verletzten Jungen. Sie pflegt ihn heimlich gesund. Raharjo gehört zu den Meeresmenschen, den Orang Laut, und das Meer zieht ihn wieder von Nilam weg.
    In ihrem Leben treffen die beiden immer wieder aufeinander. Die Verbindung zwischen ihnen bleibt immer bestehen, aber da das Schicksal ihnen auch Steine in den Weg legt, ändert sich die kindlich Zuneigung zunächst in Liebe, später aber auch in Hass. Trotzdem bleibt da dieses Band zwischen Georgina und Raharjo.
    Mit dem Buch werden wir in das Singapur des 19 Jahrhunderts entführt. Es ist bereits ein Schmelztiegel der Kulturen, wirtschaftlich geführt von den Kauflauten des englischen Königsreichs. Es ist ein Ort inmitten von üppiger und farbenreicher Natur. Über all das kann uns Nicole C. Vosseler so malerisch und bildhaft erzählen, dass man sich dorthin versetzt fühlt.
    Georgina und Raharjo sind starke Persönlichkeiten, die ihren Weg gehen und sich nicht verbiegen lassen. Wenn sie aufeinander treffen, gibt es für sie keine Welt außerhalb ihres kleinen Universums.
    Georgina ist schon als Kind träumerisch und das bewahrt sie sich ihr ganzes Leben. Wenn sie in England ist, fühlt sie sich entwurzelt. Mit Paul Bigelow geht Georgina eine Vernunftehe ein, die lange bestehen bleibt. Aber Paul muss feststellen, dass ihm seine Frau immer fremd bleibt.
    Auch Raharjo heiratet, doch flüchtet er immer wieder aufs Meer. Es dauert lange bis er seine Ehe und seine Frau akzeptiert. Dass Georgina geheiratet hat, verletzt in sehr und er pflegt seinen Hass, will nie wissen, warum es so kam.
    Die komplexen Charaktere sind glaubhaft geschildert mit ihren Gefühlen und Verhaltensweisen. Ihr Leben und ihr Erleben sorgen dafür, dass sie sich wandeln und dass Wunden heilen.
    Es hat Spaß gemacht, diese außergewöhnliche Liebesgeschichte in einem wunderschönen Umfeld zu lesen. Der Schreibstil mit seiner oft blumigen Sprache ist gewiss nicht jedermanns Sache, mich aber hat er gefangen genommen.


    5ratten

    König Richard befindet sich im Heiligen Land. Deshalb versucht sein Bruder John die Macht an sich zu bringen. Die Familie de Thorigny unterstützt John und pflegt eine Feindschaft zu der Familie von Robin und ihrem Bruder Luce. Als Robin Cederick de Molesme begegnet, verliebt sie sich in ihn, ohne zu wissen, dass er ein Halbbruder von Edward de Thorigny ist. Hat ihre Liebe bei all dem Hass eine Chance?
    Ich kenne die vorigen Bände dieser Serie nicht, aber es ist kein Problem, dieses Buch alleine zu lesen, da alle wichtigen Informationen in diesem Band enthalten sind.
    Robin ist eine sympathische und mutige junge Frau, die ihren Weg geht. Meist hat sie Jungenkleidung an und lässt sich vom Schmied im Kampf mit dem Messer unterrichten, weil sie sich notfalls verteidigen möchte. Ihre weibliche Seite zeigt sich darin, dass sie es liebt, Stickereien zu entwerfen und zu erstellen. Cedrick hatte ebenfalls meine Sympathien, denn trotz eines verkrüppelten Armes hat er eisern trainiert, so dass er in Kämpfen seinen Mann stehen kann. Er ist hin und hergerissen zwischen seiner Liebe zu Robin und seinen Verpflichtungen der Familie und John gegenüber. Mein Mitgefühl aber hatte Phillip, ein Freund von Luce. Auch er ist in Robin verliebt, aber ihre Liebe gehört nun einmal Cedrick. Auch Luces Beweggründe kann man gut nachvollziehen, denn sein Besitz wurde ihm weggenommen und Edward de Thorigny zugesprochen. Als dann auch noch massive Steuererhöhungen die Bevölkerung Englands in die Armut treibt, muss Luce handeln.
    Daneben gab es noch einige wundervolle Nebenfiguren, die mir sehr gefallen haben: der Schmied Matthew, Bruder Oswin und ganz besonders Yvain, der Stiefvater von Luce und Robin.
    Der Schreibstil war angenehm flüssig. Die Geschichte ist unterhaltend und spannend, denn vieles entwickelte sich anders als erwartet. Auch die Schauplätze sind gut bildlich dargestellt, dass man die ärmlichen Lebensbedingungen im Wald genauso gut vor Augen hat wie das bunte Leben im Orient.
    Auch wenn man einen anderen Schluss erwartet hat, ist dieses Ende in sich schlüssig.
    Ein sehr unterhaltsamer historischer Roman.




