Katja von Glan - Silber im Saum

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    Verlag: Fischer Tb
    ISBN: 3-596-15981-4
    Seiten: 415
    Ausgabe: Taschenbuch
    Preis: € 8,90
    ET: 03.2004


    Kurzbeschreibung


    Nach dem Tod Heinrichs VI. im Herbst des Jahres 1197 herrscht im deutschen Reich ein Machtvakuum. Ein Teil der Reichsfürsten krönt den Welfen Otto zum König, ein anderer den Staufer Philipp. In diesen Thronstreit werden die Kölner Kaufmannstochter Mechthild und die Hofdame Johanna verwickelt. Sie erleben die Irrungen und Wirrungen von Macht und Liebe, die höfschen Intrigen, die hohe Liebe des Minnesangs mit Walther von der Vogelweide, den Kampf um Aachen und viel Aufregung um versteckte Silberstücke im Saum eines Gewandes...


    Reihenfolge


    Silber im Saum
    Der Sternenmantel
    Die Pilgermuschel


    Meine Meinung


    „Silber im Saum“ ist der Auftakt zu einer dreiteiligen Reihe über den Thronstreit zwischen Otto IV. und Philipp von Schwaben. Vom Thema her sollte das Buch also äußerst interessant und erzählenswert sein. Nur leider schafft es Katja von Glan nicht, das große Potential der historischen Ereignisse für eine wirklich spannende Geschichte zu nutzen.


    Zwar liest sich der Roman flüssig und zügig, allerdings lässt der Spannungsbogen zu wünschen übrig und es fiel mir nie schwer das Buch zur Seite zu legen. Im Prinzip plätschert die Geschichte vor sich hin, auch wenn die beiden weiblichen Protagonisten so manches kleine Abenteuer zu bestehen haben. Diese lassen sich bedauerlicherweise eher mäßig spannend lesen. Vieles löst sich einfach zu schnell in Wohlgefallen auf. Der Streit zwischen Otto und Philipp wird nebenbei kurz abgehandelt ohne Farbe oder Leben in die Handlung zu bringen. Die Geschichte, die erzählt wird, ist nicht die des Deutschen Reiches Ende des 12. Jahrhunderts, sondern die von Johanna und Mechthild. Beide werden zwar in die politischen Verhältnisse eingeflochten, dies geschieht allerdings nur sehr oberflächlich.


    Otto, Philipp und Irene von Byzanz bleiben Randfiguren und äußerst blass. Aber nicht nur die historischen Persönlichkeiten konnten mir kein deutliches Bild vor mein inneres Auge zaubern, auch die fiktiven Figuren wie Johanna, Mechthild, Konrad und Anselm bleiben kontur- und farblos. Katja von Glan hat leider kein glückliches Händchen dabei bewiesen, ihren Figuren Leben und Vielschichtigkeit einzuhauchen. Einzig eine der zwielichtigen Gestalten konnte mein Interesse wenigstens vorübergehend wecken. Alle anderen Charaktere blieben den gesamten Roman über undeutliche Schemen und konnten keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.


    Weder Figuren noch Handlung konnten Emotionen in mir wach rufen. Eher war ich von der naiven Johanna und der selbstsüchtigen Mechthild genervt. Und vieles was ich abends gelesen habe, hatte ich am folgenden Tag schon fast wieder vergessen. Leider kommt der Roman auch nicht ohne Magie aus, was mich wohl am meisten gestört hat. Aber die Autorin hat es geschafft, mich wenigstens ab und zu zu überraschen und auch mit dem Ende war ich halbwegs zufrieden, zumindest was Johanna angeht.


    Insgesamt habe ich von „Silber im Saum“ wesentlich mehr erwartet. Die Fortsetzung habe ich schon auf meinem SuB liegen, daher werde ich Katja von Glan noch eine Chance geben, irgendwann. Da sich das Buch flüssig lesen lässt, das Nachwort aufschlussreich und hilfreich war und mein Interesse an deutscher Geschichte Dank dieses Romans wieder erwacht ist, bekommt es trotz der gravierenden Kritikpunkte noch eine recht anständige Bewertung.


