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Originaltitel: Le premier siècle après Béatrice
Auf der Rückseite von „Das erste Jahrhundert nach Béatrice“ steht tatsächlich „Thriller“, wenn auch in Anführungsstrichen, aber immerhin auch als weitere Beschreibung „real-futuristisch“ und ich sortiere diese Dystopie auch nicht unter Science-Fiction ein, obwohl das Buch diesen Titel äußerlich verdient, ist es nicht so einfach zu kategorisieren. Die Geschichte ist als Lebensbericht eines Mannes unserer Zeit verfasst, nur dass seine Zukunft ganz anders verläuft, als wir uns das wünschen sollten. Der Erzähler, ein Insektenforscher, begegnet auf einem Kongress in Ägypten einer Kuriosität. Auf dem Markt werden "Skarabäus-Bohnen" verkauft, die nicht nur für eine erhöhte Fruchtbarkeit des Mannes sorgen sollen, sondern auch das Geschlecht des Kindes festlegen, so dass der gewünschte männliche Stammhalter geboren wird. Doch nach einiger Zeit mehren sich die Zeichen, dass es keine lokale Kuriosität ist, sondern eine weltumspannende Angelegenheit. Seine Freundin findet auf einem indischen Markt das gleiche Mittel unter anderem Namen und auch aus anderen Ländern gibt es gehäuft Meldungen, dass die Geburtenrate sich verändert und mehr und mehr Jungen auf die Welt kommen. Und langsam aber sicher wird der Welt zumindest teilweise bewusst, dass sie auf eine Katastrophe zusteuert.
Das Buch zeigt die Unterscheide zwischen „Nord“ und „Süd“, zwischen klassischer erster und dritter Welt, westlichem und traditionellem Lebensstil. Durch die stärkere Fixierung auf ein männliches Kind trifft die demographische Entwicklung den „Süden“ stärker, aber auch für den Rest der Welt bleibt das Geschehen nicht folgenlos und so wird deutlich, dass wir tatsächlich in einer globalen Gesellschaft leben und uns nicht von dem abnabeln können was in unseren früheren Kolonien geschieht und einfach so tun können, als gäbe es diese Länder gar nicht und nichts was dort geschähe, wäre wichtig. Amin Maalouf ist ein kleines, nachdenklich machendes Buch gelungen, das eindringlich vor Rassismus, Sexismus und all den anderen -Ismen warnt.
Stilistisch als neutraler Bericht vergangener Geschehnisse abgefasst, bietet das Buch keine Lösung. Wer ein Happyend oder eigentlich überhaupt ein Ende erwartet, wird enttäuscht werden. Wer sich aber damit abfinden kann, bekommt ein interessant geschriebenes Stück Literatur mit viel Stoff zum Diskutieren und Nachdenken.