    5ratten

    Balthasar Broicher ist schon lange in Agnes, die Halfin des Kirchhofs, verliebt. Ihr Mann ist plötzlich verstorben und sie muss so schnell wie möglich wieder heiraten, um den Hof weiterzuführen. Als Balthasar um sie wirbt, ist ihr Vater Jakob Frings nicht sehr begeistert. Aber auch Agnes ist zurückhaltend.
    Die Zeiten sind nicht einfach für die Menschen. Die Franken machen sich breit und die Halfen müssen die Besetzer versorgen, das nimmt die Zeit in Anspruch, die eigentlich zum Bestellen der Felder notwendig ist. Schon bald bestimmen Hunger und Armut das Leben.
    Es ist eine interessante Geschichte über das Leben der Menschen am Ende des 18. Jh. und wie die „Politik“ dramatische Auswirkungen auf dieses Leben hat. Obwohl ich aus der Gegend stamme, war mit der Begriff „Halfe“ bisher unbekannt.
    Die Menschen sind authentisch und gut dargestellt. Balthasar bleibt als fünfter Sohn nur die Möglichkeit, eine Halfin zu heiraten, weil er sich sonst als Knecht verdingen muss. Er ist ehrgeizig und geduldig und ergreift die Chance, wenn sie sich bietet. Seine Geduld und Beharrlichkeit hilft ihm dabei, sich Respekt in der großen Familie zu erwerben. Er kann sich durchsetzen, erkennt aber auch schnell Fähigkeiten in anderen Menschen, die sonst verborgen blieben. Agnes ist sympathisch, mitfühlend und steht mit beiden Beinen im Leben. Sie ist auch verantwortlich für das Auskommen ihrer Geschwister und des Vaters. Besonders gefallen hat mir die kleine Schwester Tilla. Sie macht sich viele Gedanken über alles und jedes.
    Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und gut zu lesen. Ungewohnte Redewendungen sind im Anhang erklärt.
    Ein interessantes historisches Buch.

    Sieben Jugendliche aus Poel haben eine alte Ruine zu ihrem Treffpunkt gemacht. Obwohl sie nichts gemein hatten, verbringen sie ihre Freizeit miteinander, denn es gibt nicht viele Unterhaltungsmöglichkeiten in dem kleinen Ort.
    Nach 23 Jahren kommt Lea in den Ort zurück. Es gibt einen Unfall, ihre Schwester Sabina stirbt und Lea ist schwer verletzt. Die viermonatige Genesungsphase bringt ihr aber nicht alle Erinnerungen zurück. Sie weiß nicht, was vier Monate zuvor geschehen ist und was sie in Poel wollte. Obwohl ihre Therapeutin Bedenken hat, kommt sie noch einmal zurück, um herauszufinden, was geschah. Dabei trifft sie auf ihre alten Freunde.
    Die einzelnen Charaktere sind sehr plastisch beschrieben. Ihre Träume von einst stimmen nicht mit der Wirklichkeit von jetzt überein. Sie haben den Untergang der DDR miterlebt und sich mit den Veränderungen arrangieren müssen.
    Die Distanz zwischen diesen Freunden, die unterschwellig schon immer da war, zeigt sich jetzt sehr offensichtlich. Mike , inzwischen recht erfolgreich, ist immer noch eine Führungspersönlichkeit. Harry, sein ehemals bester Freund, pflegt nun seine Feindschaft zu Mike. Jaqueline ist inzwischen mit Mike verheiratet; sie kann sich alles leisten, hat aber keinen Lebensinhalt und nimmt deshalb Drogen. Margarethe ist durch die Pflege der Mutter ans Haus gefesselt, daher konnte sie ihre Träume nie verwirklichen. Der freundliche Arzt Pierre nimmt Lea bei sich auf und zeigt sich nur von seiner besten Seite. Julian fehlt, denn er verschwand spurlos vor 23 Jahren. Mit keiner der Personen konnte ich mitfühlen. Am sympathischsten war mir Sabina. Aber auch der alte Balthus gefiel mir gut mir seiner Widerborstigkeit.
    Momentaufnahmen aus der Vergangenheit, die Lea erlebt, fühlen sich bedrohlich an. Etwas Grauenhaftes muss geschehen sein. Aber sie kann es nicht fassen. Was die anderen ihr erzählen, bringt sie aber auch nicht weiter, denn vieles ist widersprüchlich. Außerdem merkt sie, dass man ihr etwas verschweigt.
    Der Schreibstil ist flüssig. Kurze Kapitel und wechselnde Zeitebenen machen die Story spannend. Dafür erscheint mir aber das Verhalten der Personen oft nicht wirklich schlüssig. Zum Ende ging dass alles recht schnell.
    Die Örtlichkeiten sind sehr atmosphärisch beschrieben, so dass man die Gegend schön vor Augen hat.
    Eine spannende Geschichte.




    4ratten

    Rick, Chris, Konrad und Paulas Unternehmen „Beichthotline“ bietet Menschen die Möglichkeit ihre Probleme abzuladen. Auch privat leben die jungen Leute zusammen in einer Wohngemeinschaft. Rick ist ziemlich verunsichert, als er einen Anruf erhält, in dem eine Frau droht, ein Baby auf dem Friedhof lebendig zu begraben. Er würde gerne die Polizei einschalten, aber Chris ist dagegen, denn seine Devise ist ganz klar: „Keine Polizei.“ Da der Vorgang Rick aber keine Ruhe lässt, fährt er zusammen mit Paula auf dem Friedhof. Was will die Frau? Auf wen hat sie es abgesehen?
    Ziemlich schnell zeichnet sich sowohl Motivation als auch Ziel der mysteriösen Frau ab. Trotzdem bleibt es spannend, denn Schlag auf Schlag passieren Dinge, die die Protagonisten reagieren lassen. Aber die Frau ist immer einen Schritt voraus.
    Durch wechselnde Perspektiven bleibt die Handlung spannend und man lernt die einzelnen Personen besser kennen. Chris hat viel Energie in das Unternehmen gesteckt. Auch machen ihm die Probleme mit seinem Bruder zu schaffen. Die sympathische und warmherzige Paula ist schwanger. Sie möchte eine perfekte Familie mit einer eigenen Wohnung haben. Ihr Freund Konrad möchte aber auch Karriere als Musiker machen zusammen mit seiner Band. Auch Rick hat in seiner Familie schon einiges hinter sich.
    Die Gefühle der jungen Leute kann man sehr gut nachvollziehen. Je mehr man über die Anruferin erfährt, umso mehr erkennt man, dass sie psychisch krank ist.
    Das Buch hat mich von Anfang an gefesselt .

    Immobilienhändler Engelmann wird tot aufgefunden. Mit Luxussanierungen im Viertel hat er sich nicht gerade beliebt gemacht. Liegt hier das Motiv?
    Nele, die Engelmann zu dem Thema interviewen wollte, stellt nun eigene Ermittlungen an und bringt sich in Gefahr. Ihr Sohn Cairo engagiert sich mit einigen seiner Freunde in einer Bürgerinitiative, die gegen die Sanierungen protestiert. Er taucht mit dem Computerfachmann Ben auf und bittet seine Mutter, Ben ein paar Tage aufzunehmen. Ben hilft Nele dann bei ihren Recherchen.
    Die Soko "Sanierung" unter Kommissar Werner Jensens Leitung kommt bei der Klärung des Falles auch nicht recht weiter. Dann gibt es einen weiteren Mord und die Geschichte nimmt Fahrt auf.
    Der Kriminalfall gerät ein wenig ins Hintertreffen, da die Geschichte um Neles ungewöhnliche Lebensweise den Hauptanteil einnimmt. Die freiberufliche Journalistin engagiert sich sowohl in der Bürgerinitiative als auch bei einem Zeitungsprojekt. Da ihr Lebenspartner ständig abwesend ist, pflegt sie auch noch eine Beziehung zu dem Rechtsanwalt Thomas Pick, der auch mit Sanierungen zu tun hat.
    Die Geschichte um das Thema Luxussanierungen und Bestechungen ist spannend und brandaktuell. Kein einfacher Fall für die Polizei, denn erst so nach und nach klären sich Widersprüche und auch Neles Umfeld muss durchleuchtet werden.
    Die Protagonisten sind authentisch und detailliert beschrieben. Der Schreibstil gefiel mir gut und die Geschichte mit den Verflechtungen der unterschiedlichsten Motive hat mich gut unterhalten.
    Ein spannender und unterhaltsamer Krimi.