    Bewertung


    2ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße<br />Melli

  • Inhalt: Nach dem Tod Heinrichs VI. 1197 streiten der Staufer Philipp von Schwaben und der Welfe Otto von Braunschweig um den Thron. Jeder hat seine Unterstützer, und so wird Otto zwar am richtigen Ort und vom richtigen Mann, nämlich dem Kölner Erzbischof gekrönt, aber Philipp dafür mit den echten Reichsinsignien. In der Folgezeit umtänzeln einander die beiden Gruppen, ohne daß es zu einer schnellen Entscheidung für den einen oder den anderen kommt. Am Hof von Philipp langweilt sich die Hofdame Johanna, was auch nicht besser wird, als ihre Verlobung durch den Bräutigam gelöst wird, im wesentlichen wohl aus finanziellen Gründen - er hat eine reichere Braut gefunden. Auch ihre überraschend entdeckte Heilgabe freut vor allem Philipps Frau Irene, die seit einem Aufenthalt auf Burg Trifels von Richard Löwenherz und seinen Drohungen gegen ihren Gatten im Geist verfolgt wird und dauernd unter Alpträumen und starken Kopfschmerzen leidet.


    Zur gleichen Zeit findet der Geleitzug, der Otto nach Braunschweig bringt, im Wald eine junge Frau, die ihr Gedächtnis verloren hat. Es handelt sich dabei um die Kölner Kaufmannstochter Mechthild, und auf Kölner Silber zur Bestechung der Reichsfürsten wartet Otto dringend. Nur kann sich Mechthild nicht daran erinnern, ob sie mit diesem Silber etwas zu tun hatte und was damit passiert sein könnte. Sie kehrt mit Ottos Zug nach Köln zurück, wo sie auch ihre Erinnerungen wiederfindet, sich aber auch in ständiger persönlicher Gefahr ist, weil der Ritter aus Ottos Gefolge, den sie heiraten soll, nicht mehr ihr Wunschkandidat ist. Durch Zufall begegnen sich Mechthild und Johanna, was für beide zu aufschlußreichen Erkenntnissen führt.



    Meine Meinung: Wer hier einen historischen Roman erwartet, liegt ziemlich falsch. Es gibt zwar einen historischen Hintergrund, der auch im wesentlichen richtig ist und den die Autorin in ihrem Nachwort noch erläutert. Aber das allein reicht nicht, um eine Herz-Schmerz-Geschichte zu etwas anderem zu machen, als eben genau das. Und auch gegen Herz-Schmerz-Geschichten ist überhaupt nichts einzuwenden, wenn sie gut erzählt sind, was hier aber nicht der Fall ist. Nicht nur die Nebenfiguren, auch die Protagonisten sind ziemlich eindimensional und viel zu ausrechenbar in ihren Handlungen, nicht einmal der „Schurke“, den ich dazu noch schnell „enttarnt“ hatte, konnte mich besonders ans Buch fesseln. Mechthilds Arroganz kontrastiert zwar mit Johannas Demut und ihrer Heilfähigkeit, aber beides wirkte gleichermaßen aufgesetzt, und insbesondere die Heilgabe brachte einen „magischen“ Aspekt hinein, der auf mich einigermaßen deplaziert wirkte.


    Auch die Geschichte selbst trägt, so wie sie angelegt ist, einfach nicht über die rund 400 Seiten. Sie zerfällt in eine Vielzahl kleiner Episoden, die in sich mehr oder weniger (leider meist weniger) interessant sind, und nur durch die Bindung an den jeweiligen Hof einen roten Faden erhalten. So ist der regelmäßige Wechsel zwischen Philipps und Ottos Hof auch das wesentliche Element, durch das überhaupt so etwas wie Spannung aufgebaut wird, auch wenn ich nicht gerade behaupten kann, daß die jeweiligen Abschnittsenden ausgesprochene Cliffhanger waren, die mich zum Weiterlesen animiert hätten. Das Ganze plätschert vor sich hin und läßt sich zwar flüssig lesen, aber einen besonderen Sog entwickeln weder der Plot, noch die Figuren, noch die Sprache. Fazit: Kann man lesen, wenn man keine zu hohen Ansprüche an den historischen Gehalt stellt und keine Langzeitwirkung im Gedächtnis erwartet. Liest man stattdessen etwas anderes, so ist es auch kein wirklicher Verlust.


    2ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen