oder Bekenntnisse einer häßlichen Stiefschwester
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Inhalt: Die Witwe Margaret flieht Anfang des 17. Jahrhunderts mit ihren beiden Töchtern, der einfältigen und unförmigen Ruth und der intelligenten, aber häßlichen Iris, aus England zurück ins heimatliche Holland, nach Haarlem. Aber der geachtete Großvater ist tot und die sittenstrengen Haarlemer weisen die Familie ab. Bei einem Maler, dem Meister Schoonmaker, kommen sie unter. Dort entdeckt Iris ihr Interesse für die Malerei und für Schoonmakers Schüler Caspar. Als Schoonmaker die junge Clara van den Meer, Tochter eines Haarlemer Kaufmanns, malt, „entdeckt“ Cornelius van den Meer die Familie und übernimmt sie als Gesinde in sein Haus, vor allem, weil Iris Clara Englisch beibringen soll. Es dauert ziemlich lange, bis zwischen den beiden Mädchen etwas wie Vertrauen und Freundschaft wächst. Als van den Meers Frau stirbt, nutzt Margarete die Gelegenheit zum gesellschaftlichen Aufstieg und läßt sich von Cornelius heiraten. Für Clara wird die herrische Stiefmutter zur Hölle, sie verzieht sich freiwillig und entgegen ihrer Erziehung in die Küche und wird dort zum Aschenputtel. Margarete verleitet Cornelius zu riskanten Spekulationen mit Tulpen, die die Familie wirtschaftlich ruinieren. Der Besuch der französischen Königinwitwe, die einen Porträtisten, und ihres Patensohns, der eine Frau sucht, kommt da wie gerufen. Margarete spinnt Pläne, Iris mit dem jungen Adligen zu verkuppeln. Ein „Komplott“ der beiden Stiefschwestern Iris und Clara, bei dem Caspar ordentlich mithilft, sorgt aber auch für Claras ungeplante Anwesenheit und einen überraschenden Verlauf des Abends.
Meine Meinung: Margaret ist eine böse Stiefmutter für Clara, aber ihr Verhalten ist aus ihrer Biographie verständlich (wenn auch nicht entschuldbar). Sie will vor allem das Beste für sich selbst und ihre Töchter und dafür nutzt sie jede sich bietende Gelegenheit. Ob sie damit andere verletzt oder deren Wünsche ignoriert, ist ihr egal. Iris ist nicht einfach eine böse Stiefschwester, eher im Gegenteil. Sie ist es, die Clara aus ihrer Isolation herauszureißen versucht. Iris ist diejenige, die immer zu vermitteln versucht, die um Ausgleich bemüht ist und die so intelligent (wenn auch nicht schulisch gebildet) ist, daß ihr Äußeres darüber zur Nebensache gerät. Nur deshalb schafft sie es auch, sich gegen ihre Mutter soweit durchzusetzen, daß sie bei Schoonmaker als Schülerin beginnt. Clara dagegen ist eine psychische gestörte junge Frau. Kein Wunder: Nach einer Entführung als kleines Kind bildet sie sich ein, ein Wechselbalg zu sein, ihre Mutter läßt sie das Haus nicht mehr verlassen, aber zu allen passenden und unpassenden Gelegenheiten wird sie den Geschäftspartnern des Vaters vorgeführt, um Eindruck zu schinden. Eine herrische Stiefmutter wie Margarete ist da natürlich wenig geeignet, für eine Verbesserung zu sorgen. Aus Trotz, Angst und einer Reihe weiterer Regungen macht sich Clara selbst zum Aschenputtel, bildet aber ein relativ gutes Verhältnis zu ihren beiden Stiefschwestern aus.
Das klassische Gut-Böse-Schema des Märchens wird also in weiten Teilen aufgelöst. Maguire verfolgt hier einen interessanten Ansatz, denn er erzählt die Geschichte vom Aschenputtel so, wie sie „tatsächlich“ gewesen sein könnte, und bürstet dadurch die bekannte Geschichte einigermaßen gegen den Strich. Ein besonderes „Bonbon“ ist dann noch, daß die Geschichte über das Und wenn sie nicht gestorben sind des Märchens hinauserzählt wird (aber das verrate ich hier natürlich nicht )
Das Ganze ist flott zu lesen, auch wenn ich mir in der ersten Hälfte etwas mehr Schwung gewünscht hätte. Da ist es zum einen sprachlich doch recht spröde und zum anderen etwas langatmig. Da sich Maguire aber zum Glück im Verlaufe seiner Geschichte steigert und mich diese auch als Darstellung insgesamt überzeugt, gibt's trotzdem
Schönen Gruß,
Aldawen