    Die Polizistin Eva Flessner findet ihre Freundin und deren Familie ermordet auf. Das geht ihr natürlich sehr nahe und sie versucht den Mörder zu finden, obwohl das nicht ihr Fall ist.
    Falk Stucke ist Sicherheits-Chef in einem Einkaufszentrum. In seiner Kindheit hat er erleben müssen, wie ein dominanter Vater seine Mutter quälte und misshandelte. Daher suchte er Zuflucht bei der heilen Familie „Die Waltons“. Auch in seinem Job muss er ein Auge für Menschen haben. Er sieht sich als Retter misshandelter Frauen, der die Männer bestrafen muss.
    Es ist schon faszinierend mitzuerleben, wie ein Mensch sich gleichzeitig im Alltag normal verhalten und gleichzeitig ein Mörder sein kann.
    Falk ist ein Mensch, der durchaus Empathie empfinden kann. Seine Wut hat er nicht immer unter Kontrolle. Er wirft den zu strafenden Männern Brutalität vor und handelt letztendlich selbst nicht anders.
    Eva begegnet Falk dienstlich im Einkaufszentrum und findet ihn sympathisch. Sie leidet unter dem Verlust ihres Freundes und sehnt sich nach der Nähe zu einem Menschen. Dass sie seit geraumer Zeit gesundheitliche Probleme hat, ignoriert sie.
    Dies ist keine Krimi zum Miträtseln. In diesem Buch weiß man von Anfang an, wer der Mörder ist. Es geht darum, zu erleben, wie ein psychisch kranker Mensch sich seine Welt zurecht legt und andere Menschen nach seinem Idealbild formen will.
    Der Schreibstil ist angenehm und flüssig und die Geschichte ist spannend. Das offene Ende lässt auf eine Fortsetzung schließen.
    Ein etwas anderer Krimi!



    4ratten

    Einige Hirsche auf der Straße sind schuld. Sie verursachen einen Unfall und die Gefangenen aus dem Gefängnistransporter sind frei.
    Warren Harper, ein Marine, kommt nach Hause und erfährt von seiner Frau, dass sie sich scheiden lässt. Er überredet Carol dazu, dass er mit seiner Tochter ein Ausflug machen kann, um ihr nach der langen Trennung wieder näher zu kommen.
    Dann beginnt der Albtraum. Emma verschwindet vom Campingplatz. Da alle Polizisten und das FBI eingespannt sind, die entflohenen Mörder wieder einzufangen, wird Warren an Angel Burns verwiesen. Sie ist Hundeführerin. Warren macht sich mit ihr und der Hündin Moonlight auf die Suche nach Emma mitten durch den Regenwald.
    Die Geschichte ist angenehm zu lesen und spannend von Anfang an. Dass Emma den Mördern in die Finger fällt, ist natürlich vorauszusehen. Geschildert wird das Ganze mal aus der Sicht der Mörder, dann aus der Perspektive der Polizei und des FBIs und natürlich wird auch der Blickwinkel von Warren und Angel dargestellt. Erst zum Ende wird die Verbindung hergestellt.
    Die Charaktere sind entsprechend ihren Rollen sehr gut beschrieben, so dass man entweder mitfühlt oder aber eine große Antipathie entwickelt. Die beiden Mörder könnten unterschiedlicher nicht sein. Warren begibt sich ganz in die Hände von Angel, obwohl er sich große Sorgen um seine Tochter macht, aber er weiß, dass er ohne Moonlight keine Chance hat, seine Tochter zu finden. Obwohl Warren um seine Tochter besorgt ist, lenken ihn seine Gefühle für Angel aber auch ab. Für mich ein wenig zu viel Gefühl.
    Auch der Regenwald wird sehr anschaulich beschrieben, so dass man sich gut in diese dichte Vegetation hineinversetzt fühlt und nachvollziehen kann, wie unübersichtlich es für alle ist und wie schwer, das Ziel zu erreichen. Zum Schluss bleiben einige Fragen unbeantwortet, die wohl in einem Folgeband geklärt werden.
    Spannende Unterhaltung mit einem guten Schuss Romantik!



    4ratten

    Ein Frau hat ihren Vater an eine Campingliege gefesselt. 78 Tage hat sie seinen Tod minuziös geplant. Nun soll er sterben. Denn der Vater hat nicht nur sie und ihre Geschwister gequält, sondern auch ihre Mutter und Stiefmütter verprügelt. Jetzt will sie das alles rächen und eine Leben – frei von ihm – beginnen. Ausschlaggebend war wohl, dass ihr Bruder Lillibror vom Vater krankenhausreif geprügelt wurde.
    In einem weiteren Handlungsstrang wird von den Ermittlungen um eine eingefrorene Frauenleiche berichtet. Die Polizei, allen voran Anna Eiler, kommt nicht richtig voran, daher versuchen zwei Journalistinnen, Julia Almliden und Ing-Marie Andersson, diesen Fall zu klären. Dabei gehen sie bei ihren Befragungen recht skrupellos vor. Ihre Rücksichtslosigkeit verhilft ihnen aber immer wieder zu einem Vorsprung vor der Polizei. Julia war früher mit Anna befreundet, inzwischen reden sie nicht mehr miteinander. Jede der drei Frauen schleppt ein Geheimnis mit sich herum.
    Dass die beiden Handlungsstränge etwas miteinander zu tun haben, lässt sich bis zum Ende zur vermuten.
    Das Buch besteht aus sehr kurzen Abschnitten mit ständigen Szenenwechsel. Dies verstärkt die Spannung. Die Geschichte ist flüssig zu lesen. Bis zum Ende ist nicht klar, wer die Vatermörderin wirklich ist.
    Die Protagonisten sind gut herausgearbeitet. Ing-Marie und Julia gehen als Journalistinnen so ziemlich gnadenlos vor. Dass sie Menschen damit verletzen könnten, interessiert sie nicht. Anna dagegen wirkt auf mich farblos und nicht voll bei der Sache. Die Vatermörderin ist ein verletzter Mensch, der in diesen Verletzungen gefangen ist. Aber bei ihren Planungen geht sie sehr kaltblütig vor. Ihre Motivation ist gut nachzuvollziehen.
    Ein spannender Psychothriller, den man kaum aus der Hand legen kann.



