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Inhalt:
Ned Kelly ist ein irisch-stämmiger Australier, der schon von frühester Jugend an mit dem Gesetz in Konflikt gerät. Vom Outlaw Harry Power lernt er, Pferde zu stehlen und Kutschen zu überfallen. Da er der Polizei bekannt ist, ist seine Karriere als Krimineller eigentlich unausweichlich und so wird er denn im Jahr 1880 im Alter von 26 Jahren auch gehängt.
Das ist aber nur die halbe Geschichte. Ned Kelly hatte zu seiner Zeit besonders in der armen Bevölkerung viele Fans, er galt als eine Art Robin Hood Australiens, da er das Geld aus seinen Beutezügen auch unter den Bedürftigen verteilte.
Meine Meinung:
Ein eigentlich sehr interessantes Thema für einen Roman, zumal ich vorher noch nie etwas von Ned Kelly gehört hatte. Aber irgendwie hat es Peter Carey verschenkt. Er lässt den Banditen Ned Kelly selbst erzählen – in Form von fiktiven Niederschriften, die in der einfachen und schnörkellosen Sprache gehalten sind, die man einem intelligenten Schulabbrecher wie Kelly zutrauen würde. Nur verzichtet Carey auf die Verwendung jeglicher Satzzeichen (mit Ausnahme des Punktes). Und über 400 Seiten ohne Komma und Anführungszeichen sind vor allem eines: anstrengend und ermüdend. Ich konnte mich bis zum Ende des Buches nicht recht daran gewöhnen und dieses aus meiner Sicht höchst überflüssige Stilmittel hat mir denn auch das Buch ziemlich verdorben. Ich fand es zeitweise äusserst schwierig, der Geschichte zu folgen, weil mich die fehlenden Satzzeichen so fertig gemacht haben. Ich habe sogar überlegt, ob ich zuerst alle Kommas in das Buch malen und es dann nochmal lesen will. Aber letztlich wars mir das dann auch nicht wert.
Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich, dass Kellys Freunde und Feinde von ihm kaum beschrieben werden, die meisten Charaktere wirken flach, da ihnen meist nur eine einzige Eigenschaft zugeschrieben wird. So ist einer ein Verräter, ein anderer ein Jammersack, ein weiterer ein Säufer. Das reicht mir nicht, Kino im Kopf gabs so keines.
Sehr interessant ist dagegen Ned Kellys Geschichte und seine Sicht der Dinge. Man könnte Carey vorwerfen, Kelly vom Täter zum Opfer zu machen, indem er ihn immer wieder von Ungerechtigkeiten seitens der Polizei schreiben lässt. Da werden Ned und Freunde von ihm einfach mal auf gut Glück verhaftet und durch Falschaussagen von Zeugen auch verurteilt. Während des Lesens entsteht der Eindruck, dass das Rechtssystem in der britischen Kolonie Australien gegen Ende des 19. Jahrhunderts ziemlich auf den Hund gekommen sein musste. Es entsteht der Eindruck, dass Kelly einfach ein Junge war, der viel Pech und das falsche Umfeld hatte.
Fazit:
Wer sich für Ned Kelly oder das koloniale Australien interessiert, sollte hier zugreifen. Ebenso Leute, die Abenteuerromane mögen und Satzzeichen als lästig empfinden. Wer Kommas hingegen für eine sinnvolle Erfindung hält, sollte vielleicht erst mal ein paar Seiten zur Probe lesen.
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