Beiträge von Moreland

    Joseph Conrad: Die Rückkehr
    Zuerst erschienen: 1898

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    Inhalt
    London im ausgehenden 19. Jahrhundert: Das Leben des angesehenen Bürgers Alvan Hervey gerät aus den Fugen, als er eines Abends den Abschiedsbrief seiner Frau vorfindet.


    Resümee
    Die Erzählung konzentriert sich auf wenige Stunden im Leben des Ehepaares Mr. und Mrs. Alvan Hervey. Nach fünf Jahren Ehe haben es die Herveys geschafft. Sie sind Teil der vornehmen Gesellschaft. Ihr Haus ist Mittelpunkt regelmäßig stattfindender Treffen eines erlauchten Kreises. Der Gatte hat politischen Einfluss und finanziert ein literarisches Magazin.
    Die Eheleute sind saturiert. Romantik und Leidenschaft hat in ihrem Leben keinen Platz. Aus dieser lieblichen Routine wird Alvan Hervey jäh herausgerissen, als ihm seine Frau in einem Brief eröffnet, fortan mit einem anderen Mann leben zu wollen - es ist ausgerechnet jener Journalist, dessen Zeitschrift er gefördert hatte. Hervey gerät außer sich. Er durchläuft verschiedene Stadien der Wut und Verzweiflung, doch ehe er Maßnahmen treffen kann, um die Situation zu retten, steht seine Ehefrau wieder in der Tür. Was folgt, ist keine Aussprache, sondern eine Konfrontation voller Gesten, gestammelter Halbsätze und beredtem Schweigen.


    Das Geschehen wird bis auf wenige Ausnahmen aus Sicht des Mannes geschildert. Dieser wird porträtiert als typischer Vertreter eines Viktorianers: auf die Sitten und seinen Ruf bedacht, selbstgerecht, ein Philister durch und durch.
    Aber er macht im Verlauf eine Wandlung durch. Eine Erkenntnis reift allmählich in ihm, und nach Anbruch der Mitternacht fällt er eine folgenreiche Entscheidung.


    Das ist alles ist sehr genau beobachtet, psychologisch nuanciert und in einer präzisen, punktgenauen Sprache festgehalten, wie ich sie lange nicht mehr gelesen habe.
    "Die Rückkehr" hat mir auf jeden Fall Lust gemacht, mehr von Conrad zu lesen. :daumen:




    P. S.: Ich habe oben eine englische E-Book-Fassung verlinkt, weil mir das Cover am besten gefiel. Die deutsche Neuübersetzung schließt in Titel und Bild an die Filmadaption von 2005 an und heißt "Gabrielle - Die Rückkehr", obwohl die Ehefrau im Buch namenlos bleibt. :wand:


    frage mich, ob sich das Geschehen denn später noch mehr auf den Major Melzer fokussieren wird, um den Untertitel zu rechtfertigen..?!


    Aus der Erinnerung an meine damalige Lektüre heraus: ja, am Ende geht es stärker um Melzer und seine "Menschwerdung".


    (Sorry, dass ich so unangemeldet hereinplatze. Als ansonsten stiller Mitleser folge ich dieser Leserunde sehr gerne.)

    Auch hat sich mir bis zum Schluss nicht erschlossen, warum manche Passagen kursiv gedruckt sind. Vielleicht kann mich darüber jemand aufklären, der dieses Buch gelesen hat, mich würde es wirklich interessieren.


    Die Lektüre liegt bei mir schon etwas zurück. Der Roman besteht ja aus inneren Monologen der einzelnen Figuren. Aus der Erinnerung heraus würde ich sagen, die kursiven Stellen beziehen sich auf direkte Rede, bin mir aber nicht sicher.


    Jedenfalls, wenn du von "Als ich im Sterben lag" mittelmäßig begeistert warst, kann ich dir nur abraten, "Absalom, Absalom!" zu lesen. Das Buch ist ein echtes Brett. Ich musste mich da wirklich durchkämpfen.