    4ratten

    Eine tote junge Frau wurde verstümmelt auf einem Fabrikgelände in Berlin gefunden. Aus hier ist Paul Kalkbrenner mit seiner Kollegin Sera Muth vor Ort. Bald schon werden weitere verstümmelte Leichen aus den Becken auf dem Gelände mit Kloake geholt.
    Juliane Kluge ist auf der Suche nach ihrer Pflegetochter Merle, die verschwunden ist.
    Der undurchsichtige Markus will nicht nur kleine Mengen Drogen verticken, er will das große Geschäft und muss den Boss überzeugen, dass er der richtige Mann ist.
    Da verschiedene Handlungsstränge nebeneinander herlaufen, bleiben die Zusammenhänge lange im Dunkeln. Immer wieder habe ich gedacht, die Lösung des Falles zu kennen, wurde aber durch neue Wendungen auch immer wieder unsicher, ob ich richtig liege.
    Kalkbrenner geht wie immer sehr beharrlich vor, auch wenn es dadurch im privaten Bereich schwierig wird. Seine Probleme mit dem Kollegen Sebastian Berger sind immer noch nicht gelöst. Aber nicht nur er, sondern auch andere haben private Probleme, wie Markus, der Familie und seine Geschäfte in Einklang bringen will. Juli vergisst über der Suche nach Merle ihre Angehörigen.
    Viele Problematiken werden in diesem Buch behandelt: Drogen, Prostitution, Homosexualität und wieder einmal der Sex mit Kindern – alles brisant und topaktuell. Besonders wenn es um die Kinder als Opfer geht, dann geht einem das Thema wirklich unter die Haut. Der Spannungsbogen bleibt die ganze Zeit erhalten, so dass es schwerfällt, das Buch aus der Hand zu legen. Zum Schluss bleiben einige Fragen offen, die wahrscheinlich in einem weiteren Band geklärt werden.
    Ein sehr realitätsnaher und bewegender Thriller, der äußerst spannend ist.




    5ratten

    … und wieder gibt es in Lemanshain einen ungewöhnlichen und brutalen Mordfall.
    Eine junge Frau wurde förmlich zu Tode geprügelt, so dass kaum ein Knochen heil blieb. Auch hat der Mörder sich an ihr vergangen. Aber Jennifer Leitner und Oliver Grohmann haben nicht nur mit dem Fall alle Hände voll zu tun, sie müssen sich auch noch mit der neuen Oberstaatsanwältin auseinandersetzen. Ricarda Anstett ist bekannt dafür, dass sie kalt und rücksichtslos ihre Interessen durchsetzt und wenn sie geht, verbranntes Land zurücklässt.
    Mit Hilfe eines Tattoos wird die Identität der Toten ermittelt. Die Gleichgültigkeit der Eltern ist erschreckend. Jennifer kann gut verstehen, warum die 17jährige Isabell die Straße ihrem Zuhause vorzog. Dann steht auch noch das BKA auf der Matte.
    Es ist bereits der dritte Fall von Jennifer Leitner und Oliver Grohmann, doch immer wieder erfährt man Neues über unsere sympathischen Protagonisten. Jennifer schafft es dieses Mal sehr oft, sich zurückzuhalten, was so gar nicht ihrem Naturell entspricht. Ricarda Anstett eilte eine Ruf voraus und sie zeigt, dass dieser Ruf berechtigt ist. Oliver, der sehr gerne „Außendienst“ macht, wird an die Kette gelegt, was ihn aber nicht daran hindert, im richtigen Moment doch auf der Bildfläche zu erscheinen.
    Die Story ist vom Anfang bis zum Ende äußerst spannend. Immer wieder gab es überraschende Wendungen, die die Lösung, die man im Kopf hatte, wieder über den Haufen warf. Die Geschichte wird flott und sehr unterhaltend erzählt. Das Kopfkino hat zu tun.
    Ein superspannendes und tolles Buch.



    5ratten

    Da Julia Wagner die Geschehnisse in Wittenrode nicht hinter sich lassen kann, lässt sie sich in die Psychiatrie „Mönchshof“ einweisen. Sie ist nicht lange dort in der geschlossenen Abteilung, als der Patient Tämmerer erschossen und ohne Augen aufgefunden wird. Charlotte Gärtner ist die zuständige Kommissarin. Aber auch Julias ehemaliger Kollege Zander mischt sich in die Ermittlungen ein. Aber Julias Gegner sind gefährlich und den Ermittlern immer einen Schritt voraus, denn der Fall geht weit zurück bis in Julias Kindheit.
    Das Buch schließt nahtlos an den ersten Band „Teufelsmord“ an. Jetzt wissen wir, wer diese grauenhafte Handlung in der Kapelle von Wittenrode überlebt hat. Es ist schnell klar, dass der Mord im „Mönchshof“ nicht zufällig geschieht, sondern dass Julias Gegner auch hier die Finger im Spiel haben.
    Zander sieht die Gefahr für Julia und möchte sie schützen. Da er offiziell aber nichts mit den Ermittlungen zu tun hat, bleibt er Charlotte Gärtner auf den Fersen. Wenn Charlotte allzu leichtfertig Hinweise als Hirngespinste abtut, klemmt sich Zander dahinter. Er ist es auch, der die Tagebuchaufzeichnungen einer Kindermörderin aus dem 19. Jh. berücksichtigt. Dies ist ein sehr schauriger Aspekt. Zanders Beharrlichkeit ist es zuzuschreiben, dass auch weitere Fakten zum Tod von Julias Vater bekannt werden.
    Der Schreibstil ist flüssig fesselnd. Die Charaktere sind sehr detailliert und authentisch beschrieben, alle haben ihre ganz speziellen Eigenarten.
    Die Anzahl der Personen in der geschlossenen Abteilung ist überschaubar, trotzdem wirken alle verdächtig – sowohl die Patienten, als auch das Pflegepersonal bis hin zum Leiter der Klinik - und das macht die Klärung des Falles nicht einfach. Auch bei diesem Buch gelingt es der Autorin wieder, mich bis zum Schluss an der Nase herumzuführen. Hinweise gibt es genug und doch ist es bis zum Ende unklar, wer der Mörder ist. Dann aber erscheint alles logisch und klar. Aber auch hier gibt es zum Schluss wieder Cliffhanger.
    Obwohl man dieses Buch auch lesen kann, ohne „Teufelsmord“ zu kennen, ist es sicherlich hilfreich, die Bücher in der vorgegebenen Reihenfolge zu lesen.
    Das Buch packt einen von Anfang an, auch oder gerade weil man ständig irritiert ist und wissen möchte, was hinter der Geschichte steckt. Da sich aber nur ein Teilbereich zum Ende des Buches geklärt hat, möchte ich den nächsten Band jetzt ganz schnell lesen.



    5ratten

    Während Gereon Rath Karneval in seiner Heimatstadt Köln feiert, wird in Berlin im Todesfalle eines obdachlosen Veteranen ermittelt. Als dann auch noch der Reichstag brennt, wird Gereon zurückbeordert. Die Prioritäten für die Ermittlungen haben sich verschoben. Nicht der Mordermittlung wird Vorrang eingeräumt, sondern der Jagd nach Kommunisten, die für den Brand Des Reichstages verantwortlich gemacht werden. Die politische Polizei wird aufgestockt, das Morddezernat wird kleiner.
    Die Verhältnisse in Deutschland ändern sich sehr schnell. Kaum einer will wahrhaben, wohin die Reise geht. Auch Rath, der unpolitische Mensch, sieht und hofft, dass es schon nicht so schlimm wird und dass der Spuk bald eine Ende hat. Dagegen ist Charly sehr besorgt wegen der Entwicklung. Die politische Situation führt immer wieder zu Diskussionen und Streitereien zwischen den beiden, so dass man fürchten muss, dass die geplante Hochzeit nicht stattfindet.
    Als Rath auch zu den Politischen versetzt wird, merkt er schnell, dass es nicht um Ermittlungen geht, sondern zunächst um Manipulation der Wahlen. Als ein weiterer Mord geschieht, findet er einen Weg, wieder an seinen alten Arbeitsplatz zurückzukehren. Aber auch dort hat sich schon einiges verändert. Gräf, der homosexuelle Beziehung mit einem SA-Mann hat, ist davon überzeugt, dass unter den Nazis alles besser wird, und will bei den Politischen bleiben. Aber auch andere, unbequeme Personen verschwinden. Raths Vorgesetzter Wilhelm Böhm, zu dem er immer ein angespanntes Verhältnis hatte, wird abgeführt und taucht nicht wieder auf. Dann wird dem Pathologen Schwartz nahegelegt, in den Ruhestand zu gehen.
    Bei seinen Nachforschungen stößt Rath auf Vorgängen, die bis zurück in den 1. Weltkrieg reichen. Bei der „Operation Alberich“ hinterließen die deutschen Soldaten in Frankreich verbrannte Erde. Ist das Buch von Leutnant von Roddeck Anstoß für diese Morde? Warum ist gerade der März 1917 so interessant?
    Das Buch zeigt ein sehr düsteres Bild von den Verhältnissen in Deutschland. Im Gegensatz zu den vorherigen Bänden wird immer offensichtlicher, dass wer nicht das Weltbild der Nazis passt, verfolgt wird. Es ist natürlich aus heutiger Sicht leicht zu sagen, dass die Menschen hätten merken müssen, was da geschieht. Aber sie waren schon so indoktriniert, dass bei der Bücherverbrennung gejubelt wurde.
    Man kann sich gut in die Protagonisten mit ihren Ängsten und auch Hoffnungen hineinversetzen. Wie in den Vorbänden sorgt Raths Gerechtigkeitssinn dafür, dass er auch schon mal am Rande der Legalität agiert. Charly hat es inzwischen so den Boden unter den Füßen weggezogen, dass sie Gereon bei solchen Aktionen sogar unterstützt.
    Ein komplexer und spannender Kriminalfall ist eingewoben in die historischen Ereignisse und atmosphärisch sehr dicht geschildert.



    5ratten

    Ihr Vater Ben hatte ihr versprochen, dass er zurückkommt. Aber er wurde inhaftiert und als Mörder an seiner Geliebten Julia verurteilt. Damit wurde die siebenjährige Fiona zum Außenseiter, denn sie war ein Mörderkind. Ben sucht 18 Jahre später den Kontakt zu Fiona, aber sie schlägt die Tür zu. Sie ist wütend, sie ist verletzt und sie hat eine Mauer um sich herum aufgerichtet. Niemand soll sie mehr verletzen.
    Etwa ein Jahr später taucht der Rettungsassistent Matthias Stiller bei ihr auf, um ihr die letzten Worte ihres sterbenden Vaters mitzuteilen: „Ich bin kein Mörder.“ Fi will nichts davon hören. Aber die Einwände, die Darcy, wie Fi Matthias nennt, hat, werfen Fragen auf und so macht sich Fiona mit Darcys Unterstützung an die Aufarbeitung der Vergangenheit.
    Fiona ist schwierig, stets auf Krawall gebürstet und hat auch ihren Weg noch nicht gefunden. Sie wird immer von Wut beherrscht. Da ist es gut, das es den geduldigen und beharrlichen Darcy gibt, der sich von Fionas Art nicht abschrecken lässt. Fiona ist nicht sonderlich sympathisch, aber je mehr man über ihre Vergangenheit erfährt, umso mehr kann man Verständnis für sie aufbringen. Auch wenn Fionas Art meist nervend ist, so gibt es doch immer wieder Momente, wo man sich über ihr Verhalten amüsieren kann.
    Die Geschichte wird in zwei, sich abwechselnden Zeitebenen erzählt. Neben Fionas Ermittlungen, wird in der anderen Ebene die Geschichte von Ben und Julia erzählt, wie sie tatsächlich passiert ist. Der Leser weiß also irgendwann mehr als Fiona, aber dennoch fehlen wichtige Aspekte, die sich erst zum Schluss klären. Das sorgt dafür, dass der Spannungsbogen erhalten bleibt. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und fesselnd. Die Charaktere sind authentisch beschrieben. Die Handlung ist in sich stimmig.
    Das Buch ist spannend und hat mich gut unterhalten.



    5ratten

    Inzwischen läuft Cormoran Strikes Büro sehr gut. Die Jobs, die er an Land zieht sind auf Dauer langweilig, aber lukrativ. Dann taucht Leonora bei ihm auf und fordert kurz angebunden, dass Strike ihren Mann Owen Quine suchen soll, die Rechnung würde von der Literaturagentin Elizabeth Tassel beglichen. Strike nimmt den Auftrag wider besseren Wissens an und macht sich auf die Suche nach dem eigenwilligen Autor. Schnell wird ihm klar, dass der Fall recht komplex ist, denn in dem Manuskript seines neuen Roman greift Owen alle Leuten in seinem Umfeld massiv an, indem er Intimitäten öffentlich macht.
    Wieder einmal gelingt es J. K. Rowling unter dem Pseudonym Robert Galbraith einen atmosphärisch dichten und intelligent konzipierten Kriminalroman zu präsentieren. Die Orte sind sehr schön bildhaft beschrieben, so dass man sich fühlt, als sei man selbst auf einem Trip durch London. Aber auch die beteiligten Personen sind sehr gut dargestellt in ihrer Egozentrik und teils aufgesetzten Eigenwilligkeit. Quine selbst sorgt dafür, dass er aufgrund seines Outfits auffällt und im Gespräch bleibt, indem er gelegentlich abtaucht. Feindschaften werden gepflegt und sorgen für Publicity.
    Cormoran ist sympathisch, intelligent und selbstbewusst. Durch seine Sensibilität hat er auch ein Gespür für andere Menschen und sieht Einzelheiten, die anderen verborgen bleiben. Sein Leben hat ihm eine Menge unangenehmer Erfahrungen beschert, nicht zuletzt der Verlust seines Unterschenkels, der ihm ständig Beschwerden bereitet. Dass er aber auch Sinn für Humor und kleine Biestigkeiten hat, beweisen seine Weihnachtsgeschenke für die Neffen und sein Patenkind. Unterstützt wird Strike durch seine ambitionierte und hübsche Assistentin Robin Ellacott, die nichts lieber tut, als ermitteln, was ihrem Freund und zukünftigen Ehemann Matthew absolut nicht gefällt. Sie agiert mit Feingefühl und Zurückhaltung, aber stets scharfsinnig.
    Es gibt eine überschaubare Zahl von Protagonisten, die aber alle ein Motiv haben und dadurch verdächtig sind.
    Die Geschichte entwickelt sich langsam, ist aber aufgrund der eigenwilligen Charaktere und Strikes besonderer Ermittlungsweise interessant und spannend. Wieder einmal blieben mir entscheidende Details verborgen, so dass ich mich zwar gefühlsmäßig auf einen Verdächtigen eingeschossen hatte, aber bis zum Schluss doch im Dunkeln tappte.
    Ein spannender Kriminalroman mit eigenwilligen Verdächtigen und einem ganz besonderen Ermittlerduo.



    4ratten

    Junge Frauen werden brutal ermordet und vergewaltigt, zuerst in München, später auch in Hamburg und Berlin. Der Täter hinterlässt Kennzeichen: Blumen, Champagner, Dessous, Parfumgeruch. Zielermittler Nicolas Eichborn und Fallanalytikerin Helen Wagner werden vom Bundeskriminalamt auf diesen Fall angesetzt. Eine Spur führt zu „New Horizon“, ein sektenähnliches Unternehmen unter der Führung von Leonard König, das seinen Mitgliedern eine Bewusstseinserweiterung und damit eine verbundene Steigerung ihrer Leistung verspricht.
    Schon bald müssen Nicolas und Helen feststellen, dass die Gegner mächtig und gut vernetzt in Politik und Militär sind und einiges zu verbergen haben.
    Nicolas Eichborn wurde vor Monaten angeschossen und nun soll ein psychologisches Gutachten seine Diensttauglichkeit bestätigen. Er hält aber nicht viel von diesen Methoden. Seine sarkastische und schlagfertige Art macht diesen Thriller sehr unterhaltsam. Wenn Nicolas ein Fettnäpfchen sieht, tritt er nicht hinein – nein, er nimmt Anlauf und springt mit viel Vergnügen hinein. Er hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und es bereitet ihm überhaupt kein Problem, auch etwas außerhalb der Legalität für Gerechtigkeit zu sorgen.
    Helen Wagner ist attraktiv und sympathisch. Sie agiert besonnener als ihr Partner.
    Schon beim ersten Treffen funkt es zwischen den beiden. Zusammen ergeben sie ein höchst unkonventionelles Ermittlerpaar.
    Kriminaldirektor Schranz ist mehr der Büromensch, allerdings entpuppt er sich mit der Zeit als sehr zuverlässig Chef, der seine Mannschaft in jeder Beziehung unterstützt.
    Hintergrund für den Thriller sind geheime Programme der Amerikaner, in denen es um Bewusstseinskontrolle geht und die in der Zeit des kalten Krieges bis 1970 mit Versuchen an Menschen durchgeführt wurden.
    Der Schreibstil ist flüssig und die Dialoge sind prickelnd und unterhaltsam. Kurze Kapitel aus unterschiedlichen Perspektiven halten das Tempo hoch. Gerade als ich dachte, die Story sei zu Ende, gab es nochmals eine unvorhergesehene Wendung.
    Diesen grandiose Thriller kann man nur empfehlen.



    5ratten